E-Book, Deutsch, Band 1, 249 Seiten
Reihe: Wolf-Reihe
Mayer Wolf übernimmt
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7541-7411-1
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ferdinand Wolfs 1. Fall
E-Book, Deutsch, Band 1, 249 Seiten
Reihe: Wolf-Reihe
ISBN: 978-3-7541-7411-1
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Robert Mayer absolvierte ein MBA Studium mit Schwerpunkt Internationales Management in London, Paris, Mailand, Barcelona und St. Gallen. Er war in der internationalen Hotellerie und später für eine Unternehmensberatung tätig. Seit über zwanzig Jahren betreut er vermögende Privatkunden im Private Banking. Er ist verheiratet und lebt in der Schweiz. Wolf übernimmt ist sein erster Roman aus der Wolf-Reihe.
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Geheime Aufnahmen
Im Konferenzraum des Vorstandes von Qandiga Pharmaceutical wurden heute die Umsätze des aktuellen Quartals der Sparten Krebs-, Immunpräparate und Transplantation analysiert. Wie auch andere Pharmaunternehmen war Qandiga Pharmaceutical einer Patent-Klippe ausgesetzt. Der Verlust des Patentschutzes führte in der Regel zu einem hohen Preisdruck durch billigere Nachahmerprodukte der Konkurrenz und somit zu einem Umsatz- und Margenrückgang. Das Management war in den letzten Jahren gefordert, signifikante Restrukturierungen zu implementieren, um dem zu erwartenden Margendruck durch geringere Kostenstrukturen entgegenzuwirken. Ebenso war es unabdingbar, Fortschritte in der Produktentwicklung vorzuweisen. In der Krebsforschung war die Produktpipeline prall gefüllt und absolut vielversprechend. Mit dem neuen Antikörper-Medikament der Qandiga Pharmaceutical konnten bei bestimmten Lungenkrebspatienten klare Behandlungserfolge erzielt werden. Auch wenn jüngste Forschungsergebnisse nicht die ursprünglich gewünschten Heilungsfortschritte bestätigten, war Optimismus definitiv begründet. Auch unabhängig vom Ausgang der letzten Studien, war die Tatsache als Erfolg zu verbuchen, dass es unter dem Einsatz des neuen Medikaments gelang, eine Verlängerung der Lebenszeit zu erzielen, auch wenn der Fortschritt der Krankheit nicht gestoppt werden konnte. Die Lebenszeit und somit die Behandlungszeit waren für die Umsätze von Qandiga Pharmaceutical schlussendlich ausschlaggebend.
Für steigende Nachfrage nach Immunpräparaten sorgte die wachsende Angst vor dem sich schnell ausbreitenden Estrellavirus. Alle Medien berichteten darüber und verwiesen unermüdlich darauf, dass es keinen Grund zur Panik gäbe. Gut für die Pharmabranche, dass genau das Gegenteil bewirkt wurde, gewollt oder ungewollt.
Dr. Gustav Brohm war für die Transplantation Division verantwortlich. Hier waren weder Blockbuster in der Pipeline, noch würden Pandemien seine Umsätze in die Höhe treiben. Die Knappheit der Spenderorgane und die steigende Nachfrage ließen zwar die Preise steigen, aber zu große Engpässe waren nun mal geschäftsschädigend. Das spanische Modell in ganz Europa würde die Umsätze verdreifachen. Alle Menschen per Gesetz zu Spendern zu machen wäre eine wahrliche Revolution. In China war die Wartezeit auf eine Niere zwei Tage, in Europa und in den USA über drei Jahre. Nun, wir hatten eben keine Ressourcen wie zum Tode verurteilte Gefangene oder Falung Gong Chinesen. Unglaublich, dass die Welt dabei stillschweigend zusah. Dies war allgemein bekannt und die Spitäler in China machten mit der kurzen Wartezeit sogar Werbung. Okay, solche Verhältnisse wollte nicht einmal Brohm herbeisehnen, aber eine Gesetzesänderung in Richtung spanisches Modell war doch wohl nicht zu viel verlangt.
