Müller | Fluch in Alicetown | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 121 Seiten

Müller Fluch in Alicetown

Mystery Horror
3. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8190-5903-2
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Mystery Horror

E-Book, Deutsch, 121 Seiten

ISBN: 978-3-8190-5903-2
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Hannah hat sich noch immer nicht von der Begegnung mit Shahur erholt, da spürt sie eine erneute Bedrohung durch die dunkle Seite. Doch diesmal ist alles anders, denn die seltsamen Dinge ereignen sich in ganz Alicetown. Mädchen verschwinden und Geister suchen den Kontakt zu Hannah, die neue, beängstigende Fähigkeiten an sich entdeckt. Gemeinsam mit Joe versucht sie, der übernatürlichen Gefahr zu begegnen. Band 2 der Serie Alicetown Überarbeitete Neuauflage des Titels: Alicetown - Fluch Schönheit

Die 1974 in Berlin geborene Dana Müller ist von allem Okkulten und Übersinnlichen so fasziniert, dass sie sich zwischen Horror und Fantasy pudelwohl fühlt. Ihre Ideen begegnen ihr oft im Traum. Im Wald findet sie die notwendige Ruhe, um den Geist freizubekommen und der Inspiration freien Lauf zu lassen. Ebenso begeistert ist sie seit früher Jugend vom Geschichtenerzählen. Um die Grundlagen des schriftstellerischen Handwerks zu erlernen, absolviert sie 2013 erfolgreich das Fernstudium »Kreatives Schreiben«. Seitdem ist sie nicht zu bremsen. Sie erfindet unaufhörlich neue Geschichten und Charaktere. 2017 erblickt die Buchreihe »Legenden« das Licht der Welt, die bis heute regelmäßig erweitert wird.
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Kapitel 1


»Hannah«, erklang Joes Stimme. »Erde an Hannah. Houston, wir haben ein Problem.«

Hannah hörte ihn, doch sie konnte sich von ihrem Gedanken nicht lösen. Erst als sie einen Seitenhieb spürte, kehrte sie zurück in die Gegenwart.

»Was?«

»Wo warst du?«

»Denkst du noch manchmal daran?«, wollte sie wissen und traute sich nicht, den Namen des Unglücks auszusprechen.

Joe hingegen schien es nicht zu stören, die Dinge zu benennen. »An Shahur?«

Sie fuhr zusammen und blickte sich um. »Nicht so laut.«

»Warum nicht? Der schlummert in seiner Kiste, tief unten in der Erde.«

Erneut sah sie sich um. Der Schulhof war von Leben erfüllt, denn sämtliche Schüler nutzten das schöne Wetter. Keiner von ihnen saß heute in der sterilen, neonlichtgefluteten Mensa.

»Man könnte dich hören«, flüsterte sie.

Er legte ein breites Grinsen auf. »Na und? Sollen sie ruhig erfahren, dass wir einem Dämon in den Allerwertesten getreten haben.«

Sie versah ihn mit einem rügenden Blick. Es brauchte keine Worte, damit er sie genau verstand. Das schätzte sie sehr an ihm. Er neigte sich über den hölzernen Tisch und belegte ihre Lippen mit einem zarten Kuss. »Ich weiß doch, dass du das nicht willst. War nur Spaß.«

Ihr ging es nicht darum, ein Geheimnis um die ganze Sache zu machen. Ihr war nur daran gelegen, nicht als Verrückte abgestempelt zu werden. Aus Erfahrung wusste Hannah, dass das schnell ging. Bei Joe reichte es vollkommen aus, dass seine Mutter als Hexe in Alicetown bekannt war. Deshalb wurde er von allen gemieden. Wahrscheinlich, so dachte Hannah, hatten sie einfach Angst vor dem Unbekannten. Seit sie und Joe ein Paar waren, färbte diese Angst ein wenig auf sie ab. Sie wurde zwar nicht gemieden, aber ihre Mitschüler verhielten sich ihr gegenüber vorsichtiger als früher.


Ihr Blick erfasste Nancy Stark. Zumindest sah das Mädchen aus wie Nancy. Aber sie konnte es unmöglich sein, denn ihr fehlten mindestens vier Kleidergrößen. Gestern noch hatte sie an ihrem Shirt herumzupfend, den Rettungsring verbergend vor Hannah im Unterricht gesessen. Und nun sah sie aus, als hätte sie eine Crash Diät gemacht.

