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E-Book, Deutsch, 1248 Seiten

Mantel Wölfe & Falken

Zwei Romane in einem eBook
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-8321-7032-5
Verlag: DuMont Buchverlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Zwei Romane in einem eBook

E-Book, Deutsch, 1248 Seiten

ISBN: 978-3-8321-7032-5
Verlag: DuMont Buchverlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die preisgekrönten ersten beiden Romane von Hilary Mantels Tudor-Trilogie im attraktiven Sammelband als eBook! In »Wölfe« und »Falken« hat Hilary Mantel die opulente und grausame Welt von Henry VIII. und Thomas Cromwell zu glanzvollem Leben erweckt. Sie hat Leser, Kritiker und Juroren begeistert und zahlreiche Auszeichnungen, u.a. zweimal den Man-Booker-Preis, erhalten. Weltweit wurden mehr als 5 Millionen Bücher verkauft. »Wölfe« England im Jahr 1520: Das Königreich ist nur einen Pulsschlag von der Katastrophe entfernt. Sollte der König ohne männlichen Erben sterben, würde das Land durch einen Bürgerkrieg verwüstet. Henry VIII. möchte seine Ehe annullieren lassen und Anne Boleyn heiraten. Der Papst und ganz Europa sind dagegen. Die Scheidungsabsichten des Königs schaffen ein Machtvakuum, in das Thomas Cromwell tritt: Die Werkzeuge dieses politischen Genies sind Bestechung, Einschüchterung und Charme. Aus der Asche persönlichen Unglücks steigt er auf und bahnt sich seinen Weg durch die Fallstricke des Hofes, an dem »der Mensch des Menschen Wolf« ist. Ausgezeichnet mit dem Man-Booker-Preis 2009 und vom Walter-Scott-Preis als bester britischer Historienroman aller Zeiten gekürt! »Falken« Thomas Cromwell hat die bescheidenen Verhältnisse seines Elternhauses hinter sich gelassen. Sein Aufstieg am Hofe von Henry VIII. verläuft parallel mit dem von Anne Boleyn, Henrys zweiter Frau, deretwegen dieser mit Rom gebrochen und eine eigene Kirche gegründet hat. Doch Henrys Verhalten hat England ins Abseits manövriert, und Anne konnte ihm keinen Thronfolger gebären. In Wolf Hall verliebt sich der König in die stille Jane Seymour. Cromwell begreift, was auf dem Spiel steht: das Wohl der gesamten Nation. Im Versuch, die erotischen Fallstricke und das Gespinst der Intrigen zu entwirren, muss er eine »Wahrheit« ans Licht bringen, die Henry befriedigen und seine eigene Karriere sichern wird. Doch weder Minister noch König gehen unbeschadet aus dem blutigen Drama um Annes letzte Tage hervor. Ausgezeichnet mit dem Man-Booker-Preis 2012 und Gewinner des Costa-Book-of-the-Year 2012!

HILARY MANTEL, geboren 1952 in Glossop, gestorben 2022 in Exeter, England, war nach dem Jurastudium in London als Sozialarbeiterin tätig. Für ihre Romane >Wölfe< (2010) und >Falken< (2013) wurde sie jeweils mit dem Booker-Preis, dem wichtigsten britischen Literaturpreis, ausgezeichnet. Bei DuMont erschien außerdem u. a. die Autobiografie >Von Geist und Geistern< (2015) und zuletzt der dritte Band der Tudor-Trilogie >Spiegel und Licht< (2020).

