E-Book, Deutsch, 960 Seiten
Reihe: HarperCollins
Martin Die Herz-Trilogie (3in1)
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7499-5035-5
Verlag: HarperCollins
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 960 Seiten
Reihe: HarperCollins
ISBN: 978-3-7499-5035-5
Verlag: HarperCollins
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
MEIN WILDES HERZ
Leif Draugr ist die Zirkusattraktion in London. Wie eine wilde Bestie wird er im Käfig vorgeführt. Die junge Krista ist schockiert! Wie kann man einem Menschen so etwas antun! Aber sie verspürt auch eine animalische Anziehung beim Anblick von Leifs muskulösem, halbnacktem Körper. Spontan kauft sie ihn frei und bittet ihren Vater, ihn aufzunehmen. Während Leif sich nach und nach in einen 'ordentlichen' Gentleman verwandelt, entflammt ihr Herz immer mehr für ihn. Doch dann will Leif zurück in seine ferne Heimat - mit Krista!
MEIN FEURIGES HERZ
Coralee stürzt in einen gefährlichen Strudel der Leidenschaft, als sie Grayson Forsythe, Earl of Tremaine, kennenlernt. Denn der verführerische Frauenheld ist ihr Hauptverdächtiger auf der Suche nach dem Mörder ihrer Schwester. Um ihn heimlich auszuspionieren, schleust Coralee sich als angebliche Verwandte auf seinem herrschaftlichen Landsitz ein. Dabei kommt sie ihm so nah, dass sie ohne es zu wollen bald selbst seinem sinnlichen Charme erliegt. Und statt ihre Ermittlungen weiterzuverfolgen, ersehnt sie plötzlich nur noch eins: Er soll sie so feurig küssen, wie seine herausfordernd heißen Blicke es versprechen ...
MEIN MUTIGES HERZ
Eine junge Dame, allein in Opiumhöhlen und Bordellen? Couragiert ist die Reporterin Lindsey zu allem bereit! Sie muss den wahren Mörder von Covent Garden finden, um den entsetzlichen Verdacht von ihrem Bruder abzuwenden. Doch Thor Draugr, Schwager ihrer Verlegerin, sieht das anders: Als Ehrenmann kommt es für ihn nicht in Frage, dass Lindsey sich in Gefahr begibt. Auch wenn sie sein sonst so kühles nordisches Blut zum Sieden bringt - keinen Tag weicht er von ihrer Seite! Und auch keine Nacht, wenn Lindsey voller Verlangen seine Männlichkeit herausfordert ... Aber wo ist ihr norwegischer Geliebter, als Lindsey unvermittelt dem Mörder gegenübersteht?
Ihre Arbeit im Immobiliengeschäft führte die New York Times Bestseller- Autorin Kat Martin auf den Weg ins Glück. Durch ihre Tätigkeit als Maklerin lernte sie den perfekten Partner kennen - ihren Ehemann, den Western-Autor Jay Martin. 'Wir standen uns als potenzielle Verkäufer und Käufer gegenüber', erinnert sie sich. Kurz nachdem sie sich kennengelernt hatten, fragte Larry sie, ob sie ein unveröffentlichtes Manuskript eines historischen Westerns, das er verfasst hatte, lesen wolle. Sie verliebte sich sofort in den Roman - und den Autor! 'Es war eine ziemlich romantische Geschichte', gesteht sie. Nachdem sie den Text ihres zukünftigen Ehemanns ein wenig bearbeitet hatte, beschoss sie, es selbst einmal mit dem Schreiben zu versuchen. Kat machte sich auf, Bestseller-Autorin von mehr als 30 historischen und zeitgenössischen Romanen zu werden. Bis heute wurden 10 Millionen Exemplare ihrer Romane gedruckt und auf der ganzen Welt - inklusive Deutschland, Norwegen Schweden, China, Korea, England und vielen anderen Ländern - veröffentlicht. Wenn sie nicht schreibt, fährt sie gern Ski und geht auf Reisen, bevorzugt in Europa. Derzeit ist sie intensiv damit beschäftgt, ihr nächstes Buch zu verfassen.
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2. KAPITEL
London, 1842
Mädchen, ich sage dir, es ist an der Zeit, dass du deine Pflicht tust!“ Heftig schlug der Earl of Hampton mit der knotigen Hand, auf der die Adern dick hervortraten, auf den Tisch.
Der dumpfe Knall ließ Krista Hart auffahren. „Meine Pflicht? Es ist wohl kaum meine Pflicht, einen Mann zu heiraten, den ich nicht ausstehen kann!“ Sie befanden sich auf einem Ball im Stadtpalais des Duke of Mansfield. Durch die Wände der Bibliothek konnte man das achtköpfige Orchester hören, das oben in dem verschwenderisch mit Spiegeln ausgestatteten Ballsaal spielte.
