May Im Reiche des silbernen Löwen
veränderte Aufl
ISBN: 978-3-7802-1728-8
Verlag: Karl-May-Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Roman Die Schatten des Ahriman (1. Band), Band 28 der Gesammelten Werke
E-Book, Deutsch, Band 28, 558 Seiten
Reihe: Karl Mays Gesammelte Werke
ISBN: 978-3-7802-1728-8
Verlag: Karl-May-Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
"Im Fieberland von Basra geraten Kara Ben Nemsi und sein treuer Begleiter Halef mit Ausgestoßenen aneinander. Nach schwerer Krankheit soll das geheimnisvolle Tal der Dschamikun den beiden Genesung bringen. Dort erleben sie bei ihrem Gastgeber, dem ""Ustad"", Gebräuche östlicher Religiosität. Symbolisches Spätwerk Karl Mays. Fortsetzung in Band 29."
Weitere Infos & Material
1;INHALT;4
2;IM FIEBERLAND;8
2.1;Basra;8
2.2;Falsche Freunde;64
2.3;Die ,Ausgestoßenen‘;99
2.4;Zweifel und Sorgen;138
3;AM TODE;178
3.1;Der Pedehr;178
3.2;Der Sprung über die Vergangenheit;217
3.3;Vor der Entscheidung;263
3.4;Schatten der Blutrache;324
4;DAS ,HOHE HAUS‘;363
4.1;Im Duar der Dschamikun;363
4.2;Das Alabasterzelt;406
4.3;Die Feier im Rosentempel;452
4.4;Ahriman Mirza;502
IM FIEBERLAND
Basra
Falsche Freunde
Die ' Ausgestoßenen'
Zweifel und Sorgen
AM TODE
Der Pedehr
Der Sprung über die Vergangenheit
Vor der Entscheidung
Schatten der Blutrache
DAS 'HOHE HAUS'
Im Duar der Dschamikun
Das Alabasterzelt
Die Feier im Rosentempel
Ahriman Mirza
DAS ,HOHE HAUS‘ (S. 362-363)
Im Duar der Dschamikun
Das war es, was Kara während seines Rittes erlebt hatte. Er berichtete es mir später noch ausführlicher, als ich es hier erzählt habe. Dieser so genannte Übungsritt war also noch viel mehr geworden, als er ursprünglich hätte werden sollen. Was mich betrifft, so war mir während dieser Zeit nichts Besonderes begegnet. Mit der ,festjungfräulichen‘ Köchin gab es ein kurzes Gespräch. Als sie bei ihrer Rückkehr aus dem Tal an mir vorübergehen wollte, nickte ich ihr freundlich zu. Dies veranlasste sie, stehen zu bleiben.
Sie machte die kleinen Äuglein zu, um besser nachdenken zu können, welchen Gegenstand des Gesprächs sie am liebsten wählen könne; dann schlug sie sie wieder auf und fragte mich, natürlich in türkischer Sprache: „Effendi, kennst du Teheran?“ „Ja“, nickte ich. „Hast du dort Hagad, den Aschtschy gekannt?“ „Nein.“ „Das ist schade, denn er war mein Vater. Hast du aber Machub Suleiman Effendi gekannt, der Sefir2 war?“ „Nein.“ „Auch das ist schade, denn er war der Herr meines Vaters. Beide kamen nach Teheran, der Sefir, weil der Sultan ihn sandte, und mein Vater, um für ihn zu kochen. Meine Mutter war auch dabei, und als mein Vater ein Jahr lang für Machub Suleiman Effendi gekocht hatte, wurde ich geboren.“ „So stammst du also nicht aus der Türkei, sondern aus Persien?“
„Ich stamme von meinem Vater und von meiner Mutter, und beide waren Osmanen. Ich habe als Kind meist Türkisch mit ihnen gesprochen, und darum liebe ich noch heute diese meine Muttersprache sehr. Mein Vater kochte auch mit für meine Mutter, und da ich sein Liebling war, hat er mich alles gelehrt, was er konnte. Ich half ihm gern und überall, und als meine Mutter gestorben war, ließ er seinen Harem für immer leer, und ich blieb mit ihm allein. Als der Sefir nach Stambul zurückkehrte, blieb mein Vater in Teheran, weil er Koch des Beherrschers wurde. Aber unseren Tifl kennst du wohl?“
„Natürlich! Das weißt du ja!“ „Er hieß damals anders; aber ich habe ihn stets Tifl genannt. Manche heißen ihn El Aradsch, weil er hinkt. Ich glaube, seinen früheren Namen hat er ganz vergessen. Er kam mit anderen Kindern der Dschamikun nach Teheran, um Reitknecht des Schah-in-Schah zu werden. Er wohnte also im Ark1, geradeso wie ich, und wir wurden sehr bald und auch sehr gut miteinander bekannt, weil sein steter Hunger keinen Anfang und kein Ende hatte.
Ich fütterte ihn und nannte ihn darum Tifl, das Kind. Alles, was er von mir bekam, schmeckte ihm köstlich, und weil dieses Wort in der türkischen Sprache pek ala heißt, so hat er mir den Namen Pekala gegeben. Daher kommt es, dass wir beide noch heute von jedermann Pekala und Tifl genannt werden. Mein Tifl war eigentlich nur für die Pferde geboren. Er wusste und wollte außer mir nichts anderes als sie. Und wie er sie liebte, so liebten sie ihn auch. Er war noch sehr klein, da tat es ihm kein anderer Sa’is gleich. Darum waren seine Vorgesetzten außerordentlich mit ihm zufrieden. Aber das rührte ihn nicht; er achtete nur auf mich; ein Lob von mir war ihm lieber als tausend andere. Ich erzog ihn aber auch sehr sorgfältig und erziehe ihn noch heute! Ein Mann muss nämlich stets erzogen werden! Man darf nur freilich nicht darauf achten, wenn er sich dagegen sträubt.




