E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Palmer Vorsicht, leicht entflammbar!
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7515-1371-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7515-1371-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dank ihres Halloweenkostüms hält der reiche Rinderbaron Rey sie bei ihrem ersten Treffen für eine Prostituierte. Amüsiert lässt Meredith ihn in dem Glauben. Ein folgenschwerer Fehler, wie sie schon bald erkennen muss. Denn sie hat sich leidenschaftlich in Rey verliebt ...
Die US-amerikanische Schriftstellerin Diana Palmer ist für ihre zahlreichen romantischen Liebes- und Familienromane bekannt, die seit 1979 veröffentlicht werden. Über 150 Bücher wurden von der erfolgreichen Autorin bisher verfasst, die weltweit gern gelesen werden. Der Roman 'Diamond Girl' wurde 1998 für das US-amerikanische Fernsehen verfilmt. Für ihr Werk erhielt sie bisher zahlreiche Auszeichnungen, ihre Romane stehen regelmäßig auf den US-amerikanischen Bestsellerlisten.
Vor ihrer Karriere als Schriftstellerin war sie 16 Jahre lang als Reporterin tätig. Ihr Interesse gilt den amerikanischen Ureinwohnern, derzeit studiert sie nebenbei Geschichte, sie strebt ein weiteres Universitätsdiplom an, und zwar möchte sie sich auf die Historie der amerikanischen Ureinwohner spezialisieren. Aktiv setzt sie sich für die Rechte der Ureinwohner ein, sie unterstützt Museen und historische Gesellschaften. Zu ihren vielen Hobbys zählen unter anderem die Archäologie, die Anthropologie, die Musik sowie die Astronomie.
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1. KAPITEL
Meredith Johns betrachtete mit wachsender Besorgnis die angeheiterten Partygäste in ihren bunten Halloween-Kostümen. Sie selbst trug ein Outfit, das noch aus ihren Collegetagen stammte. Obwohl sie recht gut verdiente, blieb kein Geld für Luxusausgaben wie ein Faschingskostüm übrig, denn sie musste vorsichtig wirtschaften, um die laufenden Kosten für das Haus zu bezahlen, in dem sie mit ihrem Vater wohnte.
Die letzten paar Monate waren ein wahrer Albtraum gewesen, und sie hatten ihre Spuren bei ihr hinterlassen. Sie müsse mehr unter die Leute gehen hatte Jill, eine Kollegin, zu ihr gesagt – ganz besonders nach ihren schrecklichen Erlebnissen. Meredith hatte gezögert, da ihr Vater erst seit drei Tagen wieder zu Hause war, aber Jill hatte darauf bestanden. Und so hatte Meredith das einzige Kostüm angezogen, das sie besaß – eine schlechte Wahl in vielerlei Hinsicht –, und war die drei Straßen bis zu Jills Apartment zu Fuß gegangen.
Die Woche war sehr anstrengend gewesen, und Meredith hatte in der Tat etwas gebraucht, was sie von ihren Problemen ablenkte. Das gewalttätige Benehmen ihres Vaters zehrte an ihren Nerven. Beide trauerten sie noch, aber ihr Vater hatte sich die Tragödie sehr viel mehr zu Herzen genommen. Er fühlte sich verantwortlich für alles, was geschehen war, hatte seine Arbeit als College-Professor aufgegeben und sich von einem ruhigen, konservativen Mann in einen Alkoholiker verwandelt. Meredith hatte alles versucht, um ihn zu einer Therapie zu überreden, aber er weigerte sich. Vor Kurzem war er nach einer besonders schlimmen Nacht im Gefängnis gelandet, aber drei Tage später war er wieder entlassen worden und hatte sich als Erstes eine neue Flasche Whiskey besorgt. Und nach der Party würde Meredith sich ihm wieder stellen müssen. Er hatte sie ermahnt, ja nicht zu spät zu kommen. Als ob sie jemals zu spät käme.
Sie sah gedankenverloren vor sich hin, während sie an ihrer Limonade nippte. Sie vertrug Alkohol nicht sehr gut, und sie war hier so fehl am Platze wie eine Tasse Tee in einem Weinkeller. Und zu allem Übel zogen ihr Kostüm und ihr blondes Haar, das sie ausnahmsweise heute einmal offen trug, viel zu viel ungewünschte Aufmerksamkeit auf sich. Andererseits hatte sie doch nicht in normaler Straßenkleidung zu einem Kostümfest kommen können.