„Was stimmt denn nicht mit Lord Albert?“ Ihr Großvater – ein leicht gebeugter, großer, silberhaariger Mann – sah sie mit seinen hellen blauen Augen an. „Er ist jung und sieht nicht schlecht aus und ist der zweite Sohn des Marquess of Lindorf, Mitglied einer der bekanntesten Familien Englands.“
„Lord Albert ist nichts anderes als ein Speichellecker. Der Mann ist eitel, zimperlich und überaus selbstgefällig. Er ist eingebildet, nicht sehr intelligent, und ich habe nicht das geringste Interesse daran, ihn zu heiraten.“
Das faltige Gesicht ihres Großvaters lief rot an. „Gibt es eigentlich in ganz London einen Mann, der dir gefällt, Krista? Du bist verpflichtet, mir einen Enkel zu schenken – und allmählich läuft dir die Zeit davon!“
„Ich kenne meine Pflicht, Großvater. Man hat sie mir gegenüber ja oft genug erwähnt.“ Durch eine besondere Verfügung des letzten Königs konnte der Titel der Hamptons, wenn kein männlicher Erbe vorhanden war, auch durch ein weibliches Familienmitglied auf den ersten männlichen Nachkommen übertragen werden. „Ich bin einer Heirat nicht abgeneigt, es ist nur …“
„Dass du zu sehr mit deiner verflixten Zeitung beschäftigt bist. Dein Vater tolerierte den törichten Wunsch deiner Mutter, wie eine Bürgerliche zu arbeiten. Und dir gegenüber zeigt er jetzt die gleiche Nachsicht. Mein Gott, keine anständige Frau unseres Standes hat einen Beruf oder macht sich mit den unteren Ständen gemein, wie du es tust, indem du dein lächerliches Blatt herausgibst.“
„Heart to Heart ist kein lächerliches Blatt. Unsere Artikel sind nicht nur informativ, sie haben auch eine erzieherische Wirkung, sind offen und ehrlich, wie der Name schon sagt, und ich bin äußerst stolz auf die Arbeit, die wir leisten.“
Ihr Großvater schnaubte verächtlich. „Lassen wir einmal deine dumme Zeitung beiseite. Du bist meine einzige Enkelin. Es ist an der Zeit, dass du an deine Zukunft denkst und mir endlich den Erben schenkst, den ich brauche.“
Als Krista zu ihm ging, raschelten die Unterröcke unter ihrem pflaumenfarbenen Kleid. Diese Unterhaltung hatte schon so oft stattgefunden und immer mit dem gleichen Ergebnis geendet. Aber Krista liebte ihren Großvater und wollte ihm nicht missfallen.
Sie küsste ihn auf die Wange. „Ich wünsche mir das fast so sehr wie Sie, Großvater. Doch ich weigere mich, einen Mann wie Lord Albert zu heiraten. Ich glaube, ich werde noch rechtzeitig den richtigen Mann treffen.“
Vielleicht hatte sie ihn schon getroffen. Letzte Woche hatte sie einen Freund ihres Vaters namens Matthew Carlton kennengelernt. Matthew war außerordentlicher Professor, zweiter Sohn des Earl of Lisemore und genau die Art von Mann, wie ihn sich ihre Familie als Gatten für Krista wünschte. Matthew schien zudem an einer Fortführung ihrer Bekanntschaft interessiert zu sein.
Trotzdem wagte Krista es nicht, ihrem Großvater von ihm zu erzählen. Vielleicht würde er sie und auch Matthew dann unter Druck setzen.
Der Earl sah ihr in die Augen. „Ich will ja nicht, dass du unglücklich wirst. Das weißt du doch, nicht wahr?“
„Natürlich. Mit der Zeit wird sich sicher alles richten.“ Zumindest hoffte sie es. Aber sie war anders als die Frauen ihres Standes: größer, als es dem Schönheitsideal entsprach, kräftiger – und unabhängiger. Die Verehrer standen nicht Schlange, und ihr Großvater wusste das.
„Zeit“, schimpfte er, „ist etwas, das ein alter Mann wie ich nicht mehr hat.“
Sie ergriff seine schmale Hand. „Das stimmt nicht. Sie sind immer noch sehr rüstig.“ Doch als sie ihn jetzt betrachtete, sah sie, dass er zweifellos gealtert war. Wenn sie nicht bald heiratete, konnte der Titel, wie der Earl es befürchtete, auf irgendeinen entfernten Cousin übergehen.
Der alte Mann seufzte. „Du strapazierst meine Geduld, Mädchen“, grollte er.
„Es tut mir leid, Großvater. Ich werde mein Bestes tun.“
Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und schritt durch die Tür in Richtung des fröhlichen Lärms, der aus dem Ballsaal drang. Aber sie war nicht länger in der Stimmung zu tanzen und so zu tun, als würde sie sich gut unterhalten.
Während sie auf der Suche nach ihrem Vater und ihrer besten Freundin Coralee Whitmore durch das Haus ging, dachte sie über Matthew Carlton und die Möglichkeiten nach, die er ihr bot.
Leif lehnte sich an die Stäbe seines Käfigs. Aus der Entfernung drangen die seltsamen, gefühlvollen Töne der Musikmaschine zu ihm herüber, die immer dann spielte, wenn die fahrende Truppe in einem Dorf einzog. Die Sonne war herausgekommen, doch sie wärmte ihn nur wenig, da man seinen Käfig an einem schattigen Platz abgestellt hatte. Ein eisiger Wind fuhr darüber und verursachte ihm eine Gänsehaut. Das einzige Kleidungsstück, das er am Leib trug, war ein getüpfeltes Fell, gerade groß genug, um seine Scham zu bedecken.
