Moser / Bertram | Spuk. Irrglaube oder Wahrglaube? | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 396 Seiten

Moser / Bertram Spuk. Irrglaube oder Wahrglaube?

Eine Frage der Menschheit

E-Book, Deutsch, 396 Seiten

ISBN: 978-3-7578-6942-7
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



"Spuk. Irrglaube oder Wahrglaube?" wurde erstmals 1950 als erster von zwei Bänden veröffentlicht und ist eine systematische Sammlung bestens dokumentierter Spukfälle aus dem 17. bis 20. Jahrhundert. Band 2 konnte Fanny Moser leider nicht mehr beenden, da sie zuvor im Alter von 80 Jahren verstarb. Ebenso wie ihr erstes Buch zum wissenschaftlichen Okkultismus mit dem Titel "Okkultismus - Täuschungen und Tatsachen" ist "Spuk" seit langem ein Klassiker der parapsychologischen Literatur.
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Mein Weg zum Okkultismus
Am bezeichneten Tage um 5 Uhr begab ich mich mit der Handleserin in die Wohnung Frau Fischers. Sie warnte mich unterwegs, meinen Skeptismus merken zu lassen; der Erfolg könne dadurch in Frage gestellt werden. Es lag also in meinem Interesse, Vertrauen zu bekunden und die Sympathien des Mediums zu gewinnen. Dass dies anscheindend sofort gelang, ist mir, wie die ganze Sitzung, noch heute ein Rätsel. Eine schlichte, stille Frau in mittleren Jahren mit leiser, müder Stimme und müden Bewegungen. Das Medium öffnete selbst die Türe der hübschen Parterrewohnung in einer der besten Straßen Berlins. Das sympathische, blasse Gesicht hatte einen leidenden Zug, der auf Krankheit, nervöse Erschöpfung oder tiefen Kummer schließen ließ. Ohne Umstände half sie beim Ablegen und führte uns in das große, gediegen eingerichtete Esszimmer, in dessen Mitte ein sehr großer Esstisch ohne Decke stand, der bewusste Tisch, den ich neugierig betrachtete. Vergeblich versuchte ich ihn etwas zu heben, als wir uns um ihn gesetzt hatten: das Medium, dessen Mann (ein kleiner, schmächtiger Herr, dem unsere Anwesenheit höchst unwillkommen schien), die Handleserin und ich. Frau Fischer entschuldigte sich, dass die Sitzung infolge ihres leidenden Zustandes kaum gut ausfallen werde; zudem wirke die Anwesenheit Fremder ungünstig, namentlich die von Neulingen. Ein fremder Arzt sollte noch an ihr teilnehmen. Endlich traf dieser ein und setzte sich zu uns. Er verhielt sich äußerst reserviert und ließ während der Unterhaltung nur einige skeptische Bemerkungen fallen, nach denen er offenbar den gleichen Standpunkt einnahm wie ich. Bald erhob sich das Medium, und wir begaben uns ins angrenzende Schreibzimmer, wo die Sitzung gleich stattfand. Das Zimmer war mittelgroß, eine Türe auf den Gang, zwei Fenster auf die Straße, neben dem einen in der Ecke ein Schreibtisch, in der Mitte ein großer, dünner Teppich mit einfachem ovalem Tisch ohne Decke und hellbrennender Petroleumlampe, darüber eine nichtbrennende Hängelampe. Der Tisch war ziemlich groß mit einer Mittelsäule, die in drei Füße auslief. Wir setzten uns gleich um ihn, das Medium in der Mitte der Breitseite, gegenüber dem Schreibtisch, ich so dicht zu dessen Rechten, dass ich noch an der Breitseite saß, der Arzt am Tischende links, Herr Fischer mir gegenüber an der anderen Breitseite, die Handleserin zwischen diesen beiden. Die Verteilung war also eine unregelmäßige. Schweigend bildeten wir Kette, die Hände bei der Größe des Tisches ziemlich weit eingeschoben, damit sich die kleinen Finger gegenseitig berühren konnten. So war es unmöglich, mit den Fingern oder den Handballen gegen oder unter den Tischrand zu drücken. Mit den Händen war lediglich Rotation, Gleiten oder Schaukeln des Tisches zu bewerkstelligen. Heben war nur möglich durch die unteren Extremitäten. Das war wichtig. Diese allerdings hatte ich nicht unter Kontrolle; doch saß ich so dicht neben dem Medium, dass unsere Arme und Beine sich ihrer ganzen Länge nach berührten und eine Bewegung oder Anstrengung von dessen Seite von mir kaum unbemerkt bleiben konnte. Den Teppich hatte ich gleich anfangs, so weit meine Füße reichten, nach allen Seiten abgetastet und mich versichert, das größere Apparate jedenfalls nicht unter ihm verborgen waren. Ich konnte auch nicht das mindeste von Leitungsdrähten bemerken: alle sah normal und harmlos aus. Nach längerem schweigenden Warten kam das verdächtige „Weniger Licht!