E-Book, Deutsch, Band 1578, 160 Seiten
Reihe: Bianca
Oakley Zärtlichkeit in blauen Augen
1. Auflage 2007
ISBN: 978-3-86295-897-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1578, 160 Seiten
Reihe: Bianca
ISBN: 978-3-86295-897-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Jeremy Norland sieht bestechend gut aus, ist erfolgreich und charmant. Als Eloise Lawton den faszinierenden Mann auf einer Societyparty trifft, sagt ihr Herz sofort Ja zu ihm! Und der bewundernde Blick aus seinen strahlend blauen Augen zeigt ihr, dass Jeremy sich genauso stark zu ihr hingezogen fühlt wie sie zu ihm. Doch Jeremy ist der Stiefsohn von Lord Pulborough, den Eloise verabscheut und verachtet, weil er ihrer Mutter soviel Leid angetan hat. Ist die Liebe stärker als der Hass?
Auf die Frage 'Was willst du denn werden, wenn du groß bist?' hatte Natasha Oakley schon in der Grundschule eine Antwort. Jedem, der es hören wollte, erzählte sie, dass sie einmal Autorin werden würde. Ihr Plan war es, zu Hause bei ihren Eltern in London, wohnen zu bleiben und sich von ihrer Mutter in regelmäßigen Abständen Kaffee bringen zu lassen. Zu der Zeit mochte sie Kaffee noch nicht einmal, aber er gehörte zu ihrer Vorstellung einer fleißigen Autorin nun mal dazu. Die Kaffeesucht wurde tatsächlich zur Realität, auch wenn Natasha Oakley nicht mehr bei ihren Eltern lebt, sondern mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern in Bedfordshire, England. Mit dem Schreiben begann sie, als ihr fünftes Kind die Nächte durchschlief, und 2003 kaufte der Verlag Mills & Boon den zweiten Roman, den sie einsandte. In ihrer Freizeit, das heißt, wenn sie nicht gerade auf ihre 'Meute' aufpassen muss, geht Natasha Oakley gerne auf Antiquitätenmärkten und Auktionen auf Schatzsuche.
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2. KAPITEL
Eloise drehte sich abrupt um und suchte mit tränenverschleiertem Blick ihren Weg heraus aus der Menschenmenge. Ihr Herz klopfte wie wild.
Der Brief hatte den Viscount, die große Liebe ihrer Mutter, gar nicht erreicht. Er war in fremde Hände gelangt, und das Geheimnis ihrer Mutter hatten nun ausgerechnet die Menschen erfahren, vor denen sie die Wahrheit geheim halten wollte. Sie fühlte sich tief in ihrer Ehre und der ihrer Mutter verletzt.
Endlich fand Eloise den richtigen Weg zu den Damenwaschräumen. Sie stieß die Tür auf und flüchtete in den mit kostbarem Marmor ausgestatteten Vorraum.
Gott sei Dank war er leer! Sie atmete tief durch, ging zu den Waschbecken und ließ das kalte Wasser erst eine Weile laufen, bevor sie es sich ins Gesicht spritzte.
Jeremy Norland glaubte ihr nicht. Wie oft hatte Eloise sich gefragt, welche Reaktion sie mit ihrem Brief wohl auslösen mochte. Aber keine Sekunde hatte sie damit gerechnet, dass man ihr nicht glauben würde.
Sie wollte jetzt am liebsten nach Hause fahren und über ihr weiteres Vorgehen nachdenken. Oder einfach nur weinen und ihren Frust und Ärger herausschreien.
Cassie würde nicht gerade begeistert reagieren, aber Eloise wollte nicht riskieren, Jeremy Norland noch einmal zu begegnen. Sie kontrollierte ihr Make-up im Spiegel, dann verließ sie den Waschraum.
Draußen empfing sie ein lauter Geräuschpegel, und die Luft war drückend. Eloise rieb sich die Stirn, als wollte sie die Anspannung vertreiben. Dann ging sie auf ihre Chefin zu.
„Du siehst scheußlich aus“, bemerkte Cassie.
Eloise und sie waren nur bis zu einem gewissen Grad Freundinnen. Cassie gehörte nicht zu den Frauen, denen sie grenzenlos vertraute.
Nach dem Tod ihrer Mutter hatte Eloise entdeckt, dass sie sich nur wenigen Menschen anvertrauen konnte. Jedenfalls dann, wenn es um Dinge ging, die ihr Herz und ihre Seele berührten.
