Mitchell | Das Geheimnis der weißen Weihnacht | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Mitchell Das Geheimnis der weißen Weihnacht

Eine weihnachtliche Kriminalgeschichte
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-608-12470-5
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine weihnachtliche Kriminalgeschichte

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

ISBN: 978-3-608-12470-5
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



»Ein reizender, verführerischer Cosy Crime zum Zurücklehnen und Genießen!« The Times Mrs. Bradley, scharfsinnige Detektivin und gefeierte Psychiaterin, hat beschlossen, Weihnachten mit ihrem Neffen in dessen idyllischem Haus in den Cotswolds zu verbringen. Ein bezaubernder Weihnachtskrimi aus einer Zeit, in der selbst Mord noch mit schelmischer Unschuld gespickt war. Über die Weihnachtsfeiertage kehrt die Psychologin und Ermittlerin Beatrice Adela Bradley ihrer Heimatstadt London den Rücken zu und besucht ihren frisch vermählten Neffen. In seinem Haus in den malerischen Cotswolds versammeln sich schon die Weihnachtsgäste, doch in die gelöste Stimmung mischen sich böse Gerüchte: nacheinander erhalten die Dorfbewohner aus unbekannter Quelle Drohbriefe, während sich im nahegelegenen Wald seltsame Vorfälle ereignen. Dann fallen die Temperaturen, über die Hügel legt sich der Schnee - und eine Leiche wird entdeckt. Mrs. Bradley übernimmt den Fall, aber sie muss einen raffinierten Plan aushecken, um die Wahrheit ans Licht zu bringen und den Schuldigen zu finden...

Gladys Maude Winifred Mitchell, geboren 1901 in Oxfordshire, studierte in London Geschichte und arbeitete als Lehrerin, bevor sie 1929 die berühmte Detektivin Beatrice Adela Lestrange Bradley erschuf und ihr anschließend über sechzig Kriminalromane widmete. Gladys Mitchell war eine fundierte Kennerin der Werke von Sigmund Freud und begeisterte sich für Hexerei; neben Agatha Christie und Dorothy Sayers gehörte sie dem britischen Detection Club an und erhielt 1976 die höchste Ehrung der Crime Writer's Association.
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Erstes Kapitel

nimmt Weihnachtsurlaub


Geh und halt auf die flink beflügelten Sekunden

Welche zu einer unbekannten Küste eilen,

Geh, hindere die Nacht und ihre Stunden,

sich ihre Macht mit dem lichthellen Tag zu teilen!

William Habington, 6. Elegie

Mrs Beatrice Adela Lestrange Bradley klopfte mit einer Ecke des steifen Briefumschlags, den sie in der Hand hielt, auf die Kante ihres Schreibtischs. Es kam nur sehr selten vor, dass es ihr schwerfiel, eine Entscheidung zu treffen, doch diesmal war sie vollkommen unschlüssig.

Sie legte den Umschlag auf den Tisch, griff sich stattdessen einen anderen Umschlag, öffnete ihn und las zum wiederholten Mal den darin enthaltenen Brief. Es handelte sich um eine Einladung zu einer Konferenz für Pädagogische Psychiatrie in Stockholm. Der Brief klang sehr herzlich, und darüber hinaus hatte Mrs Bradley den Herbst und Frühwinter mit einer besonders faszinierenden Forschungsarbeit verbracht und brannte geradezu darauf, ihre Ergebnisse bei dieser Konferenz zu präsentieren. Zwar würden die Ansichten der anderen Teilnehmer größtenteils nicht unbedingt mit ihren eigenen übereinstimmen, aber sie würden sich sehr dafür interessieren, was sie zu sagen hatte, ganz gleich, wie oft sie Einspruch erheben würden.