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Weitere Infos & Material


I Über das enge Meer Putney, 1500 »Und jetzt steh auf.« Niedergestreckt, benommen, stumm; er ist gefallen, der Länge nach hingeschlagen auf die Kopfsteine des Hofes. Sein Kopf wendet sich zur Seite; seine Augen richten sich auf das Tor, als könnte jemand kommen, um ihm zu helfen. Ein einziger gut platzierter Schlag könnte ihn jetzt töten. Blut aus der Wunde an seinem Kopf rinnt ihm über das Gesicht – Ergebnis der ersten Anstrengung seines Vaters. Dazu kommt, dass sein linkes Auge blind ist; aber wenn er zur Seite blinzelt, erkennt er mit dem rechten Auge, dass sich die Naht am Stiefel seines Vaters auflöst. Der Zwirn hat sich vom Leder gelöst, und ein harter Knoten darin hat seine Augenbraue erwischt, die dadurch aufgeplatzt ist. »Und jetzt steh auf!« Walter brüllt ihn von oben herab an und überlegt sich, wohin er als Nächstes treten kann. Er hebt den Kopf einen oder zwei Zoll und kriecht vorwärts, auf dem Bauch, wobei er versucht, seine Hände vor Walter zu verbergen, der mit Vorliebe auf sie tritt. »Was bist du, ein Aal?«, fragt sein Erzeuger. Er geht einen Schritt zurück, nimmt Anlauf und verpasst ihm noch einen Tritt. Der presst den letzten Atemzug aus ihm heraus; er glaubt, dass es sein letzter sein könnte. Seine Stirn sinkt auf den Boden zurück; er liegt da und wartet darauf, dass Walter auf ihn springt. Aus einem Nebengebäude heraus bellt der Hund – Bella. Ich werde meinen Hund vermissen, denkt er. Der Hof stinkt nach Bier und Blut. Unten am Flussufer schreit jemand. Nichts tut ihm weh, oder vielleicht tut ihm alles weh, denn es gibt keinen einzelnen Schmerz, den er genau benennen kann. Aber die Kälte schlägt zu, bloß an einer einzigen Stelle: bloß an seinem Jochbein, das auf den Kopfsteinen ruht. »Jetzt guck mal, guck mal«, brüllt Walter. Er hüpft auf einem Fuß herum, als würde er tanzen. »Guck mal, was passiert ist. Mein Stiefel ist aufgeplatzt, als ich dir gegen den Kopf getreten habe.« Zoll um Zoll. Zoll um Zoll vorwärts. Soll er dich doch Aal oder Wurm oder Schlange nennen. Kopf nach unten, provozier ihn nicht. Seine Nase ist mit Blut verstopft, und er muss durch den Mund atmen. Die kurze Ablenkung seines Vaters, der über den Verlust seines guten Stiefels wütet, verschafft ihm eine Atempause, in der er sich erbrechen kann. »So ist es richtig«, ruft Walter. »Spuck nur überall hin.« Spuck überall hin, auf meine guten Kopfsteine. »Komm schon, Junge, steh auf. Lass sehen, wie du aufstehst. Beim Blut des kriechenden Jesus, komm auf die Füße.« Kriechender Jesus?, denkt er. Was meint er damit? Sein Kopf neigt sich zur Seite, sein Haar liegt in seinem eigenen Erbrochenen, der Hund bellt, Walter brüllt, und Glockenläuten schallt über das Wasser. Er spürt eine leichte Bewegung, als sei der schmutzige Boden zur Themse geworden. Es schwankt unter ihm; er atmet aus, ein schweres letztes Keuchen. Jetzt hast du es endlich geschafft, sagt eine Stimme zu Walter. Aber er schließt die Ohren, oder Gott schließt sie für ihn. Eine tiefe schwarze Strömung zieht ihn flussabwärts. Das Nächste, was er weiß: Es ist beinahe Mittag und er lehnt in der Tür des Pegasus the Flying Horse. Seine Schwester Kat kommt mit einem Brett voller warmer Pasteten in der Hand aus der Küche. Als sie ihn sieht, lässt sie es beinahe fallen. Bestürzt öffnet sie den Mund. »Wie siehst du denn aus?« »Kat, schrei nicht so, das tut weh.« Sie schreit nach ihrem Mann: »Morgan Williams!