Dr. Tanja Weberstein hatte vor zwei Jahren die Immunization and Infectious Diseases Division übernommen. Brohm hatte zuvor die Verantwortung dafür inne. Unter seiner Leitung konnten die Umsätze immens gesteigert werden. Er konnte damals die Politik dafür gewinnen, eine generelle Impfpflicht für alle Schüler einzuführen. In den Medien wurde SARS zur Gefahr für die Nation hochstilisiert. Wie heute beim Estrellavirus wurde permanent über neue Erkrankungen oder zumindest über neue Verdachtsfälle berichtet, dass regelrecht Panik entstand. Brohm hatte seine Lobbyisten so gezielt platziert, dass Politiker sich in ihrer Hilflosigkeit regelrecht in Aktionismus treiben ließen. Brohm fungierte unglaublich geschickt als Strippenzieher und machte Lieferungen des neuen Qandiga-Antiviralpräparats Qandiflu unnötig knapp. Er platzierte mediale Meldungen über zu geringe Produktionskapazitäten und bereits leergekaufte Lager. Und dann plötzlich wurden die Käufe staatlich verordnet. Es war das reinste Schlaraffenland. Qandiga Pharmaceutical „litt“ unter staatlich verordnetem Geldsegen. Dann war es für die Politik ein Leichtes, Impfpflichten einzuführen. Ob es einen Zusammenhang zu SARS gab, war irrelevant. Gut platzierte Parteifinanzierungen ebneten den Weg. Er erinnerte sich, wie er diesem Sommer dessen komplette PR-Kampagne finanziert hatte! Plötzlich berichteten alle Medien über den aufgehenden Stern am Polithimmel. Ausgerechnet über diesen Schwachkopf! Nun ja, Wort hatte er gehalten, die Impfpflicht wurde eingeführt. Durch seine Stimme konnte endlich die Mehrheit im Parlament zur Gesetzesänderung erreicht werden. Und diese Weberstein weiß davon natürlich gar nichts und berichtet jetzt kühn über IHRE Erfolge. Das war bitter für Brohm. Ihm wurde die Transplantation Division übertragen in der Erwartung ähnliche Erfolge auch hier zu erzielen. Das ging nur über eine weitere Gesetzesänderung, daher hatte Brohm die Gangart geändert und Druck gemacht. Denn er musste spätestens im nächsten Jahr die gewünschten Erfolge nachweisen. Sonst könnte er sich seinen Aufstieg zum Vorstandsvorsitzenden abschminken. Denn nächstes Jahr würde der Posten frei werden, das war intern bereits kommuniziert.
Die Weberstein würden sie ja wohl nicht nehmen, so modern war Qandiga Pharmaceutical zum Glück noch nicht, Frauenquote hin oder her. Aber was war mit Bahrat Shan? Krebs war nun mal die Cash Cow bei Qandiga Pharmaceutical. Aber war Qandiga Pharmaceutical tatsächlich bereit für einen indischen CEO? Nur weil Vasant Narasimhan bei Novartis alles umkrempelte. Nein, nein, nein! Er musste mehr Druck machen. Brohm hatte keine Wahl.
Nachdem Wolf vor fünf Jahren im Bootshaus eingezogen war, arbeitete er an seinem ersten privaten Auftrag. Er hatte beschlossen, keine Militäraufträge und keine Regierungsaufträge mehr anzunehmen. Er befand sich sozusagen im vorzeitigen Ruhestand. Er setzte gerade sein neues Abhörequipment zusammen, welches er aus seiner Quelle in Israel erhalten hatte. Es war exakt das Equipment, welches beim Mossad zum Einsatz kam. Er hatte vor, das Mikrofon in der Größe eines Mikrochips in einer Hotelsuite zu platzieren, in der am nächsten Tag ein Meeting einer Betreiberin eines Escort Services mit einem Pornofilmproduzenten geplant war. Dieser wollte der Unternehmerin ein weiteres Betätigungsfeld offerieren, Reality TV mit lokalen Promis, ohne deren Einwilligung. Nicht zur Veröffentlichung, eher zum Verkauf an den Meistbietenden. Natürlich hätten diese Art von Geschäften den Escort Service sehr bald ruiniert. Deswegen drohte der Pornoproduzent mit Gewaltanwendung gegen die Escort Mädchen. Wolfs Plan war, das Gespräch mit ausdrücklichen Drohungen aufzuzeichnen und ihn damit in Schach zu halten. Schlussendlich half dann doch nur Gewaltanwendung. Seitdem geht der Pornoproduzent am Stock. Die zertrümmerte Kniescheibe würde ihm wohl bis ans Lebensende Schmerzen bereiten. Manche Menschen verstanden eben nur eine Sprache. Wolf beherrschte mehrere.
