Paulitsch / Karwautz | Grundlagen der Psychiatrie | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 370 Seiten

Paulitsch / Karwautz Grundlagen der Psychiatrie

E-Book, Deutsch, 370 Seiten

ISBN: 978-3-8463-5247-2
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Ausgehend von einer Einführung in psychiatrische Konzepte und deren historische Entwicklungen wird im allgemeinen Teil dieses Lehrbuchs auch ein Überblick zu Einrichtungen und Behandlungsmethoden für PatientInnen mit psychischen Störungen vermittelt. Im speziellen Teil werden konkrete psychiatrische Krankheitsbilder sowie deren Diagnose- und Therapiemethoden dargestellt. Dazu zählen beispielsweise Depressionen, Angsterkrankungen, Schizophrenie, Ess- oder Persönlichkeitsstörungen. Durch den praxisnahen und strukturierten Aufbau eignet sich das Buch sowohl als Lernbehelf für die Ausbildung wie auch als Nachschlagewerk. Ergänzt durch Fotografien von Ausdrucksformen psychischer Störungen, bildet dieses Werk eine anschauliche Einführung in die Psychiatrie.
Paulitsch / Karwautz Grundlagen der Psychiatrie jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Vorwort zur 2. Auflage 15
Vorwort 17
Geleitwort 19
I Einführung 17
1 Begriffsbestimmung 17
2 Historische Aspekte 20
II Versorgungsstrukturen in der Psychiatrie 26
1 Reformen in der Psychiatrie 26
3 Zwangsmaßnahmen in der Psychiatrie und rechtliche Rahmenbedingungen 34
III Therapieverfahren 38
1 Psychopharmakotherapie 38
2 Andere biologische Therapieverfahren 51
3 Psychotherapie in der Psychiatrie 54
4 Ergotherapie und Soziotherapie 64
IV Ursachen von psychischen Störungen 66
1 Begriffsdefinition 66
2 Risikofaktoren und prädisponierende Faktoren 68
3 Modelle psychischer Störungen 71
V Grundlagen der psychiatrischen Diagnostik 80
1 Einleitung 80
2 Psychopathologie 83
3 Grundlagen von modernen Diagnosesystemen (ICD-10, DSM-5) 100
4 Krankheitsanamnese und Exploration 105
5 Zusatzbefunde in der Psychiatrie 109
VI Schizophrenie und sonstige psychotische Störungen 115
1 Schizophrenie 115
2 Schizoaffektive Störung 130
3 Akute psychotische (schizophreniforme) Störung 131
4 Schizotype Störung 132
5 Wahnhafte Störung 133
6 Puerperalpsychose (früher „Stillpsychose“) 134
VII Affektive Störungen 136
1 Depressionen 136
2 Bipolare affektive Störungen 152
VIII Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen 163
1 Angststörungen 164
2 Zwangsstörung 178
3 Psychische Reaktionen auf Belastungen 183
4 Dissoziative Störungen 190
5 Somatoforme Störungen 196
IX Essstörungen 204
1 Einleitung 204
2 Häufigkeit und Ursachen von Essstörungen 204
3 Klinik und Klassifikation 206
4 Früherkennung und Warnsignale 211
5 Therapie 212
6 Prävention 214
X Schlafstörungen und sexuelle Störungen 215
1 Schlafstörungen 215
2 Sexuelle Störungen 220
XI Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen 230
1 Spezifische Persönlichkeitsstörungen 230
2 Sonstige Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen 244
3 ADHS bei Erwachsenen 248
XII Suizidalität 250
1 Begriffsbestimmung 250
2 Häufigkeit 251
3 Ursächliche Faktoren von Suizidalität 252
4 Beurteilung der Suizidalität 256
5 Therapie 257
XIII Alkohol-, Drogen- und Medikamentenabhängigkeit 260
1 Begriffe und Klassifikation 260
2 Alkoholabhängigkeit 263
3 Drogenabhängigkeit 272
4 Benzodiazepinabhängigkeit 283
5 Nikotinabhängigkeit 285
XIV Organische psychische Störungen 288
1 Demenz 288
2 Delir (Akute organische Störung) 298
3 Organisches Psychosyndrom (OPS) 302
XV Intelligenzminderung 305
1 Einleitung 305
2 Häufigkeit und Ursachen von Intelligenzminderung 305
3 Klassifikation und Klinik 307
4 Abgrenzung zu anderen Störungen 308
5 Therapie 309
XVI Kinder- und Jugendpsychiatrie 311
1 Einleitung 311
2 Ursachen kinderpsychiatrischer Störungen 312
3 Diagnostik und Klassifikation von Störungen in der Kinderund Jugendpsychiatrie 315
4 Therapeutische Prinzipien 318
5 Psychische Krankheiten und Störungen des Kindes- und Jugendalters 319
Literatur 343
Sach- und Personenregister 357


