Ospelkaus | Der Schrazelschatz | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 128 Seiten, Format (B × H): 135 mm x 205 mm

Ospelkaus Der Schrazelschatz

Ein spannender Kinderkrimi ab 9 Jahren um ungeklärte Diebstähle, geheimnisvolle Schrazellöcher, verschiedene Verdächtige, Vorurteile und eine unerwartet Auflösung.
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7655-7742-0
Verlag: Brunnen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein spannender Kinderkrimi ab 9 Jahren um ungeklärte Diebstähle, geheimnisvolle Schrazellöcher, verschiedene Verdächtige, Vorurteile und eine unerwartet Auflösung.

E-Book, Deutsch, 128 Seiten, Format (B × H): 135 mm x 205 mm

ISBN: 978-3-7655-7742-0
Verlag: Brunnen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wer steckt hinter den geheimnisvollen Diebstählen? Im idyllischen Bergdorf Oberau verschwinden immer wieder glänzende Gegenstände. Bene, seine beste Freundin Leni und sein Bruder Anton machen sich, gemeinsam mit der Dohle Corax auf die Suche nach dem Dieb. Viele der Erwachsenen verdächtigen Walburga, die am Waldrand lebt und nicht so richtig in die Dorfgemeinschaft zu passen scheint. Doch die Freunde sind sich sicher, dass die Vorurteile falsch sind, denn sie merken schnell: Es gibt immer mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Während ihrer spannenden Suche entdecken sie nicht nur alte Geheimnisse, sondern auch das traditionelle Handwerk der Köhlerei. Plötzlich gerät Leni in große Gefahr und ein Verdächtiger scheint gefunden. Doch dann kommt alles anders als gedacht. Können die Freunde es gemeinsam schaffen, den Täter zu stellen? Und welche Rolle spielen dabei die geheimnisvollen Schrazellöcher? Um das herauszufinden, müssen sie mutig sein, Vorurteile überwinden und lernen, um Hilfe zu bitten. Ein spannender Kinderkrimi ab 9 Jahren, über Zusammenhalt, (Gott-)Vertrauen und den Mut, sich den eigenen Ängsten zu stellen.

Susanne Ospelkaus wurde 1976 in Frankfurt (Oder) geboren. Sie ist gelernte Ergotherapeutin in der Pädiatrie, und arbeitet als Künstlerin mit Kindern und Jugendlichen. Sie organisiert Lesungen und Workshops, spricht in Schulen, auf Frauentreffen, in Hospizvereinen, Kirchen, Cafés und Bibliotheken. Als Autorin schreibt sie für Zeitschriften, Verlage und Radiosender. Dabei bringen sie die Begegnungen mit Menschen immer wieder zum Staunen darüber, wie faszinierend das Leben ist.
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KAPITEL 4


IM RATHAUS


Am nächsten Morgen holt Leni mich ab und wir laufen gemeinsam zur Schule. Anton ist schon fort. Er fährt mit dem Bus zum Gymnasium, das hinter dem Hausberg liegt. Solange man alles im Dorf machen kann, sind es kurze Wege. Aber wenn wir mal in eine Stadt wollen, müssen wir immer um den Hausberg herumfahren. Auf den schmalen, kurvigen Straßen geht das nur langsam. Erst wollten Lenis Eltern, dass ihre Tochter auf einer Privatschule lernt. Doch weil der Weg zu lang dauert, darf sie auf unsere Dorfschule gehen. Von der ersten bis zur vierten gibt es jeweils nur eine Klasse. Leni und ich gehen in die vierte. Zum Glück! Jetzt sind wir endlich die Großen und können in den Pausen bestimmen. Meistens spielen wir Fußball. Die Mädchen stellen wir ins Tor, doch leider bleiben sie da nicht. Sie wollen auch kicken und manche sind richtig gut. Leni gehört zu den besten Spielern. Sie ist sogar besser als ich.

Ich bin immer froh, wenn wir das Klassenzimmer verlassen. Wer sitzt schon gern am Tisch und schreibt? Heute machen wir einen Ausflug ins Rathaus. Das steht in der Mitte von Oberauf gleich neben der Feuerwehr, dem Teich und dem Maibaum.

