Müller | Hotel der Finsternis | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 167 Seiten

Müller Hotel der Finsternis


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8190-7204-8
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 167 Seiten

ISBN: 978-3-8190-7204-8
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Vier Geschwister. Ein geheimes Hotel. Und ein dunkles Geheimnis, das sie für immer verändern wird. Als Brooke und ihre Geschwister zu ihrem 30. Geburtstag eine geheimnisvolle Einladung in ein abgelegenes Hotel erhalten, ahnen sie nicht, dass dieser Ausflug zum Albtraum wird. Weit entfernt von der Zivilisation, umgeben von einem dichten Nebel, stoßen sie in den einsamen Mauern des Hotels auf Geheimnisse, die nie ans Licht kommen sollten und sich wie ein schwerer Mantel auf ihre Seelen legen. Jeder Schritt treibt sie tiefer in eine Spirale dunkler, den Abgründen der Hölle entsprungener Mächte, die wie Schatten der Vergangenheit über sie hereinbrechen. Die Grenzen zwischen Realität und Albtraum scheinen zu verschwimmen, bis nichts mehr ist, wie es war. Und plötzlich wird klar: Nicht jeder wird diesen Ort lebend verlassen. Ein packender Okkult-Horror, der die Membran zwischen den Welten der Lebenden und der Toten zum Einsturz bringt.

Die 1974 in Berlin geborene Dana Müller ist von allem Okkulten und Übersinnlichen so fasziniert, dass sie sich zwischen Horror und Fantasy pudelwohl fühlt. Ihre Ideen begegnen ihr oft im Traum. Im Wald findet sie die notwendige Ruhe, um den Geist freizubekommen und der Inspiration freien Lauf zu lassen. Ebenso begeistert ist sie seit früher Jugend vom Geschichtenerzählen. Um die Grundlagen des schriftstellerischen Handwerks zu erlernen, absolviert sie 2013 erfolgreich das Fernstudium »Kreatives Schreiben«. Seitdem ist sie nicht zu bremsen. Sie erfindet unaufhörlich neue Geschichten und Charaktere. 2017 erblickt die Buchreihe »Legenden« das Licht der Welt, die bis heute regelmäßig erweitert wird.
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Kapitel 1 Der Pakt


Ich starrte auf meinen Bildschirm. Die Zeilen verschwammen und meine Gedanken glitten in die Vergangenheit ab. Immer weiter versank ich in Erinnerungen, bis ich mich an jenem Abend wiederfand, an dem der Pakt besiegelt worden war. Ein Versprechen, das ich meinen Geschwistern gab und das sie erwiderten. Eine Verabredung, der ich nun mit Wut entgegensah, denn es waren Dinge geschehen, die mein Vertrauen in zwei von ihnen zutiefst erschütterten.

Einzig mein Bruder Adam war nie von meiner Seite gewichen. Aber er hielt auch an den anderen beiden fest, mit denen ich abzuschließen versuchte. Er war der Klebstoff, ohne den wir immer weiter voneinander abgedriftet wären. Ich liebte meinen Bruder, keine Frage, dennoch wollte ich Christian und Daisy nicht begegnen.

Unvermittelt wurde die Tür aufgerissen. Erschrocken sah ich auf. Sandy bemerkte mich überhaupt nicht. Die dicken Kopfhörer offenbarten mir, dass sie in ihre eigene Welt abgetaucht war. Erst, als sich unsere Blicke für einen winzigen Moment trafen, erschrak sie so sehr, dass sie den Wischmob wegwarf und mich erstarrt anblickte. Ihre Schultern hatte sie so hochgezogen, dass ihr Hals von ihnen verschluckt wurde.

»Alles gut? Ich wollte keinen Herzinfarkt auslösen«, verteidigte ich mich und sah zu, wie sie ihr Arbeitsgerät vom Boden klaubte.

»Ich bin fast aus den Latschen gekippt. Meine Güte, Sie können doch nicht hier sitzen und darauf warten, dass jemand vor Schreck tot umfällt. Warum machen Sie sich denn nicht wenigstens bemerkbar?«

»Habe ich«, erwiderte ich knapp und tippte mit dem Finger auf mein Ohr, um auf ihre Kopfhörer hinzuweisen.

Schwungvoll zog sie diese herunter und platzierte den Bügel im Nacken. »Was machen Sie denn noch zu so später Stunde hier?«

»Überstunden«, gab ich zurück und deutete auf die Zettelwirtschaft auf meinem Tisch.

