E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Macomber Wenn unser Stern erglüht
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-7709-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-7709-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Janine ist mit dem erfolgreichen Geschäftsmann Thomas verheiratet -eine reine Vernunftehe. Erst in einer schicksalhaften Nacht erkennt sie plötzlich, dass sie ihren Ehemann seit langem Ton ganzem Herzen liebt. Doch was bedeutet sie ihm?
SPIEGEL-Bestsellerautorin Debbie Macomber hat weltweit mehr als 200 Millionen Bücher verkauft. Sie ist die internationale Sprecherin der World-Vision-Wohltätigkeitsinitiative Knit for Kids. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Wayne lebt sie inmitten ihrer Kinder und Enkelkinder in Port Orchard im Bundesstaat Washington, der Stadt, die sie zu ihrer -Serie inspiriert hat.
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1. KAPITEL
„Sie müssen Thomas Zachary sein“, sagte Janine, als sie atemlos das Büro betrat. „Tut mir Leid, dass ich zu spät komme, aber ich bin auf der 4th Avenue im Verkehr stecken geblieben.“ Sie knöpfte ihren Mantel auf, warf ihn über die Lehne des Lederstuhls vor dem schweren Schreibtisch und setzte sich.
Der Mann ihr gegenüber blickte sie befremdet an.
„Ich bin Janine Hartman.“ Sie holte tief Luft. „Gramps hat mich gebeten, mich selbst mit Ihnen bekannt zu machen, falls er von seiner Besprechung nicht rechtzeitig zurück sein sollte.“
„Ja, ich weiß.“ Der Mann musterte Janine schweigend. „Aber er hat mir nicht gesagt, dass Sie in diesem …“
„Oh, das Kleid.“ Janine strich den Stoff glatt. Das Kleid bestand ganz aus rotblauen Flicken und hatte einen knielangen Zipfelrock, der ihr weich über die Hüften fiel. „Es ist ein Geschenk. Und da ich das Mädchen, das es geschneidert hat, nachher treffe, dachte ich, ich ziehe es am besten gleich an.“
„Aha. Und die Kette?“
Janine spielte mit den bunten Girlandenglühbirnen, die, abwechselnd mit großen leuchtenden Perlen auf einer Schnur aufgereiht, ihren Hals zierten. „Ein bisschen ausgefallen, nicht wahr? Sie ist auch ein Geschenk. Ich finde sie lustig. Sie nicht auch? Pamela ist unglaublich schöpferisch.“
„Pamela?“
„Ein Mädchen aus dem Freundschaftsklub.“
„Ich … verstehe“, sagte Thomas stirnrunzelnd.
„Ich arbeite dort ehrenamtlich. Wir beide mochten uns auf Anhieb. Pams Mutter wohnt nicht hier, und Pam ist in diesem komischen Alter und braucht eine Freundin. Aus irgendeinem Grund mag sie mich. Das trifft sich gut, weil ich sie auch sehr mag.“
„Ich verstehe“, wiederholte Thomas Zachary.
Janine bezweifelte das.
„Die Kette ist wirklich ungewöhnlich.“ Er betrachtete die bunten Kugeln erneut.
Janine verstand jetzt, warum ihr Großvater so beeindruckt von diesem Mann war. Thomas Zachary trug einen eleganten Anzug und musste jünger sein, als sie angenommen hatte, vermutlich Anfang dreißig. Janine hätte ihn nicht direkt als attraktiv bezeichnet, aber er hatte markante Züge, die Kraft und Entschlossenheit ausstrahlten, kurzes dunkles Haar, ein energisches Kinn, hohe Wangenknochen und einen vollen Mund. Ihr Großvater war der Meinung, Thomas Zachary habe sehr viel mehr aufzuweisen, als das Äußere vermuten ließ.
Vor einigen Monaten hatte Anton Hartman sein erfolgreiches Bürozubehörunternehmen mit der rasch wachsenden Firma Thomas Zacharys zusammengelegt. Gemeinsam hatten sie in kurzer Zeit eine marktbeherrschende Stellung erreicht.
