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E-Book, Deutsch, 192 Seiten
Michaelsen »Am Anfang steht der Größenwahn, am Ende die Demut«
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-492-99659-4
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wahrheiten berühmter Menschen
E-Book, Deutsch, 192 Seiten
ISBN: 978-3-492-99659-4
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sven Michaelsen studierte Literatur und Geschichte, war Reporter und Autor beim »Stern«, interviewt für das »SZ-Magazin« seit 2007 die Leitfiguren und Idole unserer Zeit, wurde zwei Mal mit dem »Deutschen Reporterpreis« ausgezeichnet und schrieb neun Bücher. Über Michaelsens Buch »Starschnitte« schrieb der Schriftsteller Rainald Goetz: »Ein unglaublich gutes Buch mit furiosem Tempo. Jeder Satz ein Treffer.« Peter Lückemeier von der »FAZ« urteilte: »Ein wunderbares Buch, das ich nachdrücklich zur Lektüre empfehle.« Über Michaelsens Buch »Das drucken Sie aber nicht!« schrieb der Philosoph Peter Sloterdijk: »Mit seinen Interviews schadet Michaelsen der Dummheit.« Der Schriftsteller Martin Walser urteilte: »Wenn ich an die Gespräche mit Sven Michaelsen denke, kommt es mir vor, als sei es immer die durch ihn bestimmte Distanz gewesen, die das Gespräch so erträglich gemacht hat. Eine Distanz, glaube ich, die auf Freundlichkeit gestimmt war. Eine Distanz ohne Vorurteil. Also kein bisschen zudringlich. Eigentlich ist er ein Intellektueller, der die Sachlichkeit zum Blühen bringt. Und das mit einer mühelos wirkenden Eleganz. Unsereiner kann froh sein, dass es ihn gibt.«
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Über Gefühle, Körper und Beziehungen
»Man kann seinem Herzen nicht befehlen, mit dem Hoffen aufzuhören«
Anjelica Huston
Rupert Everett, Schauspieler: Mein verstorbener Labrador Mo hat es mal geschafft, Madonna zu bespringen. Mo war ohnehin schon sexsüchtig, aber bei Madonna war er nicht mehr zu halten. Er schnüffelte zwischen ihren Oberschenkeln herum und bumste ihr Bein, bis es nass war. Madonna ließ den kleinen Rammler gewähren. Schließlich huldigte er ihrem Sex. Mo war die konstanteste Liebesbeziehung meines Lebens. Die Liebe eines Hundes ist einzigartig und unwiderstehlich, weil sie bedingungslos ist. Bei den mir bekannten Menschen ist das leider anders. Erst wollen sie dich ändern, und wenn sie dich dann geändert haben, mögen sie dich auf einmal nicht mehr.
Mario Adorf, Schauspieler: Unbedingte Ehrlichkeit in Beziehungen ist katastrophal. Ich halte sexuelle Treue für nicht lebbar. Monogamie hat es nie gegeben und wird es nie geben. Eifersucht ist kein Liebesbeweis, sondern eine Gefühlsverschwendung. Ich vergrabe sie an einem Ort in mir, den ich nicht sehr häufig aufsuche. Ich habe lange gebraucht zu begreifen, dass Frauen die gleichen Bedürfnisse nach Abwechslung haben. Wir alle haben eine Wunschecke im Kopf, die mit unserem Partner nichts zu tun hat. Aus diesem Bereich unserer Fantasie kommen unsere Antriebe und unser Geheimnis.
Martin Walser, Schriftsteller: Die Leserbriefe, die ich bekomme, sind in der Mehrzahl von Frauen. Das hat mich dazu gebracht zu glauben, dass Frauen mehr lesen. Leute, die sich im Sattel glauben, lesen nicht. Frauen sind problemanfälliger. Sie sind durch ihre Erfahrungen problematisierter, weil sie weniger an der Machtausübung teilhaben. Nichts hindert das Lesen so sehr, wie zu glauben, an der Macht zu sein. Zum Glück macht Machtausübung hässlich, innen und außen. Zum Glück für die durch Machtausübung Hässlichen gibt es genug Männer und Frauen, die diese Hässlichkeit reizvoll finden, diese Blickstarre, Kinnhaltung, kehlig karg knirschende Syntax und etwas weniger Fantasie als ein VW-Motor. Ich finde Leidende schöner als Täter. Von einem Leidenden hat man einfach mehr. Es ist etwas Schönes, wenn du merkst, wie lebendig du wirst, wenn du ausdrückst, was dir wehtut.
