E-Book, Deutsch, 332 Seiten
Nitzsche / Bouché Die Pfadwelten
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7568-2714-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Teil 2
E-Book, Deutsch, 332 Seiten
ISBN: 978-3-7568-2714-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Pfadwelten Teil 2 enthält den vierten Roman Ins All - Im Eins, in dem die Seelen von Manfred, Nairra, Moyo und IHM sowie von drei weiteren Wesen aus anderen Welten (Schneckenkönig, Spinnenkönigin, Cyborg) durchs All reisen und schließlich erleuchtet sich zur magischen Acht vereinigen. Kurz besuchen sie eine Stadt auf Erden, wo Manfreds Reise begann: Kaiserslautern in der Pfalz. Der Anhang informiert über die sieben Ebenen, in der sich die Handlung abspielt, und listet alle wichtigen Personen, Lebewesen und Begriffe der vier Pfad-Romane auf. Die Abenteuer vom Schneckenkönig beschreibt Elke Bouché. In seiner Welt, in der es keine Wirbeltiere, also auch keine Menschen gibt, begegnet er so wunderlichen Wesen wie den Buntlingen, aber auch fleischfressenden Pflanzen und Riesenameisen sowie Karten und Würfeln aus Menschenspielen, die ohne diese einfach nur chaotisch verlaufen müssen. Im Anhang sind die im Roman vorkommenden Lebewesen aufgeführt Was die Spinnenkönigin und der Cyborg erleben, das wissen wir noch nicht.
Dr. Rainar Nitzsche, geboren 1955 in Berlin, Schulzeit im Saarland, lebt seit Ende 1974 in Kaiserslautern. Er fotografiert von Jugend an begeistert Tiere, inzwischen auch Bäume, Blüten und Strukturen menschlicher Bautätigkeit, verfremdet sie und veröffentlicht Fotokunstbücher mit oder ohne eigene Texte. Seit 1975 schreibt er Gedichte, Kurzgeschichten, Romane sowie Sachbücher über Spinnen. 1998 erschien der erste Band der Pfadwelten: Der Leuchtende Pfad des Magiers.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Reise durchs Sonnensystem Im Orbit
Öffne die Au... Da sind keine Augen und kein Kopf - kein Menschentierpflanzenkörper. Und doch ist er da, für Menschenaugen unsichtbar. Er sieht, hört, riecht, schmeckt und fühlt mit all den Sinnen der Erdenwesen, die er einst war, mit den Sinnen der Menschen, ihrer Vorfahren und all der anderen Säuger, aber auch mit denen vor ihnen: Reptilien, Amphibien, Fische und mit denen, die sich parallel zu ihnen entwickelten und sich im Federkleid als Vögel erhoben. So ist er weder Mensch, Androide noch K. I. (Künstliche Intelligenz), sondern ähnelt mehr einem Vertreter der neuen Art, die morgen schon zwischen den Sternen im kalten All, in bläulicher Schwärze mit Funken von Licht, existieren wird. Wer? »Der, der einst Manfred der Magier war«. Welch langer Name für einen Toten! Nennen wir ihn der Einfachheit halber weiterhin »Manfred«. Manfred ist nun wie Horus der Falke, wie der in der Ferne, der alles sieht. So schaut er sich zunächst einmal in der Umgebung um und erblickt ein sonnensegelbestücktes Gerät, das nicht das erste seiner Art ist, aber nun schon seit siebzehn Jahren im Erdorbit schwebt. Gewaltig ragt es vor mir auf, der ich nicht viel mehr als ein Staubkorn bin und zudem auch noch fast materielos. Erinnere mich. Einst sah und hörte ich die Meldungen, las ich in Büchern und im Internet seinen Namen: Hubble-Weltraumteleskop. Acht Jahre, bevor meine Reise begann, 1990 wurde es mit einem Space Shuttle, einer Weltraumfähre namens Discovery, in den Erdorbit gebracht. Doch die ersten Fotos von den Sternen, die ohne störende Erdatmosphäre alles bis dahin Gewesene in den Schatten stellen sollten, enttäuschten. Erst drei Jahre später gab es mit korrigiertem Spiegelsystem jetzt scharfe, im infraroten, sichtbaren und ultravioletten Bereich aufgenommene Bilder von den Sternen. Und auch ich bin nun nicht mehr an Menschenaugen gebunden, kann jetzt über das gesamte Spektrum hinweg die Sterne sehen, wenn ich es will. Doch noch bin ich wohl sehr erdgebunden, schaue Hubble an, erinnere mich daran, dass es in 590 Kilometer Höhe die gute alte Mutter Erde umkreist. Aha, da weiß ich ja nun, wo ich bin. Gab es da nicht einmal eine Zeit in meinem Leben, wo ich hoch hinaus wollte? 