E-Book, Deutsch, Band 2, 482 Seiten
Reihe: Die große Eden-Saga
Miles Das Leuchten der Silbereichen
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-98690-742-6
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Ein Australien-Roman (Die große Eden-Saga 2)
E-Book, Deutsch, Band 2, 482 Seiten
Reihe: Die große Eden-Saga
ISBN: 978-3-98690-742-6
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Rosalind Miles wurde in Warwickshire geboren und studierte in Oxford, Birmingham und Leicester. Sie ist eine preisgekrönte Schriftstellerin, Journalistin, Kritikerin und Rundfunksprecherin, deren Werke in der ganzen Welt erschienen sind. Unter anderem gewann sie den Network Award für herausragende Leistungen im Schreiben für Frauen. Ihre historischen Romane wurden international gefeiert, insbesondere »Elisabeth, Königin von England«, in der sie das Leben und die Zeit der Tudor-Königin nachzeichnet. Ihr juristisches und soziales Engagement hat sie vom Buckingham Palace bis ins Weiße Haus geführt. Die Website der Autorin: rosalind.net Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin die Romanbiographie »Elisabeth, Königin von England«, ihre historischen Romane der Guinevere-Saga »Die Herrin von Camelot« und »Die Königin des Sommerlandes« und ihre dramatischen Australienromane »Unter der roten Sonne Australiens« sowie die beiden Bände der großen Eden-Saga »Im Schatten des Akazienbaums« und »Das Leuchten der Silbereichen«.
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Kapitel 1
Wie ein Schiff vor Anker lag das große weiße Haus auf einer Klippe, hoch über dem Pazifik. Vom Meer aus betrachtet, schien es in der grellen Mittagssonne zu schlafen, heiter auf dem ausgedehnten grünen Rasen zu ruhen, vor dem Hintergrund hoher Bäume. Aber auf der Küstenstraße hatte den ganzen Vormittag reger Autoverkehr geherrscht, und jetzt war die Party in vollem Gang.
»Glücklich, Darling?«
»Glücklich? Soll ich’s dir zeigen?«
»Dieses Angebot würde ich gern annehmen – wenn nicht so viele Leute hier wären.« Seufzend musterte Dan Marshall seine Gäste. »Warum haben wir uns das angetan? Wieso sind wir nicht einfach verschwunden, um irgendwo allein zu feiern.«
»Was soll das heißen?« fragte die Frau an seiner Seite in gespielter Empörung. »Das ganze Jahr hattest du mich nur für dich, und jetzt beschwerst du dich, weil wir ein paar Stunden mit der Familie und Freunden verbringen. Dr. Marshall, ich schäme mich für dich.« Als Stephanie sein Unbehagen sah, warf sie lachend den Kopf in den Nacken.
»Daran liegt es nicht«, prostestierte Dan. »Aber wenn jetzt noch jemand ankommt, mir die Hand schüttelt und mir erklärt, was für ein Glückspilz ich bin, dann schlage ich ihn nieder, das schwöre ich dir!« Er sah, wie sie in leichtem Spott die Stirn zu runzeln begann, und fügte hastig hinzu: »Natürlich bin ich in der Tat sehr glücklich, aber ich kann darauf verzichten, das immer wieder zu hören.«
Plötzlich wurde sie ernst. »Würde es dir helfen, wenn ich dir sage, wie glücklich ich bin? Daß ich mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen kann? Daß diese letzten sieben Jahre die schönsten waren, seit ich denken kann?«
Liebevoll blickte er in ihre blauen Augen. »Alles Gute zum Hochzeitstag, Mrs. Marshall«, flüsterte er. »Ich freue mich schon auf die nächsten sieben Jahre – und die siebenundsiebzig danach.« Er berührte ihre Schulter und spürte durch das Chiffonkleid die Wärme ihres Körpers, roch ihr Parfüm, den Maiglöckchenduft, den er so gut kannte. Sein Herz schlug schneller. »Könnten wir nicht ...«
»Störe ich? Hoffentlich! Ich möchte meinen Ruf als eifersüchtiger Stiefsohn nicht verlieren.«
»Ach, Dennis ...« Widerstrebend wandte sich Stephanie von Dan ab. »Was dein Timing angeht, mußt du noch einiges lernen.«
»Ganz im Gegenteil, liebste Mutter.« Dennis grinste boshaft. »Mein Timing ist meisterhaft. Gelingt es mir nicht immer wieder, im richtigen Moment zu erscheinen und einen zärtlichen Augenblick zwischen euch beiden zu unterbrechen?«
Das Ehepaar wechselte einen Blick und lachte. »Das stimmt«, bestätigte Stephanie. »Aber muß es unbedingt heute sein, ausgerechnet an diesem Tag? Da gebe ich die schickste Party in der südlichen Hemisphäre, um meine glückliche Ehe zu feiern, und das war seit dem Beginn dieses Festes die erste Sekunde, die ich allein mit meinem Mann verbracht habe. Wo steckt denn Sarah? Warum kümmerst du dich nicht um sie?«
»Bin ich der Hüter meiner Schwester?« begehrte Dennis auf. Aber er verstand den Wink mit dem Zaunpfahl und verschwand.