IEinführung
K. Paulitsch 1Begriffsbestimmung
Als Psychiatrie, abstammend von Seele (griech. psyche) und ärztliche Heilkunde (griech. iatreia), bezeichnet man die Lehre vom Erforschen, Diagnostizieren und Behandeln psychischer Störungen und Erkrankungen. Das früher auch als Seelenheilkunde bezeichnete medizinische Fach wird von ÄrztInnen praktiziert und steht in Beziehung zu anderen Disziplinen, wie Neurologie, Biologie, Genetik, Psychologie, Soziologie, Verhaltensforschung, Psychotherapie, Pflegewissenschaften etc. Die Berücksichtigung sowohl von biologischen als auch von psychosozialen Faktoren ist für das Wesen der Psychiatrie kennzeichnend. Dieser Ansatz wird u. a. als „mehrdimensional“, „biopsychosozial“ oder „pluridimensional“ bezeichnet. Jede „unidimensionale“ Arbeitsweise hat dennoch ihre Berechtigung und dient dazu, die verschiedenen Dimensionen und deren Beziehungen zueinander zu erfassen, statt sie zu verleugnen. Folgende methodische Ansätze, Teilbereiche und Forschungsgegenstände können differenziert werden: Die Psychopathologie ist die Lehre von der Beschreibung des gestörten Erlebens, Befindens und Verhaltens. Ihre Aufgaben sind das Erkennen, Ordnen und Beschreiben von psychischen Erkrankungen (deskriptive Psychopathologie), bezogen auf die inneren Zusammenhänge und zwischenmenschlichen Vorgänge (verstehende, dynamische Psychopathologie). Methoden der Psychopathologie sind das fachliche Gespräch und die genaue Verhaltensbeobachtung von Personen mit psychischen Störungen. Die biologische Psychiatrie beschäftigt sich mit den biologischen Grundlagen von psychischen Störungen und bedient sich u. a. biochemischer, anatomischer, neurophysiologischer, psychophysiologischer, genetischer und chronobiologischer Ansätze. Dieser Teilbereich der Psychiatrie hat durch die Entdeckung der Neurotransmitter, die Entwicklung von Psychopharmaka und durch neue radiologische Darstellungen des Zentralnervensystems außerordentliche Fortschritte erzielt und gilt derzeit als größter psychiatrischer Forschungsbereich. Die Sozialpsychiatrie befasst sich mit der Häufigkeit psychischer Störungen sowie deren soziokulturellen Bedingungen und richtet ihr Augenmerk auf die Beziehung zwischen Krankheit und Gesellschaft. Im besonderen Blickfeld des Interesses stehen die Auswirkungen von Familienstrukturen, Gewalt oder sozioökonomischen Verhältnissen auf die seelische Entwicklung. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie ist mit der Erforschung und Therapie von psychischen Störungen von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen befasst und unterscheidet sich in deren Ansätzen nicht von jenen der übrigen Psychiatrie. Als mittlerweile selbstständiges medizinisches Fachgebiet wird sie in einem eigenen Kapitel dargestellt (siehe Kapitel XVI). Die Gerontopsychiatrie (Alterspsychiatrie) ist die ärztliche Seelenheilkunde des höheren Lebensalters und beschäftigt sich mit den in diesem Alter besonders häufig auftretenden psychischen Krankheiten, wie demenzielle und delirante Syndrome oder depressive Störungen. Durch die gesteigerte Lebenserwartung des Menschen ist die Bedeutung dieses Teilbereichs in den letzten Jahren gestiegen. Die forensische Psychiatrie gilt als Grenzgebiet zwischen Psychiatrie und Rechtsfragen und befasst sich mit juristischen Aspekten psychischer Erkrankungen. Im Zentrum stehen Fragen der strafrechtlichen Verantwortlichkeit, Geschäfts- und Testierfähigkeit, freien Willensbestimmung (Erwachsenenvertretung, Vollsorgevollmacht, Sachwalterschaft) und der Unterbringung in eine psychiatrische Abteilung ohne Zustimmung des Betroffenen. Die Neurologie ist die Lehre von organisch fassbaren Erkrankungen des Nervensystems, wie beispielsweise Schlaganfälle, Tumore des Gehirns, Multiple Sklerose oder Wurzelkompressionssyndrome nach Bandscheibenvorfällen. Neurologie und Psychiatrie fasste man bis vor wenigen Jahren als „Nervenheilkunde“ zusammen, da das Nervensystem des Menschen als der wesentliche Forschungsgegenstand verstanden wurde. Durch die Fülle der neuen Erkenntnisse und anderer Zugänge wurden die Fächer voneinander differenziert und zu eigenen medizinischen Bereichen. Die Psychosomatik ist kein selbstständiges Fach, sondern eine ganzheitliche Betrachtungsweise, welche die körperlichen und seelischen Faktoren aller Erkrankungen des Patienten in ihrer Entstehung, Aufrechterhaltung und Behandlung umfasst. Neuere Erkenntnisse haben die Vorstellung von „psychosomatischen“ Erkrankungen relativiert, da seelische und biologische Faktoren bei allen Erkrankungen untrennbar miteinander verbunden sind. Die Psychologie ist