E-Book, Deutsch, 208 Seiten
Reihe: Die drei ???
Marx Die drei ??? und der Karpatenhund (drei Fragezeichen)
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-440-50941-8
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das Buch zum Film
E-Book, Deutsch, 208 Seiten
Reihe: Die drei ???
ISBN: 978-3-440-50941-8
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Bei Mr Prentice spukt es! Nachts ist ein schreckliches Heulen in seiner Wohnung zu hören und die Lichter flackern unheimlich. Der ältere Herr bittet die drei ??? um Hilfe. Plötzlich verschwindet auch noch seine wertvollste Skulptur, der Karpatenhund. Die drei ??? glauben nicht an Gespenster. Sie suchen Verdächtige, untersuchen Beweise und überlegen in alle Richtungen. Als dann auch noch ein hohes Lösegeld für die Skulptur gefordert wird, müssen sich die drei Detektive beeilen. Das Buch zum Kinofilm mit über 40 Fotos. Lesen und noch einmal in das spannende Kinoerlebnis mit Justus, Peter und Bob eintauchen.
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DER FLUCH DES KARPATENHUNDES
Auf dem Schrottplatz war kein Kunde mehr zu sehen. Das Gebrauchtwarencenter hatte vor fünf Minuten geschlossen. Tante Mathilda stand im überdachten Lager und sortierte die neuesten Errungenschaften von Onkel Titus in die Regale. Seit dem Tod seiner Eltern vor vielen Jahren lebte Justus bei seinem Onkel und seiner Tante. Ihnen gehörte der Gebrauchtwarenhandel, in dem die drei ??? regelmäßig mithelfen mussten – als Gegenleistung für die Benutzung des Campinganhängers, in dem sie ihre Zentrale eingerichtet hatten.
Anscheinend wurde eine solche Gegenleistung gerade heute erwartet. Ungeduldig blickte seine Tante dem Ersten Detektiv entgegen. »Sag mal, wo steckst du denn die ganze Zeit? Weißt du eigentlich, was hier heute los war? Mindestens zwanzig Kunden gleichzeitig sind hier rumgerannt. Als hätten sie sich verabredet. Wie ein Schwarm Heuschrecken.«
»Heuschrecken verabreden sich nicht«, murmelte Justus.
»Du warst nirgends aufzufinden und ich bin allein von einem zum Nächsten gerannt. Nicht mal Zeit zum Atmen hatte ich.«
»Genug, um nach mir zu rufen.«
Tante Mathilda horchte auf. »Was war das?«
»Ich war anderweitig beschäftigt«, sagte Justus. Es gelang ihm kaum, seine Genervtheit zu verbergen. »Aber ab jetzt stehe ich dir uneingeschränkt zur Verfügung.«
Tante Mathilda sah ihn scharf an, ließ Justus’ frechen Tonfall dann aber auf sich beruhen. »In West Hollywood gibt es einen alten Kronleuchter, den du morgen mit deinem Onkel abholen wirst. Hundert Jahre alt, das Prachtstück. Hochwertig verarbeitete Kristalle. Leider hat er bei einem Brand ganz schön viel Ruß abbekommen. Deswegen ist es deine Aufgabe –«
»Ihn für den Verkauf aufzubereiten«, erriet Justus. »Schon verstanden.«
»Ja, und zwar behutsam! So ein schönes Stück findet man nur noch selten. Ganz das alte Hollywood, noch voller Glanz und Gloria.« Tante Mathildas Blick ging in die Ferne und ein verträumtes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. »Angeblich hat der Leuchter mal der berühmten schwedischen Schauspieler Greta Garbo gehört. Sie war eine der –«
Tante Mathilda brach ab, denn in diesem Augenblick trat ein älterer Herr auf den Unterstand zu. Er war etwa siebzig Jahre alt, sein Haar ergraut und das weinrote Sakko schon etwas abgetragen, aber er trat auf wie ein Gentleman der alten Schule. In einer Hand trug er eine Zeitung. »Einen wunderschönen guten Abend, Madam.« Seine Stimme war warm, sein Lächeln offen und freundlich. Doch in seinem Blick lag auch Schwermut. »Bitte verzeihen Sie die späte Störung. Ich hoffe, Sie haben noch nicht geschlossen?«
»Ihnen auch einen schönen Abend«, wünschte Tante Mathilda, sichtlich angetan von der äußeren Erscheinung des Besuchers. Auch Justus musterte den Mann. Die Zeitung ließ ihn stutzig werden. Zwar war sie zusammengerollt, aber das kleine Stück, das er erkennen konnte, kam ihm sehr bekannt vor. »Doch, haben wir. Aber wenn ich Ihnen helfen kann …«
»Ich suche einen Mr Jonas.«
Tante Mathilda seufzte. »Ja, das tue ich auch ständig. Aber er müsste sich hier irgendwo herumtreiben. Titus!«
»Verzeihung, mein Fehler«, sagte der Fremde. »Ich meinte Justus Jonas.«
Überrascht sah Tante Mathilda zu Justus, der plötzlich wusste, warum ihm die Zeitung so bekannt vorkam. Zögerlich trat er einen Schritt vor.
