E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Die drei ???
Marx Die drei ??? und der Jadekönig (drei Fragezeichen)
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-440-16056-5
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Die drei ???
ISBN: 978-3-440-16056-5
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Justus, Peter und Bob sollen etwas mit dem Diebstahl des "Jadekönig" zu tun haben, einer der wertvollsten Briefmarken der Welt. Werden sich die Detektive an diesem Fall die Finger verbrennen?
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Der Anfang
Als Peter aus seinem MG stieg und sein Skateboard unter den Arm klemmte, drang schon das beständige Rauschen von Kunststoffrollen auf Beton an sein Ohr. Der kleine Skatepark von Rocky Beach war gut besucht. Einige Skater kannte Peter mit Namen, andere vom Sehen. Jock, den er erst vor ein paar Tagen hier kennengelernt hatte, sauste gerade durch die Halfpipe. Es hatte sich sogar eine kleine Zuschauertraube gebildet. Peter drehte erst mal ein paar entspannte Runden durch die Bowl, bevor er sich zur Handrail begab. Dort war wenig los. Der Zweite Detektiv legte seine Knie- und Ellbogenschützer an, stellte den linken Fuß auf sein Skateboard und gab mit dem rechten Schwung. Er sauste auf die Handrail zu. Jetzt nur nicht zu schnell werden! Er ging in die Knie, trat auf den Tail und ließ das Board in die Luft schnellen. Treffsicher erwischte er die Rail. Doch anstatt auf ihr hinabzugleiten, krachte es plötzlich unter seinen Füßen und das Board kippte weg. Noch ehe Peter begriff, wie ihm geschah, stürzte er ab und schlug hart auf dem Betonboden auf. Die Knie- und Ellbogenschützer hatten seinen Sturz zum Glück abgefedert. Er war unverletzt. Aber das Skateboard war hinüber – durchgebrochen! »Das gibt’s ja wohl nicht«, presste Peter wütend hervor. Ein Schatten legte sich über ihn. Der Zweite Detektiv blinzelte hinauf in Jocks breit grinsendes Gesicht. »Alle Achtung. Nach allen Regeln der Kunst geschrottet.« Jock trug eine leicht verunglückte Cornrow-Frisur mit dutzenden dicht an der Kopfhaut geflochtenen Zöpfen, die sich am Hinterkopf in eine wilde blonde Mähne auflösten. Sein durchtrainierter Körper steckte in einer weiten Hose und einem schlabberigen T-Shirt. Knieschützer trug er nicht, das wäre wahrscheinlich gegen seine Ehre gewesen, denn er war ein ziemlich guter Skater. Viel besser als Peter auf jeden Fall. Jock streckte die Hand aus und Peter ließ sich aufhelfen. Gemeinsam sahen sie sich das zerbrochene Board an. »Das ist durch«, bemerkte Jock. »Was du nicht sagst.« Peter war wütend. »Das Brett war neu! Fast jedenfalls.« »Ja, aber es ist halt eine Billigmarke.« »Für mehr hat’s nicht gereicht«, knurrte Peter. »Das war es fürs Erste mit dem Skaten.« »Ich habe noch ein Supreme Wizard Shortboard zu Hause. Fahre ich nie mit. Kannst du haben, wenn du willst. Für zwanzig?« Peter runzelte die Stirn. »Du hast ein Supreme Wizard zu Hause rumstehen und willst es mir für zwanzig Dollar verkaufen!? Das ist ein supercooles Board!« »Ich weiß. Aber ich liebe nun mal mein altes Brett.« Er wies auf sein Skateboard, das schon ziemlich mitgenommen aussah. »Das Supreme steht nur zu Hause rum. Was ist? Kein Interesse?« Peter zuckte die Schultern. »Doch. Schon. Ich guck’s mir auf jeden Fall gerne mal an.« Jock schaute auf seine Armbanduhr. »Ich muss sowieso los. Wenn du willst, kannst du gleich mitkommen. Hast du ein Auto, Peter?« »Ja, allerdings spinnt es zurzeit. Es kann eine Weile dauern, bis es anspringt.« »Das macht nichts. Hauptsache, es fährt noch. Wir müssen nämlich nach Beverly Hills.« »Da wohnst du? Wie bist du denn hergekommen?« »Mit Freunden. Aber die sind blöderweise schon weg. Kann man nichts machen.« Peter runzelte die Stirn. Kurz kam ihm der Gedanke, dass Jock womöglich nur jemanden gesucht hatte, der ihn nach Hause brachte. Dass es gar kein Supreme Wizard gab. Schließlich kannte er Jock erst seit ein paar Tagen und ganz plötzlich tat er so, als wären sie beste Kumpels. Doch dann wischte Peter seine Zweifel beiseite. Er nahm sein zerbrochenes Skateboard und stopfte es in einen in der Nähe stehenden Abfallcontainer. »Mein Wagen steht da drüben. Sollen wir?« Peter unterbrach seine Erzählung, seufzte und kratzte sich am Kopf. »Ich hätte besser auf meine Zweifel gehört.« Er schaute zu Justus. »Aber ich dachte, das kommt bestimmt von dieser ständigen Detektivarbeit, dass ich niemandem mehr über den Weg traue. Und dass Jock bestimmt einfach nur ein netter Kerl ist.« »Augenblick mal«, mischte Mr Sterling sich ein. »Was denn für Detektivarbeit?« »Wir drei«, sagte Justus, »sind ein Detektivteam.« »Ist das euer Ernst?« Bob nickte. »Deshalb kannte uns auch Inspektor Kershaw. Wir sind ihm ein paar Mal bei Ermittlungen begegnet.