Schon seit Wochen hatte Gramps Janine mit Thomas bekannt machen wollen und immer wieder von ihm gesprochen. Janine wusste, dass ihr Großvater eine sehr hohe Meinung von seinem Partner hatte.
„Gramps hat … sehr gut von Ihnen gesprochen“, sagte sie.
Thomas Zachary lächelte, aber Janine hatte den Eindruck, dass er das nicht oft tat. „Ihr Großvater gehört zu den geschäftstüchtigsten Männern der Staaten.“
„Er ist unglaublich, nicht wahr?“
Thomas nickte.
Es klopfte, und eine große Frau mittleren Alters in einem dunkelblauen Nadelstreifenkostüm trat ein. „Mr. Hartman hat angerufen“, erklärte sie sachlich. „Er wird leider aufgehalten und schlägt deshalb vor, dass Sie beide sich schon mal auf den Weg machen und ihn später in dem Restaurant treffen.“
Thomas Zachary warf Janine einen unbehaglichen Blick zu. „Hat er gesagt, wie lange er aufgehalten wird?“
„Nein, Mr. Zachary.“
Janine sah auf die Uhr. Um drei war sie mit Pam verabredet. Wenn das Treffen sich in die Länge zog, würde sie zu spät kommen.
Thomas Zachary schien jedoch wenig Lust zu haben, mit ihr allein essen zu gehen.
„Vielleicht ist es besser, wir verschieben die Sache auf einen anderen Tag“, schlug Janine liebenswürdig vor. Die Aussicht, mit diesem Mann in dem Restaurant allein zu sein, bis ihr Großvater kam, behagte ihr genauso wenig wie ihm. „Großvater kommt erst später, ich bin mit Pam verabredet, und Sie sind zweifellos sehr beschäftigt.“
Thomas Zachary schwieg. „Machen Sie das immer, nicht zu Verabredungen zu erscheinen, zu denen Ihr Großvater Sie erwartet?“, fragte er endlich.
Janine ärgerte sich über den scharfen Ton. „Natürlich nicht.“ Sie hatte einen vernünftigen Vorschlag gemacht, und Thomas Zachary hatte kein Recht, ihr zu unterstellen, sie sei unhöflich und rücksichtslos.
„Dann schlage ich vor, wir treffen uns mit Ihrem Großvater in dem Restaurant“, erklärte er steif.
„Also gut.“ Janine lächelte gezwungen. Ohne ein weiteres Wort stand sie auf und griff nach ihrem Mantel, dabei beobachtete sie Thomas Zachary aus den Augenwinkeln. Er mochte sie nicht, das hatte sie vom ersten Moment an gespürt. Offenbar hielt er sie für eine verwöhnte, flatterhafte Person, denn sicher wusste er, dass sie keiner geregelten Arbeit nachging und am liebsten reiste. Janine hätte ihm den Grund für diese Lebensweise erklärt, doch seiner Miene nach zu urteilen, wäre das nur Zeitverschwendung gewesen.
Ihrem Großvater zuliebe beschloss Janine, Frieden zu halten. Gramps hatte sich am Morgen wie ein kleiner Junge auf das gemeinsame Treffen zum Mittagessen gefreut und Janine den Weg so genau beschrieben, als wäre sie noch nie mit dem Wagen durch die Innenstadt von Seattle gefahren.
Nur ganz nebenbei hatte ihr Großvater eine Vormittagsbesprechung mit einem wichtigen Kunden erwähnt. Gramps hatte sie gebeten, direkt zu Thomas Zacharys Büro zu fahren, sich ihm vorzustellen und dort auf ihn, Gramps, zu warten, falls er nicht rechtzeitig zurück sei.
Thomas Zachary zog einen Regenmantel über und ging zur Tür. „Sind Sie so weit?“
Janine nickte und schob die Hände in ihre Taschen. Sie war froh, dass das Restaurant, das ihr Großvater ausgewählt hatte, in der Nähe lag. In stillschweigender Übereinkunft gingen sie das kurze Stück zu Fuß. Dabei hatte Janine Mühe, mit Thomas Zacharys Tempo Schritt zu halten.
