E-Book, Deutsch, Band 1931, 144 Seiten
Reihe: Baccara
Maynard Nachhilfe in Leidenschaft
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-2299-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1931, 144 Seiten
Reihe: Baccara
ISBN: 978-3-7337-2299-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mia weiß nicht mehr weiter: Job verloren, verlassen. Wovon soll sie jetzt leben? Schweren Herzens kehrt sie nach Silver Glen zurück - und läuft Dylan Kavanagh über den Weg. Dass er sie nach all der Zeit sofort erkennt, ist die erste Überraschung. Die zweite, was für ein attraktiver Traummann aus dem jungen Rebellen geworden ist! Der sie früher, als sie ihm Nachhilfe gegeben hat, einfach geküsst hat. Die dritte Überraschung: Dylan bietet ihr einen Job an! Und plötzlich gibt er ihr Nachhilfe - in dem Fach, in dem sie bis jetzt immer gescheitert ist: Liebe und Leidenschaft ...
Janice Maynard wuchs in Chattanooga, Tennessee auf. Sie heiratete ihre High-School-Liebe während beide das College gemeinsam in Virginia abschlossen. Später machte sie ihren Master in Literaturwissenschaften an der East Tennessee State University. 15 Jahre lang lehrte sie in einem Kindergarten und einer zweiten Klasse in Knoxville an den Ausläufern der schönen Great Smoky Mountains. Im Herbst 2002 verließ sie die Schule um in Vollzeit zu schreiben.
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1. KAPITEL
Samstagabends war im Silver Dollar Saloon stets der Teufel los. Aufmerksam ließ Dylan Kavanagh den Blick über die Gäste schweifen. Dort an Tisch sechs saß ein frisch verheiratetes Paar. Da hinten ein Gewohnheitstrinker, der sicher schon bald an die Luft befördert werden musste. Und dort vorne ein Jugendlicher, der so nervös wirkte, als hätte er beim Alter geschummelt, um sich Zutritt zum Saloon zu verschaffen.
Mit anderen Worten – die üblichen Verdächtigen, die in Dylans nostalgischer Westernbar Drinks bestellten und Erdnüsse knabberten.
Die unberührte Natur des westlichen North Carolina zog Menschen aus aller Welt an. Neben Erholungssuchenden schätzten übrigens auch namhafte Regisseure die beeindruckende Naturkulisse als Drehorte für ihre Filme.
Allerdings war Dylan ziemlich gleichgültig, ob sich Hollywoodstars in seiner kleinen Heimatstadt tummelten. Dafür waren seine Erfahrungen mit der Welt des Glamours viel zu schmerzvoll.
Plötzlich wurde seine Aufmerksamkeit von einer Dame mit einem pinkfarbenen Top angezogen, die ziemlich hastig einen Drink nach dem anderen hinunterkippte. Überrascht fragte er sich, warum sein Barkeeper noch nicht eingegriffen hatte.
Stirnrunzelnd bahnte er sich einen Weg durch das Gedränge und tippte Rick an die Schulter. „Keine Drinks mehr für die Lady in Pink“, ermahnte er ihn. „Die hat schon mehr als genug.“ Die Frau wirkte irgendwie verzweifelt, und aus Erfahrung wusste Dylan, dass sich so etwas selten gut mit Alkohol vertrug.
Beruhigend lächelte Rick seinem Chef zu, während er nebenbei weiter unablässig Cocktails mixte. „Keine Sorge, Boss. Sie hatte nur alkoholfreie Erdbeercocktails.“
„Ach so.“ Draußen war es ziemlich heiß und windstill, ein Abend also, an dem sich jeder gerne etwas Eisgekühltes gönnte.
„Gehen Sie doch nach Hause, Boss. Wir bekommen das schon hin“, sagte sein Barkeeper. Der große Mann mit Cowboyakzent war einfach die perfekte Besetzung für den Job hinter dem Tresen – und außerdem wie alle im Team ein echter Profi. Dylan wusste, dass er seinen Leuten voll und ganz vertrauen konnte.
Doch um die Wahrheit zu sagen – Dylan liebte das Silver Dollar. Als Zwanzigjähriger hatte er das historische Gebäude gekauft, es von Grund auf restauriert und einen der erfolgreichsten Läden in Silver Glen daraus gemacht.
