MacAlister Beißen für Anfänger 1 - Hexenzirkus
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8025-9299-7
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 200 Seiten
Reihe: Dark Ones
ISBN: 978-3-8025-9299-7
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die lang erwartete Vorgeschichte zu "Ein Vampir in schlechter Gesellschaft". Die junge Telepathin Francesca Ghetti wird von ihrer Mutter nach Europa mitgeschleppt, wo sie sich einem Wanderzirkus anschließen. Dort trifft sie den attraktiven Vampir Ben, der ihr Herz sofort höher schlagen lässt. Teil 2 der Geschichte um Ben und Fran erscheint unter dem Titel "Beißen für Anfänger - Geisterblues". ca. 200 Seiten.
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»Was willst du zuerst machen – deine Aura fotografieren lassen oder die Hexe um einen Zauber bitten?«, fragte ein Mädchen.
Kennt ihr diesen seltsamen Knirps, der in tote Menschen gesehen hat? Verglichen mit mir ist er Daniel Durchschnitt.
Ein Jugendlicher mit einem schwarzen Rucksack antwortete dem Mädchen. »Ich möchte den Dämonologen kennenlernen. Ich hatte in letzter Zeit eine tierische Pechsträhne. Vielleicht ist ein Dämon daran schuld. Er kann mir bestimmt sagen, ob ich von einem Dämon besessen bin.«
Na schön, der Knirps konnte also Geister sehen – geschenkt –, aber war seine Mutter eine waschechte Hexe?
»Ich weiß nicht, ob Dämonen dir eine Pechsträhne einbrocken könnten, John«, gab das Mädchen stirnrunzelnd zu bedenken. »Das klingt mehr nach einem Fluch. Vielleicht sollten wir als Erstes der Hexe einen Besuch abstatten und dich von ihr auf einen Fluch überprüfen lassen.«
Verbrachte etwa seine Tage damit, mit einer Schaustellertruppe kreuz und quer durch Europa zu reisen, die mehr über Geister, Dämonen und diverse andere paranormale Dinge wusste als über Bankomaten, Handys und die neueste heiße Mieze bei ?
Die Stimme des Mädchens bohrte sich in meine irrlichternden Gedanken. »Ich habe gehört, dass sie einen Vampir haben, der jede Nacht das Blut eines Freiwilligen trinkt! Das will ich unbedingt sehen!«
Ach ja, die Vampire hatte ich ganz vergessen. Nicht dass es auf dem Gothic-Markt welche gegeben hätte, aber trotzdem, wo hatte ich nur meinen Kopf?
»He, Lindsay, guck dir mal das Mädchen da drüben an. Sie sieht irgendwie schräg aus. Meinst du, sie gehört zur Show?«
Ich wette, der -Knabe hat anschließend in einem normalen Zuhause bei einer normalen Mutter gelebt und eine normale Schule mit anderen normalen Kindern besucht. Mann, ich würde liebend gern ein bisschen Tote-Menschen-Seherei in Kauf nehmen, um von so viel Normalität umgeben zu sein.
»Pscht, sie könnte dich hören.«
Das Mädchen und der Junge, beide vermutlich ein paar Jahre älter als ich, blieben vor mir stehen und nutzten die Gelegenheit, mich verstohlen zu mustern. Ich versuchte, so zu tun, als wäre überhaupt nichts seltsam daran, dass ich vor einem Zelt stand, dessen Seite mit einer roten Hand bemalt war, während ich die eigenen Hände in den Hosentaschen vergrub, um sicherzustellen, dass ich nichts berührte. Nichts anfassen, nichts sagen, so lautete mein Motto.
»Ach, denk dir nichts; wahrscheinlich spricht sie nicht mal Englisch. Jedenfalls sieht sie mit ihrer bleichen Haut und den pechschwarzen Haaren nicht normal aus. Meinst du, sie ist eine von den Goths?«
Könnte meine Optik eventuell daher rühren, dass ich einen italienischen Vater und eine hellhäutige skandinavische Mutter habe? Ach wo.