„Ich brauche nur etwas Schlaf“, log sie. „Deshalb möchte ich jetzt nach Hause gehen.“
Cassie presste ärgerlich die Lippen zusammen. Es passte ihr nicht. Eloise wusste die Anzeichen sehr wohl zu deuten. Ihre Chefin lebte für den Job und erwartete von ihren Mitarbeitern dasselbe Engagement. Das Wichtigste in Cassies Leben war die Zeitschrift, deren Herausgeberin sie war. „Jetzt schon?“
„Ich habe genug Material.“ Eloise sah auf ihre Uhr.
„Das glaube ich dir. Aber da sind noch ein, zwei Leute, mit denen ich sprechen möchte, wenn sich schon die Möglichkeit ergibt.“
Die Wörter „scheitern“ oder „Misserfolg“ existierten nicht in Cassies Wortschatz. Sie würde mit jedem sprechen, den sie im Visier hatte – mochte es auch noch so lange dauern. Diese Hartnäckigkeit war der Schlüssel zu ihrem Erfolg.
„Gib mir noch eine halbe Stunde, dann komme ich mit dir. Seit dem Anschlag auf Naomi sind wir alle ein bisschen verängstigt und nervös.“
Der Überfall auf eine der Mitarbeiterinnen vor einiger Zeit hatte das ganze Büro traumatisiert – aber selbst dieses entsetzliche Ereignis konnte Eloise nicht davon abhalten, ihren Entschluss in die Tat umzusetzen. Sie wollte nicht warten. Aus Erfahrung wusste sie, dass aus Cassies halber Stunde gut und gern eine Stunde, wenn nicht sogar zwei werden konnten. Sie hielt es hier einfach nicht mehr aus.
Ihre Schläfen begannen zu pochen, und ihre Kopfschmerzen waren wie Nadelstiche. „Ich möchte dich nicht unter Zeitdruck setzen. Deshalb werde ich mir ein Taxi besorgen.“
Cassie hatte schon wieder jemanden im Auge. Offensichtlich fühlte sie sich hin und her gerissen. „Ganz allein? Bist du sicher?“
„Ja, klar. Ich komme schon zurecht. Es ist ja noch nicht sehr spät. Ich könnte sogar noch die U-Bahn nehmen, aber ich glaube, mit dem Kleid bin ich dafür nicht richtig angezogen. Als Modeguru sollte ich mir das besser nicht erlauben.“
Cassie lachte, wie Eloise es erwartet hatte. Sie lächelte, und Eloise legte eine Hand auf den nackten Arm. „Sie sollen dir an der Rezeption ein Taxi bestellen. Bring die Quittung morgen mit ins Büro. Und pass auf dich auf.“
Eloise bedankte sich schnell und wandte sich ab. In Gedanken schickte sie ein Stoßgebet zum Himmel. Entkommen. Sie fixierte die Türen zur Eingangshalle wie ein Ertrinkender, der das rettende Ufer zu erreichen versuchte. Noch nie hatte sie eine Veranstaltung so früh wie heute verlassen.
Die frische kühle Luft, die ihr aus der Halle entgegenwehte, tat ihr gut. Eloise war in ihrem Leben noch nie in Ohnmacht gefallen, aber im Ballsaal war sie kurz davor gewesen. Sie atmete ein paar Mal tief durch. Herrlich, diese Ruhe.
Nervös suchte sie in ihrer Tasche nach der Garderobenmarke. Sie blickte kurz über die Schulter zurück und eilte dann die breite Treppe hinunter.
„Miss Lawton?“
Eloise brauchte sich nicht umzudrehen, um sich zu vergewissern, dass die Stimme Jeremy Norland gehörte. Sie umklammerte das Treppengeländer aus Mahagoni, als sie ihren Schritt verlangsamte. „Lassen Sie mich in Ruhe“, brachte sie nur mit Mühe zustande. „Ich habe keine Lust, mit Ihnen zu sprechen.“
Damit eilte sie weiter die Treppe nach unten und raffte dabei ihr Kleid hoch, um sich nicht mit den hohen Absätzen darin zu verfangen.
Die mit Marmor geflieste Eingangshalle war voller Partygäste. Eloise hatte keine andere Wahl, als sich in der Schlange vor der Garderobe anzustellen. Da stand er schon neben ihr. Groß und einschüchternd.
„Ich möchte mich entschuldigen.“
Eloise blickte starr geradeaus. „Wofür?“
„Ich habe Sie gekränkt.“
Groteskerweise hörte er sich aufrichtig an. Eloise verstand nun gar nichts mehr. Er wollte mit ihr sprechen, obwohl er genau wusste, wer sie war? Was erwartete er denn von ihr?