die Lehre von normalen seelischen Vorgängen, wie dem Erleben und Handeln des Menschen unter unterschiedlichen körperlichen, biografischen, soziologischen, ökologischen und kulturellen Bedingungen. Für die Psychiatrie sind Entwicklungspsychologie, Tiefenpsychologie und Psychodiagnostik von besonderem Interesse. Der Beruf der Psychologin/des Psychologen erfordert ein eigenes akademisches Studium. Die Psychotherapie kann als Teilbereich der psychiatrischen Behandlung betrachtet werden und stellt eine Therapie von psychischen Störungen mit psychologischen Mitteln dar. Als ein bewusster und geplanter interaktiver Prozess zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen oder Leidenszuständen aller Art hat sich die Psychotherapie in vielen Bereichen des Gesundheitswesens als wichtige Behandlungsform etabliert. Die Ausübung ist an eine spezielle Ausbildung gebunden und gesetzlich geregelt. Zu den einzelnen Verfahren und Schulen zählt man u. a. die Psychoanalyse, die Verhaltenstherapie oder die systemische Familientherapie (siehe Kapitel III, 3). Die Epidemiologie beschäftigt sich als Grundlagenwissenschaft mit der Häufigkeit und den soziologischen Bedingungen von psychischen Störungen. Unter Prävalenz versteht man die Gesamtzahl aller Krankheiten oder Störungen einer definierten Gruppe zu einem bestimmten Zeitpunkt. Inzidenz definiert die Häufigkeit von neu aufgetretenen Krankheiten innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Moderne Epidemiologie versucht, Untersuchungsergebnisse und Ansätze aus unterschiedlichen Forschungsgebieten zu integrieren. 2Historische Aspekte
Die ersten Aufzeichnungen über psychische Krankheiten reichen bis in die Antike zurück. Der griechische Arzt Hippokrates (460–370 v. Chr.) beschrieb bereits Krankheitsbilder, die mit heutigen psychischen Störungen vergleichbar sind, und gilt als Begründer der Vier-Säfte-Lehre. Diese humoralpathologische Vorstellung beschreibt beispielsweise bei Depressionen ein Überwiegen der „schwarzen Galle“. Die damaligen therapeutischen Maßnahmen beschränkten sich auf Diätvorschläge, Veränderung der Lebensgestaltung, Massagen etc., was einer materialistisch-biologischen Sichtweise von psychischen Störungen entspricht. Obwohl wenige Aufzeichnungen über die anschließenden Jahrhunderte vorliegen, geht man davon aus, dass psychische Krankheit häufig als Folgeerscheinung von Sünde oder Besessenheit von Teufeln, Hexen oder bösen Geistern angesehen wurde. Diese religiöse oder mystische Sichtweise bestimmte im Mittelalter die Vorstellung über psychische Auffälligkeiten und erforderte entsprechende Behandlungsformen. Exorzismus oder schwarze Magie waren bis in die Zeit der Aufklärung Bestandteil der „Therapie“ von psychiatrischen Krankheitsbildern, wobei die katholische Tradition in Hinblick auf Exorzismus in manchen Regionen Europas bis heute noch lebendig ist. Obgleich schon Paracelsus (1493–1541) biologische Ursachen von psychischen Krankheiten vermutete, wurden noch im 17. und 18. Jahrhundert psychisch auffällige Menschen weder als „krank“ angesehen noch ärztlich behandelt, sondern Verbrechern, Landstreichern und Prostituierten gleichgestellt, um sie in Zuchthäusern und Gefängnissen zu verwahren. Eine humanisierte Behandlung entwickelte sich vermutlich erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch die Aufklärung und eine veränderte christliche Haltung, die zunehmend durch Nächstenliebe bestimmt war. Philippe Pinel (1745–1826) und Jean-Etienne Esquirol (1772–1840) gelten als Begründer der klinischen europäisch orientierten Psychiatrie, die sich damals vorwiegend mit der Schilderung und Beschreibung von psychischen Auffälligkeiten befasste. Pinel gilt auch als „Befreier der Irren von ihren Ketten“, da er für humane Formen der psychiatrischen Unterbringung kämpfte, sein Schüler Esquirol begründete die französische Psychiatrie, gekennzeichnet durch psychohygienische Ideen. Angewendet wurden beispielsweise Kuren, Heilbäder, die Verabreichung von Kampfer oder Opium. Die bis dahin übliche Praxis der körperlichen Züchtigung,...


Paulitsch, Klaus
Dr. Paulitsch ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeut und lehrt an der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien.

Karwautz, Andreas
Prof. Dr. Karwautz ist Oberarzt an der Wiener Universitätsklinik für Psychiatrie.

Dr. Paulitsch ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeut und lehrt an der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien.Prof. Dr. Karwautz ist Oberarzt an der Wiener Universitätsklinik für Psychiatrie.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.