Das Mädchen kicherte. Ich schickte ein kleines Stoßgebet an die Göttin, Imogen ihren Hintern in Bewegung setzen und zu ihrem Stand zurückkehren zu lassen, damit ich nicht länger hier herumstehen und mich von diesen mundanen Trotteln angaffen lassen musste.
ist einer der Begriffe, die man aufschnappt, wenn man mit einer Freakshow reist. Er steht für uncoole Leute, für solche, die nicht hip genug sind, um den Schaustellern das Wasser zu reichen.
»Vielleicht ist sie ein Vampir! Sie sieht aus wie einer, findest du nicht? Ich sehe förmlich vor mir, wie sie dein Blut trinkt.«
Ich wandte mich ab, damit sie nicht sahen, wie ich die Augen verdrehte. Es mochte eine Rarität sein, so tief im ungarischen Hinterland auf Amerikaner zu treffen, trotzdem war meine Freude darüber, Landsleuten zu begegnen, bei Weitem nicht groß genug, um gleich nach ihrem Blut zu lechzen. Abgesehen davon wusste doch jeder, dass nur Männer Vampire waren.
»Francesca, es tut mir ja so leid!« Imogens lange blonde Mähne wehte hinter ihr her, als sie an dem Paar vorbei hinter ihren Tisch hastete, wo sie sich die Staffelei und das Schild schnappte, das verkündete, dass sie bereit war, aus Händen und Runensteinen zu lesen. Ohne das Pärchen, das sie beobachtete, zu beachten, stellte sie die Staffelei an der Ecke des Zelts auf und platzierte das Schild darauf, während sie in typischer Imogen-Manier vor sich hinplapperte. Sie sprach mit einem rauchigen, weichen Akzent, der zum Teil britisch, zum Teil etwas anderes war, das ich nicht bestimmen konnte. Allerdings war ich auch noch nicht lange genug in Europa, um mehr zu beherrschen als: Und das in drei verschiedenen Sprachen (Deutsch, Französisch und Ungarisch – falls das jemanden interessiert).
»Vielen Dank, dass du auf meine Sachen aufgepasst hast. Absinthe hat darauf bestanden, mich zu sehen – offenbar gab es einen weiteren Raub. Du bist ein Schatz, dass du nichts angefasst hast. Du weißt, ich mag es nicht, wenn jemand die Steine berührt, und Elvis hat mich wieder damit genervt, mir beim Aufbauen helfen zu wollen, was lächerlich ist, denn wie dir bekannt sein dürfte, hat er eine orangefarbene Aura, und Leute mit orangefarbener Aura sind Gift für mich, wenn ich kurz danach aus den Runen lesen soll. Aber ich muss dir etwas Aufregendes erzählen! Mein Bruder kommt mich besuchen!«
Ich richtete mich aus meiner gewohnheitsmäßig krummen Haltung auf und bedachte das Pärchen mit einem breiten, zahnlastigen Grinsen, um zu demonstrieren, dass ich keine Fangzähne hatte. Ich war so groß wie der Junge (eins dreiundachtzig) und ebenso kräftig, wenn nicht sogar kräftiger. Diese Tatsache schien ihm ein wenig Unbehagen zu bereiten. Das Mädchen errötete leicht, dann packte es seinen Freund am Arm und zog ihn zu dem großen Zelt, in dem nach den Zaubershows die Band spielt.
Die Ironie meines Versuchs, mich normal zu geben, entging mir nicht. So bin ich nun mal gestrickt – mit Ironie kenne ich mich aus. Zu meinem Leidwesen, muss ich gestehen. »Sie dachten, ich wäre ein Vampir«, sagte ich zu Imogen, die ihr blaues Runentuch ausschüttelte.