“ Eilfertig trug Herr Fischer die Lampe auf den mir und dem Medium schräg zur Linken stehenden Schreibtisch und warf, ohne sie herunterzuschrauben, ein dreieckiges, mit zwei Enden zusammengeknüpftes schwarzes Tuch über die weiße Glocke, so dass es auf unserer Seite niederhing. Das Licht verbreitete sich noch ungehindert nach oben, unten, hinten und ein bisschen seitlich. Im ersten Augenblick erschien das Zimmer dunkel. Bald konnte ich aber das meiste ziemlich genau unterscheiden, nicht nur die Umrisse der Anwesenden, sondern auch Einzelheiten, z. B. ob sie die die Lippen bewegten, die Augen offen oder geschlossen hielten usw. Es ließ sich auch gut schreiben und lesen, wie sich später herausstellte. Wir saßen lange schweigend und still da, ohne dass sich das mindeste ereignete. Das Medium entschuldigte sich wiederholt. Herr Fischer, der seine Abneigung von Anfang an deutlich verraten hatte, drängte zum Abbruch. Doch seine Frau bat immer wieder um Geduld. Die Situation wurde peinlicher und peinlicher, die Stille immer drückender. Ich empfand Mitleid mit der blassen Frau, die so abgespannt neben mir saß und sich kaum aufrecht hielt. Simuliert war das nicht: das Gesicht war leichenblass, die Augen geschlossen, der Atem ging mühsam. Der Kopf sank allmählich auf die Brust herab, und schwer lehnte sie mit Oberkörper und Händen auf den Tisch. Dann begann sie leise zu stöhnen und bewegte sich unruhig hin und her, wie in Schmerzen. Zweimal fiel ihr Kopf gegen meine Schulter und blieb einige Augenblicke liegen. So konnte ich das wachsbleiche Gesicht genau betrachten. Sie stöhnte mehrmals schmerzlich, raffte sich dann auf und setzte sich zurecht, um bald wieder zusammenzusinken und nach der anderen Seite zu taumeln. Dann beruhigte sie sich langsam und murmelte leise: „Jetzt kommt’s bald.“ Trotzdem: vergebliches Warten! Im Stillen begann ich die ganze Komik der Situation zu empfinden, besonders im Gedanken an die Kollegen! Was würden sie sagen, wenn sie mich in fremdem Hause mit Tischrücken beschäftigt fänden! Ich schämte mich vor mir selber und hatte Mühe, das Lachen zu unterdrücken. Da, plötzlich: ein leises Schwanken des Tisches, das rasch zu einem ausgesprochenen Schaukeln von rechts nach links wurde. Wie ein Blitz schoss mir der Gedanke durch den Kopf: „Auf den Leim gehst du mal nicht“, und ich spannte alle Sinne an, um festzustellen, was eigentlich vorging. Diese Bewegungen mussten durch die Füße oder Kniee des Mediums, eventuell mit Unterstützung der andern, zustande kommen! Der Arzt allerdings schien auszuscheiden. Nach einem Komplizen sah er nicht aus. Zu merken war aber gar nichts. Das Medium saß regungslos, wie im Traum, ganz versunken da. Nicht minder regungslos die übrigen. Und doch hätten deren Bewegungen ziemlich stark sein müssen, um ein so kräftiges Schaukeln des ansehnlichen Tisches herbeizuführen! Ich konnte jedoch absolut nichts Verdächtiges entdecken. Bald hörte die Erscheinung auf, und schweigend warteten wir weiter. Plötzlich bemerkte Herr Fischer zu mir: „Unter Ihrem Stuhl ist Licht! Ich blickte herab. Wahrhaftig! Ausgerechnet unter meinem Stuhl – ein mattes, weißes, diffuses Leuchten, das ein gutes Stück nach rechts hervorstrahlte und bald erlosch! Das konnte aber sehr gut eine Täuschung sein; jeder Beweis für seine objektive Realität fehlte. Wir warteten weiter. Schließlich geschah doch etwas, was mich in Staunen versetzte: es begann zu klopfen, die berühmten Klopftöne. Sie waren aber ganz anders, als ich sie mir vorgestellt hatte, und sehr merkwürdig: wie schwere Hammerschläge, trocken und scharf, nicht auf dem Tisch, nicht unter dem Tisch, nicht durch Tischbewegungen – der Tisch rührte sich nicht –, sondern im Holz selbst, direkt unter meinen dicht nebeneinanderliegenden Händen und über meinen Knien. Ich fühlte deutlich das Vibrieren der einzelnen Schläge. Wie in aller Welt, das war meine stumme Frage, kam dieses Klopfen, Schlag auf Schlag, schwer und dröhnend, im Holz der Tischplatte zustande? Es läßt sich nicht beschreiben, und alle Argumente dagegen verblassen zu einem Nichts. Wer das nicht selbst erlebt hat, urteile nicht. Dabei saß das Medium regungslos da, wie entgeistert, mit herabhängendem Kopf. Nicht das leiseste Zucken der Hände. Auch die Kniee schienen unbeweglich. Und dabei diese Hammerschläge! Auch von den anderen rührte sich keiner, als wäre jeder bemüht, keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Schließlich hörte das Klopfen auf. Herr Fischer drängte zum Abbruch, das Medium zum Warten. Da geschah das Unglaubliche! Noch heute steht mir der Verstand still: ein leises, aber deutliches Krachen im Tisch, und plötzlich hob er sich mit solcher Gewalt und Schnelligkeit, dass wir alle erschrocken aufsprangen und die Stühle zurückstießen, wobei meiner in der Hast umfiel. Wie von einer Riesenfaust oder einem eisernen, aus dem Boden gewachsenen Bolzen gehoben, schoss der Tisch ungefähr einen halben Meter senkrecht in die Höhe, blieb kurze Zeit dort schweben und sank dann langsam zurück. Schweigend standen wir um ihn herum und warteten auf das weitere. Plötzlich hob er sich von neuem, jetzt aber zu solcher Höhe, dass Herr Fischer angstvoll schrie: „Haltet ihn, haltet ihn, sonst zerschlägt er wieder die Lampe!“ Nun drückten wir alle aus Leibeskräften; die Platte schwebte in Augenhöhe, so dass die kettebildenden Hände hoch emporgehoben waren. Ich drückte, was ich konnte. Die anderen anscheinend ebenso. Vergebens! Der Tisch stieg allerdings nicht weiter, senkte sich aber auch...


