E-Book, Deutsch, 126 Seiten
Reihe: Die drei ???
Marx Die drei ??? und der rote Büffel (drei Fragezeichen)
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-440-51201-2
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 126 Seiten
Reihe: Die drei ???
ISBN: 978-3-440-51201-2
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein neuer Kriminalfall für die beliebten Detektive aus Rocky Beach.
"Der rote Büffel" ist weg! Alba findet auf einer Kassette eine Nachricht ihres verstorbenen Vaters. Sie ist überrascht, da sie ihn seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hatte. In seiner Nachricht bitter er Alba, ein wertvolles Gemälde zu retten. Wo könnte sie es finden? Sie braucht Hilfe bei ihren Nachforschungen und wendet sich an Justus, Peter und Bob. Die drei ??? sind sofort begeistert dabei. Schnell stecken sie in einem neuen Fall, der eine ungeahnte Wendung nimmt. Während ihrer Ermittlungen stoßen sie auf Namen, die ihnen bekannt vorkommen. Wie verknüpfen sie die einzelnen Spuren? Was finden sie heraus?
Weitere Infos & Material
DIE GEHEIME BOTSCHAFT
»Hilfe!«
Justus Jonas zuckte zusammen. Da hatte eine Frau geschrien! Der Erste Detektiv der drei ??? hängte den Lötkolben, den er für die Reparatur eines Toasters gebraucht hatte, in die Halterung und verließ die Freiluftwerkstatt. Der Schrottplatz seines Onkels – oder besser das »Gebrauchtwarencenter T. Jonas« – war an diesem verregneten Nachmittag verlassen. Bei solchem Wetter war das nichts Ungewöhnliches. Selbst Tante Mathilda war nirgendwo zu sehen. Saß sie vielleicht im Haus und schaute einen ihrer Lieblingsfilme? War es bloß ein Filmschrei gewesen?
»Hiiilfeee!«
Nein, das kam von der Straße. Justus rannte quer über den Platz und verließ das Gelände durch das Tor. Da! Auf der anderen Straßenseite zerrte eine junge Frau verzweifelt am Riemen ihrer Handtasche. Ein Mann auf einem Motorrad hatte neben der Frau gestoppt. Er versuchte, ihr die Tasche zu entreißen.
Die Frau bemerkte Justus. »Hilf mir! Ich werde bestohlen!«
Justus sprintete hinüber. Jetzt bemerkte ihn der Motorradfahrer auch. Er ließ die Handtasche los und fuhr so rasant an, dass das Vorderrad kurz vom Asphalt abhob. An der nächsten Kreuzung bog er in weitem Bogen rechts ab. Ein roter MG kam ihm entgegen. Justus erschrak. Das war Peters Auto! Beide Fahrzeuge wichen einander aus. Das Motorrad geriet ins Schlingern, aber der Fahrer konnte es halten und schoss davon. Die Bremsen des MG quietschten. Der Wagen kam von der Straße ab und prallte mit verringerter Geschwindigkeit gegen einen Laternenpfahl. Die Motorhaube sprang auf und weißer Dampf zischte darunter hervor.
»Peter!« Justus wusste einen Augenblick lang nicht, ob er sich um die Frau kümmern oder zu seinem Freund rennen sollte. Doch da wurde die Fahrertür bereits aufgerissen und ein aufgebrachter Peter Shaw kletterte aus dem Wagen. »Verfluchter Mist!«, brüllte er. Körperlich schien er unversehrt zu sein.
Justus atmete auf und wandte sich der Frau zu. »Wie geht es Ihnen?«, fragte er besorgt. »Sind Sie verletzt?« Sie war einige Jahre älter als er, vielleicht Mitte oder Ende zwanzig, hatte kurzes, schwarzes Haar und trug einen Sommermantel.