« Sie dreht sich um die eigene Achse, ihr Blick wandert wild umher, das Gesicht gerötet von der Hitze des Ofens. »Nehmt mir das Tablett ab, in Gottes Namen, wo seid ihr alle?« Er zittert von Kopf bis Fuß, genau wie Bella, als sie damals vom Boot gefallen ist. Ein Mädchen kommt gerannt. »Der Herr ist in die Stadt gegangen.« »Das weiß ich, Dummkopf.« Beim Anblick ihres Bruders hatte sie es vergessen. Sie drückt dem Mädchen das Tablett mit den Pasteten in die Hand. »Wenn du sie irgendwo hinstellst, wo die Katze rankommt, kriegst du Ohrfeigen, bis du Sterne siehst.« Als sie die Hände frei hat, faltet sie sie kurz zu einem heftigen Gebet. »Hast du dich wieder geprügelt, oder war es dein Vater?« Ja, sagt er und nickt dabei so heftig, dass Blutstropfen aus seiner Nase schießen. Ja, er zeigt auf sich selbst, als wolle er sagen: Walter war hier. Kat ruft nach einer Schüssel, nach Wasser, nach Wasser in einer Schüssel, nach einem Lappen, nach dem Teufel, der sofort kommen und seinen Diener Walter holen soll. »Setz dich hin, bevor du hinfällst.« Er versucht zu erklären, dass er gerade aufgestanden ist. Weg vom Hof. Es kann eine Stunde her sein, es kann auch einen Tag her sein, und soviel er weiß, könnte heute auch morgen sein; aber wenn er einen Tag dort gelegen hätte, wäre Walter sicher gekommen und hätte ihn umgebracht, weil er im Weg gewesen wäre. Oder es hätte sich etwas Schorf auf seinen Wunden gebildet und inzwischen hätte er überall Schmerzen und wäre fast zu steif, um sich zu bewegen; aus eingehender Bekanntschaft mit Walters Fäusten und Stiefeln weiß er, dass der zweite Tag schlimmer sein kann als der erste. »Setz dich. Sprich nicht«, sagt Kat. Als die Schüssel kommt, beugt sie sich über ihn und macht sich an die Arbeit, betupft sein geschlossenes Auge, bearbeitet in kleinen Kreisen seinen Haaransatz. Sie atmet stoßweise und ihre freie Hand liegt auf seiner Schulter. Leise flucht sie vor sich hin, ab und zu schluchzt sie auf, reibt seinen Nacken und flüstert dabei: »Schon gut, ganz ruhig, schon gut«, als wäre er es, der weint, obwohl er es nicht tut. Er hat das Gefühl zu schweben und sie brächte ihn auf die Erde zurück; er würde gerne seine Arme um sie legen und sein Gesicht in ihre Schürze und sich dort ausruhen, während er auf ihren Herzschlag lauschte. Aber er will sie nicht schmutzig machen, sie überall mit Blut beschmieren. Als Morgan Williams zurückkommt, trägt er seinen guten Stadtrock. Er sieht walisisch und kämpferisch aus; es ist offensichtlich, dass er schon weiß, was passiert ist. Er stellt sich neben Kat, sieht auf ihn hinab, einen Augenblick sprachlos, und sagt dann: »Sieh her!« Er macht eine Faust und stößt sie dreimal in die Luft. »Das!«, sagt er. »Das würde er bekommen. Walter. Das würde er bekommen. Von mir.« »Tritt einen Schritt zurück«, rät ihm Kat. »Oder willst du Teile von Thomas auf deine Londonjacke kriegen?« Das will er nicht. Er weicht zurück. »Mir ist das egal, aber sieh dich mal an, Junge. In einem ehrlichen Kampf könntest du dieses Tier zum Krüppel machen.« »Es ist aber kein ehrlicher Kampf«, sagt Kat. »Er schleicht sich nämlich von hinten an, stimmt’s, Thomas? Und hat etwas in der Hand.« »Sieht in diesem Fall nach einer Glasflasche aus«, sagt Morgan Williams. »War es eine Flasche?« Er schüttelt den Kopf. Seine Nase blutet wieder. »Tu das nicht, Bruder«, sagt Kat. Ihre ganze Hand ist voller Blut; sie wischt es an ihrer Schürze ab. Was für eine Schweinerei, er hätte ebenso gut seinen Kopf hineinlegen können. »Ich vermute, du hast es nicht gesehen?