Woody Allen, Filmregisseur: Meine Frau Soon-Yi hält mich für einen verdüsterten und sauertöpfischen Übertreibungskünstler. Ein Freund von uns hat ihre Meinung über mich einmal so zusammengefasst: »Für die meisten Menschen ist der Sarg halb leer. Für Woody dagegen ist der Sarg halb voll.« Dabei nehme ich mir jeden Morgen vor zu denken, das Glas ist nicht halb leer, sondern halb voll – nur bin ich in Wahrheit fest davon überzeugt, dass es gleich runterfällt. In meiner ersten Ehe führte jeder Streit zu einer grausamen Katastrophe, und hinterher liebten wir uns jedes Mal ein bisschen weniger. So wurde ein Meer zu einer Pfütze.
Alexander Kluge, Schriftsteller und Filmemacher: Liebe und Freundschaft erkennen Sie überhaupt nur dadurch, dass Sie Ihre Schwächen ohne Schaden zeigen dürfen. Ich bin ein treuer Freund von Adornos Satz: »Geliebt wirst du dort, wo du Schwäche zeigen kannst, ohne Stärke zu provozieren.«
Jean Paul Gaultier, Modedesigner: Wenn man mich fragt, ob ich einsam bin, sage ich immer, ich habe meinen Beruf, und ich habe Linda. Linda ist meine Siamesische Katze. Sie hat wunderschöne blaue Augen, und ihr Fell hat die Farbe von Cappuccino. Ich mag Katzen, weil sie nicht wie Kinder sind. Sie geben dir Raum, allein zu sein. Als Einzelkind war ich ans Alleinsein gewöhnt, inzwischen brauche ich es. Niemanden um mich zu haben gibt mir die Möglichkeit zu zeichnen, wann ich will – und eine Katze hat die Fähigkeit, ein Niemand zu sein. Linda kommt und geht, wann sie will, und geht ihre eigenen Wege. Ihre Art zu lieben ist genauso egoistisch wie meine. Mit ihrer Art erinnert sie mich an Francis, meine Lebensliebe. Mit ihm war ich fünfzehn Jahre zusammen. 1990 starb er an den Folgen von Aids. Francis kam, wenn er glücklich war, und wenn er nicht kam, wollte er nicht nach dem Grund gefragt werden. Seine Unabhängigkeit von mir machte mich glücklich.
Anjelica Huston, Schauspielerin, Tochter des Regisseurs John Huston: Ich hatte siebzehn Jahre lang eine On-off-Beziehung mit Jack Nicholson. Was mich an ihm am meisten überraschte, war, dass er auch äußerst schlichte Seiten hat. Samstags saß er mit seinen Kumpeln den ganzen Tag mit Bier und Hotdogs vorm Fernseher und guckte Baseball und Basketball. Und wehe, man störte ihn, dann konnte er cholerisch werden. Ich habe ihm zwei Mal vorgeschlagen, zu heiraten und Kinder zu haben, aber meine Mädchenträume waren schnell dahin. Jack gab sich nicht mal besondere Mühe zu verheimlichen, dass er mit anderen Frauen schlief. Auch meine Freundinnen waren nicht tabu für ihn. Wenn ich ihn weinend zur Rede stellte, hieß es: »Ach, das war doch nur ein Mitleidsfick.« Manchmal fand ich bei uns ein Schmuckstück, das eine seiner Affären vergessen hatte. Wenn wir ausgingen, trug ich es, um zu sehen, ob jemand Anspruch darauf erheben würde. Ich habe Jack aber nie zu fragen gewagt, wie oft er fremdgeht, denn wer keine Fragen stellt, bekommt auch keine unliebsamen Antworten. Man kann seinem Herz nicht befehlen, mit dem Hoffen aufzuhören – vor allem, wenn man noch in den Zwanzigern ist. Als ich meinem Vater von Jacks Affären erzählte, sagte er mit entnervtem Blick: »Hör auf zu heulen. Das ist doch völlig unwichtig. Männer machen so was, das bedeutet rein gar nichts. Warum nimmst du dir das so zu Herzen?« Für ihn gehörte Fremdgehen zur Natur des Mannes. Er fand, was in den Genen liege, verlange keine Entschuldigung. Unsere Beziehung endete, als Rebecca Broussard ein Kind von Jack erwartete. Zum Abschied bekam ich von ihm ein mit Perlen und Diamanten besetztes Armband, das Frank Sinatra einst Ava Gardner geschenkt hatte. Auf der Karte stand: »Dies sind Perlen von deinem Schwein.«
Peter Maffay, Musiker: Ich war vier Mal verheiratet, meine derzeitige Freundin ist achtunddreißig Jahre jünger als ich. Die Intensität einer Liebe ist wichtiger als ihre Haltbarkeit. Liebe ist, wenn einer sagt: »Ich liebe dich so sehr, dass ich auch dann mit dir zusammen sein wollte, wenn ich wüsste, es ist nur für einen Tag!«
Udo Jürgens, Musiker: Was sind schon alle möglichen Verwicklungen der Liebe gegen ein neues Lied? Ich habe akzeptieren müssen, dass ich die Musik ernster nehme als irgendetwas anderes auf dieser Welt. Die Liebe ist eine wunderbare Verblendung, aber sie lässt nach. Die Sehnsucht stirbt an der Schwelle der Erfüllung. Und ein Mensch, der keine Sehnsucht mehr hat, verliert seine Kreativität. Aus diesem Grund ist mir eine endgültige Bindung unheimlich.
