Matthisson | Gesammelte Werke | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 231 Seiten

Matthisson Gesammelte Werke


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8496-3889-4
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 231 Seiten

ISBN: 978-3-8496-3889-4
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Friedrich von Matthisson war ein deutscher Lyriker, Bibliothekar und Prosaschriftsteller. Viele der Gedichte und Lieder Matthissons wurden von Ludwig van Beethoven und Franz Schubert vertont. Dieser Sammelband bietet einen großen Querschnitt durch seine schönste Lyrik.

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1780.

Mein Geist, des Erdewallens müde,

Sehnt sich, o Gruft! nach deiner Ruh,

Denn meines Herzens goldner Friede

Flog seinem Eden wieder zu.

Wie Regenbogenschimmer schwanden

Der Jugend holde Phantasien;

Den Kranz, so Lieb' und Freundschaft wanden,

Hies, Trennung, deine Hand verblühn!

O! selige Erinnerungen!

Da ich, am lenzumblümten Bach,

Von Nachtigallen eingesungen,

Als sorgenfreier Knabe lag;

Da unbedornten Blumenwegen

Entzükken Strom auf Strom entquoll,

Mir Sphärenmelodie entgegen

In jedem Frühlingsliede scholl;

Da mir noch keine Thränen flossen,

Als die die Freude weinen hies,

Da ich, vom Mutterarm umschlossen,

Mich überschwenglich selig pries;

Da Ruhe Stund in Stunde webte,

Mir wundersüße Lieder sang,

Um jeden meiner Tritte schwebte,

Bis ich den Kelch des Schlummers trank.

O! steh mir immerdar zur Seite,

Geliebtes Bild der Knabenzeit!

Bis zur Vollendung, dann geleite

Mich im Triumph zur Ewigkeit.

Ach! meines Herzens goldner Friede

Flog seinem Eden wieder zu,

Mein Geist, des Erdenwallens müde,

Sehnt sich, o Gruft! nach deiner Ruh!

Hinauf! Hinauf! zu jenem Lande

Von wo du stammest, o mein Geist!

Wo du, im schimmernden Gewande,

Dich ewig deines Gottes freust!

Dort trinkst, in vollen Taumelzügen,

Du süße, niebereute Lust!

Dort wird der Zähren Quell' versiegen,

Dort schwellt kein Seufzer mehr die Brust!

Dort strömt dir Paradieseswonne

Aus tausend Lebensbächen zu,

Dort lächelt eine mildre Sonne

Dir unaussprechlich sanfte Ruh!

Bald reich, o Tod! dem Lebensmüden,

Erschöpften Pilger deine Hand!

Denn alles Menschenglük hienieden

Ist Nebeldunst und leerer Tand!

Hinab denn, o mein Leib! zum Staube!

Bald wird dein lezter Morgen graun!

Dann werd ich dich, an den ich glaube,

Durch alle Ewigkeiten schaun!

Der Abend



1780.

Purpur malt die Tannenhügel,

Nach der Sonne Scheideblik,

Lieblich stralt des Baches Spiegel

Hespers Fakkelglanz zurük;

Wie in Todtenhallen düster

Wirds im Pappelweidenhain,

Unter leisem Blattgeflüster

Schlummern alle Vögel ein!

Nur dein Abendlied, o Grille,

Tönt noch, aus bethautem Grün,

Durch der Dämrung Rosenhülle,

Süße Trauermelodien;

Singt das bange Herz in Schlummer,

Hemmt der Zähren wilden Lauf,

Lös't der Liebe tiefsten Kummer

Selbst in stille Wehmuth auf!

Tönst du einst, im Abendhauche,

Grillchen, auf mein frühes Grab,

Aus der Freundschaft Rosenstrauche,

Deinen Klaggesang herab:

Wird noch stets mein Geist dir lauschen,

Horchend, wie er jezt dir lauscht,

Durch des Hügels Blumen rauschen,

Wie dies Sommerlüftchen rauscht!

An Leukon



1780.

Trink des Stromes der Freude! sieh! noch fluthet

Seiner schäumenden Wogen ganze Fülle

Durch die rosenbekränzten Thale deiner

Blühenden Jugend!

Stürme werden sein lichtes Silber wandeln,

Dornen auf dem beblümten Ufer wildern:

Daß des Schöpfenden Blut die aufgewühlten

Wellen bepurpurt!

An den Lebensnachen



1780.

Wenn schleierlos am Himmel die Sonne lacht,

Kein Sturmgewölk die Bläue des Aethers hüllt,

Wenn kühle Sommerwinde wehen

Und mit den Lokken der Haine spielen:

Dann, Lebensnachen, schwebe, gehaltnern Flugs,

Auf deines Stromes spiegelnder Woge fort;

Daß ich der Uferblumen viele

Um meine Schläfe zu duften, breche!

Wenn aber Nacht aus Donnergewölken träuft,

Den Riesenfittig dräuend die Windsbraut hebt

Des Erdballs Säulen tief erzittern,

Schauernd sich Sterne mit Wogen gatten:

Dann eil', o Nachen, schneller als sonnenan

Der Adlerjüngling, kühneren Aufschwungs, fleugt,

Daß ich an blühenden Gestaden

Früher der stürmenden Nacht vergesse!

An den Lebensnachen



Wenn schleierlos Aurora der Fluth entsteigt,

Im Blüthenschmuck des Lenzes die Schöpfung lacht,

Wenn kühle Morgenlüfte säuseln,

Und mit den Locken der Haine spielen:

Dann, Lebensnachen, gleite gehaltnern Laufs,

Wie Schwäne sanft auf spiegelnder Woge fort,

Daß ich der Uferblumen viele,

Mir um die Schläfe zu duften, breche!

Wenn aber Zeus im Donnergewölke zürnt,

Poseidon stolze Flotten wie dürres Laub

Verstreut, der Erde Säulen zittern,

Finsterniß über den Wassern brütet:

Dann eil', o Nachen, schnell wie der goldne Pfeil

Von Smintheus Bogen! Daß bei der Nachtigall

Und Hirtin Melodein ich früher

Donner und Nacht und Orkan vergesse!

An Rosenfeld



Trauter! dessen Bruderhand

Durch der Jugend Feenland,

Manches leichtbeschwingte Jahr,

Trost und Schuz und Stab mir war;

Dessen Auge sich ergoß,

Wenn mir Nacht die Seel' umfloß,

Dessen Brust, wenn Freude quoll,

Sympathetisch überschwoll;

Schau! der Trennung Stunde blikt

Fürchterlich hernieder, zükt

Schon den Seelendolch nach mir,

Fernt, du Lieber, mich von dir!

Allgewaltig gräbt der Schmerz

Wund' auf Wunde mir ins Herz,

Sie zu heilen, ach! vermag

Nur des Wiedersehens Tag!

Wenn in öder Ferne nun,

In des Freundes Arm zu ruhn,

Den kein Erdenlied besingt,

Meine ganze Seele ringt:

Webe dann sein Angesicht,

Phantasie! aus Mondenlicht,

Seinen Blik aus Aetherblau,

Mir zur süßen Wonneschau!

Daß in düstrer Trennungsnacht,

...



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