E-Book, Deutsch, Band 2, 320 Seiten
Reihe: Beautiful Secrets
Moreno Beautiful Secrets -Wenn ich dich spüre
23001. Auflage 2023
ISBN: 978-3-492-60382-9
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman | Enemies to Lovers | Sinnliche Romance für New Adults
E-Book, Deutsch, Band 2, 320 Seiten
Reihe: Beautiful Secrets
ISBN: 978-3-492-60382-9
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Hinter dem Pseudonym Mia Moreno verbergen sich zwei Berliner Journalistinnen, die für große Zeitungen und Online-Medien schreiben. Mia Moreno ist das, was sie verbindet: die Lust am Schreiben, die Begeisterung für starke Heldinnen und natürlich die Liebe zu Berlin, der Hauptstadt der verlorenen Herzen. Sie schreiben spannende Liebesromane mit jeder Menge urbanem Lifestyle, bei denen einem ganz schön heiß werden kann.
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 1
Ich wuchte den kleinen, schwarzen Koffer auf den Bahnsteig. Er ist deutlich schwerer, als er aussieht.
»Was hast du da drin, Amba, ein Stück Berliner Mauer?«
Ich weiß natürlich, dass der Witz komplett lahm ist, aber er hilft mir dabei, der schwierigen Situation einen lockeren Anstrich zu verpassen. Es reicht, dass meine Freundin Layla neben mir Rotz und Wasser heult. Ich bin fast ein bisschen froh, dass Charlie schon zurück nach Los Angeles geflogen ist und nicht auch noch schniefend neben mir steht. Amba Modi ist uns allen in den vergangenen Wochen ans Herz gewachsen, und wir haben die Tatsache, dass sie uns verlassen und zurück in ihr Heimatland Pakistan fliegen muss, lange verdrängt.
Amba lächelt zurückhaltend hinter ihrem Schal hervor, den sie sich wie immer halb vors Gesicht gezogen hat, vielleicht aus Gewohnheit. Bis vor Kurzem war sie entstellt. Doch ihre zweite Hauttransplantation ist schon ein paar Wochen her, die Wunden sind gut geheilt, und man erkennt die feinen Linien zwischen den alten und neuen Hautpartien nur, wenn man ganz nah vor ihr steht. Layla und ihr Freund Gabriel Goldberg, neuerdings ärztlicher Direktor, die beide hervorragende plastische Chirurgen sind, haben wirklich ein kleines Wunder vollbracht.
»Steine haben wir in Pakistan selbst genug, aber nicht diese Schokoladencreme für Frühstück«, antwortet Amba.
Ich lache auf. Etwas Deutsch sprach sie bereits, aber in den vergangenen Wochen hier in Berlin hat es sich wirklich deutlich verbessert – und sie hat offenbar einige Gewohnheiten übernommen, auch ungesunde. Die vegane Schokocreme aus dem Drogeriemarkt hat es ihr besonders angetan.
»Wenn sie aufgegessen ist, schicke ich dir ein Paket. Es wird ja hoffentlich ankommen, oder?«, mischt sich Layla in die Unterhaltung ein.
Amba wiegt unsicher den Kopf hin und her. »Kann dauern, vielleicht nimmt Zoll Schokocreme aus dem Paket. Besser, du packst eins mehr ein.«
Jetzt brechen wir alle drei in Gelächter aus. Es sieht so aus, als benötigten auch die beiden anderen Aufmunterung.
Layla schnieft. »Ach, Amba, es fühlt sich schrecklich an, dich gehen zu lassen. Deine OP ist gar nicht lange her, und dein Bein ist immer noch nicht in Ordnung.«
Amba blickt betreten zu Boden und dreht ihre Krücke unsicher auf dem Beton hin und her, als würde sie eine Zigarette damit ausdrücken wollen.
»Layla, lass es gut sein. Ihr Visum läuft ab, und wir können sie nicht illegal hierbehalten.«
»Ja, ich weiß, und Peters hat den Geldhahn zugedreht. Ich könnte ihn echt erwürgen, das ist so unsensibel von ihm.«
Layla ballt wütend die Hand zur Faust, wie so oft in letzter Zeit, wenn sie über ihren Chef, den Hauptgeschäftsführer Mirko Peters, spricht. Er hatte Amba vor einigen Monaten im Rahmen eines Charity-Programms nach Berlin geholt, damit ihre schweren Verbrennungen hier kostenlos behandelt werden konnten. Sobald die Eingriffe vorgenommen waren, veranlasste er allerdings ihren Rückflug, obwohl Amba nach wie vor nicht ohne Krücken laufen kann. Layla hätte die Bein-OP sogar aus eigener Tasche bezahlt, aber die Botschaft lehnte am Ende die Verlängerung des Visums für Amba ab.
»Es ist okay, Layla.« Amba legt ihr eine Hand auf den Arm. Layla ergreift und drückt sie. Ambas Stimme ist leise, aber bestimmt. »Ich bin gesund. Ich habe dank dir ein neues, schönes Gesicht und kann schon gut mit einer Krücke laufen. Und Koffer ziehen.«
Um ihre Worte zu unterstreichen, nimmt sie mir den Griff des Trolleys aus der Hand und humpelt ein paar Schritte über den Bahnsteig. »Seht ihr?«
Amba ist so tapfer! Sie hat offenbar das Bedürfnis, sich und uns zu beweisen, dass sie es ohne Hilfe schafft, und hat alle unsere Angebote, sie zum Flughafen nach Frankfurt zu bringen oder wenigstens zu begleiten, abgelehnt. Es würden demnächst in ihrer Heimat ganz andere Wege auf sie zukommen, meinte sie.