Aber es gab auch eine Einladung aus den Cotswolds. Mrs Bradley war dank ihrer drei Ehen mit einer riesigen, bunten Schar angeheirateter Verwandter gesegnet, alles lebhafte und begabte Personen, von denen sie einige sogar recht gernhatte. Der steife Umschlag enthielt einen Brief von ihrem Lieblingsneffen, der ihr den Gefallen getan hatte, eine junge Frau zu heiraten, die sie selbst für ihn auserkoren hatte. Mrs Bradley hatte den sehnsüchtigen Wunsch gehegt, im Familienkreis einen Platz für die reizende Deborah Cloud zu finden, und ihr Neffe Jonathan hatte ihr diesen Wunsch erfüllt. Dass er Deborah dabei aus eigenen und nicht aus den von seiner Tante ins Feld geführten Gründen erwählt hatte, erfreute besagte, ebenso einflussreiche wie behutsame Vermittlerin fast noch mehr als die Erfüllung ihres Wunsches.

»Jetzt, da wir eine Bleibe haben, würden wir uns sehr freuen, wenn Du uns besuchen kämst und Weihnachten mit uns verbringen würdest. Wir wollen das Weihnachtsfest mit einer Feier zur Hauseinweihung kombinieren, und uns wäre sehr daran gelegen, wenn Du daran teilnehmen würdest«, schrieb Jonathan. »Es wird eine sehr angenehme Gesellschaft werden, Deb wird wunderschön aussehen, und außerdem habe ich auch noch eine Flasche schottischen Whisky an Land gezogen. Und wenn Du bis zum Neujahrstag bleibst, verspreche ich Dir hoch und heilig, Dir auch noch einen Haggis zu servieren.

PS Es ist uns ganz gleich, wie viele Deiner Lieblingspatienten während der Feiertage ins Delirium Tremens verfallen oder an wie vielen Konferenzen Du im Januar teilnehmen willst. Blut ist dicker als Wasser, und Du hast immer gesagt, Du würdest uns besuchen kommen, sobald wir uns in unserem neuen Heim eingelebt haben. Und Du hast auch versprochen, eine ganze Weile zu bleiben. Also wie sieht’s aus? Falls Du kommst, kannst Du dir die Mühe sparen und brauchst gar nicht erst zurückzuschreiben.«

Mrs Bradley handelte nur selten impulsiv und hielt auch nichts davon, ein Dilemma mithilfe irgendwelcher abergläubischer Praktiken zu lösen. Aber im gegenwärtigen Fall war sie derart unfähig, sich zu entscheiden, dass sie plötzlich zwei Fidibusse aus einem Gefäß neben dem Kamin nahm und sie in die Luft warf. Einer landete auf dem Teppich und der andere trudelte auf den Schreibtisch. Das kleine Kätzchen, das vor dem Kamin gelegen hatte, stürzte sich sofort auf den Fidibus, der auf den Teppich gefallen war, und begann damit zu spielen.

»Wenn du den längeren erwischt hast, fahre ich nach Schweden, und wenn es der kürzere ist, in die Cotswolds«, verkündete Mrs Bradley feierlich. Sie hob das Kätzchen auf, nahm ihm den Fidibus ab und verglich ihn mit dem, der auf dem Schreibtisch gelandet war. Der Fidibus, mit dem das Kätzchen gespielt hatte, war fast einen ganzen Zentimeter kürzer als der andere. Mrs Bradley nahm ein Telegrammformular, kritzelte hastig ein paar Worte darauf und betätigte die Klingel. Sie reichte das Formular ihrer Sekretärin und wies sie an, das Telegramm sofort zu verschicken. Dann setzte sie sich, hob erneut das Kätzchen und die beiden Fidibusse auf, starrte einen Moment lang gedankenverloren vor sich hin und setzte das Kätzchen schließlich wieder ab. Anschließend betrachtete sie die beiden Papierstreifen, die aus zerschnittenem Zeitungspapier bestanden, und wickelte ihre Enden auf.

»Oje!«, rief sie laut. »Was habe ich denn jetzt angestellt!«

Das Ende des vermeintlich kürzeren Fidibusses war umgeknickt gewesen. Als sie es gerade strich, stellte sie fest, dass er in Wirklichkeit mehrere Zentimeter länger war als der Fidibus, von dem sie ursprünglich geglaubt hatte, er sei der Längere gewesen.