Der Besucher entrollte sie und warf einen kurzen Blick auf den Rumänien-Artikel und das Foto. »Ja, jetzt erkenne ich dich wieder.« Er reichte ihm die Hand. »Fenton Prentice.«
»Justus Jonas«, sagte Justus und seufzte innerlich. Wieder jemand, der die drei ??? für eine Allzweckwaffe gegen verlorene Schlüssel und verschwundene Haustiere hielt. Diesmal würde er dem potenziellen Klienten gleich den Wind aus den Segeln nehmen. »Wenn Sie wegen einer entlaufenen Katze hier sind, muss ich Sie enttäuschen, Sir. Dafür sind wir nicht zuständig. Wenden Sie sich bitte an die Firma Norris.«
Fenton Prentice schüttelte langsam den Kopf. »Es handelt sich eher um einen Hund.«
»Bedaure, Mr Prentice, aber auch entlaufene Hunde fallen nicht in unser Aufgabengebiet.«
»Nein, nein, kein Haustier«, stellte Prentice klar und sagte schließlich etwas, das die Aufmerksamkeit des Ersten Detektivs erregte. »Es ist eine Art … Geisterhund.«
Wenig später saßen die drei ??? und Mr Prentice auf der Veranda des Wohnhauses der Familie Jonas. Tante Mathilda hatte es sich nicht nehmen lassen, eilig den Tisch freizuräumen, auch wenn Justus das übertrieben fand. Anfangs hatte sie sogar Anstalten gemacht, sich dazuzusetzen, doch Justus machte ihr schnell klar, dass es sich um ein vertrauliches Gespräch mit einem Klienten handelte. Tante Mathilda hatte versucht, sich nichts anmerken zu lassen, aber Justus kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie ein wenig beleidigt war. Womöglich lauschte sie sogar hinter dem Fenster.
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Der Erste Detektiv wandte sich ihrem Besuch zu. »Es geht also nicht um ein entlaufenes Haustier«, nahm er den Faden wieder auf. »Aber trotzdem um einen Hund. Geisterhund, sagten Sie? Erzählen Sie bitte, Mr Prentice.«
Fenton Prentice sah in die Runde und schien um Worte zu ringen. »Es ist so«, begann er zögerlich. »Mein geliebter Edward, Gott hab ihn selig, ist vor Kurzem überraschend verstorben.«
»Das tut uns sehr leid«, sagte Justus ein wenig überrumpelt.
