Paver | Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 384 Seiten

Reihe: Gods and Warriors

Paver Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten

Band 1

E-Book, Deutsch, Band 1, 384 Seiten

Reihe: Gods and Warriors

ISBN: 978-3-641-11003-1
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Der 12-jährige Ziegenhirt Hylas weiß nicht, wie ihm geschieht, als ihn in den Bergen plötzlich mysteriöse Krieger angreifen - albtraumhafte Gestalten in Rüstungen aus schwarzem Leder, umgeben von einem Dickicht aus Speeren, die Gesichter mit Asche beschmiert. Diese schwarzen Krieger wollen Hylas töten. Er weiß nicht, warum, aber er muss entkommen. Und so beginnt seine Reise über Land und Meer. Seine einzigen Verbündeten sind Pirra, die rebellische Tochter einer Hohepriesterin, und ein Delfin namens Filos. Aber die schwarzen Krieger sind erbarmungslos. Doch warum nur jagen sie Hylas ... und wie soll er überleben?

1960 im heutigen Malawi geboren, wächst Michelle Paver in England auf und lebt heute in Wimbledon bei London. Ihren Beruf als Patentanwältin in einer großen Londoner Kanzlei gab sie auf, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Schon als Kind war sie begeistert von Mythen und Geschichten aus der vorgeschichtlichen Zeit. Nachdem sie zunächst historische Romane für Erwachsene veröffentlicht hatte, beschäftigte sie sich erneut mit der Geschichte eines Jungen und eines Wolfs, die sie zwanzig Jahre zuvor begonnen hatte. Die Geburtstunde von Torak war gekommen.Für ihre Recherchen zur 'Chronik der dunklen Wälder' unternahm sie ausgedehnte Reisen in die Wildnis Lapplands.
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Der schwarze Pfeilschaft war mit Krähenfedern versehen, doch die Spitze konnte Hylas nicht erkennen. Sie steckte tief in seinem Arm. Während er den Hügel hinunterstolperte, hielt er den Schaft mit einer Hand fest. Zum Herausziehen hatte er keine Zeit. Die Schwarzen Krieger konnten ganz in der Nähe sein. Er war halb verdurstet und völlig erschöpft. Die Sonne brannte unbarmherzig und das Dornengestrüpp bot wenig Deckung. Er fühlte sich entsetzlich ausgeliefert. Am schlimmsten aber setzte ihm die Sorge um Issi zu und das fassungslose Entsetzen darüber, was mit Scram geschehen war. Vor ihm lag der Pfad ins Tal. Er blieb keuchend stehen. Zikaden sirrten ohrenbetäubend, ein Falkenschrei hallte durch die Schlucht. Von seinen Verfolgern war nichts zu hören. Hatte er sie tatsächlich abgeschüttelt? Er konnte es immer noch nicht glauben. Am Abend zuvor hatten er und Issi ihr Lager in einer Höhle unterhalb des westlichen Gipfels aufgeschlagen. Nun war seine Schwester verschwunden, sein Hund war tot, und er rannte, unbekleidet und unbewaffnet, um sein Leben. Sein einziger Schutz war das schmutzige, kleine Amulett, das er an einem Lederriemen um den Hals trug. Der verletzte Arm pochte schmerzhaft. Hylas hielt den Pfeilschaft umklammert und wankte zum Rand des Pfades. Kleine Steinchen lösten sich und kullerten in die schwindelerregende Tiefe, wo sich der Fluss wand. Der Abhang war so steil, dass seine Zehen sich auf gleicher Höhe mit den Kiefernwipfeln ein Stück weiter unten befanden. Vor ihm erstreckte sich die Bergkette bis in weite Ferne, hinter ihm ragte der höchste Berg des Gebirgszuges auf: der Lykas, dessen schneebedeckte Gipfel gleißend in der Sonne leuchteten. Er dachte an das Dorf tief unten in der Schlucht und an seinen Freund Telamon in der Festung des Stammesfürsten auf der anderen Seite des Berges. Hatten die Schwarzen Krieger das Dorf in Brand gesteckt und die Feste Laphitos angegriffen? Aber dann hätte er den Rauch riechen oder den Alarmruf der Widderhörner hören müssen. Warum leisteten der Fürst und seine Männer keinen Widerstand? Der Schmerz in seinem Arm war inzwischen unerträglich geworden. Hylas pflückte eine Handvoll Thymianzweige und riss das pelzige, graue Blatt einer Königskerze ab, um die Wunde damit zu verbinden. Es war so flauschig weich wie ein Hundeohr. Er runzelte die Stirn. Jetzt bloß nicht an Scram denken. Sie waren bis kurz vor dem Angriff zusammen gewesen, Scram hatte sich an ihn geschmiegt, das struppige Fell voller Kletten. Hylas hatte einige herausgeklaubt, bevor er Scrams Schnauze weggeschoben und ihm befohlen hatte, die Ziegen zu bewachen. Scram war mit wedelndem Schwanz davongetrottet und hatte ihm mit einem Blick zurück zu verstehen gegeben: Ich weiß schon, was ich zu tun habe, ich bin schließlich ein Hirtenhund. Denk nicht dauernd an Scram, ermahnte sich Hylas wütend. Er presste die Zähne zusammen und legte die Finger fester um den Pfeilschaft. Dann hielt er die Luft an und zog ihn mit einem Ruck heraus. Der Schmerz war so heftig, dass er beinahe in Ohnmacht gefallen wäre. Er biss sich auf die Lippe, kämpfte schwankend gegen die Übelkeit erregenden roten Wellen an. Scram, wo bist du? Warum bist du nicht hier und tröstest mich? Mit schmerzverzerrtem Gesicht zerrieb Hylas den Thymian und presste ihn auf die Wunde. Das Verbinden mit nur einer Hand gelang ihm erst nach einer Weile. Zum Schluss wickelte er einen Grashalm um das Wollkraut und zog ihn mit den Zähnen fest. Vor ihm auf dem Boden lag die Pfeilspitze. So eine hatte er noch nie gesehen: Sie war rund wie ein Pappelblatt, mit einer üblen, sich verjüngenden Spitze. Hier in den Bergen verwendete man Pfeilspitzen aus Feuerstein oder gelegentlich Bronze, vorausgesetzt man