590 Kilometer ist doch schon was - für den Anfang. Dann hänge ich mich mal an Hubble dran - gar nicht so einfach, fast substanzlos Halt zu finden - und kreise in anderthalb Stunden einmal um die Erde. Das hat doch was und wäre was fürs Guinnessbuch, wenn denn eine lebende Seele davon erführe: die erste Hubble-Toten-Erdumkreisung. Andererseits, woher weiß ich mit Sicherheit, dass ich der Erste bin? Könnten ja in den letzten Jahren noch andere verstorbene Magier hier oben gewesen sein, vielleicht auch menschliche Seelen von Nichtmagiern. Andererseits hat jedes Wesen seine speziellen Gelüste, und über Geschmäcker lässt sich bekanntlich nicht streiten. So bin ich vielleicht doch die erste körperlose Seele hier. Für die Ewigkeit ist Hubble nicht gemacht, fällt mir ein, soll irgendwann in den Ozean fallen. 2013 soll es durch das neue »James Webb Teleskop« ersetzt werden. Schöne Aussichten im wahrsten Sinne des Wortes, wenn auch nur in Infrarot, für alle Menschen die jetzt dort unten leben und bis dahin geboren werden. Wo aber und vielleicht auch was mag ich dann sein? Ach ja, die Lebenden, all die vielen Milliarden dort unten mit ihren vielen alltäglichen Sorgen, was kümmern sie mich eigentlich noch! Ich bin ja tot, gestorben und begraben. Loslassen heißt jetzt also die Devise, die Erde verlassen, hinfort schweben. Oder aber wiedergeboren werden, eingehen ins Licht? Das sehe ich nicht - noch nicht oder nie, das ist hier die Frage - oder ist sie es nicht? Wie auch immer, ich löse mich von diesem Menschenwerk, das in tiefste Weiten, also älteste Zeiten sieht und uns Menschen lehrte, wie sich Galaxien entwickeln, Supernovae ausdehnen, und das Schwarze Löcher in den Kernregionen naher Galaxien fand. Menschen? Keine Magierseelen, doch einige wenige Menschen aus Fleisch und Blut müssten eigentlich für kurze Zeit hier oben gewesen sein? Nein, im Hubble wohnen sie nicht, das holten Astronauten zwecks Reparatur in die Ladebucht ihres Shuttles. Aber da war doch was. War da nicht einst einmal eine, waren es gar mehrere?, da gibt es doch hier in der Nähe wieder eine große ... So ein Ding, dessen Name mir einfach nicht einfallen will. Unter mir strahlt herrlich blau und unvergesslich meine Menschenheimat Erde: blau, blau, blau. Und weiße Wolken wehen darüber hin. Ein wenig rot und braun, das ist Afrika, der Norden, die große, wachsende Wüste, Sahara, Sahel. Moyo, ich denke an dich, dort lebst du noch immer und lebst du doch nicht, sondern auf einer parallelen Erde, du und unsere Kinder Rani und Ra. Wolken verdecken Afrikas Zentrum. Das ist dein Ursprung, Moyo, und der der Menschheit, das einst so fruchtbare, damals vertrocknende Land. Und darunter der Süden, heute ist er trocken und klar zu erkennen. Wie war er gestern - wann? Wie wird er morgen sein? Erde, das ist zwei Drittel Meer mit Wolken darüber und hellem Wüstenland. Wer sie einmal sah, vergisst sie nie wieder bei all dem Gelb, Rot, Grau und Schwarz der anderen Planeten und Monde, die noch auf mich warten. Ob sie wirklich so sein werden, wie ich sie während meines Lebens dort unten auf Erden nur auf Fotos sah? Manfred bewegt sich, schwebt, ein wenig leuchtend, mit silhouettenhaftem Menschenkörper, fast