Robbie Williams, Musiker: Ich war nie mit Frauen zusammen, weil ich sie mochte, sondern weil ich mich einsam fühlte. Ich selbst zu sein und mich hinzugeben war undenkbar. Dazu fehlte mir die Selbstachtung. Insgeheim dachte ich, wenn eine Frau sich in einen wie mich verliebt, kann sie nichts taugen. Also lief ich einfach weg, bevor eine Beziehung drohte.
Tom Ford, Modedesigner: Mein Ratschlag bei Liebeskummer: mitten in den Schmerz hineingehen und den Punkt finden, wo es am schlimmsten wehtut. Und dann das Daodejing lesen. Dieses Buch gilt als Gründungsdokument des chinesischen Daoismus. Ich bin als presbyterianischer Protestant aufgewachsen, aber diese Religion hat mich nie berührt. Der Daoismus dagegen berührt mich. Er lehrt, dass es Glück nicht ohne Traurigkeit geben kann und Traurigkeit nicht ohne Glück. Nur eins dieser Gefühle haben zu wollen sei unmöglich. Wenn Sie das mal wirklich begriffen haben, lernen Sie ein völlig neuartiges Gefühl kennen: Gleichmut. Sie wissen, egal wie großartig ein Gefühl gerade ist, bald wird es in sein Gegenteil umschlagen. Nehmen Sie zum Beispiel Paris. Paris ist eine Stadt, die um das Gefühl der Traurigkeit herum gebaut wurde. Es ist wirklich die allerbeste Stadt der Welt, um sich bodenlos traurig zu fühlen. Wenn Sie jetzt einwenden: »Aber Paris ist doch auch die Stadt der Liebe!«, haben Sie begriffen, was Daoismus ist.
Wolfgang Joop, Modedesigner: Ich habe mich nur selten verliebt. Ich sehne mich zwar nach Liebe, aber sobald Nähe da ist, habe ich Angst vor ihr und haue wieder ab, weil ich fürchte, von dieser Nähe verletzt zu werden. Die Liebe ist ein Geschenk, das in hartes Papier gewickelt ist. Man zerschneidet sich die Finger, wenn man es verkehrt auspackt.
Margarete Mitscherlich, Psychoanalytikerin: Ich war siebenundzwanzig Jahre lang mit Alexander Mitscherlich verheiratet. Viele meinten, dass da zwei Spezialisten der Seelenerforschung sich dauernd gegenseitig analysieren würden. Wenn wir auf Partys darauf angesprochen wurden, sagten wir immer: »Wir tun das nur für Geld.« Mein Mann war unfähig zu lügen. Er konnte sehr verletzend sein, weil er eben immer die Wahrheit sagte. Das war seine naive Seite. Ich war da vorsichtiger. Das ist die Klugheit der weiblichen Natur. Ich hatte auch die bessere Menschenkenntnis. Alexander war ein Frauentyp, und ich weiß, dass er mir nicht immer treu war. Der Augenschein sagt einem, dass der Sexualtrieb der Männer stärker ist, aber vielleicht ist das kein biologisches Phänomen, sondern ein kulturelles. Da Frauen muskelschwächer sind, können sie von jedem Mann bezwungen werden. Aus Angst vor dem Stärkeren lernen Frauen von früh an, ihren Aggressionen und Triebgelüsten einen Stopper vorzusetzen. Vielleicht ist so der Anschein entstanden, sie hätten einen...