Als er die Bar erworben hatte, war er bereits wohlhabend gewesen – und selbst wenn das Geschäft nicht mehr laufen sollte, würde er immer noch reich sein. Als Angehöriger der Familie Kavanagh, die Silver Glen in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts zu neuem Glanz verholfen hatte, hätte Dylan sich auch ganz bequem ein luxuriöses Leben leisten können, ohne auch nur einen Handschlag dafür zu tun. Doch seine Mutter Maeve hatte ihre sieben Jungs von Kindesbeinen an dazu angehalten, sich nie vor ehrlicher Arbeit zu drücken.
Allerdings hielt Dylan sich nicht aus diesem Grund an einem Samstagabend im Silver Dollar auf. Schließlich hatte er in dieser Woche bereits mehr als genügend Stunden in seiner Bar zugebracht. Der Grund für seine Anwesenheit war wesentlich komplizierter. Das Geschäft war sein einziger Beweis dafür, nicht auf ganzer Linie ein Versager zu sein. Trotz diverser Ausrutscher während seiner Jugend hatte er es schließlich doch noch zu etwas gebracht.
Er dachte nicht gern an diese Zeit zurück, die teilweise ein echter Albtraum gewesen war. Als ihm klar geworden war, dass er niemals auch nur annähernd solche intellektuellen Leistungen bringen würde wie sein älterer Bruder, hatte er schließlich das College geschmissen.
Ehrlich gesagt: Nirgendwo fühlte er sich heimischer als in seinem Saloon. Im Silver Dollar ging es manchmal entspannt, andere Male wieder turbulent zu – aber es war immer interessant. Niemand hier ahnte auch nur, was für ein Versager Dylan gewesen war.
Schon in der Schule war ihm das Lernen schwergefallen, aber er hatte es verstanden, seine Unsicherheit durch Unverschämtheit, verantwortungsloses Benehmen und wilde Partys zu überspielen.
Erst nachdem er dieses alte, reparaturbedürftige Gebäude entdeckt hatte, war es ihm gelungen, zur Ruhe zu kommen, und er hatte dieses Projekt mit großer Leidenschaft in Angriff genommen. Dieses Haus und Dylan ähnelten einander sehr – in beiden steckte mehr, als man auf den ersten Blick vermutete. Das Silver Dollar war schon bald mehr als nur eine Geschäftsidee für ihn gewesen, sondern vielmehr eine Art persönliche Unabhängigkeitserklärung.
Außerdem war er zurzeit ohne feste Freundin – ein weiterer Grund dafür, lieber im Saloon abzuhängen, als zu Hause langweilige Wiederholungen im Fernsehen anzuschauen. Er war ein geselliger Mensch, immer schlicht und geradeheraus – was ihn wiederum zum rätselhaften Verhalten der Frau in Pink zurückkommen ließ.
Vergiss sie, ermahnte er sich. Rick hatte recht. Er sollte besser nach Hause fahren. Trotzdem wollte er, bevor er den Saloon verließ, noch einen Blick auf diesen ungewöhnlichen und faszinierenden Gast werfen. Als der Stuhl neben der Frau mit den Erdbeercocktails frei wurde, deutete Dylan das als einen Wink des Schicksals.
Wortlos setzte er sich neben die traurig dreinblickende Frau und entdeckte erst jetzt den Säugling in ihren Armen – vermutlich ein Mädchen, wenn die rosafarbene Schleife in ihrem Haar ein sicherer Hinweis war. Das Kind schlief tief und fest.
Dylans erster Impuls bestand darin, die Flucht zu ergreifen. Hier war definitiv mehr als ein Drink nötig, um zu helfen.
Die Frau schien ihn nicht einmal wahrzunehmen, obwohl sie so dicht nebeneinandersaßen, dass sie sich berührten.
Geh schon, ermahnte Dylan sich im Stillen, doch dann stellte die schlanke Frau das Glas auf den Tresen und seufzte herzerweichend. Bestimmt wird sie gleich zu weinen beginnen, dachte Dylan entsetzt.
