McCormack Star Trek - The Fall 2: Der karminrote Schatten
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-86425-741-4
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 380 Seiten
Reihe: Star Trek - The Fall
ISBN: 978-3-86425-741-4
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Serien THE NEXT GENERATION, TITAN und DEEP SPACE NINE vereint! Um die junge Allianz zwischen Cardassia und der Föderation zu feiern, will die Kastellanin der Cardassianischen Union die Föderationspräsidentin willkommen heißen. Bei einer Feierstunde, organisiert von Botschafter Elim Garak und Captain Jean-Luc Picard von der USS Enterprise-E, soll die Sternenflotte ihre letzten Mitarbeiter von der kriegsbeutelten Welt abziehen. Doch böse Mächte streben noch immer danach, Cardassias einstigen Ruhm wiederherzustellen. Ein Ziel, für das sie sogar über Leichen gehen ...
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DER AFFEKT
»Die Erde ist das Ziel. Sie steht am Ende aller Dinge.«
– Preloc
Meditationen über einen karminroten Schatten
Band III (Erde), 3, iv
EINS
Mein lieber Doktor,
es betrübt mich, Sie bei Ihrem jüngsten Heimatausflug nicht getroffen zu haben, doch es war ein kurzer Besuch und auch meine Zeit leider nur begrenzt. Das Leben eines Botschafters erweist sich als hektischer als das eines Schneiders, und meine Mittagspausen sind nicht mehr annähernd so lang und unterhaltsam wie es unsere gemeinsamen im Replimat einst waren.
Vor zehn Tagen verließ ich Ihre Welt und befinde mich nun auf dem Heimweg – auf keinem geringeren Schiff als der Enterprise! Sie wissen, wie sehr der Gedanke einer Rückkehr nach Cardassia, dieser mir so lange verwehrte Luxus, mein Gemüt beglückt. Und auch wenn ich gestehen muss, dass mich Ihre Welt mit jedem Tag, den ich sie kenne, stärker fasziniert, so bleibt mein Verlangen doch ungebrochen, von meinem eigenen Volk umgeben zu sein, die heißen Sonnenstrahlen der Heimat zu spüren. In Ihrem letzten Brief fragten Sie, ob ich eine endgültige Heimkehr erwöge, und wahrhaftig ist dieser Gedanke stets bei mir. Doch die Allianz unserer beider Zivilisationen ist noch wacklig, und ich glaube, ihr noch immer dienen zu können. Meine Pflicht gegenüber Cardassia treibt mich um – nach wie vor. Wenn auch nie wieder, so hoffe ich, in dem Ausmaß wie in der Vergangenheit …
Bald werden wir nun also Ihre Präsidentin bei uns begrüßen. Ist es das erste Mal, dass eines Ihrer amtierenden Oberhäupter unsere Welt besucht? Ihr brillanter Verstand wüsste die Antwort darauf bestimmt sofort. Und ich hoffe, die Präsidentin fühlt sich bei uns sehr willkommen. Während der vergangenen Monate besprachen wir den Rückzug der letzten Sternenflottenangehörigen von unserer Welt, und ich bekam Nan Bacco recht häufig zu Gesicht. Ich respektiere ihre Vision für unser Volk und bewundere ihre literarischen Kenntnisse. Sie erwies sich mir in Ihrer Abwesenheit als durchaus akzeptabler »Ersatz-Mitesser«.
Gehaben Sie sich wohl, Doktor. Und behalten Sie Ihre Nachrichten im Auge. Schon bald wird der ganze Quadrant Ihre Präsidentin neben unserer Kastellanin stehen sehen, und obwohl Sie mich nicht erblicken werden (denn es ist nun einmal meine Art, in den Schatten zu verweilen), seien Sie doch versichert, dass ihr Aufeinandertreffen nicht zuletzt zurückgeht auf
Ihren treuen Freund
Elim Garak
Vor dem Feuer und vor dem Fall, die die cardassianische Vormachtstellung beendeten und dieses patente, feinsinnige, stolze Volk beinahe auslöschten, bot die cardassianische Hauptstadt einen Anblick sondergleichen. Näherte man sich ihr per Shuttle aus dem niedrigen Orbit (wie es Elim Garak, dem immens nachsichtigen Sohn dieser Welt, dem immense Nachsicht entgegengebracht worden war, so oft in seiner Karriere vergönnt war), sah man die gesamte Stadt unter sich. Hier im Süden, nahe dem Fluss und bei Tag und Nacht vom Lärm der Shuttles geplagt, lag der Bezirk Torr, wo sich das Leben in dicht an dicht stehenden Wohnsiedlungen abspielte und der bittersüße Duft von Gelat unwiderstehlich von den Eckbauten herüberwehte.
Danach folgten die Stahl-und-Glas-Türme von Barvonok mit ihrem silbrigen Glanz. Hier wandelte eine höchst eigenartige Alchemie das, was in der Union an Geld erwirtschaftet worden war, in noch größeren Reichtum für die Finanzstärksten des Bezirks um. Wandte man den Blick nach Westen, so erspähte man die langen, niedrigen Reihen der Lager und Fabriken Munda’ars, von wo aus das, was auf den Welten der Union entstanden war, über die gesamte Heimatwelt distribuiert wurde. In Akleen kündeten lange, kupferfarbene Ithian-Baumreihen von den Alleen, über die Cardassias Miliz viele Jahre lang voller Stolz marschiert war. Und zu guter Letzt lag wieder im Norden, hoch oben über dem Rest, Coranum, wo die Reichen und (somit) Mächtigen aus ihren Villen heraus zwar distanziert, aber aufmerksam über das große Imperium wachten, ihren stolzesten Besitz. All dies konnte man erblicken, wenn man sich mit einem Shuttle im Landeanflug befand; und wer diese Welt – die Heimat – so sehr liebte und sich für den Dienst an ihr derart aufopferte wie Elim Garak, dem schlug das Herz bei ihrem Anblick höher, denn sie war alles für ihn.
