Neckelmann | Das Pony in der S-Bahn | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Neckelmann Das Pony in der S-Bahn

Berliner Kuriositäten aus Geschichte und Gegenwart
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-8393-4135-3
Verlag: BeBra Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Berliner Kuriositäten aus Geschichte und Gegenwart

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-3-8393-4135-3
Verlag: BeBra Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Berlin steckt voller Überraschungen. Der Journalist und Stadtführer Harald Neckelmann erzählt in über 70 kurzweiligen Texten von originär Berliner Erfindungen wie dem Eierschneider oder dem Handy, von kulinarischen Spezialitäten wie dem Berliner Schnitzel aus Kuheutern, von Superlativen wie der größten Quallenzucht in Europa, von Skurrilitäten wie einem rechnenden Pferd oder einem Autowrack, das seit Jahrzehnten regelmäßig eine neue TÜV-Plakette erhält. Ob geheime Ersatzwährungen, unverhoffte Zeitunterschiede, ein veganer Sexshop oder die Hausbesetzerkarriere von Angela Merkel - dieses Buch dokumentiert den alltäglichen Wahnsinn der Stadt. Mit über 30 Abbildungen und zahlreichen Adressen für eigene Stadterkundungen

Harald Neckelmann, Jahrgang 1965, war über zehn Jahre Autor und Korrespondent für den ARD-Hörfunk. Seit 2007 ist er als Sachbuchautor, Dozent und Stadtführer tätig. Von ihm erschienen bereits zahlreiche Bücher zur Geschichte und Gegenwart Berlins.
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Eingewandert


Sumpfkrebse im Tiergarten

Die roten Krustentiere fressen alles, was ihnen vor die auffälligen Scheren kommt: von Schnecken über Regenwürmer bis zu Artgenossen. Aber die Zahl der eingeschleppten, amerikanischen Sumpfkrebse im Tiergarten und Britzer Garten soll dezimiert werden. Von April bis November dauere die Fangsaison, sagt der Wildtierexperte der Umweltverwaltung, Derk Ehlert. 2018 wurden allein in den beiden Parks fast 39 000 Tiere mit Reusen von einem Spandauer Fischer gefangen und zum Verzehr verkauft. Langsam zeichnet sich ein Rückgang des Bestands ab.

Als Exoten in der Berliner Natur sind sie vermutlich Nachkommen von Sumpfkrebsen, die in Aquarien gehalten und ausgesetzt wurden. Man könne die Tiere nicht einfangen und woanders aussetzen, sagt Ehlert. Der Sumpfkrebs gilt als Gefahr für heimische Arten und Ökosysteme, seine Ausbreitung soll verhindert werden. Er kann die Fischbestände reduzieren und andere Tiere verdrängen. »Die Bestände gilt es zu schützen«, sagt Derk Ehlert. Der Sumpfkrebs ernährt sich von Fischlaich, Lurchen, Kaulquappen oder Insektenlarven. Die Krustentiere haben kaum Fressfeinde und können sich schnell vermehren.

Seine Verbreitung geschah bis 2017 weitestgehend unbemerkt. Dann aber wurden die auffälligen Krebse auf Straßen und Wegen am Tiergarten gesichtet, offenbar auf der Suche nach neuen Gewässern. Beim Berliner Naturschutzbund häuften sich skurrile Meldungen über »Skorpione« oder »Garnelen« auf dem Asphalt. Die milden Winter der vergangenen Jahre hatten die rapide Vermehrung der Tiere verursacht, und aufgrund der vielen Regenfälle im Sommer kamen sie dann aus ihren Verstecken. Bei einer ersten Fangaktion gingen fast 4 000 Sumpfkrebse ins Netz.

Ihre Heimat ist eigentlich der Süden der Vereinigten Staaten und Nordmexiko. Aufgrund ihrer schönen Färbung und der imposanten Scheren sind sie als Exoten im Aquarium beliebt. Während die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung etwa zwei Jahre alt werden, leben sie in Aquarien teils länger als fünf Jahre. Allerdings entsorgen manche Besitzer diese in Gewässern.

Ob die Sumpfkrebse je vollkommen aus der Stadtnatur wieder verschwinden, ist fraglich: Es müsste nur ein einzelnes Weibchen mit Eiern durchkommen, damit eine neue Population entstehen kann. Ein Weibchen trägt Ehlert zufolge in unseren Gefilden mehrere Dutzend Larven bei sich. Wer aber im Tiergarten selbst mit dem Kescher sein Glück versucht, riskiert eine Geld- oder sogar eine Haftstrafe wegen Wilderei.

