E-Book, Deutsch, Band 4, 445 Seiten
Reihe: Seasons
Moncomble A Summer to Remember
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7363-2143-4
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 4, 445 Seiten
Reihe: Seasons
ISBN: 978-3-7363-2143-4
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
»DU BIST MEIN HERZENSMENSCH, JAZZ. FÜR IMMER.«
Als Hochzeitsplanerin glaubt Jasmine ganz fest an die große Liebe. Aber seit der schmerzhaften Trennung von ihrem ersten und einzigen Freund Andréa hat sie Schwierigkeiten, sich auf jemand Neuen einzulassen. Dennoch stimmt sie zu, als Freunde sie bitten, ihre Sommerhochzeit an der Amalfiküste zu organisieren, selbst wenn das heißt, dass sie dort ausgerechnet Andréa wiedertrifft. Als die beiden bei einer Reise durch Italien unweigerlich viel Zeit miteinander verbringen, merken sie, dass die Gefühle, die sie füreinander hatten, nie ganz verschwunden sind. Doch hat ihre Liebe eine zweite Chance trotz allem, was in der Vergangenheit zwischen ihnen passiert ist?
»Die SEASONS-Reihe hat einfach mein Herz! Vier tiefgründige und einzigartige Geschichten, die für Herzklopfen und viele emotionale Lesestunden sorgen.« MARYBOOKSWORLD
Abschlussband der SEASONS-Reihe
Morgane Moncomblehat in Paris Literatur studiert. Ihr Debüt veröffentlichte sie mit großem Erfolg aufWATTPAD. Sie mag es zu verreisen und liebt Disneyland, Lee Tae-yong und unabhängige Held:innen.
Weitere Infos & Material
1
Jasmine
Gordes, Frankreich, damals
Meine Mutter glaubt, dass die erste Liebe ewig währt. Mein Vater ist der Meinung, dass sie nur existiert, um uns eine Lehre zu erteilen. Ich selbst bin fünfzehn Jahre alt und habe mich noch nie verliebt. Aber wenn ich Ed Sheeran glauben darf, den ich in Endlosschleife höre, ist Liebe schmerzhafter als alles andere. Mit anderen Worten: Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt Interesse daran habe.
Ohnehin bin ich zu beschäftigt für einen Freund. An den Abenden unter der Woche teile ich meine Zeit auf zwischen Lernen und Keramikmalerei. Am Wochenende spaziere ich durch die Felder, pflücke Blumen, die ich zwischen den Seiten meiner Bücher trockne, und häkle Wollmützen für meinen Hasen Marco. Seinen Namen habe ich aus dem Film Das wandelnde Schloss.
Wer hat da schon Zeit für die Liebe?
»Hier«, sagt meine Mutter und drückt mir einen Euro in die Hand. »Könntest du bitte ein nicht allzu durchgebackenes Baguette kaufen?«
Ich nicke und ziehe mir meine Strickjacke mit Pilzmuster an, was mir einen traurigen Blick von beiden Elternteilen einbringt.
»Eines Tages werde ich dieses Ding verbrennen«, raunt meine Mutter.
Ich weiche zurück und drücke meine Jacke beschützend an mich.
»Spinnst du? Die habe ich selbst gestrickt!«
»Ich weiß«, seufzt sie. »Das sieht jeder, Schatz. Schau, sie ist ganz fusselig.«
Verärgert senke ich den Blick. Mir bleibt keine Zeit, mich zu verteidigen, denn sie ist schon wieder im Wohnzimmer verschwunden. An die Bemerkungen meiner Eltern, wenn ich das Haus verlasse, bin ich gewöhnt. Inzwischen treffen sie mich viel weniger als früher.
In der Schule ist es genauso:
»Sie ist komisch.«
»Irgendwie neben der Spur.«
»Schau dir bloß ihre Klamotten an!«
»Kein Wunder, dass sich niemand für sie interessiert …«
Clémence versucht jedes Mal, mich zu verteidigen. Mir persönlich ist es egal. Warum sollte ich mich für meine Eigenart entschuldigen, wenn ich damit glücklich bin?
»Beeil dich, die machen gleich zu!«, ruft mich mein Vater in die Wirklichkeit zurück.
