MacBride | Die Stunde des Mörders | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2

Reihe: Detective Sergeant Logan McRae

MacBride Die Stunde des Mörders

Thriller
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-641-12239-3
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, Band 2

Reihe: Detective Sergeant Logan McRae

ISBN: 978-3-641-12239-3
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der zweite Fall für den schottischen Detective Logan McRae.

Es ist Sommer im schottischen Aberdeen, aber selbst die Sonne kann die dunklen Schatten, die sich über die Stadt legen, nicht vertreiben: Sechs Menschen sind bei einem Brand umgekommen, eingeschlossen von einem Killer, der seinen Opfern jede Überlebenschance nehmen wollte. Und das ist nicht der einzige Fall für Detective Logan McRae: Ein brutaler Mörder scheint es auf Prostituierte im Hafenviertel abgesehen zu haben, und McRae setzt alles daran, den Täter zu finden, bevor er sich das nächste Opfer sucht …



Bereits »Die dunklen Wasser von Aberdeen«, Stuart MacBrides erster Roman um den Ermittler Logan McRae, wurde als bestes Krimidebüt des Jahres ausgezeichnet. Seither sind die brillanten Spannungsromane des Schotten aus den internationalen Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Stuart MacBride lebt mit seiner Frau im Nordosten Schottlands.

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2

Rosie Williams starb, wie sie gelebt hatte: hässlich. Sie lag auf dem Rücken auf dem Kopfsteinpflaster der Gasse und starrte in den orangegrauen Nachthimmel hinauf. Der Nieselregen glitzerte auf ihrer Haut und wusch ihr sanft das dunkelrote Blut vom Gesicht. Sie war nackt wie am Tag ihrer Geburt.

PC Jacobs und seine Kollegin WPC Buchan waren als Erste am Tatort. Auf dem glitschigen Pflaster trat Jacobs nervös von einem Fuß auf den anderen, während Buchan einfach nur fluchte. »Scheiße.« Sie blickte auf den bleichen, kaputten Körper hinab. »Das war’s dann wohl mit der ruhigen Schicht.« Leichen bedeuteten immer Papierkram. Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Leichen bedeuteten auch Überstunden, und die konnte sie weiß Gott gebrauchen.

»Ich hole Verstärkung, ja?« PC Jacobs griff mit klammen Fingern nach seinem Funkgerät und rief die Leitstelle an, um Bescheid zu sagen, dass der anonyme Hinweis kein Scherz gewesen war.

»Augenblick mal«, antwortete der diensthabende Sergeant mit breitem Aberdeener Akzent. Eine Pause, angefüllt mit statischem Rauschen, und dann: »Ihr werdet die Stellung noch ’n Weilchen halten müssen. Die sind alle bei diesem verdammten Feuer. Ich besorg euch ’nen DI, sobald einer abkömmlich ist.«

»Was?« Buchan riss Jacobs das Funkgerät aus der Hand. Da es noch an seinem Schultergurt hing, verlor er fast das Gleichgewicht. »Was soll das heißen – ›sobald einer abkömmlich ist‹? Wir haben hier einen Mord! Nicht bloß so ein popeliges Feuer! Seit wann ist ein Feuer wichtiger als –«

Die Stimme des Diensthabenden unterbrach sie. »Nu hören Sie man zu«, sagte er. »Ich weiß ja nich’, was für Probleme Sie zu Hause haben, aber die lassen Sie gefälligst da, wo sie hingehören. Sie tun jetzt verdammt noch mal, was ich Ihnen sage, und sichern den Tatort, bis ich Ihnen einen DI schicken kann. Und wenn es die ganze Nacht dauert, dann warten Sie eben die ganze Nacht. Verstanden?«

Buchan lief feuerrot an, ehe sie die Worte hervorspie: »Jawohl, Sergeant.«

»Gut.« Und dann war das Funkgerät still.

Buchan verlegte sich wieder aufs Fluchen. Wie zum Teufel sollten sie ohne ein Team von der Spurensicherung einen Tatort sichern? Es regnete, zum Donnerwetter, sämtliche Spuren würden weggeschwemmt werden! Und wo blieb eigentlich die Kripo? Es ging hier um eine Mordermittlung, und sie hatten noch nicht mal einen Leitenden Ermittlungsbeamten!

