Morris | Spartacus: Die Götter und die Toten | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 432 Seiten

Morris Spartacus: Die Götter und die Toten

Roman
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-12961-3
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 432 Seiten

ISBN: 978-3-641-12961-3
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Haus des Gladiatorenmeisters Quintus Batiatus, das durch Spartacus zu großem Ruhm gelangt ist, droht zu fallen. Der mysteriöse griechische Lanista Hieronymos will die Macht in Capua an sich reißen, protegiert durch den mächtigen Marcus Crassus. Seine Gladiatoren können nahezu jede Schlacht in der Arena für sich entscheiden – sie scheinen unbesiegbar. Batiatus bleibt nur eine Wahl: Er setzt seinen ersten Kämpfer Spartacus auf Hieronymos an. Es beginnt ein blutiges Ringen um die Macht in Capua ...

Mark Morris ist der Verfasser zahlreicher Romane, darunter vier Bücher aus dem Doctor Who-Universum. Darüber hinaus ist er Herausgeber des preisgekrönten Buches Cinema Macabre, in dem namhafte Genregrößen 50 Horror-Filme mit Essays würdigen.
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I

DAS MÄDCHEN WAR SCHÖN, aber nicht schön genug. Batiatus fuchtelte mit dem Fliegenwedel vor seinem Kopf herum und schnitt eine Grimasse angesichts des Gestanks.

»Bei Jupiters Schwanz, Albanus«, murmelte er. »Hätten deine Götter wirklich so viel dagegen, wenn du deine Ware waschen würdest, bevor du sie jemandem anbietest?«

Albanus, ein schmieriger kleiner Syrer mit wachsamen schwarzen Augen, hob träge die Schultern und ließ sie ebenso langsam wieder sinken.

»Ich biete Euch eine Privatvorführung an als besondere Leistung gegenüber einem hochgeschätzten Kunden. Solche Besuche werden in aller Eile vorbereitet. Hätte ich Zeit gehabt, für bessere Düfte zu sorgen, hätte der Wind den Geruch möglicherweise zu weiteren Interessenten getragen.«

Batiatus seufzte. »Wenn die Götter doch nur so schnell wie möglich eine Windbö schicken würden, um den Kotgestank zu vertreiben. Stattdessen hüllen sie mich erbarmungslos damit ein – ganz abgesehen vom Gestank der Ware, die du hier auffährst.«

»Mein einziger Wunsch ist es, dem Haus Batiatus zu dienen, dem edelsten von ganz Capua. Niemand sonst bekommt meine Waren vor der Auktion auf dem Markt zu Gesicht.«

Batiatus stieß ein ungläubiges Grunzen aus. Zu dem nackten Mädchen vor sich sagte er: »Dreh dich um.«

Entsetzt starrte sie zuerst Batiatus und dann Albanus an.

Batiatus warf dem syrischen Sklavenhändler einen vorwurfsvollen Blick zu.

»Spricht sie unsere Sprache so schlecht, dass sie nicht einmal das versteht? Wo kommt sie her?«

»Von fremder Erde. Von einer Insel, die die Griechen Thule nennen, jenseits aller bekannten Länder.«

»Du denkst dir exotische Geschichten aus, um deine bescheidene Ware aufzupolieren, doch die Worte fallen wie Scheiße aus deinem Mund und machen den Gestank nur noch schlimmer.« Batiatus machte eine wegwerfende Geste. »Es ist eine mühsame Aufgabe, den Willen von einer wie der da zu brechen.«

»Aber es ist umso süßer, wenn er dann bricht«, entgegnete Albanus mit einem lüsternen Funkeln in den Augen. »Ihr Blick verrät alles. Sie ist ein Mädchen, noch jung an Jahren, und sie weiß noch nichts über die Welt. Ihre Zähne sind gesund, ihre Haut ist makellos, und ihre Möse ist wie die einer Jungfrau.«

»Meine Frau hat keine Zeit, um Sklavinnen auszubilden und Rohmaterial wie ihr den perfekten Schliff zu geben.« Batiatus fuchtelte abwehrend mit seinem Fliegenwedel hin und her und ging die Reihe der Frauen entlang, die vor ihm standen.

