Moshammer | Leichenschmaus mit Kaiserschmarrn | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 224 Seiten

Reihe: Valerie Thaller

Moshammer Leichenschmaus mit Kaiserschmarrn

Kriminalroman
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-98707-051-8
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 1, 224 Seiten

Reihe: Valerie Thaller

ISBN: 978-3-98707-051-8
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Mit Frauenpower auf Mörderjagd: heitere Spannung mit einer Prise Kulinarik.
Bergsport, Thermalbäder und Entspannung – das ist es, was die Gäste des Grand Hotels in Bad Gastein suchen. Doch als kurz vor der Sommersaison ein brutaler Mord geschieht, ist es mit der Idylle im Tal vorbei. Von einem Tag auf den anderen gerät das beschauliche Leben von Hotelbesitzerin Valerie Thaller komplett aus den Fugen. Als klar wird, dass die Zukunft ihrer Familie auf dem Spiel steht, macht sie sich gemeinsam mit ihrer Freundin Nora auf die gefährliche Suche nach dem Täter.

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EINS
»Chefin, Chefin, die Hehenberg kommt.« Mit geröteten Wangen und zittrigen Händen stand die junge Rezeptionistin in der Tür zum Büro. Valerie Thaller tat sie leid. Carla hatte sich noch nicht daran gewöhnt, dass im »Grand Hotel« prominente Gäste dazugehörten. Das war auch früher so gewesen. Sogar Kaiser Franz Joseph hatte hier seinerzeit gewohnt. Die Ruhe des Tals und die Heilkraft des Thermalwassers, das in Bad Gastein an unzähligen Stellen aus dem Berg sprudelte, hatten seit jeher Erholungsuchende aus aller Herren Länder angezogen, darunter auch viele Berühmtheiten. Bei ihnen im Hotel konnten sich Promis, wie man sie heutzutage nannte, sicher sein, dass sie nicht anders als die übrigen Gäste behandelt wurden. Diese Natürlichkeit schätzten viele von ihnen und kamen darum gern wieder. Das Credo des Hauses lautete, dass jeder, der die Schwelle übertrat, egal, ob reich oder arm, ob Gast oder Angestellter, den gleichen Respekt und vor allem die gleiche Freundlichkeit verdiente. Ein Autor mittleren Alters, der regelmäßig die Bestsellerlisten stürmte und jährlich mehrere Wochen im Hotel verbrachte, um in Ruhe schreiben zu können, hatte es einmal so ausgedrückt: »Ich kam als Fremder und ging als Freund.« Valerie schmunzelte innerlich – das war wahrlich kein neuer Spruch, den er damals mit stolzgeschwellter Brust von sich gegeben hatte, aber er drückte das aus, was zur Philosophie des Hauses auserkoren worden war. Auch Lieselotte Hehenberg war keine Unbekannte. Sie war schon des Öfteren im Herbst zu Besuch gewesen, meist mit Freundinnen, die wie sie ein paar Tage Entspannung suchten. Die Kombination aus Yoga, Meditation, leichtem Essen und Thermalwasser, die um diese Jahreszeit stets einen Schwerpunkt im gesamten Tal bildete, tat vielen gut. Im Frühsommer war Lieselotte Hehenberg hingegen noch nie gekommen. Laut Buchung wollte sie mindestens vier Wochen bleiben. Das war schön, aber ungewöhnlich für sie. Und Valerie vermutete, dass unter Umständen mehr dahinterstecken könnte. Nachdem sie vorsichtig ihre Hündin Nelly beiseitegeschoben hatte, die im Büro mit Vorliebe auf ihren Füßen lag, stand sie auf und ging nach vorn an die Rezeption. Stammgäste wollte sie unbedingt selbst in Empfang nehmen. Ihre Befürchtung bestätigte sich. Lieselotte Hehenberg, die eben an den Tresen trat, sah angeschlagen aus. Sie machte den Eindruck, als hätte sie Ruhe dringend nötig, wirkte gehetzt und nervös. Die Entscheidung, eine längere Auszeit in den Bergen zu nehmen, war Valeries Meinung nach goldrichtig gewesen, denn für Entspannung konnten sie hier im Hotel bestimmt sorgen. Valerie beobachtete, wie Lieselotte Hehenberg Nelly gedankenverloren über den Kopf