Maar | Schiefe Märchen und schräge Geschichten | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Maar Schiefe Märchen und schräge Geschichten

Lustige und skurrile Kurzgeschichten für Kinder und Eltern, die ungewöhnliche Geschichten lieben
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-86274-989-8
Verlag: Verlag Friedrich Oetinger GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Lustige und skurrile Kurzgeschichten für Kinder und Eltern, die ungewöhnliche Geschichten lieben

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

ISBN: 978-3-86274-989-8
Verlag: Verlag Friedrich Oetinger GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Typisch Paul Maar: schief, schräg und einfach nur zum Schmunzeln. Ein Zwerg, der aus der Bio-Tonne in Herrn Mockinpots gemütliche Wohnung zieht? Eine sprechende Vase, die Wünsche erfüllen könnte, wenn sie mal richtig zuhören würde? Eine Königin, die ihre Lesebrille auf dem royalen Klo vergisst. Paul Maars Fantasie und Sprachkunst verleihen klassischen Märchenmotiven Flügel. Das ist herrlich unpädagogisch und eignet sich zum Vorlesen für die ganze Familie.

Paul Maar ist einer der beliebtesten und erfolgreichsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Deutschen Jugendliteraturpreis.
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Der Zwerg Friedrich


Herr Mockinpott lernte Friedrich am Dienstag kennen, als er am frühen Abend seinen Biomüll in der Biotonne entsorgen wollte. Da kannte er Friedrichs Namen allerdings noch nicht.

Die Tonne war übervoll wie immer am Dienstag. Geleert wurde sie erst am Mittwoch. Deshalb stellte Herr Mockinpott seine Papiertüte neben die Tonne auf den Steinboden. Da standen schon zwei volle Tüten und daneben ein Gartenzwerg. Während er noch überlegte, ob Gartenzwerge wohl in die Biotonne oder in den Restmüll gehören, sah er zu seiner Verblüffung, dass der Zwerg sich bewegte. Gerade stellte der kleine Mann sich auf die Zehenspitzen und spähte in eine der vollen Papiertüten.

»Ein Zwerg!«, rief Herr Mockinpott verblüfft.

»Ich bin kein Zwerg, auch wenn mich die Menschen ständig als solchen bezeichnen«, sagte der Kleine missmutig. »Am liebsten würde ich mir ein Schild an die Mütze stecken mit der Aufschrift und drei Ausrufezeichen dahinter: «

Herr Mockinpott hätte ja sagen können: Aber er wollte nicht unhöflich sein und sagte stattdessen: »Entschuldigung, da habe ich Sie vielleicht etwas zu klein eingeschätzt. Das muss an meiner Brille liegen. Sie ist neu.«

Der kleine Mann sagte: »Steht dir nicht besonders gut, die Brille. Damit siehst du aus wie eine zu groß geratene Eule!« Er fand seine Bemerkung anscheinend so witzig, dass er anfing, meckernd darüber zu lachen.

Herr Mockinpott fand das nicht gerade höflich. Außerdem fand er es unpassend, dass ihn der Kleine einfach duzte. Schließlich kannten sie sich gerade mal drei Minuten. Deswegen sagte er: »Aber trotz dieser Eulenbrille kommt es mir so vor, als wären Sie kaum größer als ein Zwerg. Als was würden Sie sich denn selbst bezeichnen?«

»Jedenfalls nicht als Zwerg«, knurrte der Kleine.

»Sondern?«, fragte Herr Mockinpott weiter.

»Als Heinzelmann.«

»Heinzelmann? Kommen Sie zufällig aus Köln?«, fragte Herr Mockinpott.

»Was für eine alberne Idee!«, sagte der Heinzelmann.

»Damals in der Schule haben wir mal ein Gedicht gelesen, das hieß . Ich erinnere mich noch an die Schlusszeile«, sagte Herr Mockinpott. » Die Heinzelmännchen in dem Gedicht haben den Menschen die Arbeit abgenommen. Machen Sie so was auch?«

»Warum fragst du?«, sagte der Heinzelmann. »Bist du etwa ein Faulpelz?«

»Nein, nein«, versicherte Herr Mockinpott schnell.

