E-Book, Deutsch, 159 Seiten
Opitz Weltliche Dichtungen
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8478-1186-2
Verlag: Henricus-Edition Klassik
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, 159 Seiten
ISBN: 978-3-8478-1186-2
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Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Herausgegeben von Dr. H. Oesterley, Berlin und Stuttgart: W. Spemann, [1889]. Erstdruck in: Martini Opicii Teutsche Poemata, hg. von Zincgref, Straßburg (Eberhard Zetzner) 1624.
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Zlatna Oder Getichte von Ruhe dem Geküthes [1623.] Wie wann die Nachtigal, vom Keficht außgerissen, Hin in die Lüfften kömpt und an den kalten Flüssen Mit Singen lustig ist, umb daß sie loß und frey Von ihrer Dienstbarkeit, und nun ihr selber sey, So dünckt mich, ist auch mir, im Fall ich unterzeiten Diß was mich sonsten hält, kan werffen auff die Seiten Und ausser dieser Statt auch nur auff einen Tag Und einen noch darzu, mit Ruh erschnauffen mag. Doch lachet sonderlich vor andern Oertern allen Mich euer Zlatna an und pflegt mir zu gefallen, Zum Theil, Herr Lisabon, weil ihr da wonhafft seydt, Und dann, daß viel da ist, so sonsten weit und breit Nicht fast gefunden wird. Im Fall wir nur es nennen, So kan man schon sein Thun und Eygenschafft erkennen, Dann Zlato das heißt Goldt auff Windisch, da die Statt Zwar kleine, doch nicht arm, darvon den Ursprung hat: Die Römer wusten schon, was hier sey zu erlangen, Das abgeführte Volck hat wol das Land durchgangen, Eh' es sich niederließ, der besten Oerter Frucht Und angenehmen Lust mit Fleisse nachgesucht. Das lehrt uns Weissenburg, wo Apulum vor Zeiten, Der Sarmitz Schwester, stund, die gantz von allen Seiten Gesund und trächtig liegt, und Thorda zeigt es an, Das sein Cristallen-Saltz so reichlich geben kan. Doch war das Ort auch lieb, wo jetzund Zlatna lieget, Da diesen Völckern hat Trajanus angesieget, Wie ich vermuthen kan, weil jetzt noch allermeist Ein grünes Feld allda Trajanus-Wiesen heißt. Darneben ist Volcon, der hohe Berg, gelegen, Auff dem das Volck vielleicht hat anzubetten pflegen Der Götter lahmen Schmied. Es kamen da hinauff Die Bauren vor der Zeit, da lag ein Stein darauff, In den fast dieses Lauts Lateinisch war gegraben: Hier liegt ein grosser Schatz; im Fall du ihn wilst haben, So kehre mich herumb. Sie greiffen frölich an, Ein jeder ist bemüht und hebt so viel er kan; Nach dem er umbgeweltzt, stund gleichfalls auffgeschrieben; Auff dieser Seiten hab' ich Zeit genung vertrieben, Und manchen Tag vollbracht; anjetzund lege sich Der ander' auch zu Ruh; habt Danck ihr, daß ihr mich So treulich umbgewandt. Nun, das heißt wol vexiret. Nit weit von dar wird auch die Stelle noch gespüret, Wo Zeugma, ist mir recht, vor dem stund auffgebaut, Nicht eine schlechte Statt. Jetzt wird da kaum geschaut Ein altes Mauerwerck, und under den Gebeinen, Mit Hecken gantz verschrenckt, sehr schöne Schrifft auff Steinen, Die, so mir sehr geliebt. Hilff Gott der weisen List, Mit der du, grosses Volck, begabt gewesen bist! Du wustest wol den Lauff der Welt und ihrer Sachen Unnd daß ein jeder Mensch ihm muste Rechnung machen, Er selbst und was er hat, das fliege nur dahin; Was auffgeschrieben sey, behalt' er zu Gewin. Drumb können wir noch jetzt die Saturninos lesen, So der Colonien Verwalter sind gewesen, Die Lupos, Statios, und den Gemelum auch, Der, so ein Bad gebaut auff Römischen Gebrauch. Die Scaurianen mehr, die Syrer, die Frontonen, Und die Flamonier und die Senecionen, Und Marcum Ulpium, sonst Hermiam genannt, Der das Goldbergwerck hier hatt' unter seiner Hand, Deß Asche (Zweiffels ohn zu Zlatna auffgeladen) Ward biß nach Rom geführt auß Keyserlicher Gnaden Und da erst eingescharrt. Unnd so viel Schrifften sunst, Die keine Macht der Zeit, kein Wetter, keine Brunst Zu dempffen hat vermocht. Nuu liegt ihr grossen Helden Und laßt, seydt ihr gleich stumm, die Steine von euch melden. Auß euern Gräbern wächst jetzt manche Blume für, Wie ihr euch dann gewündscht, und steht in voller Zier. So offt ich hier bey euch mich pflege zu ergehen, Und sehe da den Grund von einem Hause stehen, Hier einen Todtenkopff mit Aschen vollgefüllt, Wie nechst mir widerfuhr, so wird mir eingebildt Die Eytelkeit der Welt, und pflege zu bedencken, Wie nichtig doch das sey, warum sich manche kräncken Und martern Tag und Nacht, dann kompt der bleiche Todt Eh' als man sich versieht. Das Gold, das schöne Koth, Und alles Gut und Geld fällt in die Hand der Erben, Die offtmals traurig sind, daß wir nit eher sterben! Was von uns irrdisch