E-Book, Deutsch, 168 Seiten
Metzner Entheogene Psychotherapie
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-03788-714-1
Verlag: Nachtschatten Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Spiritualität, Reinkarnation und der Einfluss unserer Ahnen
E-Book, Deutsch, 168 Seiten
ISBN: 978-3-03788-714-1
Verlag: Nachtschatten Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ralph Metzner promovierte in den 60er Jahren in Oxford und Harvard zum Doktor der Philosophie und der klinischen Psychologie. Metzner ist ein Urgestein der psychedelischen Forschung: Zusammen mit Timothy Leary und Richard Alpert war er an einer Studie im Rahmen eines Psilocybin-Forschungsprojekts an der Harvard Universität beteiligt. Während den 70er Jahren widmete er sich zehn Jahre lang intensiv dem Agni Yoga, einem Meditations-System, bei dem das Prinzip von Feuer und Licht in geistige Energie verwandelt wird. Er schrieb in den letzten dreissig Jahren zahlreiche Bücher und Publikationen zur psychedelischen Bewusstseinsforschung und ist ein profunder Kenner dieser Szene.
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Einleitung
Obertöne sind die zarten Klänge, die bei Saiteninstrumenten durch die Resonanzschwingungen der angeschlagenen oder gezupften Grundsaiten entstehen. Für den Hörer sind die Klänge ätherisch, als würden sie über dem Klang des Grundtons schweben. Obertöne sind auch in den Gesängen der tibetischen und mongolischen Obertonsänger zu hören, denn sie können ihren natürlichen Basston herabsetzen, um diese ätherischen Klänge zu erzeugen. Wir können uns die spirituellen Dimensionen unserer Erfahrung, die wir als „Geist“ oder „Seele“ bezeichnen, als Gegenstück zu diesen feinstofflichen schwebenden Klängen vorstellen. Es sind also diese inneren Töne und feinstofflichen Harmonien des Geistes und der Seele, die unser Erleben in bestimmten mystischen und spirituellen Zuständen begleiten können, wenn wir für sie empfänglich werden.
Unterströmungen sind die unsichtbaren Strömungen des Wassers unter der Oberfläche, die starke Bewegungen von Objekten an der Oberfläche hin zu gefährlichen Felsen in den Tiefen des Meeres in unerwartete und sogar bedrohliche Richtungen bewirken können. Entsprechend sind die karmischen Verstrickungen vergangener Inkarnationen in der Lage, unsere gegenwärtige Erfahrung mit scheinbar unbegründeten Gefühlen von Schuld, Dankesschuld, Groll oder Scham zu beeinflussen. Um sie gefahrlos aufzulösen, muss man sich mit den unterschwelligen Strömungen der Psyche befassen, damit wir diese noch vorhandenen Muster erkennen und die entsprechenden Schritte zu ihrer Heilung unternehmen können.
Das Anerkennen höherer spiritueller Dimensionen und die Bekenntnis zu karmischen Altlasten sind geheime und tabuisierte Themen für westliche, in der vorherrschenden materialistischen Weltanschauung aufgewachsene Menschen. In östlichen und indigenen Gesellschaften werden diese grundlegenden Konzepte jedoch – mit gegebenen kulturellen Abweichungen – als selbstverständlich angesehen. Erst mit dem Aufkommen der Transpersonalen Psychologie und der Psychotherapiebewegung in den 1970er Jahren begann eine Revision des materialistischen Paradigmas, als sich psychotherapeutische Praktiken entwickelten, in denen die Realität spiritueller Dimensionen und ihre Verbindung zu unserem Streben nach Heilung und Genesung anerkannt werden.