Ich hätte also doch nach Schweden fahren sollen!, dachte sie amüsiert, knüllte die Fidibusse zusammen und warf sie in den Korb zum Brennholz.

»Tja, das Telegramm ist schon abgeschickt«, sagte die Sekretärin, als Mrs Bradley ihr erzählte, was passiert war. »Und ich bin sehr froh darüber. Sie brauchen Urlaub. Sie können ja nächstes Jahr nach Schweden fahren!«

Jonathan Bradley und seine Frau Deborah hatten großes Glück gehabt. Sie waren bei ihrer Suche nach einer Bleibe auf ein weitflächiges Anwesen in den Cotswolds gestoßen, das man in zwei unterschiedlich große Parzellen aufgeteilt und zum Verkauf angeboten hatte. Zwei Drittel des Grundstücks sowie das darauf befindliche riesige moderne Haus hatte das Bildungsministerium erworben, aber das übrige Drittel des Landes und das ursprüngliche Herrenhaus hatte Mrs Bradleys Neffe gekauft. Das Anwesen lag inmitten jener Art von Landschaft, wie sie für die Cotswolds typisch war: hügelig und dennoch herrlich frei und offen. Es war zum Teil bewaldet, verfügte über einen munter dahinströmenden Bach und bot reichlich Gelegenheit zur Jagd, sowohl zu Fuß als auch zu Pferd mit der lokal ansässigen Jagdgesellschaft.

Jonathan und seine Frau hatten ihren Anteil am Anwesen im Januar erworben, waren im April eingezogen und hatten dann mit voller Absicht so lange damit gewartet, irgendwelche Gäste einzuladen, bis sie sich eingelebt hatten und in ihrem neuen Heim wirklich und wahrhaftig zu Hause fühlten.

Mittlerweile war es Dezember. Mrs Bradley traf zwei Tage vor Heiligabend bei ihnen ein. Sie kam mit dem Zug, denn sie hatte ihrem Chauffeur über die Weihnachtstage frei gegeben. Sie hatte ihrem Neffen absichtlich nicht mitgeteilt, wann ihr Zug eintreffen würde, denn sein Haus war meilenweit von Cheltenham (ihrer Endstation) entfernt, und sie verabscheute es, irgendjemandem Unannehmlichkeiten zu bereiten.

Dennoch stand Jonathan Bradley am Gleis, als sie in den Bahnhof einfuhr, und wartete auf sie.

»Deb wollte auch kommen«, erzählte er, »aber ich wusste nicht, ob ich den richtigen Zug ausgesucht hatte. Du hast nicht Bescheid gesagt, und ich fand, dass es ein bisschen zu kalt ist, um ihr das Herumstehen in einem zugigen Bahnhof zuzumuten. Aber jetzt wünschte ich, ich hätte sie mitgebracht.«

Er führte Mrs Bradley zu seinem Wagen und veranlasste, dass ihr Gepäck darin verstaut wurde. Wenige Minuten später huschte das Auto los, wie eine Katze, die es nach Hause zieht. Sie überquerten die Landstraße, die von Oxford nach Gloucester führt, fuhren an einer Scheune aus dem 15. Jahrhundert und einer ländlichen Bushaltestelle vorbei und setzten ihren Weg dann auf der Straße nach Cirencester fort.

Gewaltige hügelige Felder neigten sich träumerisch zu ihnen herab, als grübelten sie über die verlorengegangenen Schätze aus Weizen, Klee und Gerste nach, mit denen sie im vergangenen Sommer noch gesegnet gewesen waren. Kleine, verschwiegene Nebenstraßen führten zu Orten wie Coberley, Elkstone, Brimpsfield und Compton Abdale die Hügel hinauf oder hinab. Nach etwa einer halben Stunde Fahrt, in der sie an mehreren dichten Wäldern, einer Jagdhütte mit eigener Auffahrt, einem rauschenden Fluss mit steilen Böschungen, ein paar vereinzelten Schwarzkiefern und einem einsamen Bauernhof vorbeigekommen waren und die Abzweigungen einer schmalen Landstraße, eines sandigen Feldwegs und eines sich den Hügel hinaufwindenden Sträßchens hinter sich gelassen hatten, überquerte das Auto die Grenze zu Jonathans Besitz.