war, verschirrt man in den Sandt, Das beste Theil verbleibt. Drumb seyd ihr noch bekandt Und werdet nicht vergehn. Verleyht mir Gott das Leben, So bin auch ich geneigt euch künfftig das zu geben, Was Reichthumb nicht vermag. Die Namen, so anjetzt Auff blossen Steinen stehn, und sind fast abgenützt Durch Rost der stillen Zeit, die will ich dahin schreiben, Da sie kein Schnee, kein Plitz, kein Regen wird vertreiben, Da euch der Gothen Schar, wie sie vorweilen pflag, Mit ihrer Grimmigkeit zu schaden nicht vermag. Es hat das wüste Volck gantz Asien bezwungen, Die Griechen, Thracier und Mysios verdrungen, Auch euer Dacien, der Römer bestes Land, Von langen Jahren her verheert und außgebrand. Mehr, hat nicht Attila mit seiner Scythen Hauffen Und dann die Wenden auch euch feindlich angelauffen? Doch eure Sprache bleibt noch hier auff diesen Tag, Darob sich dann ein Mensch gar billich wundern mag. Italien hat selbst nichts gantz von seinen Alten, Ingleichen Spanien und Gallia behalten; Wie etwa diß nun kan den Römern ehnlich seyn, So nahe sind verwandt Walachisch und Latein. Es steckt manchs edles Blut in kleinen Baurenhütten, Das noch den alten Brauch und Art der alten Sitten Nit gäntzlich abgelegt. Wie dann ihr Tantz anzeigt, In dem so wunderbahr gebückt wird und geneigt, Gesprungen in die Höh, auff Art der Capreolen, Die meine Teutschen sonst auß Franckreich müssen holen, Bald wirdt ein Kreyß gemacht, bald widerumb zertrannt, Bald gehn die Menscher recht, bald auff der lincken Hand; Die Menscher, die noch jetzt fast Römisch Muster tragen, Zwar schlecht, doch witzig sind, viel dencken, wenig sagen; Und was ich weiter nicht mag bringen auff die Bahn, Dadurch ich sonsten wol in Argwohn kommen kan. Wo will ich aber hin? Ich soll von Zlatna schreiben, Das den Verdruß der Zeit nur kan so wol vertreiben Mit seiner grossen Lust. Ich suche, was ich will, So find' ich da genung und mehr noch als zu viel. Geliebet dir ein Berg? Hier stehen sie mit Hauffen. Ein Wasser? Siehe da den schönen Ampul lauffen. Ein schönes grünes Thal? Geh' auff Trajani Feld; In Summa, Zlatna ist wie eine kleine Welt. Hier ist ein kühler Platz voll lieblicher Violen Und Blumen vielerhand, da kan man Kräuter holen, Dergleichen Hybla selbst und Pelion nicht trägt, Von denen man doch sonst so viel zusagen pflegt. Die Farb' und der Geruch die scheinen fast zu streiten Was mehr zu loben sey; so wird von allen Seiten Gesicht' und Sinn erquickt. Es gibt die frische Bach, Vor Zeiten Apulus, auch keinem Flusse nach. Sie pflegt nicht faulen Schleim an ihren Rand zu führen, Zeigt bald den klaren Grund. Es mag die Häusser zieren Mit Marmor, wer da will; ich lobe solche Pracht, Die ausser Menschen-List natürlich ist gemacht. Mehr sind auch Fische hier, die ich doch theils nicht kenne, Der ich kein Fischer bin, theils lieber eß' als nenne. Wo irgend Najades an einem Wasser sindt, So glaub' ich, daß man sie bey diesem Flusse findt, Daß hier die Satyri der Nymphen Gunst zu haben, Und der verbuhlte Pan umbher am Ufer traben Und eylen ihnen nach. Wie schöne sieht es auß, Wann nun der Abendstern deß Himmels blaue Hauß Mit seinem Liechte ziert, wirfft von der Berge Spitzen Den Schatten in den Fluß, an dem die Vögel sitzen Und singen überlaut? Es scheint, der Wald folgt nach Gleich wie das Wasser scheußt, und schwimmet in der Bach. Der Wald, Herr Lisabon, auß dem ihr ohn' Beschwerde Habt Holtz, so viel ihr wolt; er wächst euch auff dem Herde Und in der Küchen fast, bringt gar sehr schönes Wild, Das nicht für's Armut ist und reiche Heller gilt. Ihr waget, ist mir recht, nicht viel auff Wildtpret fangen, Es kompt schier von sich selbst biß in den Hoff gegangen; Auß welcher Zunfft auch ist der kleine Ringelbeer, Der Beer, mein bestes Vieh, den ich von euch anher Am nechsten mit mir nam. Es pflegt mir einzukommen, Die künstliche Natur, die hab' ihr vorgenommen An Zlatna sonderlich zu thun ihr Meisterrecht. Der Wein wächst nur nicht hier, die Häuser sind auch schlecht. Wie weit ist aber Sard? der beste Platz am Weine, Was dieses Land betrifft, der wol taug, wie ich meyne, Für der Poeten Volck, das nit zu starcken Tranck Hinunter giessen muß, im Fall ihm sein Gesang Auch wol gerathen soll, und immer zu bekleiben; Nicht wie zwar jene thun, die etwas heute schreiben, Das morgen kömpt dahin, wo es zu kommen werth, Da, wo man auff die Wand den blossen Rücken kehrt. Nun, solcher Wein wächst hier, der nicht den Leib erhitzet, Von dem nicht da ein Punct, hier wider einer sitzet Umb Nasen, Stirn und Maul, bald Berg, bald wider Thal, Mit roth und weiß vermengt wie ein Frantzosen-Mahl. Nun,...




