Parsons | Seelengrund | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 395 Seiten

Parsons Seelengrund

Roman
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96148-405-8
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Roman

E-Book, Deutsch, 395 Seiten

ISBN: 978-3-96148-405-8
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Wer Vergebung sucht, beschwört das Verderben herauf: der psychologische Thriller »Seelengrund« von Julie Parsons jetzt als eBook bei dotbooks. Sie ist wohlhabend, hoch angesehen - und schrecklich allein. Vor 25 Jahren hat Lydia Beauchamp den größten Fehler ihres Lebens begangen: Als ihre Tochter zu ihr kam, schwanger und verzweifelt, hat sie Grace nicht mit offenen Armen empfangen, sondern davongejagt. Diese Schuld lastet schwer auf Lydias Seele. Ist es nun, am Ende ihres Lebens, zu spät, um Grace zu suchen? Als Lydia dem charmanten Adam begegnet, schöpft sie Hoffnung: Der junge Mann wird Grace für sie finden und ihre Tochter endlich nach Hause bringen! Lydia ahnt nicht, welche Abgründe Adam hinter seinem freundlichen Lächeln verbirgt - und was für einem eiskalten Psychopathen sie ihr Vertrauen geschenkt hat ... Drei Menschen, drei Leben und ein grausames Geheimnis: »Das fesselnde, alles durchdringende Gefühl der Bedrohung macht diesen Thriller zu etwas Besonderem.« Irish Independent Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Eiskönigin« von Julie Parsons, der irischen Königin der Psycho-Spannung. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Julie Parsons wurde 1951 als Tochter irischer Eltern in Neuseeland geboren. Sie war noch ein Kind, als ihr Vater unter ungeklärten Umständen auf hoher See verschwand - ein Trauma, das sie nie loslassen sollte: »Ich werde niemals herausfinden, was mit meinem Vater geschehen ist, und vielleicht erzähle ich auch deswegen Geschichten, in deren Mittelpunkt Geheimnisse stehen - um sie selbst aufklären zu können.« Julie Parsons studierte in Dublin und arbeitete später als Radio- und TV-Produzentin, bevor sie als Schriftstellerin erfolgreich wurde. Ihr Debüt »Mörderspiel«, auch bekannt unter dem Titel »Mary, Mary«, wurde in 17 Sprachen übersetzt und ein internationaler Bestseller. Julie Parsons lebt heute in der irischen Hafenstadt Dun Laoghaire. Die Autorin im Internet: www.julieparsons.com Bei dotbooks veröffentlichte Julie Parsons ihre psychologischen Thriller »Mörderspiel«, »Todeskälte«, »Giftstachel«, »Eiskönigin«, »Seelengrund« und »Sündenherz«.
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Kapitel 2


Lydia hatte seinen Schopf gesehen, sein helles Haar, das in der Nachmittagssonne fast golden glänzte. Während er sich jetzt am Wasserhahn das Gesicht wusch und das Wasser auf seine Kleider tropfte, sah sein Haar allerdings stumpf und eher braun aus, denn in dem umfriedeten Garten war es plötzlich schattig geworden. Aber als er mit Überraschung und Beklemmung auf seinen Zügen zu ihr aufsah, schnell vor ihr zurückwich und dann genau in einem Sonnenfleck stand, sah sie, wie es wieder glänzte. Fein, makellos und gelb. Das Haar ihrer Tochter. Graces Haar. Und ein Lächeln, das dazu passte. Ein Lächeln, das sie innehalten und den zornigen Wortschwall aus ihrem Mund stocken ließ. So standen sich die alte Frau und der junge Mann in der Stille gegenüber, bis plötzlich ein Vogel sehr laut zu singen begann.

Sie war im oberen Stockwerk gewesen, als sie ihn zuerst erblickte. Das Klingeln des Telefons hatte sie von ihrem Stuhl, ihrem Drink und dem Buch weggerufen, und als sie in die Diele eilte, um abzunehmen, hatte sie plötzlich das Gefühl, es sei dringend. Aber es war nichts Wichtiges. Eine Anfrage von einem Hotel aus der Umgebung, wann der Garten für die Öffentlichkeit zugänglich sei. Man habe dort ein amerikanisches Paar unter den Gästen, das von der Sammlung empfindlicher Staudengewächse der Beauchamps gehört hatte. In einer im Flugzeug ausliegenden Zeitschrift hatten sie die Fotos gesehen.