Seltsam war, dass das Equipment im Hilton bestens funktionierte. Wolf hatte das Nebenzimmer gemietet, da das Mikrofon keine sehr große Reichweite hatte. Nur im Bootshaus gab es Übertragungsstörungen. Irgendetwas störte die Übertragung, wie eine Art Rückkopplung. Nach Erhalt des Equipments hatte es auch im Bootshaus einwandfrei funktioniert. Das war zwei Monate vor dem Einsatz in Sachen Escort Service. Das ließ Wolf keine Ruhe, er testete das Equipment in seiner Wohnung im ersten Sock in seinem Büro im Erdgeschoss und in der Garage. Die Störung war im gesamten Gebäude, jedoch in anderen Gebäuden: alles bestens. Er prüfte jeden Winkel mit einem Detektor, der Mikrofone orten konnte. Nichts. Er konnte sich keinen Reim darauf machen.
Dann kam der Techniker der Steel Security Corporation nochmals ins Haus, da die neue Alarmanlage ein Update verpasst bekam und während der Techniker im Hause war, gab es keine Störung bei Wolfs Abhörequipment. Es musste etwas mit der Alarmanlage zu tun haben. Wolf beobachtete den Monteur bei seiner Arbeit und verwickelte ihn in ein Gespräch. Dabei fingerte er an einem Öffnungssensor herum, und stellte sich scheinbar so ungeschickt an, dass er den Befestigungsmechanismus abgebrochen hatte. Er entschuldigte sich und bat den Monteur diesen auf seine Kosten zu ersetzen. Den abgebrochenen Sensor, ein kleines weißes Kunststoffteil, ein mal drei Zentimeter groß und fünf Millimeter tief, behielt er zurück und steckte es unauffällig in die Hosentasche. Anschließend als der Techniker wieder weg war, zerlegte er das Ding in alle Einzelteile. Er konnte nichts entdecken. Aber es war klar, die Störung kam von der Alarmanlage. Sobald der Techniker das System nach dem Update wieder aktiviert hatte, war die Störung wieder da. Er musste der Steel Security Corporation auf den Zahn fühlen. Was wollten die von ihm?
Ferdinand Wolf recherchierte über den Besitzer Jakob Beringer und seinen Werdegang, seine Finanzen, Kooperationen der Steel Security Corporation. Offenbar gab es eine Zusammenarbeit mit der lokalen Polizei. Aber das dürfte wohl keinen Zusammenhang haben. Er befürchtete eher, dass ein ehemaliger Auftraggeber, eine ausländische Regierung dahinterstecken könnte. Dieses Abhörsystem, welches er mit seinem Mikrofon-Detektor nicht orten konnte, war eine Nummer zu groß für die lokale Polizei. Außer, dass das Unternehmen offenbar sehr erfolgreich war, und Beringer es zu ansehnlichem Wohlstand brachte, konnte er nichts feststellen. Er beschloss, Beringer einen Besuch abzustatten.
Wolf wollte keinen offiziellen Termin vereinbaren, er observierte Beringer im Unternehmen und zu Hause. Beobachtete die Frequenz des Wachpersonals, welches zu Geschäftszeiten das Firmengrundstück mit den silbernen Vans der Steel...