E-Book, Deutsch, Band 11, 118 Seiten
Reihe: Schwester Isabella ermittelt
Morelli Kloster, Mord und Dolce Vita - Mord im letzten Akt
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7517-0010-8
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 11, 118 Seiten
Reihe: Schwester Isabella ermittelt
ISBN: 978-3-7517-0010-8
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Folge 11: Feierstimmung in Santa Caterina: Zum großen Sommerfest findet auf dem Marktplatz eine Freiluft-Oper statt. Isabella und die Nonnen sind aufgeregt, zumal das Kloster einige der Opernleute beherbergt. Alles fiebert auf den großen Abend hin, an dem das ganze Dorf sich in Abendkleidung einfindet, um der Oper zu lauschen. Doch im letzten Akt bricht der Intendant auf seinem Logenplatz zusammen - tot! Zuerst sieht alles nach einem Schwächeanfall aus, doch Schwester Isabella schaut genauer hin ...
Über die Serie: Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Toskana-Dorf lebt, arbeitet und betet Schwester Isabella. Die neugierige Nonne hat es sich zum Lebensziel gemacht, den Menschen zu helfen. Und wie ginge das besser als mit dem Aufklären von Verbrechen?
Der junge Carabiniere Matteo ist froh über ihre Hilfe - meistens. Denn eines weiß der einzige Polizist von Santa Caterina: Schwester Isabella hat ihren eigenen Kopf!
Mit Witz, Charme und dem Blick fürs Menschliche ermitteln Isabella und Matteo in der Toskana. Klar, dass dabei auch die italienische Lebenskunst nicht zu kurz kommen darf!
Kloster, Mord und Dolce Vita - eine Krimi-Serie wie ein Urlaub in der Toskana!
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
Valentina Morelli schreibt seit vielen Jahren Romane. Mit "Kloster, Mord und Dolce Vita" setzt sie der Heimat ihres Herzens ein Denkmal und fängt das unvergleichliche Lebensgefühl unter der Sonne der Toskana ein. Krimis sind für sie ein Mittel, zutiefst menschliche Geschichten zu erzählen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1
Die ersten Sonnenstrahlen und Caesars Schnarchen lieferten sich einen harten Wettstreit. Doch schließlich war es Gallus, der Hahn, der Isabella endgültig dem Reich der Träume entriss. Sie schlug erst das eine, dann das andere Lid auf. Die Helligkeit der frühmorgendlichen Sonne kitzelte angenehm in ihren Augen.
Doch das war auch schon die einzige wohlige Empfindung. Der Rest ihres Körpers begrüßte den neuen Tag mit Schmerz. Alles tat ihr weh, am schlimmsten der Rücken. Er fühlte sich an, als hätte sie die Nacht auf einer Streckbank verbracht. Dieser Vergleich war gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt. Schließlich waren es nur wenige Zentimeter Schaumstoff, die ihren Rücken und den harten Boden der Klosterwiese voneinander trennten.
Mühsam drehte sie sich zur Seite und betrachtete den Hund, der direkt neben ihr schlief. Er japste im Schlaf und bewegte die Pfoten, als würde er über eine Wiese laufen. Der Bernhardiner war ein äußerst intensiver Träumer. Unmittelbar über ihrem Kopf scharrte etwas. Ehe sie das Geräusch zuordnen konnte, pickte etwas in ihren Haaren herum. Ihre tastende Hand bekam ein Huhn zu fassen, das gackernd davonflatterte.
Mühsam richtete Isabella sich auf, sah dem Huhn hinterher, das es in der Nacht irgendwie aus dem Stall hinaus geschafft haben musste. Hohe Grashalme blitzten im Morgentau. Isabella fuhr mit der Hand darüber und wischte sich anschließend mit der kühlen Nässe über das Gesicht, um wach zu werden. Im Grunde war es ein traumhafter Morgen, der sich in den schillerndsten Farben präsentierte.
Direkt neben dem überquellenden Gemüsebeet leuchtete der Flieder, der eine Heimat für unzählige Schmetterlinge bot. Die neue Äbtissin hatte ihn erst kürzlich pflanzen lassen und erfreute sich allmorgendlich an dem Geflatter.
Doch für all diese Schönheiten hatte Isabella kaum mehr einen Sinn. Als sie ihr Gelübde abgelegt hatte, zwischen diesen Mauern ihr Leben zu verbringen, hatte sie nicht unbedingt den Innenhof im Sinn gehabt.