„Ich bin wütend. Verstehen Sie?“ Sie drehte sich zu ihm um. „Nicht gekränkt, sondern wütend. Sehr, sehr wütend.“
„Es tut mir leid“, versicherte er ruhig und schien es ehrlich zu meinen.
Eloise fühlte zu ihrer Bestürzung, dass ihr wieder Tränen in die Augen schossen. „Gehen Sie.“ Ihre Stimme brach. „Bitte lassen Sie mich in Ruhe. Gehen Sie einfach weg.“
Die Schlange bewegte sich nun vorwärts. Endlich konnte Eloise die Garderobenmarke präsentieren und ihren Umhang in Empfang nehmen. Sie warf ihn sich locker über die Schultern und sah, dass Jeremy Norland in der Nähe der Rezeption wartete. Wenn er sie doch nur in Ruhe ließe!
Als Eloise die nicht enden wollende Schlange an der Rezeption wahrnahm, ging sie kurz entschlossen in Richtung Ausgang.
Jeremy stellte sich ihr in den Weg. „Wir müssen miteinander reden.“
„Worüber?“ Sie zog sich das Cape fester um die Schultern. „Ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen, und ich bin nicht im Geringsten an einer Unterhaltung mit Ihnen interessiert. Meine Mutter hatte vollkommen recht, als sie sich entschied, mit meinem Vater nichts zu tun haben zu wollen.“ Hoch erhobenen Hauptes setzte sie ihren Weg fort und trat aus der Tür hinaus.
Es war bereits dunkel. Nachts allein durch London zu gehen war nicht ganz ungefährlich, außerdem trug sie ein kostbares Abendkleid und Sandaletten mit hohen Absätzen. Sie war ziemlich leichtsinnig, dessen war sie sich wohl bewusst.
Aber jetzt konnte sie nicht mehr zurück. Eloise bekam leichte Panik, wie immer, wenn sie nachts allein unterwegs war. Sie hastete in Richtung der Hauptverkehrsstraße. Rings um sie herum herrschte Stille. Naomi hat nur Pech gehabt, redete sie sich ein, ich habe nichts zu befürchten. Schließlich war sie auf einem gut erleuchteten Weg in einer wohlhabenden Gegend, und an der Hyde Park Corner würde sie mit Leichtigkeit ein Taxi finden.
Ein leichter Wind kam auf, und sie zog ihr violettes Cape enger um ihren Körper, als könne es ihr Schutz bieten, Schutz gegen jeden, der ihr Böses wollte. Aber wärmen konnte sie es nicht. Was Eloise wirklich in einer Nacht wie dieser brauchte, waren entsprechende Unterwäsche und ein Dufflecoat. Und natürlich bequeme Schuhe. Was würde sie in diesem Moment nicht alles für ihre bequemen Mokassins geben.
Ein kurzer Blick zurück versicherte ihr, dass ihr niemand folgte, noch nicht einmal Jeremy Norland. Es war schon komisch, wie das Hereinbrechen der Nacht auch in vornehmeren Vierteln wie diesem unheimliche Gefühle verursachen konnte.
Sie überquerte die Straße und setzte ihren Weg auf dem Bürgersteig mit großen Schritten fort. Tagsüber war diese Straße recht belebt. Aber am Abend lag sie wie ausgestorben da. Zum Glück hatte Eloise es nicht mehr weit. Alles kein Problem, murmelte sie vor sich hin, geh einfach stramm weiter.
Stärkerer Wind kam auf, und es wurde kühler. Regen lag in der Luft. Verflixt! Ein Regenschauer wäre nun wirklich der krönende Abschluss eines total verkorksten Abends.
Plötzlich nahm sie in der Dunkelheit Schritte hinter sich wahr. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals, und sie beschleunigte das Tempo.
Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Noch ein paar Meter, dann bin ich am Ziel, dort sind jede Menge Menschen, beruhigte sie sich. Aber ihr Herz hämmerte.
Sie warf einen verstohlenen Blick zurück und überzeugte sich, dass ihr tatsächlich jemand folgte. Etwas weiter entfernt sah sie einen Mann. Ihre Gedanken überschlugen sich … wie weit war es wohl noch? Konnte er aufholen, wenn sie rannte? Wahrscheinlich. Und wenn sie ihre Schuhe auszog? Dann vielleicht nicht. Sie konzentrierte sich auf das Geräusch der Schritte. Das Tempo blieb offensichtlich gleich.
Bin ich übertrieben...