Unmittelbar darauf krochen sie einen steilen, unebenen Weg hinauf. Mrs Bradley saß neben ihrem hochgewachsenen, schwarzhaarigen Neffen und schaute interessiert aus dem Fenster. Zu ihrer Linken zog sich ein kleiner Wald entlang, und rechts vom Weg senkte sich das baumlose Gelände in geradezu sinnlichen Kurven zu einem rauschenden kleinen Bach hinab.

»Der bringt die Mühle in Gang«, sagte Jonathan und nickte zu dem Rauschen hinunter. »Wir haben eine Mühle, eine Schmiede, einen Pub und ein Postamt. Alles in allem ein wahres Musterdorf.«

Sie fuhren weiter hoch und ließen den Wald hinter sich. Eine endlose Reihe regennasser, grün leuchtender Hänge erfüllte das Blickfeld, und über dem Horizont dehnte sich der graue, von schneeschweren Wolken erfüllte Himmel. Als das Auto noch höher kroch und...


Mitchell, Gladys
Gladys Maude Winifred Mitchell, geboren 1901 in Oxfordshire, studierte in London Geschichte und arbeitete als Lehrerin, bevor sie 1929 die berühmte Detektivin Beatrice Adela Lestrange Bradley erschuf und ihr anschließend über sechzig Kriminalromane widmete. Gladys Mitchell war eine fundierte Kennerin der Werke von Sigmund Freud und begeisterte sich für Hexerei; neben Agatha Christie und Dorothy Sayers gehörte sie dem britischen Detection Club an und erhielt 1976 die höchste Ehrung der Crime Writer's Association.

Merkel, Dorothee
Dorothee Merkel lebt als freie Übersetzerin in Köln. Zu ihren Übertragungen aus dem Englischen zählen Werke von Edgar Allan Poe, John Banville, John Lanchester und Monica Ali.

Gladys Maude Winifred Mitchell, geboren 1901 in Oxfordshire, studierte in London Geschichte und arbeitete als Lehrerin, bevor sie 1929 die berühmte Detektivin Beatrice Adela Lestrange Bradley erschuf und ihr anschließend über sechzig Kriminalromane widmete. Gladys Mitchell war eine fundierte Kennerin der Werke von Sigmund Freud und begeisterte sich für Hexerei; neben Agatha Christie und Dorothy Sayers gehörte sie dem britischen Detection Club an und erhielt 1976 die höchste Ehrung der Crime Writer's Association.

Dorothee Merkel lebt als freie Übersetzerin in Köln. Zu ihren Übertragungen aus dem Englischen zählen Werke von Edgar Allan Poe, John Banville, John Lanchester und Monica Ali.

Gladys Maude Winifred Mitchell, geboren 1901 in Oxfordshire, studierte in London Geschichte und arbeitete als Lehrerin, bevor sie 1929 die berühmte Detektivin Beatrice Adela Lestrange Bradley erschuf und ihr anschließend über sechzig Kriminalromane widmete. Gladys Mitchell war eine fundierte Kennerin der Werke von Sigmund Freud und begeisterte sich für Hexerei; neben Agatha Christie und Dorothy Sayers gehörte sie dem britischen Detection Club an und erhielt 1976 die höchste Ehrung der Crime Writer's Association.

Dorothee Merkel lebt als freie Übersetzerin in Köln. Zu ihren Übertragungen aus dem Englischen zählen Werke von Edgar Allan Poe, John Banville, John Lanchester und Monica Ali.



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