Morlar / Montillon | Dorian Hunter 60 - Krieg der Sieben | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 60, 280 Seiten

Reihe: Dorian Hunter

Morlar / Montillon Dorian Hunter 60 - Krieg der Sieben


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95572-060-5
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 60, 280 Seiten

Reihe: Dorian Hunter

ISBN: 978-3-95572-060-5
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Dorian Hunter ist auf der Flucht und sucht in der Vergangenheit nach Antworten - in seinem zehnten Leben. Aber was der Junge Daniel im 18. Jahrhundert erlebte, zieht den Dämonenkiller auch in der Gegenwart nur noch tiefer in den Strudel des Grauens. Daniel bricht mit Baal, Ahriman und Coyote auf, um einen weiteren Dämon in das neue Bündnis der Höllendämonen aufzunehmen: Bazuzu ... Der 60. Band der legendären Serie um den 'Dämonenkiller' Dorian Hunter. - 'Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ?Dorian Hunter? und sein Spin-Off ?Das Haus Zamis? vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction.' Kai Meyer enthält die Romane: 238: 'Reise zum Dämon' 239: 'Daniels Pakt' 240: 'Krieg der Sieben'

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Reise zum Dämon

von Oliver Fröhlich

1. Kapitel


Am liebsten hätte Lucinda Kranich die Werwölfe und Ghoule getötet, die inmitten ihres geräumigen Arbeitszimmers auf unbequemen Stühlen kauerten und sie erwartungsvoll anstarrten. Nur ihr Amt als Schiedsrichterin der Schwarzen Familie zwang sie dazu, die Anspannung im Zaum zu halten. Vornübergebeugt saß sie da. Ihre dünnen, krallenartigen Hände lagen auf der Platte des schwarzen, kahlen Schreibtischs. Der Nagel des linken Zeigefingers klopfte den Takt ihrer Ungeduld.

Tack. Tack.

Sie ließ den Blick über die Wände gleiten, an denen sich ringsum dunkle, deckenhohe Regale drängten. Bis vor Kurzem hatten Aktenordner sie bis auf den letzten Platz gefüllt, doch inzwischen gammelten diese in großen Kartons im Keller ihrem Verfall entgegen. Als Nachfolgerin von Skarabäus Toth hatte die Kranich nicht nur das Amt der Schiedsrichterin der Schwarzen Familie, sondern zugleich auch seine Anwaltskanzlei in der Schönbrunner Straße in Wien übernommen.

Wie ihr Vorgänger hatte sie sich eine Zeit lang am Leid ihrer menschlichen Mandanten gelabt, wenn sie absichtlich deren Prozesse verlor. Doch inzwischen hatte die Kanzlei ihre Pforten geschlossen. Dort, wo einst das goldene Schild neben der Eingangstür das Interesse der Passanten geweckt hatte, befanden sich nun ausgebleichtes Mauerwerk und vier leere Bohrlöcher. Lucinda Kranich scherte sich nicht darum. Wer zu ihr wollte, wusste, wo er sie fand. Außerdem hatte sie Wichtigeres zu tun. Viel Wichtigeres! Wozu aber ganz sicher nicht gehörte, den bedeutungslosen Streit zwischen einer Werwolf- und einer Ghoulsippe zu schlichten, bei dem es um die Lächerlichkeit ging, welcher der Sippen ein Opfer zustand. Hatte man so etwas schon gehört?

Tack! Tack!

Aus kalten Augen musterte sie den linken der beiden Werwölfe. Dann sah sie zu der vielleicht zwanzig Jahre alten Frau, die mit abwesendem Blick zwischen den Stühlen stand. Ihr blondes Haar war zerzaust, Gesicht und Arme schmutzbedeckt, die Bluse zerfetzt. Vor wenigen Stunden sicherlich noch eine Schönheit, nun alles andere als ansehnlich. Und dennoch war sie der Zankapfel zwischen zwei Dämonensippen. Nicht zu fassen.

»Erklärt es mir noch einmal.« Die Kranich starrte die Lykanthropen an. Unrasierte Wangen, lauernde Augen und zusammengewachsene Brauen verliehen ihnen trotz der menschlichen Tarnform etwas Wölfisches. »Warum beansprucht die Schamoni-Sippe die Frau als ihr Eigentum?«, fragte sie genervt. Sollten die Dämonen doch merken, was sie von ihrem kindischen Streit hielt.