»Meine Problemkinder!« meinte Stephanie mit einem wehmütigen Lächeln.
»Die beiden sind keine Kinder mehr, Steph«, entgegnete Dan. Und je eher du aufhörst, Dennis wie einen kleinen Jungen zu behandeln, desto früher wird er sich wie ein Erwachsener benehmen, hätte er gern hinzugefügt. Aber beim Anblick ihrer besorgten Miene verkniff er sich diese Bemerkung. Statt dessen beschloß er, sie auf andere Gedanken zu bringen. Nichts sollte an diesem Tag ihr Glück trüben. Er griff nach ihrer Hand, spielte mit den Fingern und zog einen der lackierten Nägel an die Lippen. »Was könnte für einen Mann schöner sein, als seine Frau in einer perfekten Umgebung zu lieben – in einem zweiten Eden?«
Sie blickte sich um und gab ihm recht. Der Garten hüllte sie beide wie eine seltsame, geheimnisvolle Welt ein. An allen Seiten erhoben sich majestätisch Bäume und warfen ständig wechselnde Schatten auf das Gras, während sie ihre Äste im strahlenden Sonnenlicht ausbreiteten. Stephanie kannte und liebte jeden einzelnen – die Zedern, die Tulpen und hohen Johannisbrotbäume. In diesem natürlichen Rahmen hatte sie mit Hilfe ihrer Phantasie etwas geschaffen, das beinahe einem Kunstwerk glich, ein magisches Reich mit Wanderwegen, von Rosen überwucherten Pavillons und abgeschiedenen, duftenden Lauben, wo die Stille nur vom Plätschern ferner Brunnen und dem Rauschen der Brandung tief unten an den Felsen durchbrochen wurde. Hinter den Bäumen lag der breite Rasen, der sich bis zum Haus erstreckte. Wären dort nicht die vielen Leute umhergeschlendert, in bunte Sommerfarben gekleidet – Stephanie und Dan hätten die ersten Liebenden allein im schönsten Garten der Erde sein können.
»Es ist wirklich schwer zu glauben, daß wir nicht im Paradies wohnen.« Sie wollte die Arme um seinen Hals legen und ihn küssen, doch er blickte über ihren Kopf hinweg und stöhnte leise. »Halt, mein Liebling! Wir müssen schon wieder Eindringlinge abwehren.«
»Bill!« Ihre Freude war echt. »Und Rina – wie schön, euch wiederzusehen! Ich habe mich schon gefragt, ob ihr überhaupt noch kommt.«
»Dachtest du, wir würden deinen großen Tag versäumen?« erwiderte Bill leicht gekränkt. »Aber wir beide können eben nicht mehr so früh aufstehen und fröhlich rumlaufen wie die Jugend.«
»Hör nicht auf ihn«, mischte sich Rina ein. »Er hat so viel Aufhebens gemacht, um möglichst früh hier zu sein, daß wir uns letzten Endes verspätet haben. Aber wenn man so lange verheiratet ist wie wir beide, gewöhnt man sich an männliche Schrullen. Wie auch immer – herzlichen Glückwunsch, ihr zwei!«
»Danke, Rina«, antwortete Dan lächelnd, dann schüttelte er freundschaftlich die wettergegerbte Hand des alten Mannes. »Nett, daß du da bist, Bill. Du glaubst also, die Firma wird diesen einen Tag ohne dich überleben?«
Bill wandte sich an Stephanie: »Was versucht er eigentlich? Will er mich um meinen Job bringen?« Mit einem dicken Finger zeigte er auf Dan. »Eins laß dir mal sagen. Es wird noch lange dauern, bis Harper Mining auf meine Dienste verzichten kann. Und der einzige Mensch, der sich trauen würde, mich zu feuern, oder ohne mich zurechtkäme, ist der Aufsichtsratsvorstand – deine Frau.«
