Minninger Die drei ??? und die flüsternden Puppen (drei Fragezeichen)
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-440-14733-7
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Die drei ???
ISBN: 978-3-440-14733-7
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das Mädchen Bianca wurde entführt! Am hellichten Tag, direkt vor einem Fitnessstudio! Eine Botschaft, offenbar in Panik auf einem alten Walkman hinterlassen, ist der einzige Hinweis. Die drei ??? verfolgen die Spur der Entführer bis zu einer verlassenen Hütte in Mexiko – und bringen sich dabei selbst in Gefahr.
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Bianca
Bob war der Erste, der seine Sprache wiederfand. »Was … was war das denn? Was hatte das zu bedeuten? Kann mir das mal einer erklären?« »Spul noch mal zurück, Zweiter«, bat Justus und zupfte dabei aufgeregt an seiner Unterlippe. Peter folgte der Aufforderung und einige Sekunden später erklang wieder In the Middle of the Night. Dann brach die Musik erneut abrupt ab und die rätselhafte Szene ertönte. Als sie zu der Stelle kamen, an der das Auto weggefahren und nur noch der Verkehr und das Rauschen des Windes zu hören waren, gab Justus Peter ein Zeichen, die Aufnahme zu stoppen. »Sagt mal, Freunde, ist da wirklich das vorgefallen, wonach es sich angehört hat?« Verstört blickte Bob abwechselnd zu Justus und Peter. »Da gibt es wohl keinen Zweifel«, erwiderte Justus nachdenklich. Peter schauderte. »Wollt ihr etwa damit sagen, dass dieses Mädchen – oder die junge Frau – von den beiden Männern entführt wurde?« »Zu fünfzig Prozent würde ich deiner Schlussfolgerung zustimmen, Zweiter. Doch warne ich vor der vorschnellen Vermutung, dass es sich bei dem Fahrer des Wagens ebenfalls um einen Mann gehandelt haben könnte. Außerdem müssen wir noch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass vielleicht ein dritter Entführer beteiligt ist.« Bob griff nach den Kopfhörern, die Peter ebenfalls am Tatort gefunden hatte, und setzte sich auf die Lehne des Ohrensessels. »Nun lass doch die Wortklauberei, Justus. Da wurde eine junge Frau entführt! Was spielt es da denn momentan für eine Rolle, wie viele Personen sich in dem Fahrzeug befunden haben?« »Das sehe ich genauso!«, stimmte Peter zu. »Meines Erachtens sollten wir sofort Inspektor Cotta verständigen und ihm umgehend die Aufnahme zukommen lassen! Wer weiß, was diese Männer mit dem Mädchen vorhaben oder ihr sogar schon angetan haben!?« Der Erste Detektiv blieb auffallend gelassen. »Nun mach mal nicht gleich wieder die Pferde scheu, Zweiter. Selbstverständlich werden wir uns augenblicklich der Sache annehmen. Aber solange nicht geklärt ist, ob es sich bei der Aufnahme auf dem Walkman tatsächlich um eine echte Entführung handelt, sollten wir uns keinesfalls auch nur im Ansatz eine Blöße geben. Wir laufen hier durchaus Gefahr, uns vor dem Inspektor womöglich gehörig zu blamieren.« »Bitte?!« Peter glaubte, sich verhört zu haben, und blickte Justus verwundert an. »Was meinst du denn damit?« »Das wüsste ich jetzt aber auch gern, Erster. Wie kommst du denn auf den Gedanken, dass diese Entführung nicht echt sein könnte?« »Nun, echt war vielleicht nicht ganz der treffende Ausdruck, Kollegen. Aber kam euch denn nicht zumindest mal kurz in den Sinn, dass es sich bei der Aufnahme vielleicht nur um den Ausschnitt aus einem ganz banalen Hörspiel handeln könnte?