«, sagt Morgan. »Was genau er in der Hand hatte?« »Das ist der Witz dabei, sich von hinten anzuschleichen«, sagt Kat. »An dir ist wirklich ein Friedensrichter verloren gegangen. Hör zu, Morgan, soll ich dir was über meinen Vater erzählen? Er greift sich, was immer gerade herumliegt. Manchmal ist es eine Flasche, das stimmt. Ich habe gesehen, wie er meine Mutter damit geschlagen hat. Sogar unsere kleine Bet, ich habe gesehen, wie er ihr eine Flasche über den Kopf gezogen hat. Aber ich habe es auch mal nicht gesehen, wenn er es tat, und das war schlimmer, weil ich nämlich diejenige war, die umgehauen werden sollte.« »Ich frage mich, wo ich da eingeheiratet habe«, sagt Morgan Williams. Aber das ist nur Gerede von Morgan; manche Männer schniefen ständig, manche Frauen haben Kopfweh, und Morgan muss sich immer diese Fragen stellen. Der Junge hört nicht auf ihn; er denkt, wenn mein Vater das mit meiner Mutter gemacht hat, die schon so lange tot ist, hat er sie vielleicht umgebracht? Nein, dafür hätte man ihn sicher zur Verantwortung gezogen; Putney ist gesetzlos, aber mit Mord kommt man nicht durch. Kat ist, was er anstelle einer Mutter hat: Sie weint für ihn und reibt seinen Nacken. Er schließt die Augen, um sein linkes Auge dem rechten anzugleichen; er versucht beide zu öffnen. »Kat«, sagt er, »darunter habe ich doch ein Auge? Ich kann nämlich nichts sehen.« Ja, ja, ja, sagt sie, während Morgan Williams mit seiner Untersuchung der Fakten fortfährt und sich für einen harten, einigermaßen schweren, scharfen Gegenstand entscheidet, aber wahrscheinlich keine zerbrochene Flasche, denn in diesem Fall hätte Thomas ihre gezackte Kante gesehen, bevor Walter seine Braue aufgeschlitzt hat, um ihm das Auge auszustechen. Er hört, wie Morgan seine Theorie entwickelt, und würde gerne über den Stiefel sprechen, über den Knoten, den Knoten im Zwirn, aber die Anstrengung, den Mund zu bewegen, scheint in keinem Verhältnis zum Ertrag zu stehen. Im Großen und Ganzen stimmt er Morgans Schlussfolgerung zu; er versucht, mit den Achseln zu zucken, aber es schmerzt zu sehr, und er fühlt sich so zermalmt und zerrissen, dass er sich fragt, ob sein Hals gebrochen ist. »Überhaupt«, sagt Kat, »was hast du getan, Tom, um ihn so in Fahrt zu bringen? Normalerweise schlägt er erst abends zu, jedenfalls, wenn es keinen Grund gibt.« »Ja«, sagt Morgan Williams, »gab es einen Grund?« »Gestern. Ich habe mich geprügelt.« »Du hast dich gestern geprügelt? Mit wem, in Gottes Namen?« »Ich weiß es...


Löcher-Lawrence, Werner
WERNER LÖCHER-LAWRENCE geboren 1956, ist als literarischer Agent und Übersetzer tätig. Zu den von ihm übersetzten Autor*innen zählen u. a. John Boyne, Meg Wolitzer, Patricia Duncker, Hisham Matar, Nathan Englander, Nathan Hill und Hilary Mantel.

Trabant, Christiane
Christiane Trabant studierte Germanistik und Anglistik und lebt in Berlin. Sie hat u.a. Umberto Eco und P.G. Wodehouse ins Deutsche übertragen.

Mantel, Hilary
HILARY MANTEL, geboren 1952 in Glossop, gestorben 2022 in Exeter, England, war nach dem Jurastudium in London als Sozialarbeiterin tätig. Für ihre Romane ›Wölfe‹ (2010) und ›Falken‹ (2013) wurde sie jeweils mit dem Booker-Preis, dem wichtigsten britischen Literaturpreis, ausgezeichnet. Bei DuMont erschien außerdem u. a. die Autobiografie ›Von Geist und Geistern‹ (2015) und zuletzt der dritte Band der Tudor-Trilogie ›Spiegel und Licht‹ (2020).



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