Orwell | Was würde Orwell sagen? | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 143 Seiten

Orwell Was würde Orwell sagen?

10 Essays von George Orwell
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7575-0684-1
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

10 Essays von George Orwell

E-Book, Deutsch, 143 Seiten

ISBN: 978-3-7575-0684-1
Verlag: epubli
Format: EPUB
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George Orwell war ein britischer Schriftsteller und Journalist, der vor allem durch seine politischen Essays und Romane wie '1984' und 'Animal Farm' bekannt wurde. Seine Essays zeichnen sich durch klare und präzise Sprache, scharfe Beobachtungen und eine unbeirrbare Haltung gegenüber Ungerechtigkeit und Unterdrückung aus. In seinen Essays setzte sich Orwell unter anderem mit Themen wie Kolonialismus, Nationalismus, Totalitarismus und dem Schreiben selbst auseinander. In dem Essay 'Pressefreiheit' beschäftigt sich George Orwell mit der wichtigen Rolle der Pressefreiheit in einer demokratischen Gesellschaft. Orwell argumentiert, dass eine freie Presse notwendig ist, um die Regierung und andere Machthaber zu kontrollieren und zu überwachen. Der Essay 'Die Verhinderung der Literatur' von George Orwell befasst sich mit dem Konzept der Zensur und der Einschränkung von Freiheiten im Bereich der Literatur. Orwell argumentiert, dass die Verhinderung von Literatur immer auch eine Verhinderung der Freiheit der Meinungsäußerung und der individuellen Gedanken darstellt. In 'Politik und die englische Sprache' kritisiert er die Verwendung von verwirrenden und unpräzisen Ausdrücken in der politischen Debatte. Orwells Essays sind auch heute noch relevant und lesenswert, da sie die grundlegenden Fragen des menschlichen Zusammenlebens auf eine eindringliche und nachdenkliche Weise erforschen.

Eric Arthur Blair (25. Juni 1903 - 21. Januar 1950), besser bekannt unter seinem Pseudonym George Orwell, war ein englischer Schriftsteller, Essayist, Journalist und Kritiker. Seine Arbeit zeichnet sich durch Gesellschaftskritik, Opposition zum Totalitarismus und Unterstützung des demokratischen Sozialismus aus. Er ist bekannt für die allegorische Novelle 'Farm der Tiere' (1945) und den dystopischen Roman '1984' (1949). Seine Sachbücher, darunter 'Homage to Catalonia' (1938), ein Bericht über seine Erfahrungen als Soldat für die republikanische Fraktion von des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939), werden ebenso hoch geschätzt wie seine Essays zu Politik, Literatur, Sprache und Kultur.