Vorsichtig stupste sie Joe an. »Hat Nancy eine Schwester?«

Kaum ausgesprochen, fiel ihr eine durchscheinende Gestalt hinter dem Mädchen auf. Sie klebte regelrecht an der Doppelgängerin. Jede Bewegung, die diese machte, tat auch ihr seltsamer Schatten.

Derartige Erscheinungen hatte Hannah immer wieder, seit sie in Shahurs Welt eingedrungen war. Joes Mutter hatte gesagt, dass sie nun miteinander verbunden waren und sich diese Verbindung mit der Zeit lösen würde. Mit einem Dämon verbunden zu sein, entsprach nicht gerade Hannahs Vorstellungen eines normalen Lebens. Es war nun schon drei Monate her, seit sie, Joe und seine Mutter Shahur besiegt hatten. Doch statt nachzulassen, gewannen die Erscheinungen an Stärke. Immer deutlicher konnte sie die Seelen der Toten sehen. So hatte es zumindest Joes Mom bezeichnet. Ob das tatsächlich fremde Seelen waren, die auf der Welt umherwanderten oder aber jene, die der Gefangenschaft Shahurs entkommen waren, wusste sie nicht. In manchen Momenten war sie sich sogar sicher, sich alles nur einzubilden. Dann aber erinnerte sie sich an all die schlimmen Dinge, die sie und Joe bezwungen hatten. Nein, Einbildung war das sicherlich nicht.

»Scheiße, das muss die Schwester sein. Die ist viel zu dünn für Nancy.«

Hannah suchte in ihrer Erinnerung nach einem Hinweis. Sie fragte sich, ob sie Nancy heute schon auf dem Schulgelände gesehen hatte. Garantiert wäre sie ihr nicht entgangen. »Aber was macht denn die Schwester hier? Ich glaube, Nancy ist heute gar nicht da.«

Achselzuckend erwiderte Joe: »Wenn das überhaupt ihre Schwester ist.«

Die Nancy-Doppelgängerin strich sich eine widerspenstige Strähne ihres braunen Haares aus dem Gesicht und richtete den Gurt ihrer Tasche.

»Joe, guck doch mal genauer hin. Ihre Gesten sind die gleichen. Die müssen miteinander verwandt sein.«

Er sah ihr hinterher, bis sie im Schulgebäude verschwand. »Na ja – vielleicht ist es eine Cousine oder so. Vielleicht ist Nancy krank und sie gibt nur das Attest ab«, schlussfolgerte er.

»Klar, die haben kein Telefon zu Hause«, antwortete Hannah zynisch und erhob sich von der Holzbank.

»Wo willst du hin?«

»Nachsehen, wo das schlanke Nancydouble hin will«, gab sie zurück und hastete schnellen Schrittes in das Schulgebäude.

Joe folgte ihr.

Das Ende der Pause wurde mit dröhnendem Läuten angekündigt. Hinter ihnen strömten die Schüler durch die Glastür, die wie ein Nadelöhr wirkte, durch das ein ausgefranstes Tau eingefädelt werden wollte. Hannah konnte das Mädchen nirgends entdecken. Enttäuscht musste sie sich eingestehen, das Double aus den Augen verloren zu haben.

»Beeil dich! Mr. Bowley kotzt sonst wieder, wenn wir zu spät kommen«, meinte Joe.

Das stimmte. Der Lehrer konnte einem ziemlich zusetzen, wenn man nicht pünktlich auf seinem Platz saß. Also gab Hannah Joes Bemühungen nach und ging in den Klassenraum. Wenn das Mädchen wegen Nancy hier war, dann würde sie es bei Mr. Bowley antreffen. Immerhin würde er das Attest entgegennehmen müssen. Aber als sie den Raum betraten, sah sie, dass Nancys Platz zwar leer war, aber auch von der Doppelgängerin jede Spur fehlte.