Moser, Fanny
Fanny Moser wurde am 27. Mai 1872 als ältere von zwei Töchtern des Uhrenfabrikanten Heinrich Moser (1805 - 1874) und seiner zweiten Ehefrau Fanny Sulzer-Wart (1848 - 1925) in Badenweiler geboren. Ihr Vater starb, als Fanny erst zwei Jahre alt war. Nach dem Tod des Vaters zog die Familie von dem schlossähnlichen Wohnsitz "Charlotten­fels" über dem Rhein in Neuhausen, den ihr Vater für seine erste, jung nach einem Unfall verstorbene Ehefrau hatte bauen lassen, zunächst nach Karlsruhe, dann nach Zürich und 1888 schließlich auf die Halbinsel Au in Wädenswil bei Zürich.
Fanny Moser studierte zunächst Medizin in Freiburg im Breisgau, wechselte dann aber 1899 zum Studium der Zoologie nach München, wo sie 1902. Weitere naturwissenschaftliche Arbeiten begründeten Mosers internationalen Ruf. Nach einer 1914 selbst erlebten Tischlevitation wandte sie sich der Forschung zum wissenschaftlichen Okkultismus zu.
Fanny Moser war ab 1903 mit dem tschechischen Musiker und Kom­ponisten Jaroslav Hoppe (1878 - 1926) verheiratet, mit dem sie, als dieser schwer erkrankte und pflegebedürftig wurde, von Deutschland nach Tschechien (Mähren) zog. Nach dem Tod ihres Mannes lebte sie zunächst in München, dann ab 1943 in Zürich, wo sie am 24. Februar 1953 starb. Ihre wertvolle, privat finanzierte Sammlung parapsychologischer Literatur und einen bedeutenden Teil ihres Grundvermögens vermachte Moser dem 1950 von Hans Bender, Professor für Psychologie, in Freiburg gegründeten Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psycho­hygiene (IGPP).


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