Gedankenverloren zupfte er einen Strohhalm aus dem feuchten Mist, der den Käfigboden bedeckte. Er hatte die Welt jenseits seiner Heimat sehen wollen. Und er hatte seltsame Dinge in diesem fremden Land entdeckt: Tiere, die keinem Tier ähnlich sahen, das ihm je zu Augen gekommen war; Häuser, die größer waren als sein ganzes Heimatdorf. Es gab Menschen verschiedener Hautfarben, Menschen verschiedenster Gestalten und Größen. Hätte man ihn nicht in diesen Käfig gesperrt, er wäre von all den Sehenswürdigkeiten und all den Orten dieser neuen, fremden Welt fasziniert gewesen. Doch so blieb er ein Gefangener, eingesperrt und gehalten wie ein Tier.
Seit er verkauft worden war, war er verlacht und verhöhnt, mit Steinen beworfen und geschlagen worden. Die Leute glaubten, er wäre verrückt, und an manchen Tagen glaubte er es selbst. Schlimmer noch waren aber diejenigen, die Mitleid mit ihm hatten. Er hatte Frauen gesehen, die wegen der Gräuel, die man ihm antat, in Tränen ausgebrochen waren. Leif jedoch wollte ihr Mitleid nicht. Aber vielleicht waren nicht alle Menschen in diesem Land wie jene, die ihm seine Freiheit gestohlen hatten. Vielleicht würde er eines Tages jemanden finden, der bereit war, ihm zu helfen. Wenn er sich den Leuten doch nur verständlich machen könnte.
Wie jeden Tag sprach er ein stilles Gebet zu den Göttern und bat sie, ihm beizustehen.
Vielleicht würden sie ihm ja eines Tages helfen. Vielleicht schon heute.
Er klammerte sich an diesen Gedanken, während die Menge sich langsam um seinen Käfig versammelte.
Der Himmel war klar in dieser Nacht, und der Vollmond erhellte Londons Straßen. An die Samtpolster der Kutsche gelehnt, lauschte Krista dem Klappern der eisenbeschlagenen Pferdehufe und war dankbar, dass der Abend endlich zu Ende ging.
„Lieber Gott, wie ich diese Gesellschaften hasse.“ Seit dem Streit mit ihrem Großvater in der Bibliothek des Duke of Mansfield war Krista pflichtbewusst auf jeder Soiree und jeder Party erschienen, zu der man sie einlud. Im Augenblick kehrte sie von einer musikalischen Soiree bei der Marquess of Camden zurück.
Sie musste an Matthew Carlton denken. Ihre Bemühungen schienen Erfolg zu haben.
Ein verträumter Seufzer erscholl in der Kutsche. „Ich finde, diese Party war wundervoll.“ Auf dem Platz neben Krista kuschelte sich Coralee Whitmore in die tiefen Samtpolster, ihre beste Freundin seit der gemeinsamen Zeit auf der Briarhill Academy. „Wenn wir morgen nicht so viel zu tun hätten, dann hätte ich bis zum Morgengrauen durchgetanzt.“
Im Gegensatz zu Krista, die sehr groß und blond war, war Coralee zierlich, mit Haaren von der Farbe dunklen Kupfers, grünen Augen und einem schmalen, feinen Gesicht. Sie liebte Bälle und Gesellschaften und schien ihrer nie müde zu werden. Doch die Wochenzeitung, die Krista und ihr Vater herausgaben, kam für die beiden jungen Frauen an erster Stelle, auch wenn es bedeutete, dass sie einen der beliebtesten Bälle bereits kurz nach Mitternacht verlassen mussten.
Obwohl es viel länger zurückzuliegen schien, hatte Kristas Mutter doch erst vor sechs Jahren die Zeitung gegründet, gegen den Willen ihrer Familie und gegen die ungeschriebenen Gesetze, welche den Platz einer Frau in der Gesellschaft bestimmten. Drei Jahre später war sie krank geworden und gestorben. Ihr langes, qualvolles Siechtum hatte Krista erschüttert und traurig zurückgelassen. Ihr Vater hatte unter dem Verlust noch mehr gelitten.
Genau an dem Tag, an dem sie auf dem Friedhof neben ihrem leise weinenden Vater am Grab ihrer Mutter stand, war Krista achtzehn Jahre alt geworden. Und da sie wusste, wie wichtig ihrer Mutter die Gazette gewesen war, hatte sie beschlossen, die Zeitung weiterzuführen. Bald merkte sie, dass die Arbeit ihr half, den Schmerz zu überwinden, und sie war entschlossen, Heart to Heart zum Erfolg zu führen.
Vom Sitz gegenüber war ein Geräusch zu hören, und Krista musste beim leisen Schnarchen ihres Vaters lächeln. Sir Paxton Hart war emeritierter...