streichelte, die wie üblich jeden Neuankömmling in Augenschein nehmen musste. Da sie so freundlich war, hielt Valerie sie nur zurück, wenn sie merkte, dass jemand ein Problem damit hatte. Lieselotte Hehenberg jedoch mochte die kleine Mischlingshündin, das hatte man schon bei ihrem letzten Besuch, als Nelly noch ein Welpe gewesen war, sehen können. Trotz ihrer adeligen Herkunft war sie eine geerdete Person, umgänglich und in keiner Weise überheblich. Lieselotte Hehenberg – das »von« in der Mitte des Namens schwang unterschwellig mit, obwohl dieser Zusatz in Österreich schon lange nicht mehr erlaubt war – stammte aus einer der reichsten Familien Österreichs. Einer ihrer Vorfahren hatte seine großen Ländereien für den Bau von Möbeln aus dem Holz der eigenen Wälder genutzt. Im Laufe der Jahrzehnte hatte sich daraus die größte Möbelhauskette des Landes entwickelt. Lieselotte Hehenberg war zwar Eigentümerin des Unternehmens, hatte aber einen Geschäftsführer, dem sie die Leitung übertragen hatte. Sie selbst widmete sich lieber der Innenarchitektur, soweit es ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen zuließen. Seit ungefähr einem Jahr hatte sie sogar eine eigene TV-Sendung, in der sie wöchentlich Tipps gab, wie man auch mit kleinem Budget eine Wohnung oder ein Haus schön einrichten konnte. Was man so hörte, hatte die Sendung hohe Einschaltquoten, und Valerie war sich sicher, dass es an der freundlichen Ausstrahlung Hehenbergs lag. Sie mochte die Frau, die ihr von Beginn an sympathisch gewesen war. Kurz entschlossen bat sie Carla darum, mit Emilia Lechner, der Assistentin, die das Zimmer neben der kleinen Suite ihrer Chefin beziehen sollte, die Formalitäten zu erledigen, und führte Lieselotte Hehenberg in den neu umgebauten Teil der Lobby. Als Innenarchitektin hatte diese sie bei ihrem letzten Besuch dazu inspiriert und ihnen wertvolle Tipps gegeben. Nun gab es optisch abgetrennt eine gemütliche Lounge mit einer großen Fensterfront, von wo aus man einen grandiosen Blick auf den Wasserfall hatte, der mitten durch den Ort toste. Lieselotte Hehenberg zeigte sich beeindruckt davon, wie stilvoll und einladend der neue Bereich geworden war. Am Fenster blieb sie stehen und strich mit der Hand über das Nussholz einer Kommode. Ihr Blick wanderte nach draußen und verharrte dort. Valerie hatte den Eindruck, dass Lieselotte Hehenberg in Gedanken plötzlich woanders war, und bemerkte, dass sie beinahe den Samowar umgestoßen hätte, der auf der Kommode stand und dazu einlud, sich eine wohltuende Auszeit mit einer Tasse Tee zu gönnen. Erst das Geräusch des kippenden Gefäßes holte ihren Gast gedanklich zurück. Im letzten Moment fing Lieselotte Hehenberg den Wasserbehälter auf und stellte ihn unter entschuldigendem Gemurmel wieder hin. Kurz darauf kam Emilia Lechner mit den Zimmerkarten zu ihnen, woraufhin sich Lieselotte Hehenberg rasch verabschiedete und sich gemeinsam mit ihr zurückzog. Valerie blieb noch am Fenster stehen und blickte gedankenverloren auf das rauschende Wasser hinab. Sie hatte von Kindesbeinen an ein Gespür dafür gehabt, wenn es anderen Leuten schlecht ging. Bei Lieselotte Hehenberg war das deutlich sichtbar. Sie hatte ein ungutes Gefühl und nahm sich vor, in den nächsten Tagen besonders darauf zu achten, ob sie etwas für sie tun konnte. »Weißt du, auf mich hat sie gar nicht richtig anwesend gewirkt.