Müller | Legenden 1 | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 156 Seiten

Müller Legenden 1

Das Fahrstuhlritual
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-8187-2046-9
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Das Fahrstuhlritual

E-Book, Deutsch, 156 Seiten

ISBN: 978-3-8187-2046-9
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Existiert eine Welt hinter der uns bekannten? Diese Frage stellt sich Justin nicht, denn für ihn ist das Übersinnliche nur eine Erfindung. Doch dann führt er das Fahrstuhlritual durch und sein Weltbild gerät ins Wanken. Mittendrin in allem, was er für Aberglauben hielt, wird er von bedrohlichen Wesen verfolgt. Wird Justin dem Bösen entkommen? Das Fahrstuhlritual ist der erste Band der Serie LEGENDEN. 1. Das Fahrstuhlritual 2. Die verfluchte Puppe 3. Wachul, der Alte 4. Der Werwolf 5. Das Bloody Mary Ritual 6. Corner Game 7. Brieselanger Lichter 8. Voodoo 9. Die verschwundene Stadt 10. Stranger 11. Das 11-Meilen-Ritual 12. Das Zwillingsspiel 13. Das japanische Neujahrsritual 14. Das Türenspiel 15. Spaltgeister 16. Chupacabra 17. Die drei Könige

Die 1974 in Berlin geborene Dana Müller ist von allem Okkulten und Übersinnlichen so fasziniert, dass sie sich zwischen Horror und Fantasy pudelwohl fühlt. Ihre Ideen begegnen ihr oft im Traum. Im Wald findet sie die notwendige Ruhe, um den Geist freizubekommen und der Inspiration freien Lauf zu lassen. Ebenso begeistert ist sie seit früher Jugend vom Geschichtenerzählen. Um die Grundlagen des schriftstellerischen Handwerks zu erlernen, absolviert sie 2013 erfolgreich das Fernstudium »Kreatives Schreiben«. Seitdem ist sie nicht zu bremsen. Sie erfindet unaufhörlich neue Geschichten und Charaktere. 2017 erblickt die Buchreihe »Legenden« das Licht der Welt, die bis heute regelmäßig erweitert wird.
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Nur eine Legende


Das Wochenende begann ziemlich unspektakulär. Justin schlüpfte in seine Skinny-Jeans und kramte im Schrank nach einem frischen Shirt. In der Wohnung über ihm trampelten Kinder und unter ihm brüllte die Mutter ihren Sohn wieder einmal an. Irgendwo im Haus bohrte jemand. Ein ganz normaler Vormittag in der Hochhaussiedlung am südlichen Berliner Stadtrand.

Er schnappte sich Sweater und Rucksack und schlich in die Küche. Es war gegen elf. Um diese Uhrzeit schlief sein Vater. Er hasste die Nachtschichten und war schlecht drauf, wenn man ihn vor zwei weckte. Das konnte dann sehr unangenehm werden. Justin hatte keine Lust, ihm so früh zu begegnen.

»Morgen Schatz«, trällerte ihm seine Mutter entgegen, als er die Küche betrat.

»Morgen«, brummte er zurück.

»Bist du wieder verabredet?«, wollte sie wissen.

Er nickte wortlos und holte sich ein Steak aus dem Kühlschrank, das vom Vortag übrig geblieben war. Mit dem Fleisch, ein bisschen Mayo und Ketchup zauberte er sich ein Sandwich und biss hinein.

»Kannst du nicht mal zu Hause bleiben? Immer bist du auf Achse«, jammerte sie.

Er konnte es nicht mehr hören. Klar, er war selten da. Aber was sollte er hier auch machen? Sein Bruder war letzten Monat zehn geworden und ging ihm gehörig auf die Nerven. Ständig wollte er mit ihm an der Konsole zocken, aber darauf hatte Justin einfach keinen Bock. Es lagen immerhin sieben Jahre zwischen ihnen.

Außerdem waren da die Machoallüren seines Vaters, der sich für was Besseres hielt, nur weil er irgendeinen Job machte, der ihn auf Dauer zerstörte. Justin war eher der Typ Mensch, der alles ruhig anging und seine Jugend genoss. Später würde er noch genug arbeiten müssen. Jetzt war er mit der zwölften Klasse eines Berliner Gymnasiums ausgelastet. Trotzdem erwartete sein Vater von ihm, dass er sich einen Schülerjob suchte. Weil er sich weigerte, ließ er Justin seine Enttäuschung regelmäßig spüren.

Er schluckte den Bissen hinunter und spülte mit einem Energydrink nach.