« »Ein Hörspiel?« Bob sah seinen Freund verstört an. »Wie um alles in der Welt kommst du denn darauf, Just?« Der Erste Detektiv ließ sich wieder in den Sessel sinken und deutete mit der Hand zu der Musikanlage hinüber. »Ich gebe ja zu, dass diese Theorie etwas abwegig ist, aber noch abwegiger erscheint mir, wie ausgerechnet auf diesem Walkman die Liveaufnahme einer leibhaftigen Entführung zustande gekommen sein soll.« »Also, jetzt muss ich mich aber über deine mangelnde Kombinationsgabe wundern, Justus«, gab Peter in fast patzigem Tonfall von sich. »Liegt das nicht auf der Hand?« »Für mich nicht, Zweiter«, entgegnete Justus. »Aber es würde mich natürlich brennend interessieren, welche Theorie du für diesen doch recht sonderbaren Vorfall parat hast.« »Dazu braucht man sich doch nur in die Besitzerin dieses Walkmans hineinzuversetzen.« Peter nahm Bob die Kopfhörer aus der Hand und steckte sie sich zur Demonstration in die Ohren. »Nehmen wir einmal an, das Mädchen kommt gerade aus dem Studio und will zu ihrem Fahrrad. Sie hat die Kopfhörer auf, aus denen dieses Musikstück erklingt, das wir eben gehört haben. Die beiden Entführer warten unbemerkt in ihrem Wagen auf dem Parkplatz, und bis auf ihre Zielperson ist der gerade menschenleer. Also der ideale Zeitpunkt, zuzuschlagen. Der Beifahrer steigt aus und nähert sich dem Mädchen. Sie, noch immer im Bann der Musik, wird von hinten gepackt und herumgerissen. Vor ihr steht ein Kerl, wer weiß, vielleicht sogar maskiert, und ihr wird schlagartig klar, was der Fremde mit ihr vorhat.« Peter sah seine beiden Freunde fragend an. »Na, klingelt es jetzt bei euch?« »Moment … Moment mal! – Aber ja doch!« Bobs Augen begannen aufgeregt zu funkeln. »Ihr kommt instinktiv die rettende Eingebung! Sie drückt geistesgegenwärtig auf die Aufnahmetaste ihres Walkmans und lässt ihn dann im Handgemenge zu Boden fallen …« »… sodass derjenige, der früher oder später das Gerät auf dem Parkplatz findet, anhand der Aufnahme wissen wird, was geschehen ist«, führte Justus Bobs Gedankengang zu Ende. »Und ich fresse einen Besen, wenn es nicht so gewesen ist!« Peter nahm die Kopfhörer wieder aus den Ohren und wandte sich an Justus. »Wie sieht’s aus, Leute? Ich schlage vor, wir machen uns sofort auf den Weg zum Fitnesscenter.« »Genau. Mit Walkman und Kopfhörern«, warf Bob ein. »Mit etwas Glück treffen wir dort beim Empfang auf jemanden, der uns sagen kann, wer diese beiden Teile heute bei sich hatte. Schließlich ist gerade dieser alte Walkman ja alles andere als unauffällig!« »Das hört sich vernünftig an«, sagte Justus. »Wenn du dich bitte vorher noch wie abgemacht um den Kühlschrank kümmerst, Peter! Wir haben ihn abgetaut und du räumst ihn wieder ein! Das wolltest du eigentlich schon heute Vormittag erledigt haben … Ich möchte nachher meinen Durst mit einem eisgekühlten Schluck löschen!« Peter grinste verlegen. »Schade, das hätte ich jetzt glatt vergessen … Aber klar, versprochen ist versprochen!