»Morgen«, sagte sie. »Morgen früh. Sagen Sie ihnen, sie sollen um elf kommen. Dann biete ich nach der Führung Kaffee und frisch gebackene Scones an.«

Aber als sie mit dem Telefon in der Hand in der Diele stand und auf die Stimme am anderen Ende horchte, ergriff sie eine so schmerzliche Einsamkeit, ein solches Gefühl des Verlassenseins, dass sie nach dem Anruf schnell die Treppe hinauf und in ihr Schlafzimmer im vorderen Teil des Hauses lief, sich einen Moment auf einen Stuhl am Fenster setzte und sich in dem hohen Spiegel mit dem Goldrahmen am anderen Ende des Zimmers betrachtete. Sie wollte sich nur vergewissern, dass sie noch die Frau war, die sie immer schon gewesen war. Klein, geschmeidig und stark. Das Haar war früher schwarz gewesen, jetzt mischten sich graue Strähnen dazwischen, aber es legte sich immer noch dick und lockig über der Stirn nach hinten. Das war noch ihr eigenes Gesicht, das waren die vertrauten Züge unter der das Alter verratenden Haut. Und sie hatte noch die vollen Lippen ihrer jungen Jahre. Als sie aufstand, den Lippenstift von der Frisierkommode nahm und damit ihren Mund betupfte, um die Farbe aufzufrischen, dann die Lippen fest zusammenpresste, schweifte ihr Blick von ihrem Spiegelbild über die Baumwipfel hin über den Fluss dahinter und den Himmel darüber, und sie sah dort unten eine Bewegung, irgendeine ungewohnte Bewegung. Und als sie ans Fenster trat, um besser sehen zu können, entdeckte sie den Kopf, blond und hell, der sich zwischen den Bäumen und Büschen vom Haus fortbewegte.

Und der Gedanke stahl sich in ihr Bewusstsein, der freudige Gedanke, dass der blonde Schopf, der durch den Garten huschte, der von Grace sein könnte. Von ihrer schönen Grace, ihrer Tochter Grace.

Sie presste die Hände gegen die Fensterscheibe und lehnte auch den Kopf daran. Ihr Atem beschlug das Glas, und sie trat zurück und wischte es ab. Jetzt hatte sie den Kopf aus den Augen verloren. Wer immer es war, war aus ihrem Blickfeld geraten und hinter den höchsten Bäumen verschwunden, den Buchen, die in einem dichten Gehölz zwischen dem Haus und dem Ufer standen.

Sie ging zur Tür. Der Treppenabsatz war von der hellen Nachmittagssonne beschienen. Die Türen zu den anderen Räumen standen offen wie immer Sie ging daran vorbei, ihr Schritt war noch leicht und schnell, obwohl sie das Gefühl hatte, sie müsste sich an die Wand lehnen, um Luft zu bekommen, so stark war der Schmerz, der sie durchzuckte, als sie nach rechts und links auf die Zimmer blickte, wo die Betten gemacht waren, die Böden sauber, die Regale abgestaubt. Bereit für die, die sie erwarteten.

Draußen war es noch warm. Sie beugte sich hinunter, um ihr Glas zu nehmen. Das Eis war geschmolzen. Sie neigte den Kopf, hob es an den Mund und trank. Dann stand sie mit dem Glas in der Hand einen Augenblick da und sah über den Rasen zu den Bäumen hin, die zwischen dem Haus und dem Fluss standen. Sie sah Grace die Araukarie hochklettern, deren schuppige Äste ihre nackten Beine zerkratzten. Und Alex breitete die Arme aus, um sie aufzufangen, als sie sprang. Seine Hände strichen über ihre Oberschenkel. Alex mit seinem von der Sommersonne gebleichten Haar, dem breiten Lächeln und seinen hellen blauen Augen, um die sich Fältchen legten, wenn er ins Licht sah. Sie schloss die Lider vor dieser Erinnerung, öffnete sie wieder und dachte: Alex ist tot, Grace ist fort. Nur ich bin noch hier, ganz allein. Sie breitete die knorrigen Hände mit den Altersflecken aus, die faltig und gerötet waren. Und drehte sie um, betrachtete die dicken blauen Adern, die an den Handgelenken entlangliefen, und die Falten, die sich tief in ihre Handflächen eingegraben hatten. Sie ballte die Hände zu Fäusten, entfernte sich vom Haus und ging den Weg entlang auf einen kleinen Schuppen zu, der etwas abseits stand. Sie trat hinein, nahm einen Spaten und schwang ihn hin und her, als sie wieder zurück über den Rasen und zwischen den Bäumen hindurchging.