Sie schnappte sich PC Jacobs. »Willst du dir ein bisschen die Beine vertreten?«

Er beäugte sie argwöhnisch. »Worum geht’s?«

»Wir brauchen einen Leitenden Ermittlungsbeamten. Dein ›Kumpel‹ wohnt doch hier in der Nähe, nicht wahr? Unser strahlender Polizeiheld?«

Jacobs gab zu, dass dem tatsächlich so war.

»Also, dann zisch ab und hol den Typ aus den Federn. Soll der sich doch darum kümmern.«

WPC Watson hatte die unmöglichste Sammlung von BHs und Unterhosen, die Logan je zu Gesicht bekommen hatte. Ihre Unterwäsche sah durch die Bank aus, als wäre sie im Ersten Weltkrieg von unterbeschäftigten Zeppelinkonstrukteuren entworfen worden – sackartig und uniformgrau. Nicht dass er in letzter Zeit viel von Jackies Dessous zu sehen bekommen hätte, aber wenigstens für kurze Zeit stimmten ihre Dienstzeiten überein. Mit einem schläfrigen Grinsen drehte Logan sich auf die andere Seite. Das Licht vom Flur fiel durch die offene Tür auf das zerwühlte Bett.

Er schielte nach dem Wecker: kurz vor zwei. Noch fünf Stunden, bis er sich zum Dienst melden und den nächsten Anschiss abholen musste. Fünf volle Stunden.

Klick. Das Flurlicht erlosch. Eine weiche Silhouette erschien in der Tür und kratzte sich ausgiebig, während sie zum Bett zurückschlappte. WPC Jackie Watson schlang ihren nicht gebrochenen Arm um Logans Brust und kuschelte den Kopf an seine Schulter, wobei leider die Spitzen ihrer krausen Haare in seine Nase und seinen Mund gerieten. Er spuckte sie diskret aus und küsste Jackie auf den Scheitel, spürte ihren kühlen Leib, der sich der Länge nach an den seinen schmiegte. Mit dem Finger fuhr sie das Muster aus zweieinhalb Zentimeter langen Narben nach, das sich kreuz und quer über seinen Rumpf zog, und Logan dachte nur, dass fünf Stunden vielleicht doch nicht soo lang waren …

Es wurde gerade interessant, als die Türklingel ertönte.

»Verdammt«, brummte Logan.

»Ignorier es einfach. Sind wahrscheinlich nur Betrunkene.« Es läutete wieder, beharrlicher diesmal. Als ob der Typ da draußen sich mit dem Daumen durch die Hauswand bohren wollte.

»Verpiss dich!«, rief Logan in die Dunkelheit hinaus, was bei Jackie einen Lachanfall auslöste, den mysteriösen Klingler aber keineswegs abschreckte. Und dann stimmte auch noch Logans Handy in die liebliche Serenade ein. »Himmel, Arsch und Zwirn!« Er wälzte sich von ihr herunter, was ein missmutiges Stöhnen auslöste, und schnappte sich das Handy vom Nachttisch. »WAS?«

»Hallo, Sir? DS McRae?« PC Steve Jacobs: Der legendäre Nackte Schwertkämpfer von Alt-Aberdeen.

Logan ließ den Kopf mit dem Gesicht nach unten aufs Kissen fallen, ohne das Telefon vom Ohr zu nehmen. »Was kann ich für Sie tun, Constable?«, fragte er und dachte sich, dass es schon etwas verdammt Wichtiges sein müsste, wenn er sich dafür von einer nackten WPC Watson losreißen sollte.

»Äh … Sir … Wir haben da so eine Leiche … eine –«

»Ich bin nicht im Dienst.«

WPC Watson gab einen Laut von sich, der besagte, dass er sehr wohl im Dienst sei – allerdings nicht im Auftrag der Grampian Police.

»Ich weiß, aber alle anderen sind bei irgend so einem Feuer, und wir haben keinen Einsatzleiter, keine Spurensicherung und nichts!«

Logan fluchte in sein Kissen hinein. »Okay«, sagte er schließlich. »Wo sind Sie?«

Die Türklingel schrillte wieder.

»Äh … das war ich.«

Verdammter Bockmist.

Ächzend und fluchend wälzte Logan sich aus dem Bett und zog sich etwas über, um dann, zerknautscht und unrasiert, wie er war, zur Tür hinauszustolpern und die Treppe hinunter zur Haustür zu tappen. Draußen stand PC Steve Jacobs, berüchtigt für seine Striptease-Version von Queens A Kind of Magic.

