E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Manson Scheiß auf coole Sprüche
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7453-0787-0
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Frauen durch Ehrlichkeit erobern
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
ISBN: 978-3-7453-0787-0
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Mark Manson ist Blogger, Autor und Unternehmer. Er ist spezialisiert auf Bücher über persönliche Entwicklung, die nicht nerven. Seine Website MarkManson.net wird jeden Monat von über zwei Millionen Menschen gelesen. Er lebt in New York City.
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Vorwort
Im April 2011 begann ich in einem engen, überteuerten Hotelzimmer in London mit dem Entwurf eines Flirtratgebers.
Wer jemals ein Buch geschrieben hat, weiß, dass die Hauptschwierigkeit darin besteht, überhaupt anzufangen. Es gibt so viel zu bedenken, so viele Ideen, Ziele und Ambitionen miteinander zu vereinen. Einige Tage lang war ich wie gelähmt vor lauter Potential.
Dann beschloss ich, mich auf ein ganz bestimmtes Ziel zu konzentrieren. Ich fragte mich: »Als ich Single war und nicht richtig an Frauen rankam, was für ein Buch hätte ich da gern gelesen? Wenn ich damals nur ein Buch hätte lesen können, was hätte drinstehen müssen?«
Es hätte eine Menge drinstehen müssen. Das wurde mir klar, als das Buch in den folgenden Wochen fast unwillkürlich aus mir hervorsprudelte. Ich tourte gerade durch Europa und hielt Vorträge und Live-Coachings ab. Nach jeder Einzelstunde mit einem Klienten, nach jeder Fragerunde mit einem kleinen Publikum rannte ich aufs Hotelzimmer, um die Ideen, die ich soeben von mir gegeben hatte, in das sich langsam aufblähende Buch einzuarbeiten.
Schon bald nahm ich mir vor, dass mein Buch stilistisch anders sein sollte. Ich hatte so ziemlich alle erhältlichen Flirtratgeber gelesen und hielt die meisten für Schrott. Ich wusste bereits, dass die Grundaussage meines Buches anders sein würde: tiefer, persönlicher, emotionaler. Aber ich wollte es auch in einem außergewöhnlichen Stil schreiben. Gut möglich, dass ich furchtbar eingebildet war, aber ich wollte dem Buch ein literarisches Flair verpassen. Ich wollte, dass sich Schönheit und Freude des Liebeswerbens im Schreibstil widerspiegeln. Es sollten nicht nur Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Lernstoff enthalten sein, ich wollte den Leser anrühren und bewegen, denn genau darum dreht sich das Buch: dass man sich beim Dating anrühren und bewegen lassen muss, seelisch wie körperlich.
Ich habe das Buch in weniger als drei Monaten geschrieben. Der größte Teil entstand in europäischen Hotelzimmern und Apartments: erst in London, dann in Bristol, Prag und Sankt Petersburg. Die letzten Seiten schrieb ich in Budapest.
Die erste Version war lang und schlampig: 366 Seiten mit mindestens so vielen Verschreibern, Grammatikfehlern und Abschweifungen. Mit dem Buch verband ich damals eher bescheidene Ambitionen. Ich wollte online ein bisschen dazuverdienen, ohne physisch präsent sein zu müssen, denn vier Jahre Dauerreise in Sachen Flirt-Coaching zehrten an meinen Kräften.
Aber ich wollte der Welt auch meine Ideen offenbaren und, wenn möglich, der Flirtratgeberbranche einen neuen Impuls geben. Denn das, was ich zu sagen hatte, hob sich deutlich von den toxischen Pickup-Lehren ab, die Männern damals überall vermittelt wurden.
Das Buch erschien am 5. Juli 2011. Ich hatte es auf Amazon und auf meiner Website selbst veröffentlicht. Im ersten Monat gingen nur ein paar Hundert Exemplare weg – größtenteils an Blog-Leser und ehemalige Klienten. Viele von ihnen trugen mir Fehler zu, und mit ihrer Hilfe konnte ich das Buch in den folgenden Wochen redigieren und mehrere korrigierte Versionen veröffentlichen. Im Herbst dieses Jahres, war ich mit dem Buch und mit der positiven Resonanz zufrieden und wandte mich bald neuen Projekten zu.
Aber im Laufe der Monate entwickelte das Buch eine Eigendynamik. Ohne Marketing, PR oder Werbung und trotz des beschissenen Covers, das ich selbst in Photoshop zusammengestrickt hatte, stiegen die Verkaufszahlen des Buches exponentiell an. Männer empfahlen es ihren Freunden, und deren Freunde empfahlen es wiederum ihren Freunden, und bald kauften die Freunde der Freunde es ihren Brüdern oder Cousins, ja sogar ihren frisch geschiedenen Vätern oder Onkeln. Bald wurde es auf so vielen Websites und Foren angepriesen, dass ich des Spammings bezichtigt wurde. Aber ich verschickte keinen Spam. Ich machte gar nichts. Es waren die Leser.
Anfang 2012 verdiente ich zu meiner angenehmen Überraschung genug mit dem Buch, um davon zu leben. Daher gab ich das Coach-Dasein auf und verlegte mich ganz aufs Schreiben. Im Sommer verpasste ich dem Buch auch die erste echte Revision. Ich beauftragte einen Designer mit einem ordentlichen Cover. Ich strich pedantische und übertriebene Passagen, insgesamt ungefähr 50 Seiten. Um der Lesbarkeit willen vereinfachte ich einige Begriffe und Theorien. Die erste in meinen Augen »professionelle« Version von Models erschien im August 2012.