»Nichts passiert«, keuchte sie. »Ich habe mich nur wahnsinnig erschrocken. Der Kerl kam plötzlich von hinten angerauscht und wollte mir die Tasche von der Schulter reißen. Aber ich habe nicht losgelassen.« Sie zitterte leicht und zog ihre Schultern hoch. »Danke, dass du gekommen bist.«
»Wissen Sie, wer das war, Mrs –«
»Ich bin Alba.« Sie reichte ihm die Hand. »Nein, ich habe keine Ahnung.«
Peter kam angelaufen. »Habt ihr das gesehen?«, fragte er aufgeregt. »Wisst ihr, wer das war?«
»Ein Unbekannter«, sagte Justus und erklärte seinem Freund, was vorgefallen war.
»Dieser Vollidiot! Der MG war gerade wieder richtig in Schuss. Ich habe so viel Zeit und Arbeit reingesteckt, und jetzt? Ein Riss im Kühler. Und Stoßstange und Motorhaube sind im Eimer. Das kann ich nicht allein reparieren. Der Typ muss mir den Schaden bezahlen. Wir müssen ihn finden. Der saß auf einer Honda. Nachtblau. Hast du das Kennzeichen erkannt?«
Justus schüttelte bedauernd den Kopf. »Dafür ging alles zu schnell. Aber es war ein kalifornisches Kennzeichen, da bin ich ziemlich sicher.«
»Ich habe noch einen großen Aufkleber gesehen. Batman. Also das Batman-Logo. Das müsste uns doch irgendwie weiterhelfen. Wir müssen den Kerl unbedingt finden.«
»Später, Peter«, bat Justus. »Alba, willst du die Polizei rufen? Ich wohne gleich da drüben beim Gebrauchtwarencenter. Es gehört meinem Onkel und meiner Tante. Du kannst auch ein Glas Wasser haben oder ich mache dir einen Kaffee, wenn du willst.«
Alba nickte dankbar. »Kaffee wäre gut. Ich stehe ganz schön unter Schock. Und außerdem wollte ich sowieso zu euch.«
Kurz darauf saßen sie mit zwei dampfenden Tassen Kaffee unter einer Überdachung in zwei gemütlichen Sesseln, während um sie herum leichter Nieselregen niederging. Peter wartete an der Straße auf Bob, damit dieser ihm mit dem MG half.
»Es tut mir so leid für deinen Freund und sein Auto«, sagte Alba und nahm dankbar einen ersten Schluck.
»Das war ja nicht deine Schuld, sondern die des Hondafahrers. Kannst du dir einen Reim auf diesen Überfall machen? Hast du eine Idee, worauf der Täter es abgesehen hatte?«
Alba schüttelte den Kopf. »Da brauchte vielleicht einfach jemand Geld und hat versucht, mich auszurauben. So was kann passieren, ich will mich davon nicht verrückt machen lassen.« Sie nahm einen weiteren Schluck und entspannte die Schultern. »Der Kaffee tut gut. Vielen Dank noch mal.«
»Wirst du den Vorfall der Polizei melden?«
»Das sollte ich wohl. Aber vorher kannst du mir eventuell bei etwas anderem helfen. Eine Freundin hat mir euer Geschäft empfohlen. Hier würde man alles finden, egal, was man sucht. Ich brauche etwas, womit ich das hier abspielen kann.« Sie kramte in ihrer Handtasche und zog einen kleinen schwarzen Gegenstand hervor, so groß wie eine Streichholzschachtel.
Justus wusste gleich, was es war. »Eine Kassette für ein Diktiergerät. Eine Mikrokassette, um genau zu sein.«
»Ich habe sie gewissermaßen geerbt. Aber ich konnte sie noch nicht abspielen, weil ich nicht wusste, wo ich ein passendes Gerät herkriegen soll. So was wird heutzutage nicht mehr verkauft.«
»Zumindest nicht neu«, gab Justus ihr recht. »In solchen Fällen ist es tatsächlich immer eine gute Idee, das Gebrauchtwarencenter Titus Jonas aufzusuchen. Wir haben so ziemlich alles. Auch Diktiergeräte. Einen Augenblick.« Justus verließ die Überdachung und ging zu einem wackligen Schrank, in dem verschiedenste Tonbandgeräte aufbewahrt wurden. Schnell hatte er gefunden, was er suchte. Er brachte Alba das Diktiergerät. »Bitte sehr.«
Alba war begeistert. »Danke! Äh … wäre es auch möglich, es einfach kurz auszuleihen? Ich möchte mir eigentlich nur einmal dieses Band anhören.«
»Klar, kein Problem.«
Alba trat ein paar Schritte zur Seite, war aber immer noch in Hörweite. An das Diktiergerät waren keine Kopfhörer angeschlossen, und obwohl Justus nicht lauschen wollte, kam er nicht umhin, mitzuhören.
