MacBride | In Blut verbunden | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 9, 736 Seiten

Reihe: Detective Sergeant Logan McRae

MacBride In Blut verbunden

Thriller
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-641-16753-0
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, Band 9, 736 Seiten

Reihe: Detective Sergeant Logan McRae

ISBN: 978-3-641-16753-0
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Eigentlich sollte man belohnt werden, wenn man einen Psychopathen fasst und dessen Opfer rettet. Allerdings nur, wenn man dabei alle Regeln befolgt. Logan McRae, stellvertretender Detective Inspector, erhält also statt einer Beförderung eine „berufliche Entwicklungschance“ in einem kleinen Küstenort nördlich von Aberdeen. Psychopathen scheint es dort nicht zu geben, dafür Drogendealer, Ladendiebe und entlaufenes Vieh. Und einige Vermisstenfälle. Da es sich bei den Verschwundenen jedoch um erwachsene Männer handelt, wird der Sache keine größere Bedeutung zugemessen. Das ändert sich, als ein totes Mädchen am Strand angespült wird. Denn Logan kommt einem Zusammenhang zwischen den vermissten Personen und diesem Mordfall auf die Spur ...

Bereits »Die dunklen Wasser von Aberdeen«, Stuart MacBrides erster Roman um den Ermittler Logan McRae, wurde als bestes Krimidebüt des Jahres ausgezeichnet. Seither sind die brillanten Spannungsromane des Schotten aus den internationalen Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Stuart MacBride lebt mit seiner Frau im Nordosten Schottlands.
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2

Die Scheibenwischer schoben sich quietschend und ächzend über das Glas und befreiten es von dem dünnen Überzug aus winzigen weißen Flöckchen. Die Stadt hatte die Weihnachtsdekoration noch nicht abnehmen lassen: Schneemänner, Stechpalmenzweige, Glocken, Rentiere und Weihnachtsmänner leuchteten hell aus der Dunkelheit hervor.

Vor zehn Tagen war hier sicher noch die Hölle los – Hogmanay, der 31. Dezember, war wie hundert Freitagabende auf einmal –, aber jetzt waren die Straßen wie ausgestorben. Die Leute hockten wahrscheinlich alle zu Hause, bis über beide Ohren im Minus nach dem Weihnachts-Konsumrausch, und warteten sehnsüchtig auf den nächsten Zahltag.

Die Reifen des zivilen Einsatzwagens pflügten zischend durch den Schneematsch. Kein Verkehr – die einzigen anderen Fahrzeuge parkten am Straßenrand und ließen sich vom Schnee einen weißen Anstrich verpassen.

Logan drehte sich auf seinem Sitz um und warf einen bösen Blick nach hinten, während sie auf die North Deeside Road einbogen. »Letzte Chance, Graham.«

Graham Stirling saß vornübergebeugt da, die Hände jetzt vor dem Bauch gefesselt, und befühlte mit schmutzigen Fingern seine blutverkrusteten Nasenlöcher. Seine Stimme klang belegt und tonlos. »Sie haben mir die Nase gebrochen …«

Neben ihm auf dem Rücksitz schniefte Biowaffen-Bob. »Aye, und Sie haben ihm noch nicht mal dafür gedankt, oder?« Die dicke durchgehende Braue über seinen Augen verformte sich zu einem haarigen V. Er lehnte sich zu Stirling hinüber, so dicht, dass eines seiner großen, abstehenden Ohren dessen Stirn berührte. »Jetzt beantworten Sie die Frage: Wo ist Stephen Bisset?«

»Ich brauche einen Arzt.«

»Einen kräftigen Tritt in den Hintern brauchen Sie, sonst nichts.« Bob ballte eine Hand zu einer haarigen Faust. »Jetzt sagen Sie uns, wo Bisset ist, oder ich schwöre bei Gott, dass ich …«

»Detective Sergeant Marshall! Es reicht.« Logan bleckte die Zähne. »Wir prügeln nicht in Polizeifahrzeugen auf Gefangene ein.«

Bob lehnte sich zurück und ließ die Faust sinken. »Aye, da versaut man ja bloß die Polster. Rennie, such doch mal eine ruhige Ecke, wo wir anhalten können. Eine ruhige, dunkle Ecke.«

DS Rennie hielt den Wagen am Zebrastreifen an und spielte mit den Fingern ein Trommelsolo auf dem Lenkrad, während zwei elegant gekleidete Männer wankend die Straße überquerten. Sie hatten einander die Arme um die Schultern gelegt und grölten einen alten Rod-Stewart-Song, ohne sich von dem heftiger werdenden Schneetreiben stören zu lassen.