»Muss los«, meinte er und speiste seine Mutter mit einem Wangenkuss ab.

»Justin«, rief sie ihm hinterher, aber er überhörte sie geflissentlich und beeilte sich, aus der Wohnung zu kommen.

Der Fahrstuhl wartete bereits im siebten Stockwerk, was ihm gelegen kam. So, wie er seine Mutter kannte, würde sie ihm folgen, um ihn zum Bleiben zu überreden. Wäre nicht das erste Mal.

Er zückte sein Handy. Beim Aussteigen wählte er Simons Nummer. Mit ihm war er seit der vierten Klasse befreundet. Die beiden hatten schon so manchen Mist gebaut, was sie nur noch fester aneinanderschweißte. Ihre Freundschaft war so unerschütterlich, dass es Justin nichts ausmachte, dass Simon bis vor Kurzem mit seiner Ex-Freundin liiert war.

»Jo Mann«, begrüßte er Simon.

»Hey Digga, meine Omme brummt.«

»Verträgst wohl nichts mehr«, foppte Justin.

»Ha ha, du Komiker«, grummelte Simon. »Bin gleich unten.«

Justin steckte das Smartphone in die Hosentasche und hielt auf die Tischtennisplatte zu. Das war seit geraumer Zeit ihr Treffpunkt, was nicht jedem Mieter schmeckte, denn manchmal feierten sie ziemlich ausgelassen. Deshalb hatte die Hausverwaltung einen Sicherheitsdienst eingestellt. Also konnten sie sich nur noch am Tag an der Platte treffen und zogen am frühen Abend weiter.

»Justin«, rief Anna und kam auf ihn zu.

Anna Schlot, ein Jahr jünger als Justin und echtes Perlhuhn. Frisur und Nägel waren ihr wichtig. Ihr Äußeres gefiel Justin. Das blonde Haar trug sie meist offen. Es hatte eine gute Länge, nicht zu lang, nicht zu kurz und endete ungefähr auf der Hälfte ihres Rückens. Er mochte den Duft des Shampoos, das sie benutzte. Es hatte eine fruchtige Note. Am allerbesten gefiel ihm Annas Loyalität. Selbst wenn sie mitten in einer Shoppingtour war – rief er sie an, ließ sie alles stehen und liegen, um ihn zu sehen. Er betrachtete sie eingehend, konnte seinen Blick einfach nicht von ihr lösen. Sie zog ihn an wie ein Magnet und er war der Gegenpol zu ihr. Wenn er nicht aufpasste, würde das auffallen. Dann müsste er sich eine Ausrede einfallen lassen, um den dummen Sprüchen der Jungs zu entgehen. Wie er Luca kannte, würde dieser sofort alle Hebel in Bewegung setzten, um ihn bloßzustellen.

»Softe Boots«, begrüßte Justin sie.

»Cool oder? Meine Eltern waren vorhin mit mir im Center. Am liebsten hätte ich alle mitgenommen, aber ich durfte mir nur drei Paar aussuchen.«

»Nur«, erwiderte er und nahm sie in den Arm.

»Na ja, eigentlich bekomme ich sonst Geld in die Hand gedrückt. Aber diesmal haben sie mich einfach entführt, weil ich meiner Oma manchmal mit dem Einkauf helfe. Ganz ehrlich? Das mache ich aus freien Stücken. Trotzdem freue ich mich über die Boots.«

Justin bemerke, dass er zaghaft nickte, und zwang sich, damit aufzuhören. »Allemal verdient.« Eigentlich war das nur ein Gedanke, aber er huschte so schnell über seine Lippen, dass er ihn nicht daran hindern konnte.

Annas Miene verlor ihre Leichtigkeit. Ernst fragte sie ihn: »Sag mal, was ist eigentlich mit deinem letzten Mathetest? Der war nicht so gut, habe ich gehört.«

Puh, dachte er und suchte nach einem Notausgang aus dieser Gesprächsentwicklung. »Ach, halb so schlimm.«

»Justin, das solltest du nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wenn du willst, helfe ich dir.«

»Du willst mir Nachhilfe geben?«, vergewisserte er sich. Justin wusste, dass sie ab und an Nachhilfe in Mathe, Deutsch und Chemie gab. Aber er wusste auch, dass sie sich die Stunden bezahlen ließ. So erzählte man es sich zumindest in seinem Jahrgang.

»Du kannst nur gewinnen«, sagte sie.

»Du weißt doch, dass ich so ziemlich immer pleite bin«, meinte er, aber Anna sah ihn nur verdutzt an.