Sie lupfte eine goldblonde Augenbraue. »Du? Aber du bist doch weiblich.«
Ich nahm wieder meine gekrümmte Haltung ein, um weniger wie ein bulliger Rugbyspieler auszusehen, und zupfte an meinem T-Shirt, damit ich zierlicher, hübscher, dünner wirkte … mehr wie ein Mädchen eben. »Ja. Ich schätze, sie kennen die Regeln nicht.«
Sie murmelte etwas, das wie klang, und arrangierte drei Tontöpfe mit Runen an der einen Seite des Runentuchs. »Absinthe sagt, dass die Band sich mitten in der Nacht mit den Einnahmen von letzter Woche davongemacht hat, aber Peter meint, dass das nicht stimmen kann, weil nur er und Absinthe die Kombination zum Tresor kennen und er nicht aufgebrochen wurde. Sie ist nach Deutschland gefahren, um eine neue Band aufzutreiben.«
Ich nagte an der rissigen Haut meiner Unterlippe. Das war der dritte Diebstahl in zehn Tagen. Obwohl es mir zutiefst widerstrebte, Absinthe recht geben zu müssen, deutete alles darauf hin, dass die Band Dreck am Stecken hatte, wenn sie sich bei Nacht und Nebel davongestohlen hatte. »Was machen wir wegen heute Abend?«
»Peter will eine einheimische Band engagieren. Ich hoffe, sie ist gut. Die letzte, die er angeheuert hat, war unterirdisch schlecht.«
Ich legte den Kopf schräg und klemmte mir die Haare hinters Ohr, dabei wünschte ich mir zum tausendsten Mal, es wäre nicht so spaghettigerade. Andere Leute hatten Locken – sogar meine Mutter hatte welche. Warum ich nicht? »Du bist die einzige Person, die ich kenne, die Mozart leibhaftig hat musizieren hören und trotzdem Gothic-Bands für die Offenbarung hält.«
Imogen bedachte mich mit ihrem typischen listigen Lächeln. »Mozart war ein Rotzlöffel. Talentiert, aber trotzdem ein Rotzlöffel. dagegen – das ist echte Musik.«
Versteht ihr jetzt, was ich meine? Ist es etwa normal, eine vierhundertjährige Unsterbliche als beste Freundin zu haben?
»Was ist los, Fran? Du siehst auf einmal so niedergeschlagen aus. Ist Elvis dir wieder auf die Pelle gerückt? Möchtest du, dass ich –«
Ich schüttelte den Kopf. »Du weißt, dass er für keine andere Augen hat als für dich. Abgesehen davon bin ich größer als er. Ich glaube, er hat Angst, ich könnte ihn vermöbeln, sollte er einen Annäherungsversuch wagen.«
Imogen trat von den Duftkerzen, die sie gerade angezündet hatte, zurück, neigte den Kopf zur Seite und taxierte mich. Die Geste wirkte bei ihr viel hübscher als bei mir, weil sie eine lange Lockenpracht hatte, während mein kurzer, kinnlanger Pagenkopf aus glatten, schwarzen Haaren bestand, denen weder Lockenwickler noch der chemische Umformungsprozess einer Dauerwelle Fülle zu verleihen vermochten. »Ich verstehe. Du fühlst dich wieder einmal unzulänglich.«
Ich konnte nicht anders, als das mit einem Lachen zu quittieren. Mit einem netten zwar, weil ich Imogen mochte, trotzdem musste ich lachen. »Wieder. Genau. Verrat mir, wann ich je unzulänglich bin.«
»Ich denke, die bessere Frage wäre, warum du dich so fühlst.«
Ich scannte die Umgebung, um mich zu vergewissern, dass niemand in der Nähe war und uns belauschen konnte – nicht dass jeder, der mit dem Gothic-Markt zu tun hatte, zwingend in der Nähe sein musste, um mitzuhören (ich würde mein gesamtes Taschengeld dieses Sommers darauf verwetten, dass die Gedanken des -Knaben nicht von...




