Lornsen | Robbi Tobbi und das Fliewatüüt | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Lornsen Robbi Tobbi und das Fliewatüüt

Das Buch zum Film
16001. Auflage 2016
ISBN: 978-3-522-61063-6
Verlag: Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das Buch zum Film

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-522-61063-6
Verlag: Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Tobbi und sein Roboterfreund Robbi sind furchtbar aufgeregt. Stolz sitzen sie am Steuer ihres selbst gebauten Flugzeugs. Ob es auch wirklich fliegen kann? Immer schneller drehen sich die Propeller - und endlich hebt das Fliewatüüt ab! Große Aufgaben liegen vor Robbi und Tobbi. Denn die Roboter-Prüfung zu bestehen, ist gar nicht so einfach. Wird es ihnen gelingen, das Geheimnis der dreieckigen Burg zu lüften? Und können sie gegen Gespenster, Polizisten, eine Riesenkrake und ein Ungeheuer bestehen?

Boy Lornsen, 1922 als Sohn eines Kapitäns auf Sylt geboren, war einer der bekanntesten deutschen Kinderbuchautoren. Nach Abitur, Kriegsdienst und Kunststudium war er als Steinbildhauermeister, seit 1967 als freier Schriftsteller tätig. Er schrieb Kinder- und Jugendbücher, Gedichte, Erzählungen, einen Roman und Beiträge für Rundfunk und Fernsehen. Für seine Kinderbücher wurde er mit dem Friedrich-Bödecker-Preis und der Silbernen Akademieze ausgezeichnet. Boy Lornsen starb 1995.
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ERSTES KAPITEL


Man hört technische Einzelheiten über das Fliewatüüt und nimmt Einsicht in die Konstruktionszeichnung. Außerdem erfährt man, dass Tütermoor keine besonders günstige Gegend für Erfinder ist, dass Tante Paula technisch nicht mehr so ganz auf der Höhe ist, und warum Tobbi Himbeersaft als Treibstoff wählt.

Tütermoor war keine besonders günstige Gegend für Erfinder. So viel stand fest!

Tobbi wohnte aber nur vorübergehend dort. Seine Eltern waren vor fünf Tagen ganz überraschend nach Kanada gereist – wegen einer Erbschaft oder so. Und da Sommerferien waren, hatte Tante Paula ihn kurzerhand zu sich nach Tütermoor geholt. Erstens war Tobbi ihr einziger Neffe und zweitens konnte sie ihn gut leiden.

Tobbis richtiges Zuhause war in einer Großstadt. Dort befand sich die Wohnung seiner Eltern und in der Stadt wimmelte es nur so von technischen Dingen: Straßenbahnen, Autos, U-Bahnen und Fabriken. Kein Wunder, dass ein kleiner Erfinder sich in einer großen Stadt wohlfühlte.

Aber in Tütermoor gefiel es Tobbi gar nicht schlecht. Natürlich war Tütermoor nicht mit einer Großstadt zu vergleichen. Nicht einmal mit einer Kleinstadt. Tütermoor war ein Dorf, und zwar ein ungewöhnlich kleines. Es lag ganz in der Nähe von …

Ach, es ist völlig unwichtig, wo Tütermoor genau lag. Wichtig ist nur, dass es dort saftige Wiesen, herrliche Obstgärten und einen vergoldeten Wetterhahn gab. Außerdem: eine Schule mit achtzehn Schulkindern, Enten, Gänse, Hühner, Kühe, Schweine, Hunde und Katzen, einige Pferde, sieben fette und zwei magere Ochsen und drei Mäusefamilien mit Kindern, Enkeln und Urenkeln.

Die Milch in Tütermoor kam direkt von den Kühen und nicht etwa aus dem Milchgeschäft. Jeden Morgen stand eine dicke Sahneschicht obenauf, eine Sahneschicht – so dick wie ein Männerdaumen! Die Kuchen rochen dort nach reiner Butter; die Frauen wussten noch genau, wie ein Bratapfel geschmort werden musste und es gab vor allen Dingen viel häufiger hitzefrei als anderswo.

Auch die Sache mit dem Wetter war in der Gegend von Tütermoor sehr praktisch und vernünftig geregelt: Im Sommer schien die Sonne jeden Tag, im Winter fror oder schneite es und es regnete immer nur dann, wenn der Regen auch dringend gebraucht wurde. Also genau, wie sich das gehörte!

Deshalb wurden die Tütermoorer Mohrrüben doppelt so lang und die Kohlköpfe sogar dreimal so dick wie in jeder anderen Gegend. Spatzen gab es fast viermal so viele wie es Einwohner gab und mindestens die Hälfte aller Spatzen wohnte in Tante Paulas altem Efeu.

Nur Technik gab es nicht in Tütermoor. Man kam ohne Technik aus. Merkwürdig! So was ist außergewöhnlich selten.