In dieser Form wurde das Buch zum bestverkauften Flirtratgeber für Männer, blieb jahrelang auf der Spitzenposition, überflügelte Standardwerke wie Neil Strauss’ Die perfekte Masche and Erik von Markoviks Wie Sie jede Frau rumkriegen und verkaufte sich sogar besser als die meisten Flirtratgeber für Frauen, was in der Branche noch nie vorgekommen war. Es führte lange Zeit seine Amazon-Kategorie an, und inzwischen wird es in vielen Internetforen zum Thema als Pflichtlektüre aufgeführt, mit dem Hinweis: »Erst das hier lesen, dann Fragen stellen.«
2013 hatte ich das Gefühl, mit dem Buch fertig zu sein. Ich wollte es endlich hinter mir lassen. Ich bereitete einen Relaunch meines Blogs vor und plante, für Menschen beiderlei Geschlechts Artikel über alles Mögliche zu schreiben – von psychologischer Selbsthilfe bis hin zur Wirkung von Smartphones und Social Media. Das Thema Dating sollte ein für alle Mal hinter mir liegen.
In den folgenden zwei Jahren gewann mein Blog explosionsartig an Popularität. 2015 hatte ich über 20 Millionen Leserinnen und Leser. Und dennoch blieb Models im Hintergrund präsent. Es erinnerte mich immer wieder an meine Anfänge und daran, dass es sich lohnt, Wagnisse einzugehen und unbekannte Wege einzuschlagen.
Denn – das ist vielen heute gar nicht bewusst – Models war damals ganz schön gewagt.
Damals, 2011, gab es kaum Flirt- oder Beziehungsratgeber, die Offenheit empfahlen, Zurückweisung guthießen und zum Polarisieren ermutigten. Verletzbarkeit galt unter Männern als Schimpfwort, und alles außer schnellstmöglichem Flachlegen galt als Zeitverschwendung, schlimmer noch, als »beta«.
Und wehe, man sprach über Gefühle oder Traumata oder empfundene Unzulänglichkeit. Wer will so’n Scheiß schon hören? Sammel lieber ein paar Nummern ein, Schlappschwanz!
Aber aus meiner Arbeit mit Hunderten von Männern auf der ganzen Welt wusste ich, dass ihre Probleme mit Frauen eher nicht darin bestanden, mit dem richtigen Spruch oder der richtigen Taktik schneller zum Zuge zu kommen. Die Probleme der allermeisten Männer waren emotionaler Natur. Sie wurzelten in einer tief sitzenden Unfähigkeit, Intimität zuzulassen. Dahinter steckten ein negatives Selbstbild und das Gefühl, Frauen gegenüber minderwertig zu sein. Die Angst, der Wirklichkeit ins Auge zu blicken und dennoch zu lächeln.
Als ich diese Seiten schrieb, war mir bewusst: Entweder krempeln sie die Branche um, oder sie blamieren mich in der Amazon-Rangliste, und ich muss mir einen neuen Job suchen.
Doch glücklicherweise ist die Flirtratgeberbranche meinem Beispiel gefolgt und preist inzwischen Offenheit und Ehrlichkeit, Mut und Verletzbarkeit. Neuerdings wird überall gepredigt, man müsse ein besserer Mann werden und nicht nur so tun, als ob.
Manchmal schicken mir Leser Videos oder Textpassagen von anderen Flirt-Schulen oder von Dating-Coaches, die vor fünf Jahren noch in geckenhaftem Outfit »Tricks« empfahlen wie: einfach mal in der Öffentlichkeit den Schwanz rausholen oder Frauen anbrüllen. Heute predigen diese Gurus die Tugenden der Aufrichtigkeit und des Respekts vor den Wünschen der Frauen. Oft fragen mich Leser: »Der Typ kopiert dich, stört dich das nicht?« Aber es stört mich nicht. Es macht mich froh und ein bisschen stolz.
Als ich dann ein anderes Buch vollendet hatte, das 2016 erscheinen sollte, blätterte ich Models durch und hatte das Gefühl, dass erneut eine Überarbeitung fällig war. Zu den Grundideen und Ratschlägen kann ich nach wie vor stehen. Aber in den vergangenen vier Jahren haben sich mein Schreibstil und meine Erklärfähigkeit enorm weiterentwickelt. Also durchkämmte ich den Text noch einmal, fasste Ideen klarer, präzisierte Anweisungen und kürzte oder strich überflüssigen Quatsch. Die vorliegende Ausgabe von Models ist die klarste und prägnanteste und daher auch beste, da bin ich mir sicher.
Auch wenn das Buch einem Genre angehört, das kaum jemand ernst nimmt, bin ich unheimlich stolz darauf. Es war nicht nur der Beginn einer Karriere in meinem Traumberuf, es übertraf sogar meine wildesten Erwartungen. Bei den meisten Büchern verebbt der Erfolg nach ein paar Jahren, aber Models brummt weiterhin, so zäh und polarisierend und angreifbar wie eh und je, und verändert einen Mann nach dem andern.
So stelle ich mir das wenigstens vor.
Den Löwenanteil dieses Erfolgs verdanke ich jedenfalls euch: den treuen Lesern, die das Buch ihren Freunden gaben oder es im...