Nichts auf der Welt jagte ihm einen größeren Schrecken ein als die Tränen einer Frau – in dieser Hinsicht war er ein ganz normaler Vertreter seines Geschlechts. Er war ohne Schwestern aufgewachsen, und seine Mutter hatte er das letzte Mal bei der Beerdigung seines Dads weinen sehen. Das war schon viele Jahre her.
Doch irgendetwas hielt ihn davon ab, einfach aufzustehen und zu gehen – vermutlich irgend so ein lästiger ritterlicher Ehrenkodex. Oder vielleicht auch der verführerische zarte Duft nach wilden Rosen, der die Fremde einhüllte.
Verlegen sah er unauffällig zu ihr hinüber. Die Fremde war etwa mittelgroß, trug eine kakifarbene Hose, ein pinkfarbenes Top und darüber eine zartrosa Hemdbluse. Das dunkelbraune Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz hochgesteckt, was ihr hübsches Gesicht mit dem eigensinnig wirkenden Kinn reizend betonte.
Irgendwie kam sie ihm bekannt vor – sie sah ein wenig aus wie die Schauspielerin Zooey Deschanel. Allerdings wirkte sie völlig erschöpft und hatte die linke Hand auf dem Tresen zur Faust geballt. Kein Ehering. Das konnte allerdings alles Mögliche bedeuten.
Steh auf und geh.
Sein Unterbewusstsein versuchte wirklich, ihm zu helfen, keine Frage. Doch manchmal musste ein Mann eben tun, was ein Mann tun musste. Also beugte er sich ein Stück zu der Fremden hinüber und versuchte, die laute Musik und das Stimmengewirr zu übertönen. „Entschuldigen Sie, Ma’am. Ich bin Dylan Kavanagh, der Besitzer dieser Bar. Geht es Ihnen gut? Oder kann ich Ihnen irgendwie helfen?“
Beinahe hätte Mia die schlafende Cora fallen lassen, als sie nach all der Zeit so unvermittelt Dylans Stimme wiederhörte. Sie war in das Silver Dollar gegangen, weil sie wissen wollte, wie es Dylan in all den Jahren ergangen war, hatte aber keinesfalls damit gerechnet, ihn hier auch anzutreffen.
Verlegen sah sie ihn an. „Hi, Dylan. Ich bin’s. Mia. Mia Larin.“
Ihre Worte schienen ihn völlig aus der Bahn zu werfen, und selbst eine Blinde hätte bemerkt, wie wenig er sich über dieses Wiedersehen freute. „Liebe Güte, Mia Larin. Was hat dich denn nach Silver Glen verschlagen?“
Eine vernünftige Frage, denn als sie und Dylan die Highschool verlassen hatten, war sie aus Silver Glen fortgezogen. Dylan war achtzehn und voller Wut gewesen – sie sechzehn und voller Furcht, was das Leben für sie bereithalten mochte. Damals hatte sie als Außenseiterin gegolten, die allein durch ihren außergewöhnlich hohen Intelligenzquotienten von einhundertsiebzig aufgefallen war. Nach ihrem Schulabschluss hatte ihre Familie das Haus in Silver Glen verkauft und war an die Golfküste gezogen, weswegen Mia keinerlei Verbindung mehr zu ihrem ehemaligen Heimatstädtchen gehabt hatte.
„Ich weiß auch nicht“, erwiderte sie schulterzuckend. „Wahrscheinlich Sentimentalität. Wie geht es dir?“
Was für eine dumme Frage, denn sie sah ja, wie es ihm ging. Der ehemals hagere Junge war zu einem großen, dunkelhaarigen und umwerfend gut aussehenden Mann herangewachsen. Als sie in seine warm schimmernden braunen Augen sah, hatte sie auf einmal das Gefühl, dass Schmetterlinge in ihrem Bauch ihr Unwesen trieben.
Dylan hatte breite Schultern, kräftiges, volles Haar und einen muskulösen Körper, der vor Männlichkeit nur so zu strotzen schien. Unwillkürlich fragte sie sich, ob er immer noch der Bad Boy von damals war, dessen einziger Lebenssinn darin zu bestehen schien, Ärger anzuziehen.
Er war ihr erster und einziger Freund gewesen, der einzige Junge, den sie bis zu ihrem Universitätsabschluss geküsst hatte. Und jetzt saß er neben ihr und sah viel besser aus, als gut für ihn war.
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