Und dann sah sie den jungen Mann wieder, der in ihren Garten eingedrungen war. Er machte keinen Versuch, sich zu verstecken, sondern ging mit sicheren, leichten Schritten vor ihr her. Sie blieb zurück und beobachtete ihn, sah ihn in dem kleinen Gräberfeld, wie er sich auf das Grab ihres Mannes legte. Sie wartete ab, was er als Nächstes tun würde, und bemerkte, als er weiterging, in seinen Bewegungen eine Dringlichkeit und Unruhe, eine plötzliche Spannung, der jetzt alle Sorglosigkeit fehlte, so wie er die Schultern hochzog und die Fäuste ballte. Sie blieb zurück und sah zu, wie er das Tor zum Küchengarten aufstieß. Und sie beobachtete, wie er sich zwischen die Himbeersträucher drängte, seine Hände und das Gesicht rot vom Saft wurden und er auf Händen und Knien nach Erdbeeren suchte. Und dann wurde ihr klar, dass er sie an jemanden erinnerte – nur an wen, oder an was? Sein Haar war wie das von Grace, aber er hatte noch etwas anderes an sich. Eine Art nobler Heiterkeit, mit der er den Garten durchstreifte. An wen erinnerte sie das? Sie konnte es nicht benennen oder ein Gesicht damit in Verbindung bringen. Aber irgendwo in ihrer Erinnerung war es präsent.

Als sie mit dem Spaten auf den Boden schlug, hörte er sie nicht. Sie sah zu, wie er die Hand auf den Wasserhahn legte und ihn aufdrehte. Sie wartete zwei Minuten, nur, bis er genug getrunken hatte, dann begann sie so schnell sie konnte auf dem Plattenweg auf ihn zuzugehen; sie straffte die Schultern, atmete tief ein, und ein gerechter Zorn erfüllte sie. Bis sie bei ihm war, war sie so weit, dass sie laut rief:

»Wer sind Sie? Was wollen Sie hier? Wieso zum Teufel glauben Sie, Sie könnten einfach in meinen Garten spazieren und sich mein Obst nehmen? Antworten Sie mir, hören Sie, bevor ich Sie rausschmeiße. Antworten Sie!«

Sie sah die plötzliche Panik auf seinem Gesicht – und dann das Lächeln, diese langsame Bewegung seines Mundes, die ihre Worte ausbremste, sie abstellte, so dass sie stumm war, genauso stumm wie er selbst.

Sie saßen in der großen Küche im Kellergeschoss, wo sie Tee aus einer geblümten Porzellankanne eingoss und Kekse anbot, die halb mit dunkler Schokolade überzogen waren. Er nahm einen, und als sie darauf bestand, auch einen zweiten. Eine kleine getigerte Katze döste auf ihrem Schoß. Er hätte auch gerne geschlafen, hätte gern seinen Kopf auf den Tisch gelegt und sich treiben lassen.

Er hatte sein Lächeln eingesetzt. Seine Oma hatte immer gesagt: Vergiss dein Lächeln nicht. Es ist dein größter Vorzug. Und sie hatte recht gehabt. Wie mit so vielem. Er hatte der alten Dame mit dem wirren schwarzgrauen Haar, die den Spaten wie eine Waffe in der Hand hielt, zugelächelt, und sie hatte sein Lächeln erwidert, stellte dann den Spaten an die Wand und wandte den Blick ab.

Er hob entschuldigend die Hand und sagte: »Tut mir leid, wenn ich Sie beunruhigt habe. Das war nicht meine Absicht. Ich hatte nicht vor, in Ihr Eigentum einzubrechen. Aber dieser Ort hier«, er wies auf alles um ihn herum, »er ist so schön.« Und wieder lächelte er und sagte: »Ich heiße Adam, Adam Smyth.«

Sie lächelte ihm ebenfalls zu und nahm seine Hand. Ihr Händedruck war fest, die Handfläche kühl und der Klang ihrer Stimme klar und kräftig.

»Und mein Name ist Lydia Beauchamp. Sehr angenehm.« Hier im Halbschatten war es kühl, aber nicht kalt. Er rutschte auf seinem Stuhl zur Seite, und die Stuhlbeine kratzten auf dem gefliesten Boden. Er grinste bedauernd. Sie nickte, sagte aber nichts. Eine Uhr schlug irgendwo im Haus. Es war ein hübscher, melodischer Klang. Er trank von seinem Tee und aß noch einen Keks. Sie beobachtete ihn genau. Er hatte ganz merkwürdige Augen. Das linke war von einem kalten Grünblau, wie Wasser unter Eis, und das rechte leicht haselnussbraun mit dunklen Pünktchen wie ein Stück russischer Bernstein. Er erwiderte ihren Blick. Sie bot ihm die Schale mit Schokoladenkeksen an. Ihre Hände hatten immer noch eine gewisse Eleganz. Sie trug einen Ring mit einem dunkelroten Siegel am linken kleinen Finger. Am Ringfinger saß ein Ehering, ein breiter Reif aus buttergelbem Gold. Als sie ihre Hand bewegte, rutschte er bis zum Fingergelenk hoch und dann wieder zurück. Am Handgelenk trug sie einen einfachen Goldreif und um den faltigen Hals eine schwere Kette vom gleichen Farbton und der gleichen Qualität wie ihr Ehering.

»Wie haben Sie uns denn gefunden?...



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