« Valerie stocherte in ihrem Essen herum. Eben hatte sie ihrem Mann Viktor von Lieselotte Hehenberg berichtet. Wie so oft in letzter Zeit saßen sie nur zu zweit am Tisch. Ihre Zwillinge Lea und Jakob kamen ausschließlich an den Wochenenden und in den Ferien nach Hause, seit sie letzten Herbst zum Studieren nach Innsbruck und Salzburg gegangen waren. Und Andi, ihr Jüngster, trieb sich gern in der Hotelküche herum. Er hatte mit seinen elf Jahren früh die Liebe zum Kochen entdeckt. Anton, der Chefkoch des Hauses, enger Freund der Familie und Taufpate von Andi, ließ den Jungen oft mitarbeiten. Zwischendurch durfte er allerlei kosten, wonach er meistens, wenn Valerie und Viktor aßen, keinen Hunger mehr hatte und lieber noch beim Herrichten des Abendbuffets im Restaurant unten mithalf. Manchmal passte das gut, weil sie mit ihrem Mann in Ruhe reden konnte, wenn sie ein Thema gedanklich beschäftigte. So wie das eigenartige Verhalten Lieselotte Hehenbergs, das sie nicht losließ. »Und später hat sie unten in der Rezeption angerufen und mir ausrichten lassen, dass ich bitte im Laufe des Nachmittags auf einen Sprung bei ihr vorbeikommen soll. Sie wollte unbedingt mit mir reden.« »Und was war los?« Viktor sah von seinem Teller auf. Es hatte sich schon oft herausgestellt, dass Valerie mit ihrem Gespür für andere Leute richtiglag. Das wussten sie beide. »Sie hat total nervös gewirkt, als sie mir aufgemacht hat, und hat vorsichtig nach links und rechts den Gang entlanggeschaut. Das ist mir auch schon in der Lobby aufgefallen. Kaum war die Tür hinter mir zu, war sie wieder entspannter. Sie hat mich darum gebeten, auf keinen Fall gestört zu werden. Falls jemand an der Rezeption nach ihr fragt, sollen wir ihn abwimmeln. Der Einzige, den wir hinauflassen dürfen, ist ihr Mann. Er wird tageweise vorbeikommen, weil sie länger bleibt, er aber den Großteil der Zeit arbeiten muss.« Viktor nahm sich ein Stück Brot und blickte ihr in die Augen. »Aber das ist doch nichts Neues für uns, gell? Es war schon häufig ein berühmter Gast da, der nicht gestört werden wollte. Manche verschanzen sich tagelang in ihrem Zimmer, weil sie unbedingt für sich sein möchten. Erinnere dich doch nur an den deutschen Politiker letztes Jahr.« »Ja, natürlich. Aber bei Lieselotte Hehenberg ist es anders. Und vor allem kennen wir sie schon lange. Sie verhält sich so, als würde sie vor jemandem davonlaufen. Ich glaube, sie hat Angst, massive Angst. Ich hab ein ungutes Gefühl. Soll ich meinen Ausflug mit Nora morgen absagen und lieber hierbleiben?« Viktor schüttelte den Kopf. »Ach was, Valerie. Du machst dir zu viele Gedanken. Der Ausflug nach Zell am See mit Nora wird dir guttun. Ihr macht das doch zu jedem eurer Geburtstage. Ein Freundinnentag ist perfekt. Da kommst du auf andere Gedanken. Und schließlich bin ich doch da. Was soll denn schon passieren? Die Hehenberg braucht sicher nur Ruhe.« Grübelnd räumte Valerie den Tisch ab. Wahrscheinlich stimmte, was Viktor sagte. Was sollte schon passieren? Und auf den Ausflug mit Nora freute sie sich schon tagelang. Nach einem gemütlichen Einkaufsbummel würden sie essen gehen und dann wie üblich dem Casino einen Besuch abstatten. Sie waren beide keine typischen Spielerinnen. Sie setzten nur den Betrag, den sie beim Eintritt als Begrüßungsjetons bekamen, und dann war Schluss. Aber die Atmosphäre im Casino mochten sie. Außerdem saßen sie gern an der Bar und machten »soziale Studien«, wie sie es schönredend nannten. Das Casino war ein Ort, an dem man wunderbar Leute beobachten konnte. Das Publikum war international, und die Emotionen waren oft aufgeladen, je nachdem, wie...


Ulrike Moshammer wurde 1975 in Vöcklabruck geboren, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. Eine zweite Heimat hat sie in dem kleinen Kurort Bad Gastein gefunden, der sie mit seinem morbiden Charme und seiner mondänen Geschichte schon lange fasziniert. Sie hat in Salzburg Germanistik studiert, schreibt für ein Schülermagazin und arbeitet als freie Lektorin für Verlage und Selfpublisher.



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