Ihre Anzüge sahen wesentlich teurer aus als der von Rennie. Und ihre Frisuren auch – nicht allzu schwierig bei seinem hochgegelten Blondschopf über dem rotwangigen Gesicht und dem Hals, der in einem zwei Nummern zu weiten Hemdkragen verschwand. Wie ein kleiner Junge, der mit den Sachen seines Vaters Verkleiden spielt. Er warf einen Blick über die Schulter. »Sie wollen doch, dass das Gericht erfährt, dass Sie kooperiert haben, nicht wahr, Graham? Dass Sie uns geholfen haben? Könnte Ihnen ein paar Jährchen Knast ersparen.«

Schweigen.

Stirling zupfte ein Klümpchen geronnenes Blut von der Haut unter seiner Nase ab und schmierte es auf den zerrissenen Stoff seines Kleids.

»Der DI meint es ernst, Graham, er wird Sie nicht noch einmal fragen. Warum tun Sie sich nicht den Gefallen und sagen ihm, was er wissen muss?«

Eine Pause. Dann blickte Stirling auf. Und lächelte. »Okay.«

Bob griff nach seinem Airwave. »Wurde aber auch Zeit. Also schießen Sie los – Adresse?«

Grahams rosarote Zunge tauchte zwischen den blassen Lippen auf und leckte sie ab. »Nein. Sie und der Junge müssen aussteigen. Ich rede mit ihm« – er deutete auf Logan –, »oder wir fahren zurück zum Präsidium, und Sie besorgen mir einen Anwalt.«

»Seien Sie nicht albern, Stirling, wir werden nicht …«

»Kein Kommentar.«

Logan seufzte. »Das ist doch bescheuert, es …«

»Sie haben gehört, was ich gesagt habe: Kein Kommentar. Die zwei steigen aus, oder Sie besorgen mir einen Anwalt.«

Rennie verzog das Gesicht. »Chef?«

»Kein Kommentar.«

Logan rieb sich die Augen. »Aussteigen. Alle beide.«

»Chef, ich glaube nicht, dass das …«

»Ich weiß. Und jetzt raus mit euch.«

Rennie starrte Biowaffen-Bob an.

Pause.

Bob zuckte mit den Schultern. Dann kletterte er hinaus auf den menschenleeren Gehsteig.

Nach kurzem Zögern stellte Rennie den Motor ab und folgte ihm. »Ich finde immer noch, dass das keine gute Idee ist.«

Klonk. Die Tür fiel ins Schloss, und Logan blieb mit Graham Stirling im Wagen zurück.

»Reden Sie.«

»Der Wald an der Slug Road. Da geht ein Weg von der Straße ab, für das Tor braucht man einen Schlüssel. Ein … da ist so ein alter Forstarbeiter-Schuppen, ganz versteckt, wirklich total abgelegen.« Das Lächeln wurde verträumt, seine Augen auch, als ob er in einer Erinnerung schwelgte. »Wenn Sie Glück haben, ist Steve vielleicht noch am Leben.«

Logan griff nach seinem Handy. »Okay. Wir werden …«

»Ohne mich werden Sie ihn niemals finden. Die Hütte ist auf keiner Karte verzeichnet. Nicht mal auf Google Earth ist sie zu sehen.« Stirling beugte sich vor. »Sie können suchen, so viel Sie wollen – bis Sie ihn finden, wird Steve Bisset längst tot sein.«

Die Scheinwerfer des Einsatzwagens warfen lange, unregelmäßige Schatten zwischen den Bäumen. Die Nadeln funkelten im blau-weißen Licht der Stroboskop-Blitzer. Dicke Schneeflocken leuchteten auf, während sie in einem Zeitlupen-Tanz zur Erde sanken.

Auf dem holprigen, festgefrorenen Waldweg trat Logan von einem Fuß auf den anderen und ließ den Strahl seiner Taschenlampe an der Baumreihe entlanggleiten.

Abgelegen war gar kein Ausdruck.