Es entstand ein umfassenderes neues Weltbild, das sich weiter entfaltet und Erfahrungen und Methoden mit Psychedelika einbezieht, aber auch nicht-medikamentöse Ansätze zur Bewusstseinserweiterung wie Achtsamkeitsmeditation, Holotropes Atmen, schamanische Reisemethoden, absichtsvolles bewusstes Träumen und eine Vielzahl von Ausdruckskünsten wie Musik, Bewegung, Mandala-Malen und anderes. Die neuen Paradigmenansätze unter Verwendung „transpersonaler“ Konzepte haben den Vorteil, dass sie in verschiedenen religiösen Traditionen, östlichen wie westlichen, anwendbar sind. Sie ermöglichen es den Anwendern der neuen Therapien, miteinander zu kommunizieren, ohne sich in theologische oder doktrinäre Einzelheiten verschiedener Religionen zu verstricken.
Auf die Verwendung von Psychedelika zur Erforschung nicht-alltäglicher Ebenen des Bewusstseins wurde ich zum ersten Mal aufmerksam, als ich Anfang der 1960er Jahre an den Studien über psychedelische Drogen an der Harvard-Universität teilnahm, mit Timothy Leary und Richard Alpert, der später als Ram Dass bekannt wurde. Einer Anregung von Aldous Huxley folgend, hatten wir die Lehren des Tibetischen Totenbuchs aufgegriffen, als Grundlage für unseren Leitfaden über psychedelische Zustände, The Psychedelic Experience, der 1964 erstmals veröffentlicht wurde. Die anhaltende Popularität unserer Übertragung dieses zentralen buddhistischen Textes zeugt davon, welchen Wert und welche Bedeutung die Prinzipien von Karma und Reinkarnation sowie die Lehren über höhere Dimensionen für Menschen haben, die bewusstseinserweiternde Erfahrungen mit psychedelischen Substanzen machen.
Die Erforschung psychedelischer Substanzen und ihrer möglichen Verwendung in der Psychotherapie machte mehr als deutlich, dass die Drogen an sich keine Erfahrungen von Einsicht und Heilung hervorrufen oder verursachen. Vielmehr verstärken und fördern sie Wahrnehmungen, die in einem unterstützenden Umfeld zutiefst heilsam sein können, aber auch desorientierend und verwirrend, wenn sie unvorbereitet eingenommen werden. Psychedelische Erfahrungen sind immer eine Sache der Absicht oder des „Sets“ des Einzelnen und des „Settings“ bzw. der Umgebung, sowie der vorausgehenden Vorbereitung. Da solche Drogen und verwandte Pflanzen und Pilze die Wahrnehmung verstärken und beleben, haben sie für viele Menschen, wie auch für mich, als ein erster bewusstseinsöffnender Ausflug in die Bereiche der Vorgeburt, der Nach-Tod-Erfahrung, der Anderswelt und der Erfahrungen aus sogenannten vergangenen Leben gewirkt.
Die Erkenntnis der Bedeutung eines meditativen bzw. kontemplativen Ansatzes bei drogeninduzierten veränderten Zuständen hatte offensichtliche Auswirkungen auf die Gestaltung von Set und Setting bei Personen, die durch planlosen und unvorsichtigen Konsum bewusstseinsverändernder Drogen verstörende Erfahrungen hatten. In den späten 1960er Jahren arbeitete ich als Psychologe im damaligen Mendocino State Hospital in Talmage, Nordkalifornien. Während meiner Tätigkeit im staatlichen Krankenhaus hatte ich die Gelegenheit, einige der Lektionen zur Anwendung zu bringen, die meine Kollegen und ich gelernt hatten, so z. B. die Bedeutung einer ruhigen Umgebung zur Unterstützung einer Person, die sich beim drogeninduzierten Erkunden des inneren Raums verloren hat. In Kapitel 1, „Innere Stille an einem Ort des Wahnsinns finden“, beschreibe ich, wie ich einen ruhigen, abgedunkelten Meditationsraum in der psychiatrischen Klinik einrichtete und so einem jungen Mann half, das innere Chaos zu ordnen, in das er durch die naive und unvorsichtige Einnahme von Straßendrogen geraten war.