»Jetzt entspann dich mal wieder«, sagte Joe und nahm neben ihr Platz. »Die ist bestimmt nur krank. Magen-Darm oder vielleicht hat sie dieses tödliche Frauenleiden.«

Getränkt von Skepsis sah Hannah ihn an. Sie war tatsächlich angespannt. Doch das lag eher an der Tatsache, dass dieses Mädchen, das Nancy abgesehen von der Figur zum Verwechseln ähnlich sah, von einem Geist begleitet wurde. »Mit der stimmt was nicht. Sie hat einen Schatten«, flüsterte sie ihm zu, während Mr. Bowley den Raum betrat und die Tür mit einem lauten, aufgesetzten Räuspern schloss.

Sofort herrschte absolute Ruhe, die hier und da durch ein leises Rascheln geschnitten wurde.

»Herrschaften«, hallte der brummige Tenor des Lehrers durch den Klassenraum. »Weiß jemand, wo sich Miss Stark aufhält?« Er zog den Stuhl zurück und setzte sich an sein Pult. Dann ließ er prüfend den Blick über die Gesichter schweifen. »Niemand?«

Hannah war nahe dran, ihm von dem Mädchen zu erzählen. Doch sie schwieg und schüttelte langsam den Kopf.

»Gut. Wir verlegen den Unterricht heute nach draußen. Während ich Ihre Klausuren in Augenschein nehme, beschäftigen Sie sich bitte mit dem Stoff der letzten Stunde.«

»Da hat wohl jemand seine Hausaufgaben nicht gemacht«, flüsterte Joe und stand auf.

Hannah kam es auch seltsam vor, dass ihnen gerade der strenge Mr. Bowley nicht nur eine Freistunde schenkte, sondern sich noch dazu nicht auf den Unterricht vorbereitet hatte. Mit einem Achselzucken schnappte sie sich ihre Tasche und folgte Joe durch die hinausströmende Menge. Die Schüler hatten es alle sehr eilig, den Klassenraum zu verlassen. Kein Wunder, dachte Hannah, als Joe meinte: »Mach schon, bevor er es sich anders überlegt.«

Auf dem Weg nach draußen erwähnte sie: »Ich möchte wissen, warum er die Klausuren nicht zu Hause korrigiert hat. Das sieht ihm gar nicht ähnlich.«

»Seine Tochter ist verschwunden«, dröhnte eine kräftige Stimme hinter ihr.

Hannah drehte sich um und stand Riley gegenüber. Der stämmige Baseballspieler der Schulmannschaft sah sie traurig an.

»Woher weißt du das?«

»Gestern waren die Cops bei mir. Ich war der Letzte, der sie lebend gesehen hat. Aber sie war mit irgendjemandem verabredet und hatte es ziemlich eilig. Da war so ein Tattoo, das ihr jemand heimlich verpasst hat. Eine Ranke. Ich habe damit nichts zu tun. Na ja, die Cops glauben mir. Aber Mary hat eine Menge zu erklären, wenn sie wieder auftaucht.«

Mit diesen Worten ließ er Hannah stehen und zog an ihr vorbei in Richtung Ausgang.

»Das ist hart«, vermeldete Joe. »Sie war im Cheerleaderteam. Ohne sie wird das ganze Trüppchen zusammenbrechen, weil sie die Choreo gemacht hat. Außerdem war sie für die Kostüme zuständig. Es wird schwer, Ersatz für Mary zu finden.«

Seine fatalistische Haltung gefiel ihr nicht. Wenn alle so schnell vom Schlimmsten ausgingen, würde niemand nach Mary suchen. »Erst mal ist sie nicht für tot erklärt worden. Ich bin sicher, sie taucht wieder auf. Und außerdem: Wieso bist du so gut informiert?«

»Letztes Jahr musste ich ein Werbevideo für die Schule machen. Projektwoche«, erklärte er knapp und eilte hinaus.

Aus irgendeinem Grund beschlich Hannah das Gefühl, dass noch mehr dahintersteckte als nur eine Projektwoche. Jedoch merkte sie ihm an, dass er nicht darüber reden wollte. So beschloss sie, dieses Thema zu einem besseren Zeitpunkt noch einmal anzusprechen, und folgte ihm.

Joe stand mitten auf dem Weg zwischen zwei Rasenflächen und sah sich um. »Toll! Jetzt müssen wir auch noch hier rumgammeln.«

Hannahs Blick erfasste die Schüler. Hier gammelte niemand. Stattdessen hielten die...



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