Er wischte sich einen Tropfen von der Nasenspitze. »Na ja, was hätte ich denn tun sollen? Ihn ›Kein Kommentar‹ sagen lassen, bis Stephen Bisset tot ist?«

Der Waldweg schlängelte sich tiefer in die Dunkelheit hinein. Die Grasbüschel, die ihn säumten, verschwanden allmählich unter dem Schnee, der im Schein der Taschenlampe glitzerte.

Am anderen Ende der Leitung stöhnte Steel. »Hättest du den Mistkerl nicht ein paarmal die Treppe runterfallen lassen können? Wir dürfen ja nicht …«

»Willst du vielleicht Stephens Familie erzählen, dass wir ihn haben erfrieren lassen, mutterseelenallein in einem Schuppen im Wald, nur weil es uns wichtiger war, die Vorschriften einzuhalten, als sein Leben zu retten?«

»Laz, so einfach ist das nicht, wir …«

»Denn wenn es das ist, was du willst, dann sag es mir jetzt, und wir fahren gleich zurück ins Präsidium. Du kannst Dr. Simms helfen, einen Leichensack auszusuchen. Sicher haben wir irgendwo noch ein bisschen hübsches Weihnachtspapier rumliegen, das könntest du nehmen. Pack seine Leiche als Geschenk ein und mach ein Schleifchen obendrauf.«

»Jetzt halt endlich die Klappe und …«

»Vielleicht was mit Kätzchen und Teddybären, als Trost für Bissets Kinder?«

Schweigen.

»Hallo?«

»Na schön, na schön. Aber ich will schwer hoffen, dass er noch am Leben ist. Und noch was …«

Er legte auf und stapfte auf den Wagen zu.

Biowaffen-Bob lehnte an der Motorhaube, die Arme verschränkt, die Schultern hochgezogen, einen Cowboystiefel auf die Stoßstange gestellt. Seine Nase verfärbte sich zusehends knallrot, ebenso wie die Läppchen seiner Satellitenschüssel-Ohren. Er spuckte aus und deutete mit dem Kopf auf den schlecht sitzenden Anzug hinter dem Lenkrad. »Der Knabe hat recht, das ist einfach bescheuert.«

»Tja nun, ich hab es mit der Chefin abgeklärt, also machen wir es.«

Er zog die Luft durch die Nase ein. »Was ist, wenn unsere Conchita irgendwelche Dummheiten versucht, während ihr da draußen im Wald rumlauft?«

Logan spähte an Bobs Schulter vorbei.

Stirling saß zusammengesunken auf dem Rücksitz. Das Blut war inzwischen zu einer schwarzen Maske getrocknet, die die untere Hälfte seines Gesichts bedeckte. Blutergüsse verdunkelten schon die Haut unter beiden Augen. Das blaue Sommerkleid war nach der Verfolgungsjagd durch die Gärten völlig verdreckt und zerrissen. Er zitterte.

»Ich denke, ich riskier’s.« Logan nahm das CS-Spray aus der Jackentasche und fuhr mit dem Daumennagel die Rille zwischen der Schutzkappe und der Dose entlang. »Aber fesselt ihm die Hände hinter dem Rücken, für alle Fälle. Und ich will, dass ihr zwei euch bereithaltet, um im Notfall einzugreifen.«

Logan öffnete die Hintertür und bückte sich in den Wagen. Drinnen roch es nach Schweiß und Angst und rostigem Fleisch. »Raus.«

Zweige knackten unter seinen Schritten, als sie sich ihren Weg zwischen den graubraunen Ästen hindurch bahnten, immer dem Lichtkegel von Logans Taschenlampe nach. Eine winzige Insel der Helligkeit in einem Meer von Dunkelheit.

Irgendetwas bewegte sich da draußen. Kleine, flinke Füße und Krallen, die in die Nacht davonhuschten.

Logan schwenkte die Taschenlampe in die Richtung des Geräuschs. »Wie weit ist es noch?«

Stirling deutete mit dem Kinn nach links. »Da lang.« Die Worte wurden von einer Atemwolke begleitet, die im Lampenschein schimmerte und wabernd in der Dunkelheit verflog. Drachenatem.

Einen Abhang hinunter in...


MacBride, Stuart
Bereits »Die dunklen Wasser von Aberdeen«, Stuart MacBrides erster Roman um den Ermittler Logan McRae, wurde als bestes Krimidebüt des Jahres ausgezeichnet. Seither sind die brillanten Spannungsromane des Schotten aus den internationalen Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Stuart MacBride lebt mit seiner Frau im Nordosten Schottlands.



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