»Ich kenne dieses dumme Gedicht. Alles gelogen!«, sagte der Heinzelmann. »Außerdem hast du es falsch in Erinnerung. Es heißt nicht , sondern . Da hat mal ein Heinzelmännchen einer Frau geholfen, den Kuchenteig zu kneten, und schon erzählt man sich solche Geschichten. In Wirklichkeit haben die Menschen immer den Heinzelmännchen gedient.«

»Davon habe ich noch nie etwas gehört«, sagte Herr Mockinpott. »Wie soll das gehen?«

»Man nimmt den Heinzelmann mit in seine Wohnung und gibt ihm Joghurt zu essen«, sagte der Kleine. »Heinzelmännchen mögen Joghurt mit Fruchtgeschmack. Am liebsten Erdbeere, Waldfrucht und Birne. Blaubeere geht aber auch. Nur nicht Mango oder Maracuja.«

»Weshalb keine Maracuja?«, fragte Herr Mockinpott.

»Darüber können wir uns gerne in deinem Wohnzimmer unterhalten«, sagte der Heinzelmann.

Herr Mockinpott erschrak. »Sie meinen doch nicht etwa, dass ich Sie mit in meine Wohnung nehmen soll?«, fragte er.

»Du kapierst ziemlich schnell«, lobte der Heinzelmann. »Das denkt man gar nicht, wenn man dich so anschaut. Also, gehen wir! Ich hoffe, du wohnst in einer Erdgeschosswohnung. Wie du dir vielleicht vorstellen kannst, steige ich nicht gern fünf Treppen hoch.«

»Ich wohne im dritten Stock«, sagte Herr Mockinpott schnell. »Viel zu weit oben für einen Zwerg, ich meine, für einen Heinzelmann wie Sie!«

»Wie kommt jemand auf die dumme Idee, sich eine Wohnung im dritten Stock zu mieten?«, schimpfte der Heinzelmann. »Da muss er ja jeden Tag die ganzen Treppen hochsteigen.«

Herr Mockinpott sagte: »Nein, es gibt ja einen Fahr…« Schnell hörte er auf zu sprechen. Zu spät.

Der Heinzelmann lachte. »Einen Fahrstuhl! Da hast du dich aber verraten. Also: auf zum Fahrstuhl!«

Und schon setzte er sich mit schnellen, kleinen Schrittchen in Richtung der Haustür in Bewegung.

»Moment, Moment!«, rief Herr Mockinpott. »Ich kenne Sie ja gar nicht. Wieso sollte ich Sie mit in meine Wohnung nehmen?«

»Na gut, dann machen wir uns eben erst bekannt«, sagte der Heinzelmann. »Ich heiße Friedrich.«

»Und wie noch?«, fragte Herr Mockinpott.

»Krominobuttelscherian«, sagte der Heinzelmann. »Mit Doppel-t in der Mitte.«

»Ich glaube, ich werde Sie nur Friedrich nennen«, sagte Herr Mockinpott.

»Warum? Gefällt Ihnen mein Familienname etwa nicht?«, fragte der Heinzelmann.

»Doch, doch, ich finde ihn sehr interessant. Allerdings ein bisschen lang«, sagte Herr Mockinpott.

»Ist deiner denn kürzer?«, fragte Friedrich.

»Ich heiße Walter Mockinpott!«, sagte Herr Mockinpott.

»Na schön, Mockinpott. Nachdem wir uns jetzt näher kennen, können wir ja in deine Wohnung fahren.«

»Wieso fahren?«, fragte Herr Mockinpott.

»Du kannst vielleicht dumme Fragen stellen, Mockinpott!«, rief Friedrich. »Natürlich mit dem Fahrstuhl. Hast du das schon wieder vergessen?«

Was blieb Herrn Mockinpott anderes übrig, wollte er nicht unhöflich erscheinen? Er nahm Friedrich mit sich in den Fahrstuhl und fuhr mit ihm nach oben.

Vor der Wohnungstür blieb Friedrich kopfschüttelnd stehen. »Nicht zu fassen! Mockinpott, was hast du dir dabei gedacht?«

»Was ist, bitte schön, nicht zu fassen?«, fragte Herr Mockinpott, während er die Tür aufschloss.

»Das Namensschild. Das ist ja derartig hoch angebracht, dass es unsereiner kaum lesen kann. Ich hätte glatt oder von hier unten gelesen, wenn ich nicht wüsste, dass du Mockinpott heißt.«

Der Heinzelmann zeigte auf eine Stelle ungefähr auf Kniehöhe von Herrn Mockinpott. »Da schraubst du das Schild hin, ja? Ich hoffe, du hast Schrauben in der Wohnung.«

»Nein, ich habe keine Schrauben, und ich denke auch nicht daran, das Schild da unten hinzuschrauben«, sagte Herr Mockinpott. »Wenn es Ihnen nicht passt, können Sie ja draußen bleiben.« Er war jetzt ein wenig böse.