Sie befreite sich von einem eindeutig angetrunkenen Kollegen, der ihr das Schlafzimmer der Gastgeberin zeigen wollte, und machte sich auf die Suche nach Jill. Sie bedankte sich für die Einladung, schützte Kopfschmerzen vor und schlüpfte unbemerkt aus der Wohnung. Als sie auf der Straße stand, atmete sie tief die frische, kühle Luft ein.
Sie hatte gehofft, dass ihr die Party Spaß machen würde. Vielleicht hätte sie ja einen Mann kennenlernen können. In letzter Zeit hatte sie es aufgegeben, irgendjemanden für sich zu interessieren. Sie hatte einfach zu viele Sorgen, um sich auf eine Beziehung zu konzentrieren, und sie hatte sich noch immer nicht von ihrem Verlust erholt.
Sie war schon ein paar Schritte gegangen, da ließ ein seltsames Geräusch sie aufhorchen. Wieder bedauerte sie ihr freizügiges Kostüm. Zumindest hätte sie sich einen Mantel überziehen können. Kein Wunder, dass der sonst sehr höfliche, liebenswürdige Kollege eine obszöne Bemerkung gemacht hatte. Sie schlang die Arme um sich und hoffte, damit genügend nackte Haut zu bedecken und niemanden auf dumme Gedanken zu bringen. Aber ihr Rock war sehr kurz und eng. Dazu trug sie eine Netzstrumpfhose, Schuhe mit extrem hohen Absätzen, eine tief ausgeschnittene Bluse und eine knallrosa Federboa. Das blonde Haar fiel ihr bis über die Schultern, und ihr Make-up hätte für eine ganze Mädchenschule gereicht. Sie war als Revuegirl zur Party gegangen, aber im Moment erinnerte sie wohl eher an ein Straßenmädchen.
Als sie jetzt um eine Ecke kam, bemerkte sie zwei Gestalten, die sich über einen auf der Straße liegenden Mann beugten.
Sie zögerte nicht lange. „He! Was macht ihr da?“, schrie sie so laut sie konnte und lief auf sie zu, wobei sie mit den Armen wedelte und Drohungen ausstieß.
Wie sie erwartet hatte, war die Überraschung für die beiden groß genug, um sie in die Flucht zu schlagen. Ohne sich auch nur ein einziges Mal nach ihr umzusehen, sprangen sie auf und rannten davon. Angriff ist die beste Verteidigung, dachte Meredith leicht amüsiert. Es war nur ein Bluff, aber sie hatte oft erlebt, dass er wirkte, selbst wenn eine zierliche Frau wie sie ihn anwandte.
Sie hockte sich neben den am Boden liegenden Mann und untersuchte ihn, so gut es ihr beim schwachen Straßenlicht möglich war. Vermutlich hat er eine Gehirnerschütterung, dachte sie, als sie behutsam seinen Kopf abtastete und Feuchtigkeit fühlte. Blut. Er war von seinen Angreifern auf den Kopf geschlagen und vielleicht auch beraubt worden. Sie griff unter seine Jacke und fand etwas Kleines, Eckiges an seinem Gürtel.
„Aha“, sagte sie erleichtert und zog das Handy heraus. Ein so gut gekleideter Mann wie er musste auch damit ausgestattet sein. Sie wählte den Notruf und gab der Telefonistin ihren Standort und das Befinden des Verletzten durch. Während sie dann auf den Rettungswagen wartete, setzte sie sich auf den Bürgersteig und hielt die Hand des Mannes.
Er stöhnte und versuchte, sich zu bewegen.
„Nicht“, sagte sie. „Sie müssen ruhig liegen bleiben, bis der Krankenwagen kommt.“
„Mein Kopf … tut weh.“
„Das glaube ich Ihnen. Sie haben eine Riesenbeule am Hinterkopf. Ist Ihnen übel? Sind Sie müde?“
„Übel“, brachte er mühsam hervor.
„Nicht bewegen.“ Sie lauschte auf die Sirene, und tatsächlich, da hörte sie sie schon. Das Krankenhaus lag nur wenige Blocks von hier entfernt. Der Mann, wer immer er war, hatte Glück. Kopfverletzungen konnten sich als sehr gefährlich erweisen.