»Aber Bill!« Rasch versuchte Stephanie die Wogen zu glätten. »Wie du sehr genau weißt, habe ich nicht die Absicht, ohne dich weiterzumachen oder das auch nur zu probieren. Aber da wir die ganze Woche für Harper Mining leben und atmen, sollten wir uns am Wochenende wirklich eine Erholungspause gönnen, besonders auf einer Party.«
Besänftigt zog er sie an sich und drückte einen Kuß auf ihre Stirn. »Du kannst alles mit mir machen, Steph, das weißt du. Das ist schon so, seit sie ein kleines Mädchen war«, fuhr er an Dan gewandt fort, zum Zeichen, daß er ihm verziehen hatte, dann drehte er sich wieder zu Stephanie um. »Wie schön du heute aussiehst, meine Liebe – und ganz gewiß nicht alt genug, um die Mutter dieser zwei Rabauken zu sein, die wir vorhin getroffen haben.«
»Moment mal, Bill!« schimpfte Rina. »So darfst du nicht über die beiden reden.«
»Allerdings nicht«, bemerkte Dan trocken. »Dennis ist in letzter Zeit ein junger Lebemann par excellence. Wir wissen nie, wann er nachts nach Hause kommt, und er scheint sämtliche Herrenausstatter von New York, London und Rom zu ernähren.«
»Und Sarah?« fragte Rina.
Stephanie lächelte nachsichtig. »Immer noch dieselbe alte Sass. Sie nimmt das Leben viel zu ernst und überlegt unentwegt, was sie mit sich anfangen soll.«
»Ah, sie wird schon ihren Weg finden«, meinte Bill zuversichtlich. »Wie alt ist sie jetzt? Einundzwanzig, zweiundzwanzig? Vermutlich folgt sie dem Beispiel ihrer Mutter – eine typische Spätentwicklerin. Sie wird’s euch allen schon noch zeigen.«
Ein Kellner überquerte den Rasen mit einem Tablett voll schäumender Gläser, die in der schwülen Hitze schon ein wenig zu beschlagen anfingen. Dan winkte ihn zu sich und überreichte jedem feierlich einen Kristallkelch mit eisgekühltem Champagner, dann ergriff er Stephanies Hand. »Auf alle spät erblühten Blumen!« Tief bewegt schaute er seine Frau an. »Und wenn das unser Herbst ist – möge unser Winter niemals kommen.«
»Auf Dan und Stephanie!«
»Gott segne euch beide!«
Stephanie hörte Bill und Rinas Glückwünsche nur mit halbem Ohr. Habe ich jetzt endlich das große Glück gefunden? fragte sie sich. Darf ich nach sieben Jahren der Zukunft trauen – und diesem Mann? Plötzlich wurde sie von heftiger Angst erfaßt, alles verschwamm vor ihren Augen, und ein Schwindelgefühl überkam sie. Schwankend hielt sie sich an Dans Hand fest, und er nahm sie sofort in die Arme.
»Es geht mir schon wieder gut«, beantwortete sie seine sorgenvollen Fragen, als sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte. »Es lag an der Hitze, wirklich.«
Und sie hatte sich tatsächlich erholt. Lächelnd hängte sie sich bei Rina ein, begann ein angeregtes Gespräch und führte sie zwischen den Bäumen zur Klippe, wo der Barbecue-Lunch serviert werden sollte.
Die beiden Männer folgten ihnen. Es war Bill, der das Schweigen brach. »Du denkst doch daran? Ist dir klar, was am Montag geschehen wird?«
Dan seufzte tief auf. »Ja.«
»Kurz bevor wir hierhergefahren sind, ist ein neues Sorgenpaket auf meiner Schwelle gelandet. Deshalb haben wir uns übrigens verspätet. Aber das hat Zeit, bis Steph am Montag ins Büro kommt. Und das andere – erinnert sie sich an das Datum?«
Eine kurze Pause trat ein. »Ich weiß es nicht.« Unvermittelt blieb Dan unter einem blühenden Baum...