»Moment mal, du denkst also, ich will Geld dafür?«

Er wollte nicken, verkniff es sich aber rechtzeitig. »Puh, also ...«

»Jus, Bildung sollte für alle möglich sein. Ich will keine Gegenleistung dafür. Ich will nur helfen, wenn du mich lässt.«

Schweigend stand er da. Nicht nur schön und klug, sondern auch ein Herz aus Gold, dachte er und nickte.

Ein Lächeln schmückte ihr Gesicht. »Prima«, verdeutlichte sie ihre Freude über seine Zusage. »Wo ist eigentlich Simon?«

»Der kommt gleich nach«, sagte er und nickte Luca rasch zu.

Luca Büttner war achtzehn, ein Jahr älter als Justin und Simon und somit der einzige Volljährige in der Gruppe. Das brachte für die jüngeren einige Vorteile mit sich. Luca wurde vorgeschickt, um Alkohol und Zigaretten zu besorgen. Außerdem kannte er den Türsteher eines Clubs, in den sie mit seiner Hilfe reinkamen.

Das war allerdings das Einzige, was Justin an ihm schätzte. Der schlaksige Sitzenbleiber krepelte in der neunten Klasse herum und machte sich nichts daraus. Er beteuerte, dass er in den Betrieb seines Onkels einsteigen konnte, sollten alle schulischen Stricke reißen. Das war die offizielle Version, aber die Freunde wussten, womit er jetzt schon seine Kröten verdiente. Wenn man ein paar Muntermacher brauchte, war Luca die richtige Anlaufstelle.

Heute sah er geknickt aus. Justin setzte sich zu ihm auf die Bank und stellte seinen Rucksack zwischen ihnen ab.

»Alles chillig?«, erkundigte er sich vorsichtig.

Er kannte Lucas Vater und wusste, dass dessen Faust ziemlich locker saß.

»Mein Alter hat den Vorrat gefunden«, brummte Luca.

»Shit Mann!«

»Eine Sportzigarette ist übrig geblieben. Die hat er übersehen«, meinte er und öffnete seine Hand. Ein fetter Joint lag darin und lachte Justin an.

»Wo hast du den denn versteckt?«, fragte Justin eher beiläufig, denn geistig stellte er sich bereits auf den ersten Zug ein.

»Im Schuh.«

»Igitt«, äußerte sich Anna.

Justins Vorfreude war wie weggeblasen. Es gab nichts, was so widerlich stank wie Lucas Füße.

Er zündete den Joint an, nahm einen tiefen Zug und reichte ihn Justin. Doch dieser lehnte dankend ab.

»Verpasst was. Der ist orgasmisch«, schwärmte Luca und zog noch einmal. »Hi Leute«, grüßte Simon in die Runde.

Er hatte gewisse Ähnlichkeiten mit einem Zombie. Sein braunes Haar war zerzauster als sonst und dunkle Augenringe zierten sein blasses Gesicht.

»Wie siehst du denn aus?« Anna musterte ihn.

»Digga, das Zeug ist krass«, sagte Simon und sah Luca vorwurfsvoll an.

»Ich dachte, du hast gealkt«, mischte sich Justin ein.

Er wollte sich nicht als Moralapostel aufspielen, aber sein Kumpel hatte die Angewohnheit, den Konsum chemischer Substanzen bis aufs Letzte auszureizen. So langsam machte er sich Sorgen um ihn, doch das würde er niemals öffentlich ansprechen.

»Nein Mann, das war Acid«, klärte Simon auf und nahm den Joint von Luca entgegen.

Anna verzog angeekelt das Gesicht, als er daran zog. Jeder wusste, dass sie Kiffen verabscheute.

»Kennt ihr das schon?«, fragte Simon und fummelte an seinem Handy herum.

Justin wartete gespannt darauf, was er ihnen zeigen wollte. Er kannte Simons Vorliebe für verlassene Orte und Übersinnliches. Letzte Woche hatte er sie überredet, in das alte Tafelwerk einzusteigen. Beinahe waren sie von den Bullen erwischt worden, denn ein Anwohner hatte sie bemerkt und verpfiffen. Er konnte sich keinen weiteren Zusammenprall mit der Justiz leisten. Gerade erst hatte er die Sozialstunden abgebrummt, die er für sein Graffiti im S-Bahntunnel bekommen hatte.

»Das ist so unheimlich«, sagte Simon und drehte das Display zu seinen Freunden.

Das Video war ziemlich verwackelt. Der Filmer stieg in einen Fahrstuhl und murmelte etwas,...



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