„Meine … Brüder“, stammelte er. „Hart … Ranch. Jacobsville, Texas.“
„Ich sorge dafür, dass sie benachrichtigt werden“, versprach sie.
Er umklammerte fest ihre Hand, als kämpfe er dagegen an, das Bewusstsein zu verlieren. „Gehen … Sie nicht“, brachte er hervor.
„Nein. Ich verspreche es Ihnen.“
„Engel“, flüsterte er, holte tief und zitternd Luft und versank wieder in den Dämmerzustand, dem er nur kurz entkommen war.
Der Krankenwagen bog um die Ecke, und die Scheinwerferkegel erfassten Meredith und ihren Patienten. Sie stand auf, als eine Krankenschwester und der Fahrer ausstiegen und auf sie zugelaufen kamen.
„Er hat eine Kopfverletzung“, klärte Meredith sie auf. „Sein Puls ist langsam, aber fühlbar. Er ist ansprechbar, hat ein Übelkeitsgefühl, und seine Haut fühlt sich feucht an. Wahrscheinlich eine leichte Gehirnerschütterung.“
„Kenne ich Sie nicht?“, fragte die Schwester, und plötzlich hellte sich ihre Miene auf. „Ach ja, Sie sind die Johns!“
„Genau“, erwiderte Meredith mit einem verlegenen Lächeln. „Ich muss ja berühmt sein.“
„Na ja, eher Ihr Vater.“
Meredith seufzte. „Stimmt, er hält sich in letzter Zeit sehr viel in Krankenwagen auf.“
„Und was ist hier passiert? Haben Sie etwas gesehen?“
„Ich habe mit meinem Geschrei zwei Männer davongejagt, die sich gerade über ihn beugten. Ich weiß nicht, ob sie es waren, die ihn niedergeschlagen haben. Wie ist Ihre Diagnose?“, fragte sie, als die Schwester den Mann prüfend betastete.
„Auf jeden Fall hat er eine Gehirnerschütterung“, stimmte sie zu. „Gebrochen hat er sich nichts, aber er hat am Hinterkopf eine Beule, die ist so groß wie unsere Staatsschulden. Wir nehmen ihn mit. Wollen Sie mitfahren?“
„Ich glaube, ich sollte.“ Sie wartete, bis sie den Mann auf die Trage gelegt hatten. Er war immer noch bewusstlos. „Ich bin aber nicht gerade passend für einen Besuch im Krankenhaus angezogen.“
Die Krankenschwester warf ihr einen amüsierten Blick zu. „Weiß der Boss, dass Sie schwarzarbeiten?“, witzelte sie.
„Es ist natürlich ein Kostüm. Jill Baxley gibt eine Halloween-Party und hat mich eingeladen.“
Die Schwester hob die Augenbrauen. „Jills Partys sind berüchtigt.“
„Deshalb bin ich ja auch eher gegangen. Zum Glück.“
Die Schwester nickte. „So, wie er zugerichtet ist, hätte er sterben können, wenn Sie ihn nicht rechtzeitig gefunden hätten.“
Meredith stieg in den Rettungswagen und setzte sich auf die Bank neben der Trage, während der Fahrer schon aufs Gaspedal trat und die Schwester im Krankenhaus anrief, um die Notaufnahme vorzubereiten. Das wird eine lange Nacht, dachte Meredith besorgt. Ihr Vater würde toben, wenn sie so spät nach Hause kam, und sie wieder einmal mit ihrer Mutter vergleichen. Auch sie war gern auf Partys gegangen und bis in die frühen Morgenstunden geblieben, manchmal sogar mit anderen Männern. Gerade in letzter Zeit sprach er öfter davon und schien dann seine ganze Verachtung auf die Tochter zu übertragen. Kaum auszudenken, was geschehen könnte, wenn sie erst am nächsten Morgen zurückkehrte. Andererseits konnte sie den fremden Mann unmöglich allein lassen. Sie hatte ihm versprochen, bei ihm zu bleiben, und wollte ihn nicht enttäuschen.
Der Verletzte wurde in der Notaufnahme vom diensthabenden Arzt untersucht, und auch der diagnostizierte eine Gehirnerschütterung. Der Mann war fast während der ganzen Fahrt bewusstlos gewesen, nur einmal wachte er kurz auf. Er sah Meredith an, lächelte und schloss seine große Hand um ihre Finger.
Seine Familie musste benachrichtigt werden, und...