Staub hing in der Luft und funkelte in der sengenden Sonne. Der von Steinmauern umgebene Hof, auf dem sie alle standen, war so heiß, dass man darin fast hätte Brot backen können.

Albanus runzelte die Stirn. Er trat einen Schritt beiseite und gab einem dunkelhaarigen Jungen, der in der Nähe stand, ein Zeichen, indem er mit den Fingern schnippte. Der Junge, dessen mit Öl eingeriebene Haut in der Sonne schimmerte, trat nach vorn. Er hielt einen Tonbecher in den Händen, der bis zum Rand mit einer roten Flüssigkeit gefüllt war.

»Stillt Euren Durst, während Ihr unter der heißen Sonne meine Ware begutachtet, bester Batiatus.«

Batiatus nahm den Becher, trank und verzog das Gesicht. Der Wein war sauer und von schlechter Qualität. Batiatus ließ ihn einen Augenblick lang in seinem Mund kreisen, bevor er ihn ausspuckte. Die Flüssigkeit sah im Sand zu seinen Füßen wie ein Blutfleck aus und erinnerte ihn an die anderen Geschäfte des Tages, von denen noch kein einziges erledigt war und die allesamt seine Aufmerksamkeit beanspruchten.

»Diese Pisse kratzt einem im Hals, und sonst gar nichts. Sie kann mich keineswegs von deinem Versprechen ablenken, dass du mir etwas ganz Besonderes zeigen wolltest.«

Der Syrer legte den Kopf schief wie ein Vogel.

»Batiatus, ich …«

Ein junges Mädchen rannte in den sandbedeckten Hof und kniete vor ihrem Herrn nieder.

»Dominus!«, rief sie. »Weitere Gäste warten ungeduldig darauf, eingelassen zu werden.«

Batiatus hob eine Augenbraue.

»Anscheinend hat das Wort Privatvorführung bei einem so skrupellosen Geschäftemacher wie dir eine ganz eigene Bedeutung, Albanus. Obwohl ich durchaus beeindruckt davon bin, wie viele hochgeschätzte Kunden du hast.«

»Ich bitte den guten Batiatus um Nachsicht gegenüber diesem bedauernswerten Versehen«, sagte Albanus hastig. »Ich muss mich einen kurzen Augenblick entschuldigen, doch ich verspreche, dass ich noch weitere gute Ware anzubieten habe. Geduld wird ihren Lohn finden.«

Batiatus deutete eine Verbeugung an, obwohl er innerlich vor Wut kochte und vor Neugier brannte. Während der Syrer davoneilte und in die Hände klatschend nach seinem Verwalter rief, winkte Batiatus den Mann zu sich, der hinter ihm an der Wand stand und trotz der Hitze dicke Kleidung trug.

»Ashur, du bleibst hier. Ich gehe hinein, um nachzusehen, mit wem außer mir Albanus heute Morgen noch Geschäfte macht.«

Ashurs von einem dunklen Bart umrahmtes Gesicht blieb vollkommen ausdruckslos.

»Ja, dominus

In den fliesenbedeckten Korridoren des Hauses war es viel kühler. Das Gebäude war luftig, groß und gut gemauert, doch was die Wandgemälde betraf, schien Albanus grelle Farben zu bevorzugen. Batiatus lächelte stumm in sich hinein, als er an die neuen Mosaike dachte, die in Kürze die Wände seines eigenen triclinium zieren sollten. Schon bald würden er und seine Gäste dort speisen, umgeben von den erhabensten …

»Hier entlang, bitte«, sagte ein Junge, der sich um die Kunden zu kümmern schien. Er hatte den Kopf gesenkt und deutete auf eine lichtdurchflutete Türöffnung.

»Du führst mich in den Garten?«

Der Junge nickte, ohne den Blick zu heben.

»Das ist üblicherweise kein Ort, an dem man Sklaven begutachtet«, murmelte Batiatus nachdenklich.