»Tut mir leid, Sir«, sagte er mit betretener Miene. »Es ist gleich da drüben. Nackte Frau. Sieht aus, als wäre sie zu Tode geprügelt worden …« Und damit entschwand auch Logans letzte Hoffnung, die frühen Morgenstunden auf angenehmere Art verbringen zu können.

Um Viertel nach zwei am Dienstagmorgen war das Hafenviertel die reinste Geisterstadt. Im Schein der Straßenbeleuchtung wirkten die grauen Granitbauten unnatürlich und abweisend, ihre Silhouetten im Nieselregen verschwommen. Ein riesiges, knallorange gestrichenes Versorgungsschiff lag in Verlängerung der Marischal Street vor Anker, und seine grellen, von Dunstschleiern umgebenen Lichter blendeten Logan und PC Jacobs, als sie in die Shore Lane einbogen. Es war eine enge Einbahnstraße im Herzen von Aberdeens Rotlichtviertel: auf der einen Seite eine fünf Stockwerke hohe Fassade aus schmutzigem Granit mit abgedunkelten Fenstern, auf der anderen eine Ansammlung willkürlich zusammengewürfelter Gebäude verschiedener Größe. Selbst um diese nachtschlafende Zeit war die Geruchskulisse bemerkenswert. Nach drei Tagen mit sintflutartigen Regenfällen und einer Woche mit strahlendem Sonnenschein war die Kanalisation voll von ersoffenen Ratten, die aromatisch vor sich hin gammelten. An den Häusern waren Natriumdampflampen montiert, aber die meisten hatten längst den Geist aufgegeben, sodass nur kleine Inseln gelblichen Lichts das Meer der Dunkelheit aufhellten. Das Kopfsteinpflaster unter ihren Sohlen war glitschig, als Logan hinter PC Steve auf eine dunkle Pfütze in der Mitte der Straße zusteuerte. Eine Polizistin kauerte vor einem weißen Etwas, das quer auf der Fahrbahn lag. Die Leiche.

Die Polizistin richtete sich auf, als sie die beiden kommen hörte, und leuchtete ihnen mit ihrer Taschenlampe voll ins Gesicht. »Oh«, sagte sie ohne jede Begeisterung. »Sie sind’s.« Sie trat zurück und ließ den Lichtkegel der Lampe über die nackte Leiche huschen.

Das Gesicht der Frau war blutig und zerschlagen, ein Auge fast zugeschwollen, die Nase plattgequetscht, Jochbein und Unterkiefer gebrochen, die Zähne ausgeschlagen. Sie trug ein Halsband aus dunkelroten Blutergüssen – und sonst nichts.

Sie war kein junger Hüpfer mehr: die fleischigen weißen Oberschenkel eine einzige Kraterlandschaft von Orangenhaut; der Bauch gefurcht von Schwangerschaftsstreifen wie Dünen im Wüstensand – und dazwischen kurze, raue Stoppeln: Die letzte Do-it-yourself-Intimrasur lag wohl schon eine Weile zurück. Knapp über ihrer linken Brust prangte auf der milchig weißen Haut eine Rose mit einem blutigen Dolch. Dem tätowierten Blut konnte auch der hartnäckigste Regen nichts anhaben.

»Mein Gott, Rosie«, sagte Logan, als er sich vorsichtig mit einem Knie auf das kalte, nasse Pflaster niederließ, um die Tote genauer in Augenschein zu nehmen. »Welches Schwein hat dich so zugerichtet?«

»Sie kennen sie?« Die Frage kam von der unfreundlichen Polizistin. »Waren wohl Stammkunde bei ihr?«

Logan ignorierte sie. »Rosie Williams. Geht schon anschaffen, seit ich mich erinnern kann. Der Himmel weiß, wie oft sie schon wegen Aufforderung zur Unzucht verknackt worden ist.« Er streckte die Hand aus und fühlte an ihrem Hals nach einem Puls.

»Ob Sie’s glauben oder nicht, das haben wir auch schon gemacht«, sagte die Polizistin. »Mausetot, ich sag’s...


MacBride, Stuart
Bereits »Die dunklen Wasser von Aberdeen«, Stuart MacBrides erster Roman um den Ermittler Logan McRae, wurde als bestes Krimidebüt des Jahres ausgezeichnet. Seither sind die brillanten Spannungsromane des Schotten aus den internationalen Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Stuart MacBride lebt mit seiner Frau im Nordosten Schottlands.



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