Während der letzten vierzig Jahre, in denen ich meine Praxis der Einzel- und Gruppenpsychotherapie entwickelte, habe ich entheogene Verstärkung eingesetzt, wenn es möglich war, aber auf den Gebrauch solcher Substanzen verzichtet, wenn es den Umständen entsprechend nicht empfehlenswert schien, und fortlaufend yogische Meditationspraktiken und Sichtweisen in meine Arbeit integriert. Die 1970er Jahre verbrachte ich größtenteils mit dem intensiven Studium der Licht-Feuer-Übungen des Agni Yoga, Energiepraktiken, die in der School of Actualism gelehrt werden. Diese Methoden, die sich an die Traditionen der östlichen und westlichen Alchemie anlehnen und sie wiederbeleben, nutzen die Konzentration, um die inneren Quellen der Heilung zu erschließen. Sie erweitern das Bewusstsein für die feinenergetischen Felder auf verschiedenen Ebenen von Geist, Gefühl und Körper und lösen Blockaden durch die reinigende Wirkung des inneren Feuers auf.
Im Rahmen meiner Arbeit mit Einzelpersonen, deren Geschichten in diesem Buch wiedergegeben werden, habe ich die Übungen der Licht-Feuer-Meditation zur Einstimmung auf die spirituellen Welten angewendet und gelehrt und hinsichtlich mit Rücksicht auf bestimmte religiöse Systeme neutrale Formulierungen verwendet. Ich habe gebetsartige Anrufungen heilender und helfender Geistwesen ausgesprochen, insbesondere solcher, zu denen die Klienten aus früheren Erfahrungen bereits eine Verbindung hatten. Manchmal, wenn die Umstände es zuließen, wurden kleine Mengen einer entheogenen Substanz verwendet, um die Wahrnehmung der Klienten während der geführten Divinationen zu verstärken. Auch rhythmisches Rasseln war zuweilen eine hilfreiche Praxis, um die therapeutischen Dialoge mit dem höheren Selbst der Klienten einzuleiten und zu unterstützen.
In einem solchen achtsam vorbereiteten und geschützten Zustand können weit über das normalerweise Mögliche hinausgehende Verbindungen und Kommunikationen mit verstorbenen Ahnen und heilenden Geistwesen stattfinden. Im Divinationsprozess aus Frage und Antwort bleibe ich mit dem Klienten oder der Klientin in ständigem Kontakt, es werden Fragen gestellt und die von den Geistwesen erhaltenen Botschaften in Worte gefasst.
Eine der nützlichsten integrativen Praktiken ist die Erstellung und Verwendung eines kreisförmigen Diagramms mit einem vierfältigen Kreuz, das bei den indigenen Völkern Nordamerikas als „Medizinrad“ und in den asiatischen hinduistischen und buddhistischen Traditionen als „Mandala“ bekannt ist. Solche Diagramme, die es in unzähligen Varianten gibt, gelten als Symbole für die vier Hauptdimensionen des eigenen Lebens, wie die vier Richtungen in unserer Umwelt, die vier Elemente, die vier Teile der Psyche, die vier Hauptrollen in einer Familie und viele andere. C. G. Jung und in seiner Tradition arbeitende Psychotherapeuten haben Mandala-Zeichnungen als Ausdruck einer vierfachen Landkarte der Psyche verwendet. Sie können tiefe heilende Einsichten in den Transformationsprozess vermitteln.
Aus meinen eigenen Studien zu Jung und seiner Kartierung der Psyche sowie meinen Studien der indigenen Prinzipien des Medizinrads, habe ich einen Prozess der inneren Einstimmung und Integration entwickelt und nenne ihn das Medizinrad der Geistführer oder die Vier Tore des Seins. Diese Vierfältigkeit habe ich in meiner Arbeit mit Einzelpersonen und mit Gruppen eingesetzt. Aus den beiden Gegenspielern männlich und weiblich sowie jung und alt entwickeln wir einen vierfältigen Prozess zur Einstimmung auf diese in jedem von uns vorhandenen vier großen Archetypen. Ich beschreibe diesen Prozess und wie er zu einer überraschenden Lehre über Nähe und...