E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Manke Schluss mit Rückenschmerzen
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-96584-535-0
Verlag: ZS - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Schnelle und effektive Selbsthilfe: 30 Übungen, um die häufigsten Beschwerden in den Griff zu bekommen
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
ISBN: 978-3-96584-535-0
Verlag: ZS - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
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Dr. Matthias Manke führt in Bochum-Wattenscheid eine Praxis für Orthopädie und Unfallchirurgie. Er war u.a. Mannschaftsarzt des FC Schalke 04 und ist betreuender Arzt am Olympiastützpunkt Westfalen/Bochum. Als Revierdoc ist Matthias Manke gern gesehener Gast im TV und bei Patientenveranstaltungen. Seine Stärke ist es, komplizierte medizinische Sachverhalte leicht verständlich und humorvoll zu vermitteln. Er sieht den modernen Orthopäden nicht als 'Leistungsbringer', sondern vor allem als Motivator für seine Patienten. Sein Leitspruch: 'Bewegen heißt leben'.
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WAS DEN RÜCKEN AUSMACHT
Wir starten in diesem Kapitel mit den Grundlagen.
Du erfährst, aus welchen Strukturen unser Rücken besteht, wie sie zusammenspielen und warum es wichtig ist, den Rücken als Ganzes zu verstehen. Denn so viel schon einmal vorweg: Unser Rücken ist ein faszinierendes Konstrukt, das ziemlich viel leistet.
Das System Rücken
Unser Rücken steht bei allen alltäglichen Bewegungen und Aktivitäten im Mittelpunkt. Er sorgt für eine aufrechte Haltung und für Mobilität, er schützt unsere Nerven und das Rückenmark, dabei ist er äußerst flexibel und hält unseren Körper im Gleichgewicht. Ein gesunder Rücken ist somit die Basis für ein aktives und schmerzfreies Leben und beeinflusst daher unsere Lebensqualität maßgeblich.
Weil das System Rücken im Regelfall von Anfang an gut und fehlerfrei funktioniert, machen wir uns größtenteils erst einmal keine Gedanken über unsere Rückengesundheit, sondern nehmen diese als selbstverständlich hin. Auch dann noch, wenn der Rücken sich das erste, zweite und dritte Mal bemerkbar macht. Schließlich geht das, was von alleine kommt, auch wieder von alleine weg. Und wenn das doch nicht der Fall ist, dann muss man halt zum Arzt oder Therapeuten gehen. So oder so ähnlich denken viele Menschen, wenn es um den Rücken geht. Denn sie sind davon überzeugt: Bei den ersten Wehwehchen muss man sich noch keine Gedanken um seinen Rücken machen – und wenn es mehr wird, gibt es schließlich die Spezialisten. Doch hier liegt der entscheidende Fehler: Besser früher als später muss jeder selbst die Verantwortung für seinen Rücken übernehmen. Wer dies nicht tut, wer nichts darüber weiß, wie der Rücken aufgebaut ist und was womit zusammenhängt, kann in einen Strudel des Rückenschmerzes geraten. Wenn die Schmerzen deutlich werden, gehen viele direkt vom Schlimmsten – von einem Bandscheibenvorfall – aus. Grund dafür sind vor allem Fehlinformationen von selbst ernannten Bewegungsexperten, von der Laienpresse und von den sozialen Medien.
Um diesem Strudel zu entkommen – oder besser gar nicht erst hineinzugeraten –, ist eine solide Kenntnis über das System Rücken absolut erforderlich. Schließlich gibt es neben der Bandscheibe noch sehr viele andere Strukturen, die Beschwerden verursachen können. Im Kapitel „Der Schmerz als Warnsignal” werden wir die unterschiedlichen Diagnosen beziehungsweise Schmerzursachen besprechen – vielleicht wirst du dann schon selbst die Ursache deiner aktuellen Beschwerden erkennen.