Inzwischen hat sich herausgestellt, dass die Tiere nicht schadstoffbelastet sind und bedenkenlos gegessen werden können. Also isst der Berliner sie auf. Die Krebse kommen auf den Teller als regionale Delikatesse, etwa unter dem Namen »Berlin Lobster« (Berliner Hummer). Sie sind etwa handtellergroß und werden in anderen Ländern auch zum Verzehr gezüchtet. An den Scheren haben sie auffällige kleine Dornen. Frisch, jedoch nicht lebend, kann man die Krustentiere direkt über den Spandauer Fischer Klaus Hidde beziehen, der sie in den beiden Parks fängt. Das Familienunternehmen will die gefangene Ware an Gastronome und Privatleute verkaufen, etwa auf Märkten.

Zubereitet finden sie sich auf den Speisekarten mehrerer Restaurants (Auswahl): Mrs. Robinson, Pappelallee 29, 10437 Berlin-Prenzlauer Berg; Pauly Saal, Auguststr. 11, 10117 Berlin-Mitte; Fisch Frank, Charlottenstr. 7, 13597 Berlin-Spandau. Oder direkt bei Klaus Hidde (nach vorheriger Terminvereinbarung, Tel. 0152 / 53 47 24 77).

Deutschlands erster Unterwassertunnel


Der Spreetunnel

Der Spreetunnel war der erste Unterwassertunnel Deutschlands und der erste, der im Schildvortrieb errichtet wurde. Die AEG wollte ihn zunächst von 1895 bis 1899 als U-Bahn-Probetunnel bauen – also noch weit vor dem Alten Elbtunnel in Hamburg, der 1911 eingeweiht wurde. Die damalige Gemeinde Stralau stimmte dem Bau jedoch nur zu, wenn er für den Straßenbahnbetrieb geeignet sei – die erste U-Bahn in Berlin entstand erst 1902.

Durch den Tunnel fuhr von Stralau nach Alt-Treptow die sogenannte Knüppelbahn. Er bestand zwischen der Tunnelstraße auf der Halbinsel Stralau und dem heutigen Bereich Alt-Treptow/Puschkinallee im Treptower Park (Park am Spreetunnel). Die Tunnelstraße hat kurz vor ihrem Ende eine Mittelinsel: Hier führten die Tramschienen in die Unterführung. Unterirdisch bogen sie scharf nach rechts ab, genau auf die Spree zu. Mit dieser Probestrecke wollte ein Konsortium von AEG und Siemens & Halske beweisen, dass sich auch im Berliner Urstromtal der Spree U-Bahnlinien errichten ließen – trotz Schwemmsand, hohem Grundwasserspiegel und Moorinseln im Boden.

Fahrt durch den Spreetunnel. Nein, das Bild ist nicht gestellt, nur collagiert. Ja, dem Künstler geht es gut.

Die Tunnelstrecke war 454 Meter lang. Ihr Scheitelpunkt lag in zwölf Metern Tiefe unter der an dieser Stelle 195 Meter breiten Spree. Eine drei Meter starke Sandschicht sicherte die Decke vor Havarien mit Schiffen oder auch einem Ankerwurf. Die kreisförmige, im Inneren vier Meter breite Tunnelröhre wurde aus ringförmigen Einzelteilen zusammengefügt. Um das Eisen des Tunnelmantels vor Rost zu schützen, war die Röhrenaußenseite mit Zementmörtel überzogen. Ursprünglich sollte der Unterwassertunnel zur Treptower Gewerbeausstellung 1896 fertig sein, doch der ständig nachrutschende Schwemmsand verzögerte die Bauarbeiten. Lediglich ein 160 Meter langer Tunnelabschnitt konnte schon zu Fuß besichtigt werden. Die Gewerbeausstellung war eine der am stärksten frequentierten Industrie-Messen der damaligen Zeit. Mit einer Verzögerung von drei Jahren wurde der Tunnel dann 1899 in Betrieb genommen. Die Wände zeigten jedoch Risse, das Spreewasser konnte in die Röhre einsickern. Nach nur vier Jahren wurde der Straßenbahnverkehr wieder eingestellt und der Spreetunnel gesperrt. Mit durchschnittlich ein bis zwei Passagieren war zuletzt auch das Fahrgastaufkommen rapide gesunken. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Tunnel stark beschädigt und unbrauchbar. Die Rampen schüttete man zu, der Tunnel selbst wurde 1948 geflutet.