Nun jedoch existierte diese Stadt nicht länger. Das Feuer hatte sie genommen. Es war nicht wählerisch vorgegangen – alt oder neu, reich oder arm, Bauwerk oder Lebewesen, das hatte die Flammen nicht gekümmert. Wer Cardassianer war, so hatten die Besatzer offenbar gedacht, gehörte vernichtet. Ausgelöscht, als habe er nie existiert. Und all die Wohnsiedlungsblöcke und Türme, all die Villen und Finanzbauten waren gefallen.
Doch es liegt etwas Unzerstörbares im cardassianischen Gemüt (wie der unerschütterlichste Sohn dieses Volkes, Elim Garak, bestätigen kann). Schon erwuchs eine neue Stadt aus den Gebeinen und der Asche der alten – mutig, ungewiss und nicht arm an Rückschlägen. Neue Türme wurden errichtet, neue Alleen zwischen ihnen gelegt. Wege zu neuen Chancen, neuen Schlupflöchern.
Es blieb allerdings auch etwas vom Alten zurück. Und wie ein Wiedergänger suchte es die halb fertige neue Stadt heim.
Etwa im nördlichsten Teil Torrs (kein willkürliches Beispiel, betrifft diese Erzählung ihn doch direkt). Einst war Torrs Norden dicht besiedeltes Gebiet gewesen, dessen Einwohner tagtäglich per Zug in die Munitionsfabriken von Munda’ar gereist waren. Als die Jem’Hadar gegen Ende des Dominion-Krieges gekommen waren, hatten sie hier viel zu morden vorgefunden, hatten Torrs schmale Sackgassen doch niemandem die Flucht erlaubt. Binnen weniger kurzer Tage waren von dem lebendigen Bezirk nurmehr Trümmer, Asche und Leichen übrig gewesen.
Als Nächstes war dann die Föderation eingetroffen. Sie hatte ihre Hände geöffnet, Obdach, Nahrung, Medizin verschenkt. Und kaum hatte man die Trümmer beiseitegeräumt, die Leichenreste begraben, da wuchsen wieder neue Mauern in die Höhe; kleine, graue, einheitliche Zweckbauten, in denen sich die Überlebenden dankbar zusammenfanden. Und denen sie langsam, ganz langsam, ihren Stempel aufdrückten.
Etwas vom Alten im Neuen. Irgendwie gruppierten sich die Zweckbauten in Gedenken an die alten Straßen und Pfade, und verloren geglaubte Wandgemälde erschienen auf neuen Fassaden. Die Überlebenden brachten mit, was von ihren alten Freund- und Feindschaften noch existierte, und schätzten ihre letzten Habseligkeiten mehr denn je, waren auch sie doch beinahe verloren gegangen. Das neue Eckhaus beispielsweise, in das man einzog, weil es auf dem Staub der alten Heimstatt stand. Die neue Straße, deren Vorgänger man bereits seit Anbeginn der Zeit nicht zu übertreten gewagt hatte und die man deswegen auch fortan mied.
Vor allem überlebte aber das alte Ethos, der (jeglichen Gegenbeweisen trotzende) Glaube, etwas Besseres als ein Cardassianer könne niemand sein. Das Leben von einst – mit seinen sicheren Jobs, sicheren Mustern und sicheren sozialen Gefügen – mochte größtenteils der Vergangenheit angehören, aber hier im Norden bemühte man sich dennoch, es fortzusetzen.
Nord-Torr war auch militant, immer schon. Nordleute unterschieden sich eben von den Friedenspfeifen im Osten des Bezirks, die sie mit Inbrunst verachteten. Nord-Torr lieferte die Soldatenburschen, die der Union dienten – das Fußvolk, nicht die Legaten –, und zwar seit vielen stolzen Generationen. Und es konnte einfach nicht verstehen, warum dieser Dienst plötzlich nicht mehr geachtet wurde, weshalb seine Söhne nicht mehr gefragt sein sollten. Was erlaubte sich das Militär, sie zu verschmähen? Nord-Torrs Stolz war verletzt, sein Besitz enteignet – und sein Boden daher fruchtbar für Populisten, die Wahlkreise suchten. Es gab viele Personen im neuen Cardassia, die sich Chancen erhofften.
Der Norden war kein Ort auf Cardassia Prime, an dem ein Neuling schnell Wurzeln schlug. Daran hatte sich wenig geändert. Trotzdem versuchte ausgerechnet dort jener junge Mann namens Rakhat Blok seit einigen Monaten, heimisch zu werden. Bloks Miene war die vieler Cardassianer seiner Generation, geprägt von einem früh entstandenen und dauerhaft romantischen Glauben an die eigene Kultur. Hätte man ihn gefragt (was niemand tat), hätte Blok erklärt, dass er auf einer der landwirtschaftlichen Welten der Union geboren und eines Lebens voller ebenso langweiliger wie harter Arbeit schnell überdrüssig geworden sei. Er hatte sich der Armee verpflichtet, kaum dass Skrain Dukat die Macht ergriffen und Volk und Reich dem Dominion überantwortet hatte.
Blok war Soldat geworden. Wenngleich nur von niederstem Rang, hatte es ihm gefallen, gehorsam zu sein und immer gleiche Aufgaben zu erfüllen. Hätte man ihn gefragt (was niemand tat), hätte Blok betont, die Kameradschaft gemocht zu haben – mit mehr Geld denn je in der...