Ich lasse die Tür hinter mir ins Schloss fallen und schwinge mich auf mein Lieblingsfahrrad mit dem Weidenkorb und der abgeblätterten grünen Farbe. Die Klingel funktioniert nicht mehr richtig, aber ich kann mich nicht dazu durchringen, mein Fahrrad zu verschrotten. Ich habe noch nicht genug gespart, um mir ein neues zu kaufen.
Ich erledige alles mit dem Fahrrad. Ich mag den stechenden Schmerz in meinen Waden, die Brise in meinen Haaren und das Pfeifen des Windes, das die Musik aus meinen Kopfhörern überlagert.
Es ist fünf vor halb eins, und Le Fournil de Mamie Jeanne schließt gleich. Es ist die einzige Bäckerei, die mein Vater freiwillig aufsucht – er ist echt so eine Nervensäge.
Der Sommer in Gordes hat gerade erst begonnen, aber die Hitze hier in Südfrankreich ist bereits erdrückend. Im Slalom fahre ich zwischen den Passanten hindurch über das Kopfsteinpflaster, nehme die engen und weniger belebten Gassen und lasse mich vom Plätschern des Wassers aus den Brunnen einlullen. Der Duft nach Lavendel vermischt sich mit dem Geruch des nicht weit entfernten provenzalischen Marktes.
Sekundenlang verweilt mein Blick bei Käse, frischem Obst und verlockenden Oliven, ehe ich mich hastig wieder auf die Straße konzentriere, weil ich um Haaresbreite einen alten Mann überfahren hätte.
»Bitte, entschuldigen Sie!«, rufe ich, als er mich anschnauzt. »Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!«
Ich grüße einige Bekannte. Die Kirchenglocken läuten, und ich trete heftiger in die Pedale.
Es ist halb eins. Mist, ich komme zu spät.
In letzter Sekunde halte ich vor der Bäckerei an, die anscheinend doch noch geöffnet ist. Ich lasse mein Fahrrad einfach fallen und stürme atemlos hinein.
»Das war knapp«, tadelt mich die Bäckerin freundlich. »Was möchtest du, meine Schöne?«
Der andere Kunde geht an mir vorbei, ohne dass ich ihn beachte, und tritt auf den Bürgersteig hinaus.
»Ein nicht zu lange gebackenes Baguette, bitte.«
»Tut mir leid, das letzte habe ich gerade verkauft …«
Enttäuscht murre ich vor mich hin, bedanke mich aber bei der Ladenbesitzerin.
Auf dem Weg nach draußen bemerke ich, dass der Junge, der mir das letzte Baguette vor der Nase weggeschnappt hat, immer noch an der Tür steht. Er ist in sein Smartphone vertieft, aber ich erkenne ihn sofort.
Andréa Moretti.
Normalerweise interessiere ich mich nicht wirklich für meine Klassenkameraden, aber hier ist es unmöglich, seine Existenz zu ignorieren. Er wurde schon mit vielen, wenig schmeichelhaften Ausdrücken bedacht, vor allem von Mitschülern, aber manchmal auch von Lehrenden.
»Problemmagnet«, »Klassenletzter« – ich nehme an, dass Legasthenie auch nicht gerade von Vorteil ist –, »immer der Erste, der einen Streit vom Zaun bricht« …
Nur wenige mögen ihn, aber ich finde ihn interessant.
»Willst du das alles allein essen?«
Seine blauen Augen wandern überrascht an meiner Gestalt empor, als zweifelte er daran, dass ich wirklich ihn meine. Er ist keine Schönheit, hat aber diese leicht verruchte Ausstrahlung, die ihm gut steht.
»Arrietty?«, stammelt er, als hätte er mich erkannt.
»Ich heiße Jasmine. Jasmine Pham.«
Er schüttelt den Kopf, um sich zu fangen, dann räuspert er sich.
Sein Handy hat er inzwischen in seiner Jeans verstaut, aber meine Aufmerksamkeit konzentriert sich auf das noch warme Baguette unter seinem Arm.
Mein Schatz.
»Weiß ich doch, ich bin ja nicht blind. Wir haben ein ganzes Jahr in derselben Klasse gesessen.«
Er wirkt defensiv, was mich überrascht. Ich will wissen, warum er mich Arrietty nennt.