Friedrich spürte das und sagte schnell: »War ja nur ein Vorschlag!« Er drängte sich an Herrn Mockinpott vorbei in den Flur und von dort aus ins Wohnzimmer. Als er sich dort umgesehen hatte, stützte er die Hände in die Hüften und blickte Herrn Mockinpott vorwurfsvoll an. »Und was hast du dir gedacht, wie ich auf das Sofa kommen soll?«, fragte er.

»Weshalb aufs Sofa?«, fragte Herr Mockinpott.

»Wie ich gehört habe, lassen Menschen ihre Gäste auf dem Sofa Platz nehmen«, sagte der Heinzelmann. »Ich schlage vor, du kippst einen Stuhl um und legst ihn schräg an das Sofa. Dann kann ich hinaufklettern, während du einen Joghurt aus der Küche holst.«

»Erstens habe ich keinen Joghurt in der Küche, zweitens würde ich sowieso nicht erlauben, dass jemand Joghurt auf meinem guten Sofa isst«, sagte Herr Mockinpott.

»Du kannst ja ein paar Becher Joghurt kaufen gehen«, sagte Friedrich. »Du weißt: mit Fruchtgeschmack.«

»Jetzt am Abend haben die Läden schon geschlossen«, sagte Herr Mockinpott. »Ich kann Ihnen höchstens eine Scheibe Brot mit Butter anbieten.«

»Weißbrot?«, fragte der Heinzelmann.

»Nein, Vollkornbrot«, antwortete Herr Mockinpott.

»Nein, danke. Da lege ich mich lieber hungrig schlafen«, sagte Friedrich. »Wo geht es hier zum Schlafzimmer?«

»Sie wollen die Nacht bei mir verbringen?«, fragte Herr Mockinpott erschrocken. »Ich hatte eher mit einem kurzen Besuch gerechnet.«

»Ich finde es nicht korrekt, dass du ständig auf meine Größe anspielst«, sagte der Heinzelmann sauer.

»Wieso auf Ihre Größe?«

»Hast du gerade etwa nicht von einem Kurzen-Besuch gesprochen? Das war ja wohl eine Anspielung!«

»Das ist ein Missverständnis«, beruhigte Herr Mockinpott den Kleinen. »Ich meinte: einen nicht sehr lange dauernden Besuch.«

»Na gut, ich nehme deine Entschuldigung an«, sagte der Heinzelmann. »Und jetzt will ich schlafen.«

»Aber nicht im Schlafzimmer!«, sagte Herr Mockinpott entschieden. »Sie können bis morgen meinetwegen hier auf dem Sofa übernachten.«

»Hast du keine Decke zum Zudecken?«, fragte Friedrich.

Herr Mockinpott holte seufzend eine Wolldecke aus dem Schlafzimmer und deckte den Heinzelmann damit zu.

»Keine Kamelhaardecke?«, fragte der Heinzelmann. »Kamelhaardecken sind gemütlich.«

»Nein, ich habe keine Kamelhaardecke!«, sagte Herr Mockinpott bestimmt.

»Dann brauche ich nur noch ein etwas weicheres Kissen!«, sagte Friedrich. »Das hier ist mir zu dick gepolstert.«

»Ich habe auch kein dünner gepolstertes Kissen«, sagte Herr Mockinpott. »Und wenn ich eines hätte, würde ich es Ihnen nicht bringen. Langsam habe ich nämlich genug von Ihren Sonderwünschen.«

Er hatte beschlossen, etwas entschiedener mit dem Kleinen umzugehen. Höflichkeit hin oder her! Streng sagte er: »Gute Nacht. Ich gehe jetzt schlafen und wünsche keine weiteren Störungen mehr.« Dann wurde er doch wieder etwas versöhnlicher, lachte und fragte: »Und eh ich aus dem Schlaf erwacht, ist dann mein Tagwerk schon vollbracht?«

»Ich...


Maar, Paul
Paul Maar ist einer der beliebtesten und erfolgreichsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Deutschen Jugendliteraturpreis.

Paul Maar ist einer der beliebtesten und erfolgreichsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren. Er wurde 1937 in Schweinfurt geboren, studierte Malerei und Kunstgeschichte und war einige Jahre als Lehrer und Kunsterzieher an einem Gymnasium tätig, bevor er den Sprung wagte, sich als freier Autor und Illustrator ganz auf seine künstlerische Arbeit zu konzentrieren. Der Schritt hat sich gelohnt! Sein Werk wurde mit zahlreichen bedeutenden Auszeichnungen gewürdigt, u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis, dem Friedrich-Rückert-Preis und dem E.T.A.-Hoffmann-Preis. Für seine Verdienste um Kunst und Bildung wurde er vom Bayerischen Staatsministerium geehrt.



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