Der Junge ging davon. In wachsender Verwirrung schlug sich Batiatus mit dem Fliegenwedel gegen den Nacken. Das Licht blendete ihn für einen kurzen Augenblick. Er hörte das Plätschern eines Brunnens; dann roch er feuchte Erde und schließlich den berauschenden Duft von Pflanzen und Kräutern. Er erkannte Thymian und Lavendel und spürte das weiche Gras unter seinen Füßen, das vom letzten Regen noch üppig und grün war.

So etwas hätte Lucretia gerne, dachte er. Vielleicht sollten wir über einen Garten nachdenken. Das peristylium ist bei Weitem nicht groß genug.

Er machte einen Schritt nach vorn und trat in den Schatten eines Feigenbaums. Auf einer nur wenige Schritte entfernten Steinbank saß ein in blaue Seide gekleidetes Mädchen. Tyrische Seide, die ihr Gewicht in Gold wert war. Eine freie Bürgerin aus guter Familie, dachte er. Batiatus wollte sich gerade umdrehen und den Garten wieder verlassen, als er das Halseisen des Mädchens sah. Nach einem Moment der Überraschung schlenderte er auf sie zu, woraufhin sie sich sofort erhob.

Das Kleid war auf griechische Art in Form eines Chitons geschnitten, gerafft in der Taille, aber an den Seiten nicht vernäht. Batiatus erkannte die Wölbung einer samtweichen Brust und ließ seinen Blick über ihren Oberkörper schweifen. Ihre Haut war weiß wie die einer Dame von hoher Geburt, ihr Haar so schwarz wie ein Stier aus Hispania. Ihre blauen Augen schimmerten hell wie Saphire, und ihr Gesicht erschien Batiatus so makellos, dass er spontan ein heftiges Verlangen empfand. Er wollte sie berühren, wollte ihre Züge und die weiße Haut unter der Seide erkunden.

»Wie heißt du?«, fragte er.

»Athenais«, antwortete sie und senkte den Kopf. Sie war also Griechin.

»Ist Albanus dein Besitzer?«

»Ja. Ich bin allerdings erst seit sechs Tagen in seinem Haus.«

»Woher kommst du?«

»Ich bin Athenerin.« Bis auf den leicht singenden griechischen Akzent war ihr Latein perfekt.

»Ein ausgezeichneter Geburtsort. Hat man dich irgendwelche Dinge gelehrt?«, fragte er.

»Ja, ich …«

»Bester Batiatus, ich sehe, Ihr habt die erlesene Blume entdeckt, die in meinem Garten blüht!« Beschwingt kam Albanus in den Garten. Er hatte die Arme ausgebreitet und führte zwei Batiatus unbekannte Männer im Schlepptau.

»Ich habe Euch Lohn für Eure Geduld versprochen, nicht wahr?«, fuhr er fort. »Verglichen mit ihrer Schönheit, wirkt der Rest meiner Ware wie eine Herde lusitanischer Esel. Doch wo bleiben meine Manieren? Batiatus, hiermit stelle ich Euch meinen neuesten Bekannten Hieronymus vor. Ein Mann von Rang, hoch geachtet in Sizilien. Hieronymus, hiermit stelle ich Euch Quintus Lentulus Batiatus vor, den edelsten lanista in Capua. Sein ludus ist bis zum Bersten mit Bestien gefüllt, die in der Arena großes Geschick bewiesen haben, unter ihnen Spartacus, der Regenmacher und Meisterkämpfer von Capua.«

Batiatus deutete eine Verbeugung an. Es war jenes steifnackige Senken des Kopfes, das er bei römischen Senatoren gesehen hatte, wenn sie mit einer einzigen kleinen Geste sowohl die Anerkennung ihres Gegenübers als auch die Bekräftigung ihrer eigenen Überlegenheit zum Ausdruck bringen wollten.

Wie viele Griechen hatte Hieronymus einen Bart, und trotz der Hitze trug er einen...


Morris, Mark
Mark Morris ist der Verfasser zahlreicher Romane, darunter vier Bücher aus dem Doctor Who-Universum. Darüber hinaus ist er Herausgeber des preisgekrönten Buches Cinema Macabre, in dem namhafte Genregrößen 50 Horror-Filme mit Essays würdigen.



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