Janine betrachtete ihn von der Seite und versuchte herauszufinden, was sie an diesem Mann störte. Er mochte höchstens einen Meter achtzig groß sein, sodass der Unterschied zwischen ihnen nur wenige Zentimeter betrug. Doch warum kam sie sich neben ihm dann so klein vor?
Thomas Zachary musste ihre Musterung gespürt haben, denn er blickte sie an. Janine lächelte, aber er reagierte nicht darauf. Sie war nicht eitel, wusste jedoch, dass sie gut aussah. Das hatten ihr genug Verehrer bestätigt, darunter auch Brian, der Mann, der ihr das Herz gebrochen hatte. Auf Thomas Zachary schien sie allerdings nicht den geringsten Eindruck zu machen.
Da das Flickenkleid ihn stört, dürfte meine Frisur ihn auch nicht gerade entzücken, dachte Janine. Ihr Haar war im Nacken sehr kurz geschnitten, vorn bedeckte ein langer Pony ihre Stirn. Sie hatte es in den letzten Jahren schulterlang mit einem Mittelscheitel getragen, es vor einigen Wochen jedoch aus einer Laune heraus abschneiden lassen. Der Schnitt, den sie jetzt trug, war der letzte Schrei. Pam hatte ihr begeistert versichert, sie sehe damit super aus. Janine war davon nicht so ganz überzeugt und hatte beschlossen, ihr dichtes, dunkles Haar wieder wachsen zu lassen.
Vermutlich fand Thomas sie ausgeflippt, wenn nicht gar unmöglich. Ihr wiederum war er viel zu ernst und beherrscht.
„Mr. Hartman erwartet Sie“, begrüßte sie der Oberkellner, als sie das elegante Restaurant am Wasser betraten. Er führte sie über einen flauschigen Teppich zu einer etwas erhöhten halbkreisförmigen und in blauem Samt gehaltenen Nische.
„Janine, Thomas.“ Anton Hartman war lächelnd aufgestanden. Die Jahre hatten ihm nicht viel anhaben können. Seine Haltung war gerade, er hatte volles weißes Haar, und seine hellblauen Augen strahlten Herzenswärme und Lebenserfahrung aus. „Tut mir Leid, dass es bei mir nicht rechtzeitig geklappt hat.“
„Das macht nichts“, antwortete Thomas für sie beide.
Janine streifte ihren Mantel ab und küsste ihren Großvater liebevoll auf die Wange.
„Janine …“ Er sprach nicht weiter. „Woher hast du dieses … Kleid?“
„Gefällt es dir, Gramps?“ Sie breitete die Arme aus und drehte sich einmal um sich selbst, damit er sie von allen Seiten bewundern konnte. „Es fällt etwas aus dem Rahmen, aber ich war sicher, dass du nichts dagegen haben würdest.“
Ihr Großvater blickte zu Thomas, dann wieder zu Janine. „Bei jeder anderen würde es schockierend wirken, aber an dir, Liebling, ist es ein Kunstwerk.“
Janine lachte leise. „Du konntest noch nie gut lügen, Gramps.“ Sie glitt in die Nische neben ihren Großvater, der daraufhin in die Mitte rückte, sodass er zwischen Janine und Thomas saß. Nach der ersten turbulenten Begegnung mit Gramps’ Partner zog Janine es vor, ihn auf Abstand zu halten. Auch Thomas legte offenbar keinen Wert darauf, sie als Tischnachbarin zu haben. Er studierte bereits die Speisekarte und schien belangloses Geplauder für Zeitverschwendung zu halten. Janine nahm ihre Karte auf. Sie hatte Hunger, weil sie zum Frühstück nur Zeit für einen Schluck Kaffee und eine Scheibe Toast gehabt hatte.
Als der Kellner kam, bestellte Janine Meeresfrüchte, Suppe und einen Salat. Den Nachtisch werde sie sich später aussuchen, fügte sie hinzu. Sobald der Ober gegangen war, beugte Gramps sich zu Thomas. „Janine braucht sich um ihre schlanke Linie keine Sorgen zu machen. Sie kommt nach ihrer Großmutter....