Sie näherte sich, musterte meine Kritzeleien und schürzte die Lippen. »Überstunden – verstehe. Und vor wem verstecken Sie sich?«

So ein Mist! Wie hatte sie mich nur durchschaut? »So offensichtlich?«

Sandy grinste. »Nicht zu übersehen.«

»Ich bin verabredet, will aber nicht dorthin«, klärte ich sie in Kurzfassung auf.

Sandy betrachtete mich stirnrunzelnd. »Und einfach absagen kommt nicht infrage?«

»Sie kennen meinen Bruder nicht. Und eigentlich habe ich mit ihm kein Problem. Es sind meine anderen Geschwister. Wir haben morgen Geburtstag.«

»Sie haben alle am selben Tag Geburtstag?«, staunte sie.

Ich nickte. »So ist das bei Vierlingen.«

Sandy streifte die gelben Handschuhe ab und berührte meine Hand. »Familie hat man für das ganze Leben und darüber hinaus. Sie sollten keinen Groll gegeneinander hegen.«

Mir lagen Worte auf der Zunge, die ich lieber nicht entlassen wollte. »Ich weiß. Und das ist auch das Problem.«

Ein Schmunzeln entstand auf ihren faltigen Lippen und breitete sich auf die braunen Augen aus. »Was auch immer geschehen ist, ich bin sicher, am Ende ihres Lebens werden die guten Dinge überwiegen. Aber, wenn Sie darauf warten, bis Sie für eine Aussprache bereit sind, kann es zu spät sein.« Noch während sie redete, schlüpfte sie wieder in ihre Handschuhe. »Ich muss jetzt was tun. Sie sollten auch Feierabend machen.«

Mein Blick wanderte zu der Uhr an der Wand, deren Ticken wie das unheilvolle Geräusch einer Paketbombe klang. 22:00 Uhr! Meine Erschöpfung erreichte ihren Höhepunkt. Ein Gähnen übermannte mich. Meine brennenden Augen sehnten sich nach Entspannung. Adams Gesicht schob sich unweigerlich in mein Bewusstsein. Wahrscheinlich war er bereits bei Josh aufgetaucht. Weil ich genau das erwartete, hatte ich meinem Mann eine kurze Nachricht geschrieben und im Anschluss mein Handy ausgeschaltet. Josh glaubte nun, dass ich eine Sklavin meiner Akten war, die keinen Aufschub duldeten. Dass diese dubiosen Akten nicht existierten, war eine andere Geschichte. Eine kleine Notlüge. Wie hätte ich ihm denn sonst auch erklären sollen, dass ich nicht zum Abendessen zu Hause sein würde? Immerhin wusste Josh, wie nah Adam und ich uns standen. Umso schwerer wäre es für ihn zu verstehen gewesen, warum ich nicht zu unserem 30. Geburtstag gehen wollte. Wenn sogar Sandy nicht einmal nach dem Grund meiner Weigerung gefragt hatte, wie sollte dann mein Mann meine Beweggründe nachvollziehen?

Unerbittliche, bittersüße Müdigkeit erfasste mich und zwang mir ein weiteres Gähnen ab. Ja, Sandy hatte recht. Wollte ich nicht die ganze Nacht im Büro verbringen, musste ich meine Flucht hier und jetzt beenden. So fertig, wie ich war, konnte ich kaum noch Auto fahren. Wenn ich noch etwas wartete, müsste ich ein Taxi nehmen. Aber das konnte ich mir nicht leisten, denn mein Kontostand bewegte sich seit Tagen talwärts. Und genau das war der springende Punkt. Während sich Christian mit meinem Skript eine goldene Nase verdiente, krauchte ich von Monat zu Monat. Ohne Joshs Überstunden wären wir kaum über die Runden gekommen. Alles nur, weil mein geldgeiler Bruder ohne Rücksicht auf Verluste sein Ding durchgezogen hatte. Nein – es war noch schlimmer. Er hatte mich bestohlen und mit dem Diebesgut an die Türen geklopft, die ich ihm zu allem Übel gezeigt hatte. Wie hätte ich auch damit rechnen können, dass in meiner eigenen Familie die fetteste Ratte saß? Chris hatte mich also nach allen Regeln der Kunst betrogen und ich konnte das nicht vergessen oder ihm verzeihen. Im Grunde meines Herzens wollte ich das auch gar nicht.

Ich legte meine Hände auf die Tischkante und drückte mich vom Tisch. Der Stuhl rollte nach hinten, sodass ich meinen trägen Körper aufrichten konnte. Rasch sammelte ich die Kritzeleien zusammen, warf sie in den Papierkorb und stellte die unangetastete Akte zurück in den Schrank. Mein Blick erfasste das ausgeschaltete Handy. Ich haderte mit mir. Sollte ich es einschalten und Josh anrufen? Er wartete bestimmt darauf, von mir zu hören. Nein, das ließ ich lieber bleiben, denn wenn Adam bei ihm war, würde er garantiert auf mich warten wollen.