Ein Kuriosum ergab sich dadurch, dass die Knüppelbahn eingleisig verlief. Nur der Fahrer, bei dem ein Befehlsstab (Knüppel) am Wagen hing, durfte den Tunnel durchfahren. Eine eigene Betriebsaufsicht wachte an der Tunnelausfahrt ausschließlich über die Aus- und Rückgabe des Befehlsstabes.

Treptow/Puschkinallee, 12435 Berlin-Treptow

Von West nach Ost


Die Mauerspringer

In der 28-jährigen Geschichte der Berliner Mauer versuchten immer wieder DDR-Bürger, sie hinter sich zu lassen, um in die Bundesrepublik Deutschland zu gelangen. Es gab aber auch Menschen, die sie umgekehrt von West- nach Ost-Berlin überwinden wollten. Das war wesentlich einfacher als in die andere Richtung: Die sogenannten Mauerspringer konnten Leitern an den Betonwall stellen, auf geparkte Autos klettern oder über einen der Beobachtungsposten auf die Mauer gelangen. Mindestens 410 Fälle von dieser Art der Mauerüberquerung sind bekannt, wobei es mehrere Verletzte und mindestens fünf Todesopfer gab.

Die Motive zum Mauersprung waren unterschiedlich. Häufig ging es bei den Mauerspringern um eine Wette: Viele von ihnen sprangen am Herrentag oder auch zu Silvester über die Mauer. Sie wollten ihren Freundinnen imponieren oder ihren Mut beweisen. In vielen Fällen spielte alkoholisierter Übermut eine wesentliche Rolle. Selten war der Mauersprung als ein Protest gegen die Mauer gedacht. Ein solcher Fall führte 1971 zum Tod von Dieter Beilig. Etwa 30 Meter lief er am Brandenburger Tor auf der dort verbreiterten Mauerkrone. Den DDR-Grenzposten rief er dabei zu, dass beide Teile Deutschlands vereint werden sollten. Dann sprang er auf der Ostseite hinunter und wurde von einem Offizier rücklings erschossen. Ein anderer Mauerspringer, Werner Kühl, überkletterte die Grenzsicherungsanlage. Er wollte in die DDR übersiedeln. Die Grenzsoldaten hielten ihn für einen DDR-Flüchtling und er wurde ebenfalls erschossen. In nur vier weiteren Fällen wollte der Mauerspringer tatsächlich in der DDR bleiben. Sie alle wurden aber wieder zurückgebracht.

Es gab jedoch eine Personengruppe, die tatsächlich nicht einfach einen Grenzübergang nutzen konnte und deshalb versuchte, illegal über die Mauer zu gelangen. Bei ihnen handelte es sich zu einem großen Teil um ehemalige DDR-Bürger, die das Land illegal verlassen hatten und für die nun ein Einreiseverbot galt. Sie wollten zum Beispiel nur Freunde und Familienmitglieder besuchen und überkletterten die Mauer. Dass auch psychisch Kranke über die Mauer stiegen, konnte die Staatssicherheit nicht verstehen. Sie mutmaßte, dass die Grenzgänger etwa von der feindlichen Presse oder vom Bundesnachrichtendienst geschickt wurden und protestierte heftig dagegen. Jahrelang bemühten sich die Offiziere der Staatssicherheit anschließend darum, die psychisch Kranken als Provokateure abzustempeln. Am Ende versuchten sie, den US-Amerikaner und Politaktivisten John Runnings, einen tatsächlichen Provokateur, für geistesgestört zu erklären.

Niederkirchener Straße, 10963 Berlin-Mitte

Knuddelig und bunt


Die Buddy Bären

Die...


Neckelmann, Harald
Harald Neckelmann, Jahrgang 1965, war über zehn Jahre Autor und Korrespondent für den ARD-Hörfunk. Seit 2007 ist er als Sachbuchautor, Dozent und Stadtführer tätig. Von ihm erschienen bereits zahlreiche Bücher zur Geschichte und Gegenwart Berlins.

Harald Neckelmann, geboren 1965 in Tönisvorst, studierte Publizistik, Politologie und Niederlandistik in Münster, Berlin und Amsterdam. Von 1995 bis 2007 arbeitete er als Autor und Korrespondent für den ARD-Hörfunk. Seither ist er als Sachbuchautor, Dozent und Stadtführer in Berlin tätig. Von ihm erschienen bereits zahlreiche Bücher zur Geschichte und Gegenwart Berlins.



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