Die Werwölfe rutschten auf den Stühlen hin und her. Offenbar versuchten sie, eine gemütliche Sitzhaltung zu finden. Das würde ihnen aber nicht gelingen. Die Kranich hatte die Möbel nicht nur extra unbehaglich anfertigen lassen, sie hatte unter der Sitzfläche auch noch magische Symbole angebracht. Kein Mitglied der Schwarzen Familie, das ihre Dienste in Anspruch nahm, verspürte dadurch das Bedürfnis, ihr mehr Zeit zu stehlen, als unbedingt nötig war.

»Wir haben sie zuerst gesehen«, sagte Franz Schamoni. Sein Bruder Walter nickte und warf der Blonden gierige Blicke zu. »Wir haben sie durch Simmering gejagt, bis …«

»Bis sie euch entkommen ist!«, fiel ihm Heinrich Tabori ins Wort, der einer Seitenlinie einer Wiener Ghoul-Sippe angehörte. Seine Aussprache war feucht und zischelnd.

»Sie ist uns nicht entkommen!«

»Natürlich ist sie das. Sie ist auf den Zentralfriedhof geflohen! Und der gehört den Taboris!«

»Aber wir haben sie in Simmering entdeckt. Das ist unser Gebiet.«

»Na und? Wen interessiert, wo ihr sie entdeckt habt? Wir haben sie auf unserem Friedhof gefangen, also gehört sie uns.«

Franz Schamoni lachte auf. Er klang wie ein heiserer Hund. »Ihr habt sie gefangen? Das ist eine Lüge! Wir haben sie gefangen. Gut, auf eurem Friedhof, aber wir haben …«

»Ruhe!« Lucinda Kranichs Ruf drang durch Mark und Bein. Sie schlug mit der flachen Hand auf die Schreibtischplatte.

Sofort verstummten die Streithähne und sahen wieder zur Schiedsrichterin der Schwarzen Familie. Womit hatte sie das nur verdient? Im Keller wartete er auf die Kranich, sehnte sie womöglich herbei, und sie musste sich mit derartigen Kindereien befassen! Ihr Zeigefinger nahm die Arbeit wieder auf:

Tacktack! Tacktack!

»Ihr könnt euch nicht einigen, wer das Mädchen behalten darf, und da fällt euch nichts Besseres ein, als sie mit einem Zauberbann zu belegen und zu mir zu schleppen?«

»Es ist ja nicht so weit vom Zentralfriedhof hierher«, schlürfte Ernst Tabori, der zweite Ghoul.

Nicht so weit? Acht bis zehn Kilometer schätzte die Kranich. Und das sollte nicht weit sein? Zu Fuß und mit einer gebannten Gefangenen? Sie verstand die Dämonenwelt nicht mehr.

Tacktack! Tacktack!

»Ist euch Schamonis jemals in den Sinn gekommen, dass in Wien und Umgebung fast zweieinhalb Millionen Menschen leben? Meint ihr, ihr findet kein anderes Opfer? Ist es ein einzelnes Mädchen wirklich wert, einen Sippenstreit anzufangen?« Und mich zu belästigen? Die Kranich wandte sich den Taboris zu. »Und was ist mit euch? Seit wann jagt ihr Lebende und haltet euch nicht mehr an die Toten? Findet ihr auf dem Zentralfriedhof nicht mehr genug Nahrung?«

»Selbstverständlich halten wir uns an die Toten, Frau Kranich«, sagte Ernst Tabori. »Normalerweise. Aber auf diesem einen Opfer müssen wir bestehen. Sie erinnern sich doch sicher noch an den magielosen Zustand, der vor Kurzem Wien heimgesucht hatte.«

Natürlich erinnerte sich die Kranich daran. Schließlich hatte sie ihn selbst hervorgerufen. Er war der Startschuss für ihren Plan gewesen, Asmodi I. wiederzuerwecken. Seit seiner Rückkehr gab es zwar einige … Verwicklungen, wie zum Beispiel den lästigen Deutschen, diesen massigen, glatzköpfigen Dämon mit zwölf Fingern, der mehr oder weniger geschickt heimlich gegen Asmodi opponierte. Und dann war da noch …