« »Er hat es so dargestellt, als wärt ihr ein polizeibekanntes Verbrechertrio.« »Er findet es nicht gut, was wir machen«, erklärte Peter. »Dabei ist er nur neidisch auf unsere Erfolge.« »Wie auch immer. Erzähl weiter!« Der Zweite Detektiv atmete tief durch. »Wir fuhren also in meinem Wagen nach Beverly Hills.« Während der Fahrt durch den warmen frühen Abend unterhielten sich Peter und Jock übers Skaten. Oder eher: Jock erzählte Peter, was für ein toller Skater er war und welche Fliptricks er draufhatte. Peter war schon bald genervt und hoffte auf eine Gelegenheit, selbst ein bisschen angeben zu können. Aber mit seinen zahllosen Abenteuern, die er bereits als Detektiv bestanden hatte, wollte er nicht prahlen. Das kam bei Leuten, die ihn nicht kannten, manchmal komisch an. Nach einer halben Stunde erreichten sie ihr Ziel. Da Jock ihn die ganze Zeit gelotst hatte und es ziemlich kreuz und quer gegangen war, wusste Peter nicht, wo genau sie sich befanden. Irgendwo in den Bergen nördlich von Beverly Hills. Auf der letzten halben Meile war die Straße so steil gewesen, dass Peters MG sie nur im zweiten Gang geschafft hatte. Auf diesem Stück waren sie an keinem Haus mehr vorbeigekommen. Hinter einer Kurve kam eine moderne Villa aus weiß getünchtem Beton und Glas zum Vorschein. Die Architektur war eigenwillig und verwirrend. Das Haus sah aus, als hätte jemand fünf oder sechs Schuhkartons ineinandergeschoben. Einsam thronte es am Hang. Die rot glühenden Wolken am Horizont spiegelten sich in den riesigen Fenstern. »Da wären wir«, sagte Jock und Peter hielt am Straßenrand. »Sollte mein Wagen später wieder nicht anspringen, kann ich mich notfalls bis zur Hauptstraße runterrollen lassen.« Jock öffnete die Beifahrertür. »Pass auf den Abhang auf!«, warnte Peter. »Ich bin ein bisschen zu nahe an den Rand gefahren.« Direkt neben dem Auto ging es steil bergab. Jock grinste. »Ich kenne mich hier aus, Peter.« Der Zweite Detektiv sah sich um. Ein kleines Stück weiter parkte ein wuchtiger brauner Straßenkreuzer, ein alter Oldsmobile Cutlass. Sein Motor knackte, so als wäre das Auto gerade erst abgestellt worden. Vielleicht gehörte es Jocks Eltern. Peters Blick ging Richtung Küste. Santa Monica lag wie ein glitzerndes Schachbrett zwischen ihnen und dem Ozean am Horizont. »Schicke Aussicht«, bemerkte Peter. »Und eine schicke Hütte!« »Ach, na ja«, murmelte Jock, als wollte er den Reichtum seiner Familie herunterspielen. Er nahm sein Skateboard unter den Arm und ging auf das Haus zu. Eine Granittreppe führte über einen bepflanzten Hang hinauf zum Eingang. Die Außenbeleuchtung ging automatisch an. Jock stellte das Board an der Wand ab und nestelte in seiner rechten Hosentasche herum. Dann in der linken. Er klopfte seine ganze Hose ab. Um sich schließlich mit der flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen. »Ich Idiot!« »Was ist? Hast du deinen Schlüssel verloren?« »Nicht verloren. Ich weiß, wo er ist. In meinem Rucksack. Und der liegt bei meinem Kumpel Carl, mit dem ich heute zum Skatepark gefahren bin, im Auto.« Peter seufzte. »Und jetzt? Willst du ihn anrufen?« »Mein Telefon ist auch im Rucksack.« Peter zog sein Handy aus der Tasche und reichte es ihm. Jock schüttelte den Kopf. »Ich weiß doch die Nummer nicht auswendig.« Peter steckte das Handy wieder ein. »Aber deine Eltern sind doch da, oder?« Jock schüttelte den Kopf. »Die sind übers Wochenende weggefahren.« »Habt ihr nicht irgendwo einen Zweitschlüssel deponiert?« »War immer mein Vorschlag. Aber sie meinten, den würden die Einbrecher sofort finden.« »Was für Einbrecher?« »Irgendwelche Einbrecher halt.« Peter witterte seine Chance, Jock zu beeindrucken. »Du hast Glück, Jock. Ich kann dir helfen.« »Ach. Und wie? Willst du einbrechen?« »Genau das. Es wäre natürlich nicht wirklich ein Einbruch. Schließlich wohnst du ja hier.« »Und wie willst du das bewerkstelligen?« »Ich öffne das Schloss.« »Haha! Ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, Peter, aber das sind andere Schlösser als die zu deinem Kinderzimmer. Die bekommt man nicht mit einer Haarnadel auf.« Peter bemühte sich, cool rüberzukommen. »Haarnadeln … Ich habe Dietriche. Und Erfahrung.« Lässig zog er sein Dietrichset aus der Tasche. »Na, wenn du meinst.« Jock trat beiseite. »Dann versuch mal dein Glück!« Peter ging an die Arbeit. Es war tatsächlich ein kompliziertes Schloss. Außerdem hatte sich anscheinend irgendwann schon mal jemand daran zu schaffen gemacht. »Gab’s bei euch mal einen Einbruch? Hier sind Kratzspuren am Schloss. Und ich habe das Gefühl, dass die Mechanik nicht mehr ganz rund läuft.« »Klappt’s nicht?« Das könnte dir so passen, dachte Peter und konzentrierte sich. Versagen kam jetzt nicht infrage. Nach einer Minute vernahm er endlich ein verheißungsvolles...