Ein Mann sprach mit gebrochener, heiserer Stimme. Das Reden schien ihm schwerzufallen. »Meine liebe Alba, hier ist dein Vater.« Es folgte eine Pause, als hätte der Mann sich vorher nicht genau überlegt, was er sagen wollte. »Ich hätte mir gewünscht, dich noch einmal zu sehen, bevor … bevor es zu Ende geht mit mir. Es sind zwanzig Jahre vergangen. Es tut mir so leid, Alba. Ich weiß, ich kann nichts wiedergutmachen. Die verlorenen Jahre sind unwiederbringlich. Du sollst wissen, dass ich immer an dich gedacht habe. Aber ich konnte dir kein Vater sein. Bitte verzeih mir.«
Alba stoppte das Bandgerät. Sie sog die Luft ein, blickte in den wolkenverhangenen Himmel und schien mit den Tränen zu kämpfen. Justus war es unangenehm, diese sehr private Botschaft mitzubekommen. Er tat so, als würde er die alten Aschenbecher in einem Regal neu sortieren.
Nach ein paar Sekunden hatte Alba sich gefasst und setzte die Wiedergabe fort. »Ich habe eine wichtige Botschaft für dich, die dein Leben verändern wird. Ich spreche sie in dieses alte Ding von einem meiner Zellenbrüder und hoffe, dass die Wärter sich nicht die Mühe machen, ein Abspielgerät zu suchen, um meine Nachricht zu prüfen. Also, hör zu. Der rote Büffel. Der Fortunard. Du musst ihn finden und retten. Sonst tut es früher oder später jemand anderes und dann ist er für immer verloren.«
Justus wurde hellhörig. Der rote Büffel? Fortunard?
»Wenn ich sonst schon nichts für dich tun konnte in deinem Leben, sollst du wenigstens den roten Büffel haben. Er befindet sich nicht im Mandeville Canyon, wie alle glauben. Ich werde dir nicht nur dieses Tonband zukommen lassen, sondern auch einen Schlüssel. Fahr damit nach Kalifor–«
Wieder stoppte Alba. Diesmal gelang es ihr nicht, die Tränen zurückzuhalten. Sie schluchzte, zog ein Taschentuch aus der Manteltasche und schnäuzte sich lautstark.
Es war unmöglich für Justus, weiterhin so zu tun, als würde er nichts mitbekommen. »Ist alles in Ordnung?«, fragte er.
»Ja, ja, ich … Verzeihung. Ich hätte nicht gedacht, dass mich das so mitnehmen würde. Die Kassette ist von meinem Vater, weißt du. Ich habe ihn zwar seit zwanzig Jahren nicht gesehen, aber …« Sie brach ab. »Er ist gestorben«, fuhr sie nach kurzer Pause fort. »Vor ein paar Wochen. Ich wusste nicht einmal, dass er noch lebte.«
»Das tut mir sehr leid.«
Alba winkte ab, wischte sich die Augen trocken und steckte das Taschentuch entschlossen wieder ein. »Schon gut. Ich kann mich ja kaum an ihn erinnern und habe mich schon vor langer Zeit von ihm verabschiedet. Gedanklich, meine ich. Verzeihung, das willst du alles gar nicht hören.«
»Schon gut«, sagte Justus, weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte.
Alba drückte erneut auf den Wiedergabeknopf, doch nichts war zu hören. Seltsam, die Aufnahme war doch noch nicht zu Ende gewesen?
Auch Alba wunderte sich. Sie schüttelte das Diktiergerät und spielte am Lautstärkeregler. Nichts geschah. »Hier scheint etwas kaputt zu sein«, sagte sie und wandte sich an...