Die Kranich schüttelte unwillig den Kopf. Zu ihrem Leidwesen musste sie sich auf ihre Aufgabe als Schiedsrichterin konzentrieren, bevor sie sich dem eigentlich Wichtigen widmen konnte. »Ich erinnere mich. Aber der magielose Zustand ist beseitigt. Was hat er mit dem Mädchen zu tun?«

»Viele von uns kämpfen noch immer mit dessen Auswirkungen. Nicht alle haben sich schon davon erholt.« Wie um seine Worte zu bestätigen, wurde die rechte Hälfte von Ernst Taboris Gesicht plötzlich weich und schwammig. Sie zerlief wie schmelzendes Wachs, tropfte in stinkenden Fäden auf das Hemd des Ghouls. Nur Sekunden später bildeten sich die Züge wieder heraus und nahmen die menschliche Tarnform an. »Sehen Sie, was ich meine?«

Tacktacktack! Tacktacktack!

»Ich sehe es. Komm zur Sache, Tabori!«

Der Ghoul schlürfte sich einige gelbliche Tröpfchen von der Lippe. »Es gibt nun einmal nichts Kräftigenderes als das Fleisch einer Jungfrau.«

Tack!

Der Zeigefinger verharrte in der Luft. Die Kranich stand auf, ging um den Schreibtisch herum und blieb vor der Blondine stehen. Sie strich ihr das Haar aus dem Gesicht und betrachtete sie lange. Ein böses Lächeln legte sich auf die schmalen Lippen der Schiedsrichterin. »Wie heißt du, mein Kind?« Sie erhielt keine Antwort. »Ich werde dich Julia nennen. Eine Jungfrau also? Na sieh mal einer an! Ich nehme an, die Schamonis beanspruchen sie aus demselben Grund für sich?«

»Natürlich.« Walter Schamoni klang beinahe schon gelangweilt, als wäre es unter seiner Würde, etwas derart Offensichtliches zu bestätigen.

Lucinda Kranich kehrte zum Schreibtisch zurück. Einige Sekunden massierte sie die Nasenwurzel, dann knetete sie die faltige Haut an ihrem langen Schildkröten-Hals. Währenddessen ging ihr Blick auf Wanderschaft. Werwolf, Jungfrau, Ghoul. Schamoni, Julia, Tabori. »Gut. In meiner Weisheit und kraft meines Amtes beschließe und verkünde ich, was folgt: Keine der Parteien bekommt das Mädchen.«

»Was?« Walter Schamoni sprang von seinem Stuhl auf. Auch Ernst Tabori machte Anstalten, sich zu erheben. Empörtes Gebrabbel schwappte der Schiedsrichterin der Schwarzen Familie entgegen. »Aber Frau Kranich, Sie können doch nicht …« – »Das werden wir Taboris nicht auf uns sitzen lassen.« – »Ein Skandal!« – »Das Oberhaupt der Schamonis wird Ihnen …«

»Sitzen bleiben! Alle beide!« Die Dämonen sanken auf ihre Stühle zurück und Stille kehrte ein. »Ihr vergesst euch. Ihr seid zu mir gekommen, dass ich euren Streit schlichte. Wie könnt ihr es da wagen, meinen Schiedsspruch zu kritisieren? Wie könnt ihr es überhaupt nur wagen, meine Zeit mit solchen Lappalien in Anspruch zu nehmen? Glaubt ihr, unser neuer alter Herr Asmodi hätte Verständnis für derart lächerliche Zwistigkeiten?«

Ernst Tabori gab einen verächtlichen Laut von sich. »Ach der!«

Der Kopf der Schiedsrichterin zuckte herum und feuerte kalte Blicke auf den Ghoul. »Wie meinst du das?«

Walter Schamoni lachte abfällig.

»Nun ja«, wand sich Tabori, »nach seiner Rückkehr hat man nichts mehr von Asmodi gehört. Wer weiß, ob er …«

Mit einer herrischen Handbewegung brachte die Kranich den Ghoul zum Schweigen. »Heinrich Tabori und Franz Schamoni, ihr werdet zu euren Sippen zurückkehren und ihnen von meinem Schiedsspruch berichten. Und ihr werdet sie warnen, mich nicht mehr mit Kinkerlitzchen zu behelligen, wenn sie nicht wollen, dass so etwas wie heute noch einmal geschieht.« Sie zeichnete zwei Symbole in die Luft und...



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