Das Fach heißt Heimatunterricht. Ich finde es interessant, weil wir viel über die Natur, Geschichte und sogar über Politik lernen. Doch bevor es losgeht, erklärt die Lehrerin, was ein Bürgermeister alles macht. Wir dürfen ihm Fragen stellen und sagen, was wir uns für Oberauf wünschen. Ich wünsche mir eine Skateanlage. Leni wünscht sich ein Spaßbad. Wir haben ganz viele Ideen wie Springbrunnen, Karussell, Aquarium und Internet. Die Lehrerin meint, die Sache mit dem Internet sei ein Anliegen für alle. In Oberauf hat man ganz schlechten Empfang mit dem Handy – außer auf dem Friedhof. Zum Glück sind viele Dörfler bei der Freiwilligen Feuerwehr und die nutzen im Notfall Funkgeräte.

„Wenn wir in der Amtsstube des Bürgermeisters sind, darf jeder eine Frage stellen. Hört ihr? Eine Frage. Wer weiß, wie unser Bürgermeister heißt?“

Viele Hände gehen in die Luft, doch die Lehrerin nimmt mich dran, obwohl ich mich nicht gemeldet habe.

„Er heißt Pft-pft-pft.“

Alle Kinder lachen und ich werde rot. Natürlich heißt er nicht Pft-pft-pft, aber wie war sein echter Name?

Die Lehrerin nickt einem Mädchen zu.

„Er heißt Herr Aigner.“

„Genau. Aigner ist ein sehr alter Familienname, der sich von dem Eigner, also dem Eigentümer ableitet. Herr Aigner wird euch das Rathaus zeigen und über die Geschichte von Oberauf sprechen. Hört gut zu. Es wird dann eine Hausaufgabe geben.“

Alle Kinder stöhnen, und die Lehrerin stöhnt, weil wir stöhnen. Nach dem Gestöhne geht es endlich los. Wir kennen den Weg, trotzdem müssen wir in Zweierreihe durch das Dorf laufen. Das sieht total doof aus, fast als wären wir ein Kindergarten. Unsere Lehrerin ist immer übervorsichtig, vielleicht weil sie aus der Stadt kommt. Wir dürfen nicht rennen und klettern. Im Sommer dürfen wir nicht baden und im Winter nicht auf dem Teich Schlittschuh laufen.

Das Rathaus war früher mal ein Bauernhof. Man hat die Holzwände durch Glas ersetzt. Es sieht jetzt modern und wichtig aus. Am Mast flattern zwei Fahnen, die weiß-blaue Bayernflagge und unser Oberaufer Wappen – ein Berg mit einer Enzianblüte. Der Wind weht so stark, dass die Fahnen aneinanderklatschen.

Wir sind froh, als wir geschützt in der Rathaushalle stehen. Eine Frau begrüßt uns. Sie reicht jedem einen Kakao und eine Brezel. Aber wir dürfen nicht herumlaufen. Nun sitzen wir auf Stühlen und ich schaue mich um. In einer Vitrine hängen Landkarten. Sie sehen alt aus, die Ränder sind eingerissen, die Tinte verblasst. Es gibt sogar eine Landkarte aus rötlichem Metall mit Rillen und Buckeln und Vertiefungen, die wie Löcher aussehen. Ich müsste näher heran, um das Muster zu erkennen, aber ich habe noch Kakao in meiner Tasse.

Ein rhythmisches Geräusch weht über den Gang. Pft-pft-pft-pft-pft. Die Lehrerin fordert uns auf, die Tassen abzustellen. Sie hebt die Arme und dirigiert.

„Guuuuuten Mooooorgen Heeeeerr Aiiiiiiignerrrrrr.“

Breitbeinig stellt er sich vor uns hin, verschränkt die Arme hinter dem Rücken und bläht seinen Brustkorb auf wie ein Hahn. Dann rattern seine Worte über uns hinweg. Leni hebt den Arm und möchte etwas sagen, aber der Bürgermeister redet weiter und weiter. Als er fertig ist, wackelt Lenis Finger noch immer in der Luft.

„Wenn keine Fragen sind, dann darf sich jeder einen Keks in meinem Büro nehmen.“

Wir hasten zur Keksdose, nur Leni trottet mit schlaffen Armen hinterher.

Das Büro des Bürgermeisters ist ein großes Zimmer mit Schreibtisch, Stühlen und einem Gemälde. Am interessantesten ist der Tresor in der einen Ecke. Was da wohl drin ist? In der anderen Ecke steht ein wuchtiges Ding. Zwei Würfel, groß wie Kisten, wurden schief aufeinandergestellt. Ganz oben ist ein Dingsbums, das wie eine Gießkanne aussieht. Alles wurde weiß angestrichen.“

„Das ist Kunst“, flüstert die Lehrerin. „Es ist eine moderne Skulptur. Eine Frau.“

„Das soll eine Frau sein?“

„Pscht“, zischt die Lehrerin.