WISSEN IST MACHT
Das Wissen über die Strukturen des Rückens und über ihr komplexes Zusammenspiel ist essenziell für die Rückengesundheit. Nur wer weiß, wie der Rücken funktioniert, kann ihn auch gesund erhalten.
Kommen wir nun zum Aufbau des Rückens. Er besteht aus verschiedenen anatomischen Strukturen, die zusammenarbeiten, um Stabilität, Beweglichkeit und Schutz zu gewährleisten. Diese gliedern sich auf in: Knochen und Knorpel, Bandscheiben, Muskeln, Bänder, Faszien, Nerven, Blutgefäße, Haut- und Fettgewebe. Die Knochen sind teilweise über entsprechende Gelenke, die sogenannten Facetten- und Iliosakralgelenke, miteinander verbunden.
Die Wirbelsäule
Das zentrale Element unseres Rückens ist allerdings – wer hätte es gedacht – die Wirbelsäule. Sie gibt dem Rücken seine Struktur, schützt das Rückenmark und besteht aus mehreren Abschnitten:
Die Halswirbelsäule (Zervikalbereich) besteht aus sieben Halswirbeln: C1 bis C7.
Die Brustwirbelsäule (Thorakalbereich) besteht aus zwölf Brustwirbeln: Th1 bis Th12.
Die Lendenwirbelsäule (Lumbalbereich) besteht aus fünf Lendenwirbeln: L1 bis L5.
Das Kreuzbein (Os sacrum) besteht aus fünf miteinander verschmolzenen Wirbeln: S1 bis S5.
Das Steißbein (Os coccygeum) besteht aus drei bis fünf kleinen miteinander verschmolzenen Wirbeln.
Von vorn betrachtet, verläuft die Wirbelsäule senkrecht. Betrachtet man sie von der Seite, zeigt sich in der Regel ein s-förmiger Verlauf: Die Wirbelsäule ist im Bereich der Lendenwirbel, der Brustwirbel und der Halswirbelsäule jeweils leicht gekrümmt. Diese natürliche Krümmung nach innen wird als Lordose, die nach außen als Kyphose bezeichnet. Die drei Krümmungen wirken dynamisch und können auf die Wirbelsäule einwirkende Stauchungskräfte abfedern. Dieser Stoßdämpfereffekt wird durch die Bandscheiben unterstützt.
Die Bandscheiben
Zwischen zwei benachbarten Wirbeln liegt jeweils eine Bandscheibe (Discus intervertebrale). Die Bandscheiben wirken als Puffer zwischen den Wirbeln, sie absorbieren Stöße und Druck, die bei Bewegungen wie dem Gehen, Laufen, Springen oder beim Heben auf die Wirbelsäule einwirken. Dadurch verhindern sie, dass die Wirbel aufeinander reiben, schützen die Wirbelsäule vor Abnutzung und Überlastung und ermöglichen gleichzeitig Bewegungen wie Beugen, Strecken, Drehen und seitliche Neigungen. Die Bandscheiben tragen zur Flexibilität der Wirbelsäule bei, indem sie es den einzelnen Wirbeln erlauben, sich gegeneinander zu bewegen, ohne dass die Wirbelsäule an Stabilität verliert.
Im gesunden Zustand haben unsere Bandscheiben eine entsprechende Höhe. So verhindern sie, dass die sogenannten Spinalnerven nicht durch den Druck der aufeinanderliegenden Wirbel bedrängt oder eingeklemmt werden – eine gesunde Bandscheibe schafft also Platz für die Nerven.
Aufbau der Bandscheibe
Damit die Bandscheiben ihren vielen Funktionen gerecht werden, haben sie einen speziellen Aufbau. Jede Bandscheibe besteht aus zwei Hauptbestandteilen, die ihnen ihre besonderen Eigenschaften verleihen: dem Faserring und dem Gallertkern.