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WARUM ICH SCHREIBE ERSCHIENEN IM „GANGREL MAGAZINE“, NUMMER 4 IM SOMMER 1946 Schon in sehr jungen Jahren, vielleicht mit fünf oder sechs, wusste ich, dass ich als Erwachsener Autor werden würde. Zwischen dem Alter von etwa siebzehn und vierundzwanzig versuchte ich, diesen Gedanken aufzugeben, aber ich tat es in dem Bewusstsein, dass ich meine wahre Natur erzürnte und ich früher oder später zur Ruhe kommen und Bücher schreiben müsste. Ich war das mittlere Kind von dreien, aber zu jeder Seite hin bestand ein Altersunterschied von fünf Jahren und ich sah meinen Vater kaum, bis ich acht war. Aus diesem und anderen Gründen war ich etwas einsam und entwickelte bald unangenehme Eigenheiten, die mich während meiner Schulzeit unbeliebt machten. Ich hatte die Angewohnheit des einsamen Kindes, mir Geschichten auszudenken und mich mit unsichtbaren Personen zu unterhalten, und ich glaube, dass meine literarischen Ambitionen von Anfang an mit dem Gefühl vermischt waren, isoliert und unterschätzt zu sein. Ich wusste, dass ich gut mit Worten umgehen konnte und die Kraft hatte, mich unangenehmen Fakten zu stellen, und ich wusste, dass dies eine Art private Welt schuf, in der ich mich für mein Versagen im Alltagsleben entschädigen konnte. Trotzdem bestand die Gesamtheit meiner ernsthaften – d.h. ernsthaft gemeinten – Schriften, die ich während meiner gesamten Kindheit und Jugend produzierte, aus nicht mehr als einem halben Dutzend Seiten. Ich verfasste mein erstes Gedicht im Alter von vier oder fünf, meine Mutter schrieb es nach meinem Diktat nieder. Ich kann mich an nichts daraus erinnern, nur dass es um einen Tiger ging und der Tiger „stuhlartige Zähne“ hatte – als Ausdruck gar nicht übel, aber ich glaube, das Gedicht war ein Plagiat von Blakes „Tiger, Tiger“. Im Alter von elf, als der Erste Weltkrieg ausbrach, schrieb ich ein patriotisches Gedicht, das in der lokalen Zeitung abgedruckt wurde, ebenso wie zwei Jahre später ein weiteres, über den Tod Kitcheners. Als ich älter war, schrieb ich von Zeit zu Zeit schlechte und normalerweise unvollendete „Naturgedichte“. Ich versuchte mich auch ungefähr zweimal an einer Kurzgeschichte, die ein grässlicher Fehlschlag war. Das war die Gesamtheit des möchtegern-ernsthaften Werks, das ich in all den Jahren zu Papier brachte. Allerdings wurde ich in dieser Zeit in gewisser Hinsicht literarisch aktiv. Erstens gab es Sachen, die ich auf Bestellung produzierte, schnell, leicht und ohne großes Vergnügen. Abgesehen von den Schularbeiten schrieb ich vers d’occasion, halbkomische Gedichte, die ich mit einer Geschwindigkeit ausstoßen konnte, die mir jetzt unglaublich erscheint – im Alter von vierzehn schrieb ich innerhalb einer Woche ein komplettes Theaterstück in Versen, Aristophanes imitierend, und half dabei, Schülerzeitungen, sowohl gedruckt wie handschriftlich, herauszugeben. Diese Magazine waren das erbärmlichste possenhafteste Zeug, das man sich vorstellen kann, und ich gab mir mit ihnen weitaus weniger Mühe, als ich es jetzt mit dem billigsten Journalismus tun würde. Aber neben all dem übte ich mich fünfzehn oder mehr Jahre in einer ganz anderen literarischen Tätigkeit: diese war das Erfinden einer fortlaufenden „Geschichte“ über mich selbst, eine Art Tagebuch, das nur in meiner Vorstellung existierte. Ich glaube, das ist eine übliche Gewohnheit von Kindern und Jugendlichen. Als sehr kleines Kind stellte ich mir gerne vor, dass ich zum Beispiel Robin Hood wäre, und sah mich als Held spannender Abenteuer, aber ziemlich bald hörte meine „Geschichte“ auf, auf so derbe Weise narzisstisch zu sein, und wurde zunehmend zu einer reinen Beschreibung dessen, was ich tat und sah. Mir gingen minutenlang solche Dinge durch den Kopf: „Er öffnete die Tür und betrat das Zimmer. Ein gelber Sonnenstrahl, der durch die Musselinvorhänge drang, neigte sich zur Tischplatte, wo eine halboffene Streichholzschachtel neben dem Tintenfass lag. Er ging zum Fenster, die rechte Hand in der Tasche. Unten auf der Straße jagte eine Katze ein vertrocknetes Blatt“, etc. etc. Diese Angewohnheit setzte sich fort, bis ich etwa fünfundzwanzig war, durch meine nicht-literarischen Jahre hindurch. Obwohl ich nach den richtigen Worten suchen musste, schien ich diese beschreibenden Versuche fast gegen meinen Willen zu machen, unter irgendeiner Art äußeren Zwangs. Die „Geschichten“ reflektierten wohl, so nehme ich an, die Stile der verschiedenen Autoren, die ich in verschiedenen Altersstufen jeweils bewunderte, aber soweit ich mich erinnere, hatten sie immer dieselbe sorgfältig beschreibende Art. Als ich etwa sechzehn war, entdeckte ich plötzlich die Freude der Worte an sich, d.h. Klang und Assoziationen von Worten. Was das Bedürfnis des Beschreibens von Dingen betrifft, darüber wusste ich bereits alles. Also ist klar, welche Art Bücher ich