Ich finde das kantige Ding hässlich. Wenn ich im Kunstunterricht eine Figur mit Kastenbeinen und Gießkannenkopf malen würde, würde der Lehrer sie wegradieren.

Die anderen Kinder stehen am Schreibtisch. Jeder, der möchte, darf sich auf den Bürgermeisterstuhl setzen. Als Leni darauf thront, hebt sie wieder ihren Arm.

„Darf ich Sie etwas fragen?“

Der Bürgermeister lächelt. Sein Mund ist dünn und lang wie ein Bindfaden.

Leni holt Luft. Dann sagt sie ganz laut: „Was tun Sie gegen die Diebstähle?“

Sein Bindfadenlächeln verrutscht, und tiefe Falten bilden sich zwischen seinen Augen.

„Es gibt eine Verdächtige.“

„Eine Verdächtige? Es ist eine Frau?“, fragt Leni.

„Haltet schön die Augen offen. Hier ist eine sehr sonderbare Person unterwegs.“

Er lässt seinen Zeigefinger neben seiner Schläfe rotieren, damit wir wissen, dass die Person eine Schraube locker hat. Mit großen Augen schaut Leni ihn an. Sie weiß, wen er meint. Wir alle wissen, wen er meint.

Sie rutscht vom Stuhl. Der Bürgermeister will sich selbst daraufsetzen, aber Leni bleibt stehen und versperrt ihm den Weg. Ihre Wangen sind rot und ihre Augen blitzen.

„Walburga ist so lange unschuldig, bis man das Gegenteil beweisen kann.“

Sie stapft an ihm vorbei und wir halten vor Schreck die Luft an.

Die Lehrerin tapst unruhig von einem Bein auf das andere. Plötzlich sagt sie: „Erzählen Sie uns doch, wie Oberauf entstanden ist.“

Der Bürgermeister räuspert sich und rattert Jahreszahlen runter, aber ich höre nicht mehr zu. Ich stelle mir vor, dass ein Schatz im Tresor ist oder dass die hässliche Kastenfigur lebendig wird. Erst, als der Bürgermeister etwas über den Dreißigjährigen Krieg erzählt, bin ich aufmerksam.

„Vor über 500 Jahren haben die Schweden alles in Oberauf verwüstet. Früher hatten wir eine Burg. Könige kamen zur Jagd in unseren Forst.“

Einer reckt den Arm in die Höhe und schnippst mit dem Finger.

„Gibt es noch Schätze im Wald von den alten Königen?“

Der Bürgermeister stockt und blickt uns überrascht an. So sehe ich aus, wenn Mama mich beim Naschen erwischt.

Pft-pft-pft spricht weiter. „Nein, es gibt keine Schätze. Das sind nur Märchen. Habt ihr noch eine Frage?“

Mir fällt die Metallkarte aus dem Eingangsbereich wieder ein.

„Herr Aigner, was ist das für eine Karte und warum sind da so Punkte und Linien drauf?“

Er zögert, aber meine Lehrerin lächelt mir zu. Nachdem der Bürgermeister nicht antwortet, erzählt sie eifrig von sagenumwobenen Erdlöchern.

„Im Alpenvorland gab es geheimnisvolle Gänge. Sie wurden vor langer Zeit gegraben, aber keiner weiß, warum die Menschen das taten. Man nannte sie Schrazellöcher. Wie ihr sicher wisst, ist ein Schrazel ein Zwerg. Manche nannten es auch Seelengänge.“

Ihre Stimme wird immer leiser und tiefer, als würden wir am Lagerfeuer sitzen. „Man sagt, die Seelen der Verstorbenen wohnen in diesen Löchern.“

Gebannt hören wir zu. Ich...


Ospelkaus, Susanne
Susanne Ospelkaus, geboren 1976 in Frankfurt (Oder), schreibt für Kinder und Erwachsene.
Für ihre künstlerische Bildungsarbeit erhielt sie Stipendien und engagiert sich seitdem in Brennpunktschulen für Kreativität und Herzensbildung. Mit ihren Bühnenprogrammen ist sie mit anderen Künstlern im deutschsprachigen Raum unterwegs und bleibt ihrem Motto treu: Das Leben ist wertvoll.
Mit ihrer Familie lebt sie in Oberbayern.



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