Layla bringt ein müdes Lächeln zustande. »Mike hat echt tolle Fortschritte mit dir gemacht, da hast du recht. Noch vor ein paar Wochen saßest du im Rollstuhl.«
»Ja, Mike ist ein Wundermann.« Amba läuft knallrot an, zumindest an den Stellen ihres Gesichts, die nicht bei dem Bombenanschlag, den sie vor ein paar Monaten in ihrer Heimat erlebt hatte, verbrannt worden waren. Die neuen Hautpartien werden erst mit der Zeit ausreichend viele Nervenbahnen entwickeln, sie wirken im Moment noch maskenhaft. Vielleicht versteckt sich Amba auch deshalb hinter ihrem bunten Schal. Oder es liegt daran, dass sie verbergen will, wie gut ihr der Physiotherapeut im »Wellhouse«, dem an die Beautyklinik angeschlossenen Wellnesshotel, gefällt.
»Vielleicht kannst du ja deine Therapie bei ihm fortsetzen, wenn du für die Bein-OP zurückkommst.« Ich hebe die Augenbrauen. Wie erhofft strahlen mich sowohl Amba als auch Layla an.
»Gabriel hat gestern Abend erst mit seinem Kollegen in Islamabad telefoniert. Er will dich untersuchen und schickt ihm die Bilder. Wir leiten das dann in die Wege.« Laylas Stimme überschlägt sich fast vor Aufregung.
Als Amba Layla daraufhin in die Arme fällt, stößt sie einen kurzen, überraschten Schrei aus. »Schon gut. Ich habe dir doch versprochen, dass ich mich kümmere.«
Amba blinzelt eine Träne weg. »Du bist wirklich gute Freundin.« Dann zieht sie mich an sich und hält mich fest. Für eine so kleine Person ist Amba erstaunlich kräftig. »Das seid ihr beide.«
Jetzt steigen auch mir Tränen in die Augen, und ich löse mich schnell aus der Umarmung. Ich will ihnen meine Gefühle nicht zeigen. Heute muss ich stark für uns alle sein.
Ich ziehe mein Handy aus der Tasche, checke meine Nachrichten und rufe erstaunt: »Oh, Charlie hat geschrieben. Sie vermisst uns und Berlin ganz schön und wünscht dir einen guten Flug, Amba.«
Ich halte ihr mein Handy hin und lasse sie selbst lesen. Sie blinzelt wieder, dieses Mal schafft sie es aber nicht, und einige Tränen kullern ihre Wange hinunter. »Wenn ihr sprecht, sagt Charlie danke für alles, okay?«
Layla und ich nicken.
»Gleis 8, Einfahrt ICE 932 von Berlin Hauptbahnhof nach Frankfurt Flughafen. Ankunft 11:02 Uhr. Vorsicht bei der Einfahrt.«
Layla neben mir versteift sich, und auch Amba erstarrt für einen Moment. Dann lehnt sie sich noch einmal an Laylas Schulter. Die beiden reden leise miteinander, ich kann aber nichts verstehen, weil in dem Moment der ICE mit quietschenden Bremsen einfährt.
Amba löst sich von Layla, Tränen rinnen ihr über die Wangen. Ich umarme sie fest.
»Gute Reise, Amba, und lass von dir hören. Ich melde mich bei dir, sobald ich etwas herausgefunden habe, ich verspreche es.«
Ich stocke, meine Stimme ist mit einem Mal ganz belegt. So sehr hatte ich gehofft, dass ich schneller an die fehlenden Informationen aus Ambas Akte herankomme. Dann hätte ich vielleicht jetzt schon alle Antworten für sie gehabt. Stattdessen müssen wir sie in ihr Heimatland zurückschicken, ohne eine Ahnung davon zu haben, was genau in der Klinik nicht mit rechten Dingen zugeht, ob Amba vielleicht sogar noch Gefahr droht.
Amba wischt sich eine Träne von der Wange. »Ich weiß, dass du es herausbekommen wirst, Maxi. Du bist so klug und gut mit Computer. Dann werden wir Peters zur Polizei bringen.«
Den letzten Satz sagt sie so leise, dass Layla sie nicht hören kann. Für Layla ist die Situation in der Beautyklinik extrem schwierig. Einerseits ist es ihr erster richtiger Job, von dem sie sich viel versprochen hat, zudem arbeitet auch ihr Freund in der »Villa Berlin«. Andererseits will sie nichts mit den zwielichtigen Machenschaften zu tun haben, in die der Geschäftsführer verstrickt zu sein scheint. Umso wichtiger ist, dass ich herausfinde, was genau da in der Klinik schiefläuft.
Ich nicke und versuche, die traurige Stimmung aufzulockern. »Ich verspreche dir, weiterhin pünktlich jede Woche ›Celebrity Inside‹ für dich zu schauen. Wenn eine tolle Folge kommt, speichere ich sie für dich auf der Festplatte, und wir schauen sie zusammen, sobald du wiederkommst, okay?«
Jetzt sammeln sich doch die Tränen in meinen Augen, da ich nicht weiß, wann das sein wird. Ich wende mich rasch ab, um Ambas...