Ach so! Etwas gab es allerdings in Tütermoor, das mit Technik zu tun hatte: das elektrische Licht und die Motorspritze der Freiwilligen Feuerwehr. Darauf konnten selbst die Tütermoorer nicht verzichten. Das heißt, die Feuerwehrspritze bekam nur die Feuerwehr zu sehen. Sie stand sauber eingefettet im Feuerwehrgeräteschuppen. Und dort blieb sie auch. Weil’s in Tütermoor eben nie brannte!

An Tante Paula war nichts auszusetzen – jedenfalls nicht viel. Sie war eine prima Tante. Eine bessere hätte Tobbi sich nicht wünschen können. Ihr Apfelkuchen zerging auf der Zunge, mit ihrem fabelhaften Himbeersaft war sie durchaus nicht geizig. Vertraute man ihr ein Geheimnis an, dann posaunte sie es nicht gleich in der ganzen Gegend herum. Sie konnte schweigen, und das können die wenigsten Tanten.

Nur vor einem Schnupfen hatte Tante Paula einen gewaltigen Respekt. Selbst dann, wenn es nur ein kleiner Schnupfen war.

Das war auch der Grund, weshalb Tobbi jetzt in seinem Bett lag.

Vor vier Tagen, als sie aus der Stadt abreisten, hatte Tante Paula gesagt: »Du wirst sehen, mein Junge, bei uns in Tütermoor ist die Luft besser. Und einen Schnupfen bekommst du dort nie.«

Das mit der guten Luft stimmte. Das mit dem Schnupfen stimmte aber nicht! Da musste Tante Paula wohl irgendein Fehler unterlaufen sein: Das Erste, was Tobbi in Tütermoor bekam, war ein – Schnupfen. Nach genau vier Tagen, nämlich heute!

»Nun schlägt’s dreizehn! Wie kann’s bloß angehen?«, brummte Tante Paula und stopfte Tobbi ins Bett.

Und weil Tobbi daran nichts ändern konnte, tat er das, was alle Erfinder tun, wenn sie mit einem Schnupfen im Bett liegen: Er beschäftigte sich mit seiner Erfindung.

Die Pläne für das Fliewatüüt waren fix und fertig, schon seit vierzehn Tagen. Aber sie mussten noch einmal überprüft werden. Das tut jeder gute Erfinder, bevor er mit dem Bau beginnt.

Tobbi holte also die Konstruktionspläne aus der Nachttischschublade, denn er hatte sie selbstverständlich mit nach Tütermoor genommen. Eine Überprüfung konnte er auch im Bett erledigen. Er stopfte sich ein Kissen in den Rücken, stellte die Knie hoch und lehnte den Zeichenblock dagegen. Bleistift, Buntstifte und Radiergummi legte er griffbereit auf die Nachttischplatte – falls irgendeine Änderung nötig werden sollte.

Als Nächstes bildeten sich die berühmten »Erfinderdenkfalten« auf seiner Stirn. Das sind besondere Falten, die nur auf Erfinderstirnen vorkommen. Und auch da nur bei den guten Erfindern. Sie verlaufen waagerecht – nicht senkrecht! Außerdem sehen sie noch besonders pfiffig aus und sind besonders schön geschwungen. Etwa wie ein ausgebreiteter Möwenflügel.

Und dann machte sich Tobbi an die Arbeit.

Der Rumpf des Fliewatüüts sah aus wie ein Hühnerei, das hinten ein wenig zugespitzt war. Das war sehr windschnittig und windschnittige Rümpfe sind besonders günstig. Man nennt es auch »stromlinienförmig«. Das Fliewatüüt war zweisitzig. Die beiden Piloten saßen in einer Öffnung im vorderen Drittel des Rumpfes. Die Öffnung hatte vorn eine gebogene Windschutzscheibe und hinten ein Klappverdeck, genau wie bei einem Kabriolett, falls es unterwegs einmal regnen sollte. Rechts und links von den Sitzen waren die wasserdichten Türen zum Ein- und Aussteigen.

Wasserdicht mussten sie sein, weil das Fliewatüüt ja auch ein Schwimmfahrzeug war. Der Rumpf sollte blau, vielleicht aber auch feuerrot angemalt werden. Die Farbe stand noch nicht so genau fest.

»Der Rumpf ist in Ordnung. Daran brauche ich nichts zu ändern«, murmelte Tobbi vor sich hin.

Er wollte gerade mit der Inneneinrichtung beginnen – da kam Tante Paula durch die Tür. Mit einem Tablett, auf dem eine Tasse Kamillentee stand. Er dampfte noch.

»Wie steht’s mit einer Tasse Kamillentee?«, erkundigte sich Tante Paula und fügte noch hinzu: »Soll gut sein gegen Schnupfen.«

»Schlecht steht’s«, antwortete Tobbi. Er mochte keinen Kamillentee.

»Du magst ihn also nicht?«

»Ganz und gar nicht!«, bestätigte Tobbi wahrheitsgemäß.