»Du erinnerst mich an sie«, erklärt er und zuckt mit den Schultern. »Du weißt schon, die Ghibli-Heldin. Sie ist auch vierzehn Jahre alt und lebt in einem Haus auf dem Land inmitten von Blumen und Pflanzen. So ähnlich stelle ich mir dich außerhalb der Schule vor …«
Es ist das erste Mal, dass ich ihn so viel reden höre.
Ich widerstehe dem Drang, ihm zu sagen, dass ich schon fünfzehn bin. Ich bin kein Kind mehr. Immerhin komme ich nächstes Schuljahr aufs Gymnasium.
»Meinst du, weil ich asiatisch aussehe? Aber ich bin Vietnamesin, keine Japanerin.«
Andréa öffnet den Mund, weiß aber offenbar nicht, was er antworten soll. Er scheint sich unbehaglich zu fühlen, was mich amüsiert. Er wirkt … ganz anders als das Bild, das die Leute von ihm zeichnen.
»Entspann dich, ich mach doch nur Spaß! Ich mag Arrietty, auch wenn mir Prinzessin Mononoke besser gefällt.«
»Natürlich«, murmelt er vor sich hin. Seine Mundwinkel heben sich leicht.
Ich gehe davon aus, dass mein Geschmack ihn nicht sehr überrascht, weil dieses Meisterwerk von Hayao Miyazaki Fragen über die Verantwortung des Menschen gegenüber der Natur aufwirft und die Folgen unseres Handelns für die Umwelt anprangert.
Plötzlich erinnere ich mich meines ursprünglichen Auftrags. Andréa weicht einen Schritt zurück, als ich plötzlich näher an ihn herantrete.
»Ich gebe dir einen Euro für das Baguette«, biete ich ihm an und halte ihm die Münze vor die Nase. »Mein Vater schimpft, wenn wir kein Brot zum Käse haben. Wenn er aber schlechte Laune hat, kann ich ihn nicht um einen Gefallen bitten.«
»Tut mir leid, aber so einen habe ich auch zu Hause.«
Na gut, wenigstens habe ich es versucht.
Er dreht sich um und will gehen. Ratlos hebe ich mein Fahrrad auf, hole ihn ein und strample neben ihm her.
Andréa lässt mich gewähren, blickt aber stur nach vorn.
»Weißt du, an welche Ghibli-Figur du mich erinnerst?«
»An Hauro?«, fragt er lächelnd und wirft sich in die Brust. »Alle Mädchen schwärmen für ihn. Er ist schön, nicht wahr?«
Belustigt lache ich auf.
Das gefällt ihm nicht. Er wirft mir einen bösen Blick zu, aber ich fühle mich absolut nicht in Gefahr. Er wirkt harmlos.
»Wenn du jetzt ›Porco Rosso‹ sagst«, droht er mir finster. »Zwar weiß ich, dass er auch Italiener ist, aber das ist noch lange kein Grund, mich zu beleidigen und mit einem Wasserflugzeugpiloten mit einem Schweinekopf zu vergleichen …«
Oh, ich sehe, wir haben hier einen echten Fan.
Andréa Moretti gefällt mir immer besser.
»Du erinnerst mich an Calcifer aus Das wandelnde Schloss«, sage ich schnell und setze zu einer Erklärungstirade an. »Erstens ist er der Geist des Feuers. Das habt ihr gemeinsam: Du gehst sofort in die Luft, bist heißblütig und entzündest dich beim ersten Funken. Zweitens: Er ist schelmisch und sarkastisch, ein bisschen so wie du im Unterricht. Und drittens erweist er sich im Laufe des Films als liebenswert.«
Verblüfft zieht Andréa eine Augenbraue hoch.
Es ist das erste Mal, dass wir ein richtiges Gespräch miteinander führen, und ich bin angenehm überrascht. Abgesehen von seinen Problemen mit Aggressionsbewältigung, die ich schon miterlebt habe, scheint er ganz cool zu sein.
»Das ist okay für mich«, murmelt er mit leicht rosigen Ohren. »Alle mögen Calcifer. Von ihm hat Hauro seine Kräfte.«
Ich...