Es war ihre dritte Woche in Folge, die sie nun draußen im Klostergarten unter freiem Himmel verbrachte. Und all das nur, weil die neue Äbtissin Flavia Quadrelli ihren geliebten Cäsar nicht mehr im Inneren des Klosters duldete. Am Tag ihres Amtsantritts hatte sie Isabella das klargemacht und den Hund sogleich nach draußen auf den Hof verbannt. In eine kleine Hundehütte, direkt neben dem Hühnerstall.
Wieder krähte der Hahn.
»Sei bloß still!« Isabella gähnte ihn an.
Nun schlug auch Caesar ein Auge auf. Er begann sogleich zu hecheln, als er Isabella in die Augen sah. Liebevoll tätschelte sie ihm das Fell an der Stelle hinter den Ohren, wo er das ganz besonders mochte. Der Hund grunzte auf und drückte seinen schweren Kopf gegen ihre Hand.
»Guten Morgen, du kleiner Rabauke! Hast du gut geschlafen? Hast du davon geträumt, Hasen hinterherzujagen?«
Caesar liebte es, Hasen und Kaninchen in ihren Bauten aufzuspüren und ihnen anschließend über die Felder hinterherzuhetzen. Dabei war er viel zu langsam, um auch nur in die Nähe eines der Langohren zu kommen. Aber in diesem Fall war für ihn wohl der Weg das Ziel.
Caesar leckte ihr ausgiebig über die Hand. Dann vernahm er das Gackern des ausgebüxten Huhns. Sofort war er auf den Beinen, schüttelte sein Fell und eilte dem Huhn hinterher, das wild flatternd das Weite suchte. Es folgte eine Hetzjagd durch den gesamten Klostergarten.
Isabella sah den beiden eine Weile zu und beschloss, in den neuen Tag zu starten. Sie fragte sich, wie lange das noch so weitergehen sollte. Es war Hochsommer. Somit waren die Temperaturen nachts äußerst angenehm – weitaus erträglicher als in ihrer stickigen Kammer. Doch was würde sie im Herbst tun, wenn die schweren Regenfälle einsetzten? Und erst im Winter! Sie konnte wohl schlecht das ganze Jahr über im Freien übernachten.
Doch bislang war ihr noch keine Alternative in den Sinn gekommen. Cäsar hatte sich mittlerweile so sehr an sie gewöhnt, dass er unmöglich eine Nacht ohne sie verbringen konnte. Schon gar nicht draußen im Klostergarten. Allein mit den Hühnern! Sie hatte es versucht, aber Cäsar hatte mit seinem Gejaule das ganz Kloster wach gehalten, woraufhin Quadrellis Groll auf den Hund nur noch schlimmer wurde. Ergo hatte es nur eine Lösung gegeben – und diese ging mächtig auf Isabellas Rücken.
Vieles hatte sich seit dem Amtsantritt von Flavia Quadrelli verändert. Nichts davon zum Guten. Zumindest nicht für Isabella. Es war eine Sache, ihre Position als Vorsteherin zu verlieren. Eine gänzlich andere war es, dass ihr sämtliche Ämter entzogen worden waren. Die Äbtissin behandelte sie nunmehr wie eine Novizin. Als wäre die finanzielle Misere des Klosters Isabellas höchstpersönliche Schuld, wurde sie kurzerhand zu Handlangerarbeiten verdonnert.
Damit hatte Isabella im Grunde überhaupt kein Problem. Sie war sich für keine Arbeit zu schade. Und doch wurde sie das Gefühl nicht los, dass es nichts anderes war als Strafarbeit, die man ihr auferlegte. Alles, woran sie Freude hatte, war tabu für sie. Sie durfte weder hinter den klostereigenen Verkaufsstand auf dem Marktplatz von Santa Caterina, sie durfte nicht mehr Schwester Immacolata in der Bibliothek aushelfen, noch war es nunmehr ihre Aufgabe, Gebete abzuhalten.
Stattdessen jätete sie täglich den Gemüsegarten und kümmerte sich um sämtliche Einkäufe. Und seit Neuestem wurde sie obendrein noch zu den Haushaltsarbeiten der Gästezimmer verdonnert – und seit Tagen war das Kloster bis auf die letzte Kammer belegt.
Im Grunde ihres Herzens freute Isabella sich sehr über den Besuch. Stets hatte sie sich dafür eingesetzt, das Kloster nach außen hin zu öffnen. Unter der Ägide von Äbtissin Filomena hatte es kaum Besuch gegeben. Sie musste der neuen Äbtissin zugutehalten, dass sie sich dazu bereit erklärt hatte, die freien Zimmer den vielen Gästen zur Verfügung zu stellen.