Er schwindelte nur in dringenden Notfällen und dies war noch kein dringender Notfall. Außerdem wusste er, dass man Leute, die Kamillentee mögen, leicht an den Fingern beider Hände aufzählen kann.

»Hab ich mir fast gedacht – ich mag ihn nämlich auch nicht!«, gab Tante Paula offen zu. »Aber tu mir den Gefallen und trink wenigstens diese eine Tasse aus«, bat sie. »Zukünftig werden wir es mit heißem Himbeersaft versuchen. Ich glaube, der eignet sich auch ganz gut.«

Tobbi tat ihr den Gefallen und trank seinen Kamillentee ohne Mucks aus. Das war eine Leistung.

»Was malst du da?« Tante Paula schielte auf Tobbis Zeichenblock.

»Ich male nicht – ich erfinde!«, stellte Tobbi sofort richtig. Diese Dinge durfte man nicht durcheinanderbringen.

»Und was erfindest du? Ich will natürlich nicht neugierig sein …«

»Ein Fliewatüüt.«

»Was für ’n Tüüt …?«, fragte Tante Paula verblüfft. Sie wusste noch nichts von Tobbis Erfindung.

»Ein Flie! – wa! – tüüt!«, buchstabierte Tobbi langsam.

Tante Paula rieb sich nachdenklich ihre große Nase und machte ein Gesicht, als hätte Tobbi ihr erzählt, Bäcker Paulsens alter, lahmer Kater würde seit Neuestem Rollschuh laufen.

»Ein Fliewatüüt …«, murmelte sie. »Nun wird der Pfannkuchen aber in der Pfanne verrückt!« Das sagt man in Tütermoor immer, wenn man besonders verwundert ist. Und Tante Paula war sogar ganz besonders verwundert!

»Ja, gibt’s denn so was überhaupt?«, wollte sie wissen.

»Eben nicht! Deshalb habe ich es ja gerade erfunden!«, erklärte Tobbi.

»Soso … hm, hm …«, brummte Tante Paula. Sie konnte sich immer noch nichts unter einem Fliewatüüt vorstellen.

Tobbi sah ein, dass er die Sache genauer erklären musste.

»Also – pass mal gut auf, Tante Paula«, sagte er nun. »Das mit dem Fliewatüüt ist nämlich so: Ein Fliewatüüt kann fliegen wie ein Hubschrauber, auf dem Wasser schwimmen wie eine Ente und … kommst du da mit, ich meine, verstehst du das, Tante Paula? Es ist natürlich sehr technisch.«

»Nee! Nee – da komme ich nicht ganz mit. Du musst wissen, ich bin technisch nicht mehr so ganz auf der Höhe!«, gab Tante Paula ehrlich zu.

»Na ja, schließlich kann nicht jeder ein Erfinder sein!«, tröstete Tobbi sie.

»Eben!«, sagte Tante Paula. »Deshalb halte ich mich auch lieber an Kartoffelpuffer, rote Grütze, Frikadellen und solche einfachen Sachen. Davon versteh ich etwas. Bis nachher also!«

Tante Paula machte, dass sie in ihre Küche kam, und Tobbi steckte die Nase...


Tripp, F. J.
Franz Josef Tripp wurde am 7. Dezember 1915 in Essen geboren. Er arbeitete zunächst als Journalist und Schriftsteller, bis er kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs begann seine Texte selbst zu illustrieren.
Nach dem Krieg entschloss er sich, bei der Malerei zu bleiben und ging beim Innsbrucker Maler und Grafiker Heinrich Berann in die Lehre.
1949 machte er sich als Grafiker selbstständig. Zunächst arbeitete er vor allem als Werbegrafiker, doch zunehmend gewann die Buchillustration für ihn an Bedeutung.
1960 erhielt er von Lotte Weitbrecht, der damaligen Verlegerin des Thienemann Verlags, den Auftrag, "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" von Michael Ende zu illustrieren. Aus der ursprünglichen Arbeitsbeziehung zwischen Autor und Illustrator entstand eine enge Freundschaft .
Außer den beiden „Jim Knopf-Bänden" illustrierte Tripp für den Thienemann Verlag „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt" von Boy Lornsen sowie „Das kleine Gespenst" und die drei „Räuber Hotzenplotz"-Bücher von Otfried Preußler.
Er starb am 18. Februar 1978.

Lornsen, Boy
Boy Lornsen, 1922 als Sohn eines Kapitäns auf Sylt geboren, war einer der bekanntesten deutschen Kinderbuchautoren. Nach Abitur, Kriegsdienst und Kunststudium war er als Steinbildhauermeister, seit 1967 als freier Schriftsteller tätig. Er schrieb Kinder- und Jugendbücher, Gedichte, Erzählungen, einen Roman und Beiträge für Rundfunk und Fernsehen. Für seine Kinderbücher wurde er mit dem Friedrich-Bödecker-Preis und der Silbernen Akademieze ausgezeichnet. Boy Lornsen starb 1995.



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