»Er war ein begnadeter Künstler. Und ich sein Förderer. Bis wir dann irgendwann auch ein Paar wurden. Mir gehört eine Galerie in Los Angeles. Ich habe Edwards Kunst sehr geschätzt. Seine letzte Arbeit war der Karpatenhund. Daran hat er wie ein Besessener gearbeitet.«
Bob runzelte die Stirn. »Karpatenhund?«
»Ein Hund aus Kristall, einer Gestalt aus einer alten Sage nachempfunden. Er ist wunderschön geworden.« Mr Prentice griff in die Innentasche seines Sakkos, zog einen Flyer heraus und drückte ihn Justus in die Hand. Darauf stand: Das Unsichtbare sichtbar machen. »Ich veranstalte eine Ausstellung zu Edwards Ehren. Dort wird der Karpatenhund zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Ihr könnt euch vielleicht denken, dass das eine äußerst wichtige Veranstaltung für mich ist. Ihr seid natürlich herzlich eingeladen.«
»Vielen Dank«, sagte Justus der Form halber, obwohl ihm immer noch nicht klar war, was Mr Prentice zu ihnen geführt hatte. »Aber was genau hat das alles mit Ihrem Anliegen zu tun?«
Fenton Prentice’ Blick flackerte. Er schien nach Worten zu ringen. »Bitte haltet mich nicht für verrückt, wenn ich es euch erzähle. Es ist nämlich so: Ich höre manchmal nachts ein schreckliches Heulen und Jaulen.«
»Wo?«, fragte Bob.
»Zu Hause, in meinem Apartment in Santa Monica! Es fühlt sich an, als würde die Erde beben. Außerdem flackern die Lichter. Und manchmal verschwinden auch Gegenstände und tauchen ganz woanders wieder auf.«
Peter erschauderte. »Sie sprechen von –«
»Spuk«, sagte Prentice. »Ich spreche von Spuk.«
Peter musste schlucken. Verunsichert schaute er zu Bob und Justus, doch in ihren Gesichtern las er nur waches Interesse. Von Unbehagen keine Spur.
»Seit wann werden Sie Zeuge dieser Spukphänomene?«, wollte Justus wissen.
»Es begann kurz nach Edwards Tod. Seitdem passiert es alle paar Tage, immer nach Einbruch der Dunkelheit. Und dieses Heulen … Es ist einfach schrecklich.«
»Und es klingt wie das Heulen eines Hundes, nehme ich an«, riet Bob.
»Nicht irgendeines Hundes«, stellte Prentice klar.
Peter durchlief ein kalter Schauer. »Sie meinen … es ist der Karpatenhund?«
Fenton Prentice nickte. »Ich war schon bei der Polizei. Dort will mir niemand glauben. Vor ein paar Tagen stieß ich zufällig auf den Zeitungsartikel über euch. Ihr habt einen Spukfall in Rumänien aufgeklärt, genauer gesagt in Transsilvanien.«
»Das von den Karpaten umgeben ist«, sagte Justus.
»Ich hielt es für einen Wink des Schicksals. Deshalb bin ich hergekommen. Danke, dass ihr mir zuhört.«
»Edward ließ sich bei seinem Kunstwerk also von der alten rumänischen Sage inspirieren?«, vermutete Bob.
»Du kennst die Geschichte?«, staunte Mr Prentice.
»Aus einem Buch«, bestätigte Bob. An seine Freunde gewandt erklärte er: »Lucianas Buch. Dort war von einer alten Legende die Rede. Ein reicher Kaufmann aus den Karpaten führte ein verschwenderisches Leben. Er häufte seinen Reichtum auf Kosten der Dorfbewohner an. Dann kam der Winter und er war hart und entbehrungsreich. Die Dorfbewohner litten Hunger, aber es kümmerte den Kaufmann nicht. Er überließ sie ihrem Schicksal. Es kam zu einem Aufstand. Die Dorfbewohner überfielen den Kaufmann, plünderten sein Haus und setzten schließlich alles in Brand. Der Kaufmann floh, doch die Bewohner verfluchten ihn und er verwandelte sich in einen gewaltigen, halb verhungerten Hund.«
Prentice nickte bedächtig. »Und als solcher streift er heulend und jaulend bis zum heutigen Tag umher. Wisst ihr, Edward hat sich in den letzten Wochen seines Lebens regelrecht in...