Neumann | Des Teufels Sanduhr | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 471 Seiten

Neumann Des Teufels Sanduhr

Historischer Roman über das 17. Jahrhundert, fesselnd erzählt und spannend wie ein Krimi
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-96655-756-6
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Historischer Roman über das 17. Jahrhundert, fesselnd erzählt und spannend wie ein Krimi

E-Book, Deutsch, 471 Seiten

ISBN: 978-3-96655-756-6
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Eine junge Marketenderin auf der Flucht vor einem Mörder: Der historische Roman »Des Teufels Sanduhr« von Simone Neumann jetzt als eBook bei dotbooks. Westfalen im 17. Jahrhundert - schwer gezeichnet durch die Schrecken des 30-jährigen Krieges. Nach dem brutalen Tod ihrer Schwester bleibt der Bauerstochter Anna nur ein Weg, um zu überleben: Sie muss sich dem Tross eines Heeres anschließen, das ruhelos durch die Lande zieht. Hier findet sie in der Marketenderin Liese eine gütige Freundin - doch dann versetzt eine Mordserie die Soldaten und das einfache Volk in Angst. Was hat es mit den Sanduhren auf sich, die bei den Opfern gefunden werden? Wie ein verheerendes Feuer breitet sich das Gerücht aus, dass dies nur Hexenwerk bedeuten kann. Schon bald werden Liese und Anna verdächtig, mit dem Teufel im Bunde zu stehen - und tatsächlich: der Mörder scheint Annas Nähe zu suchen ... Aber wie soll die junge Frau dieser tödlichen Gefahr entkommen? Jetzt als eBook kaufen und genießen: der historische Roman »Des Teufels Sanduhr« von Simone Neumann - spannend wie ein Krimi und so lebensecht geschrieben, dass man sich in die Frühe Neuzeit versetzt fühlt, die Epoche des prachtvollen Barocks und der verheerenden Kriege. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Simone Neumann, geboren 1977 in Höxter, lebt heute in München. Nach ihrem Studium der Geschichte und Slavistik arbeitete sie zunächst bei einem Verlag als Lektorin und machte sich nach der Geburt ihrer Kinder als Redakteurin und Autorin selbstständig. Bei dotbooks erschienen Simone Neumanns fundiert recherchierten historischen Romane, die sie stets mit einer fesselnden Spannungsnote würzt: »Des Teufels Sanduhr«, »Das Geheimnis der Gewürzhändlerin« (ursprünglich unter dem Titel »Das Geheimnis der Magd« erfolgreich) und »Die Flucht der Gauklerin«.
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Kapitel 1


Dumpf drangen die Geräusche aus dem Haupthaus in den engen Verschlag, in welchem sich Anna Pippel versteckt hielt. Seit Stunden saß sie nun in diesem stinkenden Verlies und wartete darauf, dass das Wüten und Toben bald ein Ende finden würde und sie mit ihrem gewohnten Tagwerk fortfahren konnte. Sie war ein geduldiger Mensch, konnte vieles über sich ergehen lassen, doch die Enge ihrer winzigen Notherberge und vor allem der grausige Geruch wurden langsam unerträglich.

Es war schon viele Jahre her – Anna wusste selbst nicht mehr genau, wie viele –, da hatte sie noch zusammen mit ihrem Mann Friedrich dieses Loch gegraben, in dem sie nun hockte. Damals war der tolle Christian, wie man den Herzog von Braunschweig nannte, immer und immer wieder mit seinen Soldaten in die Dörfer der Gegend eingefallen und hatte auch das ihre so manches Mal heimgesucht.

Anna selbst hatte die Idee gehabt, den Eingang des Schlupflochs, in welchem sie sich bei weiteren Überfällen zu dritt verstecken wollten, unter dem Misthaufen zu verbergen. Dieser Vorschlag reute sie nun sehr, denn derselbe Misthaufen war es, der ihr im Moment die ohnehin spärliche Luft zusätzlich bestialisch verpestete. Wollte man unter Mist lediglich die Reste tierischer Auswürfe verstehen, so war diese Ansammlung von Unrat mehr als das: Hier tummelte sich alles, was Tier wie Mensch an Übelriechendem tagtäglich produzierte, und das seit Monaten. So war es kein Wunder, dass Anna in ihrem Verlies nicht allein war. Außer ihr fanden dort unzählige Insekten aller Art Unterschlupf und vermehrten sich in seinem feuchtwarmen Klima seit Jahren prächtig. Ganz so gut wie ihnen ging es Anna nicht, denn außer an eingeschlafenen Gliedern, unmöglich zu linderndem Juckreiz und erdrückender Atemnot litt sie auch unter zunehmender Angst.