war reich genug. Diese Spitze bestand jedoch aus schwarz glänzendem Obsidian, was Hylas nur wusste, weil die Seherin im Dorf eine Scherbe aus diesem Material besaß. Sie behauptete, es sei das Blut von Mutter Erde, das sie aus ihren glühenden Eingeweiden ausgespien habe. Es stamme von einer Insel weit draußen im Meer. Wer waren diese Schwarzen Krieger? Warum verfolgten sie ihn? Er hatte doch nichts Böses getan. Ob sie inzwischen Issi gefunden hatten? Plötzlich flatterte hinter ihm ein Taubenschwarm auf. Er wirbelte herum. Von dort, wo er stand, führte der Pfad steil bergab und dann um einen Felsvorsprung, hinter dem eine dichte, rote Staubwolke aufstieg. Hylas vernahm stampfende Schritte und das Klappern von Pfeilen in Köchern. Sein Magen zog sich zusammen. Sie waren zurückgekommen. Er kroch über den Rand des Pfades, bekam einen Kiefernschössling zu fassen und klammerte sich wie eine Fledermaus daran fest. Die stampfenden Schritte kamen näher. Hylas ertastete mit den Zehen einen kleinen Vorsprung und schob sich darauf seitwärts unter einen kleinen Überhang. Das Gesicht an eine Baumwurzel gepresst, warf er einen Blick in die Schlucht und bereute es sofort. Alles was er sah, waren die schwindelerregenden wogenden Baumkronen unter ihm. Die Krieger hatten ein rasches Tempo angeschlagen. Hylas hörte Leder knirschen, roch ranzigen Schweiß und einen seltsam bitteren, schrecklich vertrauten Geruch. Derselbe Geruch war ihm bereits gestern Abend aufgefallen. Die Krieger hatten ihre Haut mit Asche eingerieben. Unter dem Überhang konnten ihn die Männer zwar nicht sehen, aber zu seiner Linken wand sich der Pfad in einer weiten Kehre bis in die Schlucht hinein. Er hörte den Trupp schnaufend vorbeistürmen und in der Kurve sah er die Männer in einer dichten, roten Staubwolke: albtraumhafte Gestalten in Rüstungen aus steifem schwarzen Leder, umgeben von einem Dickicht aus Speeren, Dolchen und Bögen. Die langen schwarzen Umhänge flatterten wie Krähenflügel hinter ihnen, die Gesichter unter den Helmen waren aschgrau. Plötzlich ertönte ganz in der Nähe eine Männerstimme. Hylas hielt die Luft an. Der Krieger musste unmittelbar über ihm auf dem Pfad stehen. Die anderen weiter oben auf dem Weg machten kehrt und kamen zurück, direkt auf Hylas zu. Steinchen knirschten unter Sohlen, als sich ein einzelner Mann näherte. Seinem gemächlichen Tempo nach zu urteilen war er sicher der Anführer. Das Klirren seiner Rüstung klang eigentümlich laut und metallisch. »Sieh mal, da«, sagte der Mann, der zuerst stehen geblieben war. »Blut.« Hylas überlief es eiskalt. Blut. Sein Blut. Es musste auf den Pfad getropft sein. Er wartete. Der Anführer schwieg. Sein Schweigen schien den anderen Krieger zu verunsichern. »Wahrscheinlich ist es nur das Blut des Ziegenhirten«, sagte er hastig. »Entschuldige. Du wolltest ihn lebendig haben.« Beharrliches Schweigen. Hylas war schweißüberströmt. Mit einem Mal fiel ihm ein, dass die Pfeilspitze ebenfalls auf dem Pfad lag. Hoffentlich entdeckten die Männer sie nicht. Er verrenkte sich fast den Hals, bis er schließlich unmittelbar über sich die Hand eines Mannes erkannte, die sich auf einen Stein an der Kante über ihm stützte. Die kräftige Hand sah wie die eines Toten aus. Die Haut war mit grauer Asche eingerieben, und die Nägel waren pechschwarz. Der Armschutz des Mannes glühte rot wie die untergehende Sonne und blinkte so hell, dass der Anblick beinahe schmerzte. Hylas wusste, was das war, obwohl er es zum ersten Mal aus der Nähe sah: Bronze. Trotz der Staubkörnchen in seinen Augen wagte er nicht einmal, zu blinzeln. Die beiden Männer standen so dicht über ihm, dass er ihre Atemstöße hörte. »Weg damit!«, sagte der Anführer. Seine Stimme klang dumpf und tief. Hylas dachte unwillkürlich an eine kalte Höhle, in die niemals ein Sonnenstrahl fiel. Dann fiel etwas Schweres über den Rand und verfehlte ihn nur knapp. Es landete krachend in dem dornigen Baum, eine Armeslänge entfernt, und blieb an seinem Fuß liegen. Als Hylas begriff, was es war, wurde ihm übel. Früher war es einmal ein Junge gewesen, aber nun war es nur noch ein blutiges, zerschundenes Bündel. Hylas kannte den Toten. Skiros war zwar nicht sein Freund gewesen, aber er hatte Ziegen gehütet, so wie Hylas. Der Tote war etwas älter als Hylas und hatte als besonders rücksichtsloser Kämpfer gegolten. Die Leiche war bedrohlich nahe, er konnte sie beinahe berühren. Er spürte, wie der böse Geist aus dem Toten ausbrechen wollte. Wenn er ihn fand und in seine Kehle eindrang … »Damit haben wir sie alle erledigt«, sagte der Mann. »Was ist mit dem Mädchen?«, fragte der Anführer. Hylas erstarrte. »Ist das Mädchen denn wichtig?«, entgegnete der andere. »Es ist doch bloß ein …« »Und der andere geflüchtete Junge?« »Den habe ich mit dem Pfeil erwischt, der kommt nicht weit.« »Dann haben wir also nicht alle erledigt«, erwiderte der Anführer kalt. »Nicht, solange dieser Junge noch am Leben ist.« »Das ist wahr.« Der andere klang ängstlich. Wieder knirschten Steinchen, als sich die Männer erneut in Bewegung setzten. Hylas hoffte inständig, dass sie nicht stehen bleiben würden. An der Kurve, wo der Pfad in Richtung Tal vorsprang, hielt der Anführer inne. Den Fuß auf einen Stein gesetzt, beugte er sich vor und spähte in die Tiefe. Er sah nicht aus wie ein Mensch, sondern eher wie ein dunkles Ungeheuer aus Bronze. Bronzene Beinschienen umschlossen seine...