« Mit diesen Worten machte er sich daran, die Limonade wieder in den Kühlschrank zu stellen. Justus nahm währenddessen nachdenklich den Walkman in die Hand, spulte die Kassette zurück und ließ die Aufnahme der vermeintlichen Entführung noch einmal ablaufen. Wieder ertönte der gellende Schrei des Mädchens aus den Lautsprechern. Beklommen zog Peter den Ärmel seines Sweatshirts hoch und deutete auf seinen nackten Arm. »Seht euch das an: Ich kriege Gänsehaut, Freunde … Und ehrlich gesagt wünsche ich mir nichts mehr, als dass es sich bei dieser Aufnahme doch nur um ein Hörspiel handelt …« Die neu eröffnete Filiale der Fitnesskette Body Talk befand sich mitten am Sunset Boulevard, Hollywoods berühmter Haupt- und Vergnügungsstraße. Hier reihte sich eine Edelboutique an die andere, hin und wieder unterbrochen von schicken Restaurants. Jetzt, am späten Nachmittag, herrschte reger Betrieb. Menschenmassen drängten sich in den Geschäften und auf den Bürgersteigen, als gäbe es dort etwas umsonst. Doch selbst für ein Foto, für das man auf der berühmten Straße mit einem Darth-Vader-, Batman- oder Marylin-Monroe-Double posieren konnte, musste man tief in die Tasche greifen. Eine angenehme Ausnahme bildete der Parkplatz des Fitnesscenters, der sich auf einem Hinterhof befand, den man durch eine schmale Einfahrt erreichte. Denn abgesehen von ein paar Autos und Fahrrädern, die hier abgestellt waren, war der Parkplatz leer. Als die drei Detektive aus Peters MG gestiegen waren, blickte sich Bob prüfend um und machte ein ernstes Gesicht. »Es ist schon unheimlich, Freunde. Hier auf dem Parkplatz ist es einsam wie auf einem Friedhof, während sich nur fünfzig Meter von uns entfernt dichte Menschenmassen auf den Straßen drängen. Also wenn ich planen würde, einen Menschen zu entführen, würde ich auch diesen Ort wählen. Nicht ein einziges Fenster, nur Betonwände mit Reklametafeln. Und selbst eine Kamera scheint es nicht zu geben.« Peter deutete zu den Fahrradständern und lief einige Meter voran. »Dort hatte ich mein Mountainbike angeschlossen. Und hier an dieser Stelle lag der Walkman mit den Kopfhörern auf dem Boden.« Justus trat näher und blickte zur Toreinfahrt hinüber. »Also jetzt, da wir uns am Ort des Geschehens befinden, setzt sich die Szene wie ein Puzzlespiel in meinem Kopf zusammen, Kollegen. Der Wagen der Entführer muss dort rechts neben der Einfahrt geparkt haben, während das Mädchen gerade auf dem Hin- oder Rückweg vom Sportcenter war.« »Wenn, Justus …«, gab Bob zu bedenken. »Noch ist ja nicht geklärt, ob sie auch tatsächlich dort trainiert hat.« »Aber das werden wir schon gleich in Erfahrung bringen.« »Dann lasst uns jetzt zur Rezeption gehen«, forderte Peter seine Freunde beklommen auf. »Denn solange wir keine Klarheit darüber haben, was es mit dieser gruseligen Tonaufnahme auf sich hat, werde ich nachts bestimmt kein Auge mehr zukriegen.« »Einverstanden«, sagte Bob und ließ noch einmal seine Blicke durch den gesamten Hinterhof gleiten. »Zu dumm auch, dass sich der Eingang zu diesem Fitnessclub vorne an der Straße befindet. Die Chance, dass vielleicht noch ein Mitarbeiter oder Gast Augenzeuge dieser … na ja … ›vermeintlichen‹ Entführung sein könnte, steht somit quasi bei null.« »Jetzt kommt!« Peter wandte sich zum Gehen und eilte zielstrebig durch die Hofeinfahrt. Justus und Bob folgten ihm und kurze Zeit später betraten sie durch die Drehtür das Sportstudio, an dessen Außenfassade in blauen Neonbuchstaben der Schriftzug Body Talk leuchtete. Der...