Und wieder war dieses schreckliche, grausame Quieken zu hören, begleitet von dröhnendem Männergelächter. Zunächst hatte sie angenommen, dass die einfallenden Horden damit begonnen hätten, die Schweine des Bauern zu schlachten. Doch dann wurde immer unverkennbarer, dass diese abscheulichen Geräusche von Katharina, der drallen Magd des Bauern, stammen mussten.

Zwar war Katharina kein Kind von Traurigkeit, das wusste mindestens jeder zweite Mann im Dorf, den Bauern und den Pfarrer nicht ausgenommen. Doch was da jetzt mit ihr geschah, das passierte eindeutig gegen ihren Willen. Aber was sollte man tun? Helfen konnte Anna ihr nicht, das hätte nichts genutzt. Und eigentlich dachte sie auch gar nicht darüber nach, denn letztendlich wären sie dann alle beide zu Opfern geworden.

Diese Lektion hatte sie in den letzten Jahren gelernt, immer dann, wenn sich Katholische oder Evangelische über ihr Dorf mit all seinem Vieh und seinen Frauen hergemacht hatten. Sie würde einfach in ihrem stinkenden Loch bleiben und hoffen, dass sich niemand für diese heruntergekommene Kate interessierte, in der nichts zu finden war außer einer betagten Ziege und ihr – einer Frau, die allmählich kein ganz so frisches Mädchen mehr war wie Katharina. Nur Feuer legen, dachte Anna, Feuer legen, das durften sie nicht.

Feuer war Annas größte Sorge, denn elendig verbrennen wollte sie in ihrem Versteck auf keinen Fall. Ihre zweitgrößte Sorge galt ihrer Schwester Mine. Heute Morgen, schon in aller Frühe, war sie in den Wald aufgebrochen, um Holz zu sammeln. Doch sie war nicht zurückgekehrt, und dann waren die fremden Reiter ins Dorf gekommen. Es waren mindestens zwölf, und so, wie einige von ihnen gerade mit Katharina umgingen, waren die ganz und gar nicht zimperlich.

Mine war der einzige Mensch, der Anna noch geblieben war. Sie war nicht ganz richtig im Kopf, und ihre Mutter hatte immer erzählt, dass Mine schon bei der Geburt den Teufel gesehen habe, denn bereits als kleines Kind litt sie an der Fallsucht. Dabei hatte sie sich irgendwann so sehr den Kopf angeschlagen, dass sie tagelang nicht aufwachen wollte und die Eltern beim Pfarrer schon das Begräbnis bestellten. Dann kam sie aber doch wieder zu sich. Doch seitdem sprach sie kein einziges Wort mehr. Nur laut lachen und Melodien summen, das konnte sie. Jetzt war Mine hoffentlich im Wald geblieben und hatte sich gut versteckt, bis dieser Spuk hier vorüber war.

Die lustige Katharina schrie nun nicht mehr. Ganz still war sie geworden, und auch das Gegröle der Männer war verstummt. Stattdessen hörte Anna nun Hämmern, Schlagen, Brechen und Gackern. Wahrscheinlich nahmen sie gerade das schöne große Haus des Bauern auseinander und jagten sein Federvieh über den Hof. Wo wohl der Bauer geblieben war? Und wo war seine Frau, die noch immer im Wochenbett lag? Und auch den fünf Kindern war doch wohl nichts geschehen?

Anna lebte nun schon seit mehr als zehn Jahren in dem kleinen Häuschen auf dem großen Hof des Bauern Schulz. Damals war sie mit ihrem Mann Friedrich hier eingezogen, und als ihre Eltern gestorben waren, hatte sie auch ihre Schwester Mine aufgenommen. Alle drei arbeiteten für den Bauern, pflügten, säten, ernteten, fütterten, melkten, butterten, putzten, fegten, hackten Holz, holten Wasser und ertrugen die Launen ihres Arbeitgebers, weil er ihnen dafür ein kleines Häuschen mit einem winzigen Stall und einem Gemüsegarten zur Verfügung stellte. Das war ein hartes Leben, doch Anna beschwerte sich nicht, denn es war nun einmal ihr Los, als fünftes Kind einer armen Tagelöhnerfamilie zur Welt gekommen zu sein. Und so hatte sie nach zwölfstündiger Arbeit für den Bauern Schulz die Abende am Spinnrad als herrliche Entspannung empfunden, für die sie Gott dankte. Ja, sie hatte einmal ein eigenes Spinnrad besessen und sich damit ein Zubrot verdient, doch das war lange her. Irgendwann, als wieder einmal Marodeure ihr Unwesen trieben, war es von diesen Banausen zu Brennholz zerschlagen worden, während Anna, Mine und Friedrich zitternd, aber unentdeckt in ihrem Versteck gesessen hatten.

