Mead | The Promise - Der goldene Hof | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 586 Seiten

Mead The Promise - Der goldene Hof


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7325-4928-3
Verlag: ONE
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 586 Seiten

ISBN: 978-3-7325-4928-3
Verlag: ONE
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ich hatte nie vorgehabt, das Leben einer anderen zu stehlen. Wirklich. Schließlich war ich jung, gesund und klug. Sicher, mein Titel hätte noch ein bisschen glanzvoller sein können, wenn das Vermögen meiner Familie nicht dahingeschmolzen wäre, aber das ließ sich leicht in Ordnung bringen. Ich musste mich lediglich gut verheiraten. Und da fingen meine Probleme an.

Elizabeth steht nach dem Tod ihrer adligen Eltern vor dem finanziellen Ruin. Entsprechend sind die Anwärter, die bereit sind, sie zu heiraten, entweder uninteressant, unattraktiv oder beides. Doch als eine der Bediensteten Besuch von dem jungen und gut aussehenden Cedric bekommt, der sie für den 'Goldenen Hof' anwerben will, wittert sie ihre Chance. Dort werden nämlich hübsche, aber gewöhnliche Mädchen zu echten Damen ausgebildet, die im aufstrebenden Nachbarland Adoria an den Mann gebracht werden. Kurzerhand nimmt Elizabeth den Platz der Bediensteten ein und gelangt so in die Ausbildung am Goldenen Hof. Doch schnell wird klar, dass sie nicht erst nach Adoria reisen muss, um ihren Traummann zu finden. Denn zwischen ihr und Cedric knistert es gewaltig ...

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 Kapitel 1 


Ich hatte nie vorgehabt, das Leben einer anderen zu stehlen. Wirklich, auf den ersten Blick hätte man nicht geglaubt, dass mit meinem alten Leben etwas nicht stimmte. Ich war jung und gesund. Ich hielt mich für klug. Ich gehörte einer der nobelsten Familien in Osfrid an, einer Familie, die von den Gründern des Landes abstammte. Sicher, mein Titel hätte noch ein bisschen glanzvoller sein können, wenn das Vermögen meiner Familie nicht dahingeschmolzen wäre, aber das ließ sich leicht in Ordnung bringen. Ich musste mich lediglich gut verheiraten.

Und da fingen meine Probleme an.

Die meisten Aristokraten bewunderten eine Nachfahrin von Rupert, dem Ersten Grafen von Rothford, dem großen Helden Osfrids. Vor Jahrhunderten hatte er dazu beigetragen, den Ureinwohnern dieses Land zu entreißen und damit die große Nation geschaffen, derer wir uns heute erfreuten. Aber nur wenige Adlige bewunderten meine fehlenden Mittel, vor allem in diesen Zeiten. Andere Familien hatten selbst mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, und ein hübsches Gesicht mit einem hochrangigen Titel bot nicht mehr den gleichen Anreiz, den es früher vielleicht geboten hätte.

Ich brauchte ein Wunder, und zwar schnell.

»Liebes, ein Wunder ist geschehen.«

Den Kopf voller düsterer Gedanken hatte ich im Ballsaal auf die samtene Prägetapete gestarrt. Jetzt blinzelte ich und wandte mich wieder dem lärmenden Fest und meiner näher kommenden Großmutter zu. Obwohl ihr Gesicht voller Falten und ihr Haar schneeweiß war, machten die Leute ständig Bemerkungen darüber, was für eine attraktive Frau Lady Alice Witmore war. Ich war derselben Meinung, obwohl ich den Eindruck hatte, dass sie in den Jahren, seit meine Eltern gestorben waren, stärker gealtert war. Doch jetzt gerade leuchtete ihr Gesicht, wie ich es seit Langem nicht mehr gesehen hatte.

»Und wie, Großmama?«

»Es gibt einen Bewerber. Einen Bewerber. Er ist alles, was wir uns erhofft haben. Jung. Ein beträchtliches Vermögen. Und seine Familie ist so glanzvoll wie unsere.«

Letzteres überraschte mich. Mit dem Stammbaum des hochverehrten Rupert ließ sich fast nichts vergleichen. »Bist du sicher?«

»Aber gewiss. Er ist dein … Cousin.«

Es kam nicht oft vor, dass es mir die Sprache verschlug. Einen Moment lang fiel mir nur mein Cousin Peter ein. Etwa doppelt so alt wie ich – und verheiratet. Nach der Erbfolgeregelung würde der Rothford-Titel an ihn übergehen, falls ich kinderlos starb. Wann immer er in der Stadt war, kam er vorbei und erkundigte sich nach meinem Befinden.