Denn ganz Santa Caterina war im Ausnahmezustand und jedes Touristenbett bis auf den letzten Platz belegt. Der Grund hierfür war ein strategischer Schachzug des Bürgermeisters Lenzi Duccio. Er hatte es geschafft, eine Freilichtoper nach Santa Carina zu bringen, die in den kommenden Tagen mitten auf dem Marktplatz für zwei Vorstellungen gastieren würde. Es war eine Aufführung, wie Italien sie sonst nur von der Mailänder Scala kannte. Mit aufwendigem Bühnenaufbau und unzähligen Darstellern und Komparsen war sie die Hauptattraktion in der Toskana.
In der Region war in den letzten Tagen nichts anderes Thema gewesen. Jeder fieberte der ersten Vorstellung entgegen. Eigens hierfür waren der gesamte Marktplatz und die umliegenden Straßen abgesperrt worden, um Platz für die eindrucksvolle Kulisse zu schaffen, an der seit Tagen gehämmert und gezimmert wurde.
Matteo hatte Isabella die Pläne gezeigt. Nach ihnen wurde aus Holz und Spanplatten ein imposantes Märchenschloss nachgebaut, um Rossinis Opernstück La Cenerentola eine würdige Kulisse zu verleihen. Laut dem Bürgermeister waren beide Vorstellungen bis auf den letzten Platz ausverkauft.
Sich den Schlaf aus den Augen reibend, stand Isabella auf und rollte ihre dünne Schaumstoffmatte zusammen, die sie in die Hundehütte verfrachtete. Dann begann sie mit ihren Morgenübungen, um der Rückenschmerzen Herr zu werden. Mit einem Gebet auf den Lippen streckte und dehnte sie sich und war gerade dabei, im Stehen ihre Handflächen auf die Wiese zu drücken, als sie ein befremdliches Geräusch innehalten ließ. Es klang nach einem leisen Wimmern. Verwundert reckte sie den Kopf in alle Richtungen, versuchte, die Quelle ausfindig zu machen. Dem Wimmern schloss sich ein herzergreifendes Schluchzen an.
»Da weint doch jemand«, murmelte sie vor sich hin und näherte sich der Korkeiche, hinter deren Stamm sie das Geräusch vermutete. Tatsächlich entdeckte sie eine zarte Gestalt hinter dem Stamm. Es war Chiara. Sie hatte sich fest gegen den Baum gelehnt und ihr Gesicht in den Händen vergraben. Isabellas Anwesenheit hatte sie gar nicht bemerkt.
»Alles in Ordnung mit dir, Liebes?« Isabella versuchte, behutsam zu klingen.
Dennoch zuckte das junge Mädchen zusammen und sah sie mit großen, geröteten Augen an. Tränen rannen ihm dick über die Wangen. »Schwester!« Chiara fuhr auf. »Ich … ich wollte nicht.«
»Pscht!«, beruhigte Isabella sie. »Alles ist gut.«
Natürlich war es genau das nicht. Dennoch wollte Isabella etwas Beschwichtigendes sagen. Sie konnte es nicht ausstehen, andere Menschen weinen zu sehen, und verspürte stets einen tiefen Drang, diesen Menschen zu helfen. Chiara gehörte zum Tross der Operndarsteller, die seit einigen Tagen im Kloster gastierten.
Isabella hatte sich mit der jungen Frau bereits angefreundet und wusste, dass sie die Zweitbesetzung für die Stieftochter von Don Magnifico war, der Hauptfigur des Opernstücks. Chiara war gerade einmal zwanzig Jahre alt und ausgesprochen hübsch. Nicht besonders groß, dunkles, leicht gewelltes Haar, dessen Spitzen in der Morgensonne rötlich leuchteten. Sie hatte große rehbraune Augen, und ihr Gesicht war ebenmäßig – aber zu tränenverschmiert, wie Isabella fand. Sie reichte der jungen Frau ihr Stofftuch.
»Es tut mir leid, dass du mich so sehen musst.«
Isabella schüttelte den Kopf und setzte ein mildes Lächeln auf. »Nicht doch. Wo drückt denn der Schuh? Vielleicht kann ich helfen?«
Die rehbraunen Augen richteten sich hoffnungsvoll auf Isabella. »Es … es klingt so unreif«, gab Chiara leise von sich. »Aber ich komme mit Riccardo einfach nicht klar. Er ist...