materielos, im Orbit lautlos dahin, gestorben und doch voller Energie. Dann hat er die andere, die dunkle Seite, die Erdennacht erreicht. In der Ferne leuchten Sterne. Nah und klar, gigantisch groß strahlt hell die Volle Mondin, nicht weiter als einen Katzenmagiertotensprung entfernt. Erinnern: Fantastisch klar war der Himmel einst dort unten nur in den Wüsten und über den Wolken in den Höchsten Bergen der Erde. Dort aber funkelten die Sterne hinter der Atmosphäre. So scharf und klar wie jetzt sah ich sie mit Menschentieraugen nie. Denn hier oben sind weder Smog, Wolken noch Atmosphäre. Auch sehe ich hier die Volle Mondin in allen Farben und Spektren, ich sehe sie groß und nah und winzig klein zugleich. So ist mein optischer Sinn mehr als die Summe aller Teile der Wesen, die ich war, die vor mir waren, die neben mir dort unten lebten. Noch einmal schaue ich zurück. Tausende Lichter flackern dort unten. In einer von diesen, ach nein, es waren ja mehrere, lebte einst auch ich. Hatten sie alle unterschiedliche Namen? Erinnere mich nur noch an ein Wort für all diese Lichtermeere. Ja, ein Name ist es, der für all diese Welten steht, in die ich geboren wurde, wo ich aufwuchs und vieles lernte, die ich einst verließ, ganz zu Beginn meiner großen Reise mit Namen »Leuchtender Pfad«, der mich führte, dem ich durch Wald und Nebel-Land, über Steppen hinweg bis zu den Höchsten Bergen folgte, wo ich schließlich starb, dieser Name lautet Stadt. Nun lausche ich von hier oben den Stimmen der Städte, ja, das ist der Plural von Stadt, ich erinnere mich. Alle sind sie so verschieden, wie die Menschen, die sie schufen. Keine Stadt ist wie die andere. Alle zusammen aber bilden sie einen Chor, der dort unter mir pulsiert und singt. Noch andere Dinge entdecke ich nicht so fern nun unter mir. Weit nach oben schießen »Kobolde« empor. Rot leuchten diese fantastischen Gestalten, auch wenn es »nur« Blitze sind, über blauen Gewitterwolken. Das alles geschieht - jetzt, in diesem Augenblick. Dann aber sehe ich IHN in mir. ER, der Nairra fand und tötete, ER, mit dem ich meinen letzten Kampf auf Erden focht und der mir mein Leben nahm. Dann sehe ich IHN in den Nordlichtern weilen. Äonen lang wohnte ER, der aus den Wassern des Meeres kam, in den Wolken, zog bei Nacht im Mondinlicht über die Erde dahin. So viele Wesen höre ich vor Angst und Furcht, vor Schmerz und Pein unter SEINEM Schatten schreien. So viele Augen erblickten SEIN Wetterleuchten, wenn ER sich als Blitz in der Wolke entlud, sahen IHN von Wolke zu Wolke springen. Die meisten Wesen aber wussten nicht, wer ER war, doch spürten sie die Gefahr, versuchten zu fliehen und entkamen IHM nicht. Menschen gab es damals noch nicht. Eines Nachts sprang ER wieder hinab, so wie ER hinaufgelangt war. Als Blitz zwischen Wolken und Erde spaltete ER den großen Baum im Norden Australiens. Dann blieb ER dort unten und durchquerte in vielerlei Gestalt die Kontinente der Welt, die wir Menschen Erde nennen. Das alles geschah, das alles war, das ist vergangen. Das alles existiert für immer und ewig - noch immer unerreichbar für den Menschengeist, nicht aber verschlossen für mich. Ich sehe es in mir. Weil ich tot bin und mein Menschsein hinter mir gelassen habe? Weil ich ein Magier war und bin? Weil ER und ich für immer verbunden sind? Oder aber weil Er Dort Oben über mir es so will? Dort Oben kann ich nicht hin. Also schaue ich nun nicht mehr zurück, nicht mehr hinauf in andere Dimensionen, schaue ich mich weiter in meiner Umgebung um. Überall schwirren Satelliten herum, die militärischen, GPS – Ortsbestimmung und Navigation auch für zivile Verkehrsmittel, die...