schreiben wollte, soweit man sagen kann, dass ich zu der Zeit überhaupt Bücher schreiben wollte. Ich wollte enorme naturalistische Romane mit unglücklichem Ende schreiben, voller detaillierter Beschreibungen und faszinierender Gleichnisse, und auch voller hochtrabender Passagen, in denen die Worte teilweise nur aufgrund ihres Klanges verwendet wurden. Und tatsächlich ist mein erster vollendeter Roman, ‚Tage in Burma‘, den ich im Alter von dreißig schrieb, aber viel früher plante, so ziemlich ein solches Buch. Ich gebe all diese Hintergrundinformationen, weil ich nicht glaube, dass man die Motive eines Autors beurteilen kann, ohne etwas über seine frühe Entwicklung zu wissen. Seine Themen werden von dem Zeitalter, in dem er lebt, bestimmt – jedenfalls trifft dies in turbulenten, revolutionäre Zeiten wie unseren zu – aber bevor er überhaupt mit dem Schreiben beginnt, wird er eine emotionale Einstellung erreicht haben, der er nie vollständig entkommen kann. Es ist zweifellos seine Aufgabe, sein Temperament zu kontrollieren und es zu vermeiden, in irgendeinem unreifen Stadium oder irgendeiner verdrehten Stimmung steckenzubleiben: aber wenn er seinen frühen Einflüssen gänzlich entflieht, wird er seinen Schreibimpuls abgetötet haben. Von der Notwendigkeit, den Lebensunterhalt zu verdienen, abgesehen, glaube ich, dass es vier große Motive für das Schreiben gibt, jedenfalls für das Schreiben von Prosa. Sie existieren in jedem Autor, in verschieden starker Ausprägung und ihre Anteile werden in jedem Autor von Zeit zu Zeit variieren, je nach der Atmosphäre, in der er oder sie lebt. Sie sind: (i) Reiner Egoismus. Das Bedürfnis, dass man klug erscheint, über einen geredet wird und man nach dem Tod nicht vergessen wird, man es den Erwachsenen, die einen in der Kindheit von oben herab behandelten, zeigen kann, etc. etc. Es ist Unsinn, vorzugeben, dies wäre kein Motiv, es ist ein starkes. Autoren teilen diese Eigenschaft mit Wissenschaftlern, Künstlern, Politikern, Anwälten, Soldaten, erfolgreichen Geschäftsmännern – kurz gesagt, mit der ganzen Erfolgsschicht der Menschheit. Die große Masse der Menschen ist nicht übermäßig egoistisch. Mit ungefähr dreißig geben sie individuelle Ambitionen auf – in vielen Fällen geben sie tatsächlich das Bewusstsein, überhaupt Individuen zu sein, auf – und leben vorwiegend für andere oder werden schlichtweg von der Schufterei erstickt. Aber es gibt auch die Minderheit begabter, eigensinniger Menschen, die entschlossen sind, bis zum Ende ihr eigenes Leben zu leben, und Autoren gehören zu dieser Gruppe. Ernstzunehmende Autoren sind meiner Meinung nach insgesamt eitler und selbstbezogener als Journalisten, wenn auch weniger an Geld interessiert. (ii) Ästhetischer Enthusiasmus. Das Empfinden von Schönheit in der Welt oder, andererseits, in Worten und ihrer richtigen Anordnung. Freude an der Wirkung dieses oder jenen Klangs, an der Entschlossenheit guter Prosa oder dem Rhythmus einer guten Geschichte. Das Bedürfnis, eine Erfahrung zu teilen, die man als wertvoll empfindet und die nicht verpasst werden sollte. Die ästhetische Motivation ist bei vielen Autoren sehr schwach ausgesprägt, aber sogar ein Pamphletist oder Autor von Lehrbüchern wird Lieblingsworte oder –ausdrücke haben, die ihm aus anderen als zweckmäßigen Gründen zusagen, oder er hat vielleicht entschiedene Ansichten über Typografie, Randbreite etc. Kein Buch, das über dem Kursbuch steht, ist gänzlich frei von ästhetischen Überlegungen. (iii) Historischer Impuls. Bedürfnis, die Dinge zu sehen, wie sie sind, die wahren Fakten herauszufinden und sie für die Nachwelt festzuhalten. (iv) Politischer Zweck – ich benutze das Wort „politisch“ im weitestmöglichen Sinn. Das Bedürfnis, die Welt in eine bestimmte Richtung zu lenken, die Vorstellungen anderer Leute über die Art Gesellschaft, nach der sie streben sollten, zu verändern. Wie gesagt, kein Buch ist völlig frei von politischer Voreingenommenheit. Die Meinung, dass Kunst mit Politik nichts zu tun haben sollte, ist selbst eine politische Einstellung. Es ist ersichtlich, wie diese verschiedenen Impulse einander bekämpfen und wie sehr sie von Person zu Person und von Zeit zu Zeit variieren. Von Natur aus – sehen wir „Natur“ als den Zustand, den man mit Beginn des Erwachsenenalters erreicht hat – bin ich ein Mensch, in dem die ersten drei Motive das Vierte überwiegen. In einem friedlichen Zeitalter hätte ich vielleicht kunstvolle oder nur beschreibende Bücher geschrieben und wäre mir meiner politischen Loyalitäten fast unbewusst geblieben. Die gegebenen Umstände zwangen mich, eine Art Pamphletist zu werden. Zuerst verbrachte ich fünf Jahre in einem unpassenden Beruf (die Indian Imperial Police in Burma) und dann durchlebte ich Armut und das Gefühl des Versagens. Dies verstärkte meinen natürlichen...



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