»Welcher?«, fragte ich schließlich und entspannte mich ein wenig. Der Begriff »Cousin« wurde manchmal recht großzügig verwendet, und wenn man die Stammbäume weit genug zurückverfolgte, war der halbe osfridische Adel mit der anderen Hälfte verwandt. Großmutter konnte sich auf jede Menge Männer beziehen.

»Lionel Belshire, Baron von Ashby.«

Ich schüttelte den Kopf. Er war mir unbekannt.

Großmutter hakte sich bei mir unter und zog mich auf die gegenüberliegende Seite des Ballsaals, wobei sie sich an einigen der einflussreichsten Personen der Stadt vorbeischlängelte. Sie waren in Samt und Seide gehüllt und hatten sich mit Perlen und Edelsteinen geschmückt. Überall an der Decke hingen Kristalllüster – als ob unser Gastgeber die Sterne übertreffen wollte. So lebte die Aristokratie von Osfro.

»Seine Großmutter und ich waren früher Hofdamen bei der Herzogin von Samford. Leider ist er nur ein Baron.« Großmama beugte ihren Kopf zu mir, damit sie leiser sprechen konnte. Das perlenbesetzte Cape, das sie trug, war tadellos, aber seit mindestens zwei Jahren unmodern. Sie gab unser Geld aus, um mich einzukleiden. »Aber er ist trotzdem von sehr guter Herkunft. Er stammt von einem von Ruperts unbedeutenderen Söhnen ab, obwohl es da ein Gerücht gab, dass Rupert vielleicht nicht sein leiblicher Vater gewesen sei. Doch seine Mutter war eine Adelige, wir sind also von beiden Seiten abgesichert.«

Ich war noch dabei, die Neuigkeiten zu verdauen, als wir vor einem bodentiefen Fenster stehen blieben, das einen Ausblick auf Harlington Park bot. Ein junger Mann und eine Frau in Großmutters Alter standen dort und unterhielten sich in leisem Ton. Sobald sie uns bemerkten, blickten beide mit gespanntem Interesse auf.

Großmama ließ meine Hand los. »Meine Enkeltochter Elizabeth, die Gräfin von Rothford. Liebes, das sind Baron Belshire und seine Großmutter, Lady Dorothy.«

Lionel beugte sich vor und küsste mir die Hand, während seine Großmutter einen Knicks machte. Doch ihre Ehrerbietung war nur vorgetäuscht. Mit scharfem Blick musterte sie jedes Detail an mir. Wenn der Anstand es erlaubt hätte, hätte sie wahrscheinlich auch meine Zähne begutachtet.

Ich wandte mich Lionel zu, der sich gerade wieder aufrichtete. Er war derjenige, den ich taxieren musste. »Gräfin, ich freue mich, Sie kennenzulernen. Es ist eine Schande, dass wir uns nicht schon früher begegnet sind, da wir zur selben Familie gehören und beide Abkömmlinge von Graf Rupert sind.«

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Großmama skeptisch eine Braue hochzog.

Ich schenkte ihm ein sittsames Lächeln, nicht unterwürfig genug, um meinen höheren Rang herabzumindern, aber ausreichend, um ihn glauben zu lassen, dass sein Charme bei mir nicht ohne Wirkung geblieben war. Natürlich musste er diesen Charme zunächst noch unter Beweis stellen. Auf den ersten Blick war er vielleicht alles, was überhaupt für ihn sprechen könnte. Lionels Gesicht war lang und spitz, seine Haut fahl. Wenn man bedachte, wie die Menschenmenge den Saal aufgeheizt hatte, hätte ich zumindest rote Wangen erwartet. Seine hängenden, schmalen Schultern vermittelten den Eindruck, dass er sich in sich selbst verkriechen wollte. Doch nichts davon spielte eine Rolle. Allein die Absicherung durch diese Ehe zählte. Eine Liebesheirat hatte ich ohnehin nie erwartet.