Ich schlüpfte in meinen Mantel und schob das Smartphone in die Handtasche.

»Schönen Feierabend«, wünschte ich Sandy.

»Ihnen auch«, entgegnete sie winkend und widmete sich wieder dem nassen Mob, mit dem sie akribisch ihre Bahnen zog.

Auf dem Weg nach unten meldete sich ein mulmiges Gefühl in meiner Magengrube. Eine Ahnung, dass ich nicht so einfach davonkäme. Ich wusste, wie hartnäckig mein Bruder sein konnte. Für einen winzigen Augenblick fragte ich mich, ob er auch hartnäckig war, dass er mir im Foyer auflauern würde.

»Brooke, du bist paranoid«, murmelte ich vor mich hin und stieg aus dem Fahrstuhl.

Der Pförtner war hinter seinem Buch vergraben. Er schien so vertieft zu sein, dass er mich gar nicht bemerkte. Als ich an seinem Platz vorbeiging, blickt er zu mir auf.

»Mrs. Conwell.«

»Haben Sie einen ruhigen Abend«, sagte ich und legte einen Schritt zu.

Meine Hand lag bereits auf dem Türgriff, als mich seine Stimme wie ein Lasso einfing. »Mrs. Conwell! Warten Sie. Es wurde etwas für Sie abgegeben.«

Abgegeben? Sämtliche Befürchtungen sammelten sich wie ein fetter Klumpen in meinem Hals. Ich versuchte, ihn runterzuschlucken, aber er saß fest und raubte mir den Atem. Bestimmt hatte Adam eine Eintrittskarte zu irgendeiner Location hinterlegt. Widerwillig drehte ich mich um und kehrte zurück zum Empfang.

Der Pförtner kam mit einer kleinen weißen Schachtel in der Hand auf mich zu. »Er sagte, er wäre Ihr Bruder.«

Mir entfuhr ein Seufzen. »Wer auch sonst«, murmelte ich und nahm das kleine Kästchen entgegen.

Stirnrunzelnd betrachtete er mich. Ein kurzes Augenzucken darauf fragte er mich: »Stimmt was nicht?«

»Nein, alles in Ordnung. Es ist nur … Wenn mein Bruder etwas will, ist er nicht zu stoppen.« Ich lächelte, dabei war mir eher zum Heulen zumute. »Auf Wiedersehen.« Mit diesen Worten verließ ich den Komplex und steckte die Schachtel in meine Handtasche.

Erst im Auto holte ich sie wieder hervor und hob den Deckel so vorsichtig, als wüsste ich, dass da drinnen eine fette Springspinne lauerte. Die Spinne entpuppte sich als Notiz. Keine Karte, keine Einladung, nur ein einziger Satz:

»Erinnere dich an unseren Pakt. Adam«, las ich leise vor.

Kälteschauer jagten über meinen Rücken. Letztes Jahr hatte das alles noch ganz anders ausgesehen. Damals hätte ich mich auf ein Zusammentreffen mit meinen Geschwistern noch sehr gefreut. Und heute musste ich mich verstecken, um nicht gegen meinen Willen zu einer Party verschleppt zu werden, auf die ich nicht wollte. Der Pakt, den ich mit ihnen geschlossen hatte, war einst so leicht über meine Lippen gegangen. Wie hätte ich auch wissen sollen, dass das Schicksal zwei Monate später lachend vom Stuhl fallen würde.

Den Zettel legte ich zurück in die Schachtel und stülpte den Deckel darüber. Das Ding wanderte rasch in meine Tasche und ich startete den Motor.

Überzeugt davon, dass mein Bruder Josh weich gekocht hatte, suchte ich die gesamte Fahrt über nach einer passenden Ausrede. Mit hundert – nein tausendprozentiger Sicherheit war er bei uns aufgeschlagen und hatte meinen Mann bearbeitet. Doch je intensiver ich überlegte, umso mehr blockierte mein Kopf.

Es half einfach nichts. Ich musste Josh zeigen, wie fertig ich war, und dann würde er mir schon keine Predigt halten, wie wichtig Geschwister wären und wie toll er es fände, selbst welche zu haben. Josh konnte das auch nicht verstehen, er hatte nie welche.

Gedankenverloren stieg ich in den Fahrstuhl ein und drückte auf den zweiten Stock. Die Kabine setzte sich mit einem Ruck in...



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