Der Faserring (Anulus fibrosus) ist der äußere Teil der Bandscheibe und besteht aus mehreren Schichten von festem, faserigem Bindegewebe. Diese Kollagenfasern sind ringförmig angeordnet und geben der Bandscheibe Stabilität und Festigkeit. Hierdurch behält sie ihre Form – und der gelartige Kern im Inneren wird geschützt.
Der weiche Gallertkern (Nucleus pulposus) besteht hauptsächlich aus Wasser und großen wasserbindenden Molekülen, den sogenannten Proteoglykanen, die sich aus Kohlenhydraten und Eiweißen zusammensetzen. Er ist der eigentliche Puffer der Bandscheibe, der den Druck gleichmäßig über den Faserring verteilt, wenn die Wirbelsäule belastet wird. Durch den hohen Wassergehalt ist die Bandscheibe in der Lage, sich bei der Druckbelastung zu verformen, um anschließend wieder in die Ausgangsform zurückzukehren, was entscheidend für die Flexibilität der Wirbelsäule ist.
Die Bandscheibe
Die Versorgung der Bandscheibe
Die Bandscheibe hat keine eigene Blutversorgung. Daher werden Prozesse wie die Versorgung mit Nährstoffen sowie der Abtransport von Stoffwechselabbauprodukten nicht durch Blutgefäße geregelt, sondern mittels Diffusion durch semipermeable, also halbdurchlässige, Membranen aus den umgebenden Blutgefäßen und Geweben. Dies geschieht durch einen Druckwechsel während der Bewegung. In Ruhephasen nehmen die Bandscheiben Flüssigkeit und Nährstoffe auf, während sie unter Belastung Flüssigkeit abgeben. Mit anderen Worten: Wer sich nicht oder nicht ausreichend bewegt, sorgt für einen schlechten Nährstoffhaushalt seiner Bandscheiben. Denn ohne oder bei zu wenig Bewegung kann eine ausreichende Versorgung nicht stattfinden.
Die Bandscheibe bei Druckbelastung
Dieser Fakt erklärt auch, warum du im Laufe des Tages an Körpergröße verlierst und nachts im Schlaf wieder etwas größer wirst. Nämlich dann, wenn die Bandscheiben wieder Flüssigkeit aufnehmen. An dieser Stelle sei schon einmal verraten, dass bei Rückenschmerzen die Bandscheibenalterung ein wichtiges Thema sein kann.
Muskeln und Bänder
Nur allein durch die Wirbelkörper und Bandscheiben wäre unsere Wirbelsäule nicht stabil und würde bereits bei kleinster Belastung wie ein Turm aus Bauklötzen zusammenfallen. Es bedarf also vieler kleiner und großer Querverstrebungen, die der Wirbelsäule ihre Stabilität verleihen. Diese Aufgabe übernimmt eine Vielzahl von Bändern und Muskeln.
Die Bänder
Die Bänder der Wirbelsäule stützen die Gelenke und sorgen für Stabilität während der Bewegungen. Es gibt drei große Gruppen von Bändern:
Das vordere und das hintere Längsband (Ligamentum longitudinale anterius und posterius) verlaufen entlang der Vorder- und Rückseite der Wirbelkörper und stabilisieren die Wirbelsäule.
Die gelben Bänder (Ligamenta flava) verbinden die Wirbelbögen miteinander.
Die zwischen und über den Wirbeln gespannten Bänder (Ligamenta interspinale und supraspinale) verbinden die Dornfortsätze der Wirbel miteinander.
Oberflächliche und tiefe Muskeln
Die entscheidende Stabilität wird allerdings durch unsere Muskulatur gewährleistet: durch das perfekte Zusammenspiel von oberflächlicher und tiefer Rückenmuskulatur. Sie kann bis ins hohe Alter trainiert werden – und tatsächlich sollten wir das auch tun, damit wir eine gute Körperhaltung und unsere Beweglichkeit erhalten.
Als oberflächliche Muskeln findet man im Nackenbereich den Trapezmuskel (Musculus trapezius), der von der Schädelbasis bis zu den Schultern und dem oberen Rücken zieht. Er unterstützt die...