»Dass wir uns begegnen, war definitiv überfällig«, stimmte ich ihm zu. »Wirklich, zu Ehren unseres Stammvaters sollten wir regelmäßig Rupert-Treffen abhalten: Alle zusammentrommeln und dann im Grünen ein Picknick veranstalten. Wir könnten es mit Drei-Bein-Rennen versuchen, wie es die Leute auf dem Land machen. Das schaffe ich bestimmt auch mit meinen Röcken.«

Lionel sah mich ungerührt an und kratzte sich am Handgelenk. »Graf Ruperts Nachfahren sind über ganz Osfrid verteilt. Ich bezweifle, dass eine solche Zusammenkunft durchführbar wäre. Und es ist nicht nur für den Adel ungebührlich, solche Drei-Bein-Rennen abzuhalten; ich gestatte es auch den Pächtern auf meinem Besitz nicht. Der große Gott Uros hat uns zwei Beine geschenkt, nicht drei. Etwas anderes vorzugaukeln, ist abscheulich.« Er schwieg einen Moment. »Auch Sackhüpfen schätze ich nicht.«

»Selbstverständlich haben Sie recht«, sagte ich und lächelte krampfhaft weiter. Neben mir räusperte sich Großmama. »Der Baron baut mit großem Erfolg Gerste an«, sagte sie mit erzwungener Munterkeit. »Sehr wahrscheinlich ist er der erfolgreichste Produzent von Gerste im ganzen Land.«

Lionel kratzte sich am linken Ohr. »Meine Pächter haben mehr als achtzig Prozent der Felder in Gerstenfelder umgewandelt. Kürzlich haben wir ein neues Anwesen erworben, und auch auf dessen Feldern fahren wir nun eine reiche Ernte ein. Gerste, so weit das Auge reicht. Morgen um Morgen. Meine Bediensteten in den beiden Gutshäusern lasse ich zu jedem Frühstück Gerste essen. Um die Moral zu stärken.«

»Das ist … eine Menge Gerste«, erwiderte ich. Seine Bediensteten begannen mir leidzutun. »Nun, ich hoffe, Sie gestatten ihnen, ab und zu mal ein bisschen über die Stränge zu schlagen. Mit Hafer. Oder Roggen, wenn Ihnen nach etwas Exotischerem der Sinn steht.«

Sein früherer verdutzter Ausdruck kehrte zurück, während er sich am rechten Ohr kratzte. »Warum sollte ich das tun? Gerste ist unsere Lebensgrundlage, es schadet ihnen nicht, daran erinnert zu werden. Für mich gilt das Gleiche – tatsächlich gehe ich sogar noch weiter, denn ich sorge dafür, dass in all meinen Mahlzeiten Gerste enthalten ist. Als positives Beispiel.«

»Sie sind ein Mann des Volkes«, sagte ich und musterte das Fenster hinter ihm. Könnte ich vielleicht dort hinausspringen?

Es entstand ein peinliches Schweigen, das Lady Dorothy zu füllen suchte. »Wo wir gerade von Anwesen sprechen, habe ich es richtig verstanden, dass Sie gerade Ihr letztes verkauft haben?« Da war sie, die Erinnerung an unsere finanzielle Lage. Rasch versuchte Großmama, unsere Ehre zu verteidigen.

»Wir haben es nicht genutzt.« Sie reckte das Kinn in die Luft. »Ich bin nicht so töricht, Geld für ein leer stehendes Haus und Dienstboten zu verschwenden, die ohne Aufsicht nur bequem werden. Unser Haus in der Stadt ist viel komfortabler, und wir sind am Puls der Gesellschaft. Allein diesen Winter waren wir dreimal bei Hofe eingeladen.«

»Ja, im Winter«, sagte Lady Dorothy herablassend. »Aber die Sommer in der Stadt sind zweifellos öde. Vor allem wenn so viele Adelige auf ihren Anwesen auf dem Land weilen. Wenn Sie Lionel heiraten, Lady Elizabeth, werden Sie in seinem Haus in Northshire leben – wo auch ich wohne –, und es wird Ihnen an nichts mangeln. Sie können so viele Gesellschaften planen, wie Sie mögen. Natürlich nur unter meiner Aufsicht. Das ist doch eine wundervolle Aussicht für Sie. Ich meine, ich möchte Sie nicht kränken, Gräfin, Lady Alice. Sie halten sich so gut, dass niemand Ihre wahre Lage erraten würde. Aber ich...



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