Friedrich war ein guter Mann. Beide kamen sie aus einem kleinen Nachbarort und kannten sich schon seit Annas Kindheit. Weil er der jüngste Sohn eines Kleinbauern war, war Friedrich nichts anderes übriggeblieben, als sich auf einem großen Hof als Knecht zu verdingen. Er war viel älter als Anna gewesen, um die zwölf Jahre. Doch das hatte ihn nicht davon abgehalten, das junge Mädchen eines Tages hinter einen Heuschober zu ziehen und sie, ehe sie sichs versah, ihrer Jungfräulichkeit zu berauben. Aber da Friedrich trotz alledem recht anständig war, heiratete er das mittellose Ding, welches von dem einen Male gleich ein Kind unter dem Herzen trug. Einen Tag nach der Hochzeit zogen die beiden in ein Nachbardorf, um dort als Erntehelfer und Tagelöhner zu leben. Zwei Tage nach der Hochzeit verlor Anna ihr Kind, es fiel einfach tot aus ihr heraus.

Während sich Friedrich und Anna mehr schlecht als recht ihrem neuen entbehrungsreichen Leben zu zweit fügten, ereigneten sich viele hundert Meilen entfernt Dinge, deren Auswirkungen von schicksalhafter Tragweite für nahezu einen jeden Menschen in den deutschen Ländern werden sollten, so auch für Anna und Friedrich Pippel. Drei Tage nach ihrer Vermählung wurden in einer weit entfernten Stadt namens Prag zwei Statthalter des Kaisers unrühmlich zum Fenster hinausgeworfen. Sie überlebten, so hieß es, nur, weil sie – von den Armen der Mutter Gottes getragen – weich in einen dampfenden Misthaufen fielen. Diese merkwürdige Episode sollte der Beginn eines dreißig Jahre währenden Krieges werden, und Anna war eines seiner Opfer – ein Opfer, das nun nicht auf, sondern unter einem Misthaufen saß und wieder einmal wartete und bangte.

Sie kannte diese elendig langen Stunden nur zu gut, und jedes Mal, wenn sie sich verbergen und stillsitzen musste, bis eine Gefahr wieder vorüber war oder sich als falscher Alarm herausgestellt hatte, zählte sie. Sie zählte – von eins bis hundert und dann wieder von vorn. Und jedes Mal, wenn sie bei hundert angekommen war, hob sie einen Finger ihrer verkrampften Faust. So lange, bis alle zehn Finger ausgestreckt waren, danach fing sie von Neuem an. Zählen konnte sie, das hatte ihr ihre erblindete Großmutter beigebracht, und Anna war immer stolz auf dieses Können gewesen.

Doch nun war es zu einer schrecklichen Plage geworden, und sie musste sich beherrschen, nicht laut zu sprechen, so sehr hatten sich die Zahlen in ihrem Ohr festgesetzt und schienen sie voll und ganz zu beherrschen. Sie versuchte sich mit anderen Gedanken von dieser Sucht abzulenken. Doch sosehr sie sich bemühte, schweiften ihre Erinnerungen immer nur zurück zu einem Tag, an den zu denken ihr noch mehr Leid verschaffte als das lästige Zählen.

Es war auf einem der häufigen Durchzüge des Halberstädters – wie der tolle Christian auch genannt wurde – passiert, als ein Reiter, ein bulliger, stinkender Mensch, über Anna hergefallen war. Dieser Überfall war nicht ohne Folgen geblieben, wieder war Anna schwanger geworden. Damals war sie zur Kohlenmarie in den Wald gegangen. Die Köhlersfrau verstand sich gut aufs Engelmachen. Tagelang hatte Anna dann fiebrig im Bett gelegen, und seitdem konnte sie keine Kinder mehr bekommen, sosehr sie sich das auch wünschte.

Friedrich hatte zu dieser Zeit damit begonnen, häufiger ins Wirtshaus zu gehen. Dort hatte er Karten gespielt und Bier getrunken, immer öfter auch Weinbrand. Eines Tages war ein Werber des Halberstädters ins Wirtshaus gekommen und hatte seinen Tisch aufgeschlagen. In Begleitung eines lustigen Flötenspielers, der fröhliche Tanzmusik gespielt hatte, hatte er eine Runde nach der anderen geworfen.

Als Friedrich spät in der Nacht nach Hause gekommen war, stellte sich heraus, dass er sich hatte anwerben lassen. Und schon am nächsten Tag hatte er zusammen mit drei anderen Burschen aus dem Dorf zum Musterplatz marschieren müssen. Das war vor...



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