Reinhardus, Sabine
Sabine Reinhardus, Jahrgang 1958, studierte Modedesign an der UdK in Berlin und Literarisches Übersetzen in München. Sie übersetzt seit vielen Jahren Kinder- und Jugendbücher, aber auch Sachbücher aus dem Englischen, Französischen und Niederländischen. Sie lebt in Genf.

Jung, Gerald
Gerald Jung studierte Germanistik, Amerikanistik und Anglistik, und übersetzt seit vielen Jahren Literatur für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Zum seinem Übersetzungswerk gehören u.a. AutorInnen wie Joyce Carol Oates, Jeffery Deaver, Ray Bradbury, Terry Pratchett, Mary E. Pearson und Jonathan Stroud. Seit einigen Jahren übernimmt er auch Übersetzungen im Bereich Kino- und TV-Filme. In seiner Freizeit beschäftigt er sich mit Literatur, Kino, Musik, Geschichte und Motorradfahren.

Paver, Michelle
1960 im heutigen Malawi geboren, wächst Michelle Paver in England auf und lebt heute in Wimbledon bei London. Ihren Beruf als Patentanwältin in einer großen Londoner Kanzlei gab sie auf, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Schon als Kind war sie begeistert von Mythen und Geschichten aus der vorgeschichtlichen Zeit. Nachdem sie zunächst historische Romane für Erwachsene veröffentlicht hatte, beschäftigte sie sich erneut mit der Geschichte eines Jungen und eines Wolfs, die sie zwanzig Jahre zuvor begonnen hatte. Die Geburtstunde von Torak war gekommen.Für ihre Recherchen zur 'Chronik der dunklen Wälder' unternahm sie ausgedehnte Reisen in die Wildnis Lapplands.


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