E-Book, Deutsch, 368 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
Pembroke Claude allein zu Haus
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-95576-743-3
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 368 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
ISBN: 978-3-95576-743-3
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein einsames Bellen hallt durch den winterlichen Maple Drive. Die französische Bulldogge Claude kann es nicht glauben, dass seine Familie ihn einfach vergessen hat. Dabei ist in ein paar Tagen Weihnachten! Fähre, Frankreich, Château waren die letzten Worte, die seine Ohren erlauschen konnten. Auf der Suche nach einem Zuhause stolpert Claude in das Leben von Holly, ihrer Katze Perdita und dem Postboten Jack. Für die vier beginnt ein Weihnachtsabenteuer, das Herzen zum Schmelzen und Hundeaugen zum Strahlen bringt.
Seit Sophie Pembroke während ihres Studiums der englischen Literatur an der Lancaster University ihren ersten Roman von Mills & Boon las, liebte sie Liebesromane und träumte davon, Schriftstellerin zu werden. Und ihr Traum wurde wahr! Heute schreibt sie hauptberuflich Liebesromane. Sophie, die in Abu Dhabi geboren wurde, wuchs in Wales auf und lebt mittlerweile in einem kleinen Städtchen in Hertfordshire zusammen mit ihrem Mann, einem Wissenschaftler, ihrer unglaublich fantasievollen und kreativen Tochter und ihrem bezaubernden kleinen Sohn. In Sophies Welt ist das Glück von Dauer, und es ist immer genügend Zeit für eine Tasse Tee und das Schreiben einer weiteren Seite ...
Weitere Infos & Material
CLAUDE
Von der Kiste auf dem Tisch wehte ein wirklich interessanter Duft zu mir herüber. Wahrscheinlich steckten viele leckere Sachen darin.
Schnuppernd hob ich die Nase, während ich mit dem Hinterteil über den Fliesenboden am Küchentisch vorbeirutschte und dabei heftig mit dem Stummelschwanz wedelte. Zwar war ich ein ausgesprochen gut aussehendes Exemplar von einem Hund, aber leider nicht besonders groß. Und egal, wie sehr ich mich auch abmühte, ich konnte die Kiste nicht aus der Nähe begutachten und sie mir erst recht nicht schnappen.
Ich musterte die Stühle. Ein Hund mit athletischerer Statur hätte vielleicht versucht, darauf zu springen, aber meine Beine waren einfach zu kurz dafür. Der Gedanke, dass ich bei dem Versuch flach auf der Schnauze landen könnte, war demütigend und gefiel mir kein bisschen.
Der interessante Duft gefiel mir hingegen sehr. Es roch köstlich.
Ich hatte mich gerade auf meine Hinterbeine gesetzt, um meine Möglichkeiten durchzugehen, als mich ein Fuß in die Seite traf. Voller Empörung jaulte ich auf und wich zurück.
„Oh!“, rief Daisy, einer meiner Menschen, und stolperte. Der Geschenketurm fiel ihr aus den Händen, und die Päckchen purzelten über den Tisch. Und auf den Boden. Und auf einen Stuhl. Überall sah ich rotes und golden glänzendes Papier. Glitzer rieselte herab, funkelnd und schimmernd, aber nicht besonders schmackhaft. Das hatte ich bereits geprüft.
„Claude! Was machst du denn hier? Du hast wirklich ein Gespür dafür, dir immer den ungünstigsten Platz auszusuchen. Oliver!“
Daisy wirkte sauer. Das kam nicht oft vor, deshalb spitzte ich meine Ohren besonders aufmerksam. Gewöhnlich klang Daisy fröhlich, lachte viel und sah so aus, als ob sie mich gleich mit einem Leckerli belohnen würde, weil ich nicht auf ihre neuen Schuhe gesabbert hatte. Das war mir letzte Woche versehentlich passiert.
Heute jedoch schien Daisy nicht in der Stimmung zu sein, mir ein Leckerli – oder gar etwas von den interessant duftenden Sachen in der Kiste – zuzustecken.
Das konnte nichts Gutes bedeuten.
Oliver, Daisys Mann, tauchte im Türrahmen auf. Er hatte offenbar genauso schlechte Laune wie Daisy. „Was ist denn?“
„Bringst du Claude bitte in seine Box im Auto. Er ist eine echte Nervensäge.“ Pah, die Person, die mich in der Küche versehentlich getreten und überall Geschenke und Glitzer verteilt hatte, war ganz sicher eine viel größere Nervensäge, fand ich. Mit einem lauten Bellen tat ich meine Verärgerung kund, aber Daisy warf mir nur einen finsteren Blick zu. „Außerdem ist dann wenigstens einer abreisefertig, und es gibt ein Hindernis weniger, über das ich in diesem verflixten Haus stolpern kann.“
Ich mag meine Box nicht. Für eine Weile kann ich es zwar darin aushalten, aber sie ist nicht annähernd so gemütlich wie mein Körbchen.
Ich schenkte Oliver meinen treuherzigsten Blick und ließ die Ohren hängen, in der Hoffnung, dass er Mitleid mit mir bekommen würde.
„Schon? Sollten wir damit nicht warten, bis wir alle fertig sind?“ Braves Herrchen.
„Wir sind fertig!“, blaffte Daisy. Oliver betrachtete die verstreuten Geschenke mit vielsagendem Blick. „Oder wir wären es zumindest, wenn ich nicht alles allein einpacken müsste“, ergänzte Daisy.
„Ich bringe Claude ins Auto“, sagte er schnell. Sein Selbstschutzmechanismus hatte offenbar über sein Mitleid gesiegt. Das konnte ich ihm nicht einmal verdenken. Und draußen war ich zumindest vor Daisy und ihrer üblen Laune sicher.
Sehnlichst fieberte ich dem Tag entgegen, an dem dieses ganze Weihnachtschaos vorüber sein würde und Daisy wieder zu dem liebenswerten Frauchen werden würde, das ich kannte. Am besten ein liebenswertes Frauchen, das mich mit Leckerlis fütterte. Sosehr ich Weihnachten auch mochte – mit all den Geschenken und interessanten Gerüchen und Lichtern am Baum –, ich fand es jedes Jahr furchtbar, dass Daisy kurz vor dem Fest immer so grummelig wurde.
„Gut. Und danach holst du den Korb mit den Weihnachtsdelikatessen.“ Daisy deutete auf die interessant riechende Kiste. „Und vergiss das Geschenk für die Zwillinge nicht! Ich bringe die restlichen Geschenke raus, und anschließend trommeln wir die Kinder zusammen und verfrachten sie ebenfalls ins Auto.“
„Wenn dann überhaupt noch Platz für sie ist“, murmelte Oliver.
Ich hoffte inständig, dass er nur einen Scherz machte. Als Daisy die Kinder erwähnte, hatte ich die Ohren gespitzt. Ich liebte Daisy und Oliver zwar sehr, aber mit den Kleinen konnte man viel mehr Spaß haben. Vor allem mit Jay, der mit seinen sechs Jahren endlich nicht mehr auf mir reiten wollte und ein paar wirklich tolle Spiele kannte. Die Zwillinge waren noch zu klein, um mit mir toben zu können, aber ich freute mich darauf, sie aufwachsen zu sehen. Ich hoffte, dass ich mit ihnen später genauso viel erleben würde wie mit Jay. Dann gab es noch Bella. Sie war älter als Jay, aber manchmal ging sie mit mir spazieren – gewöhnlich dann, wenn sie Abstand von ihren Eltern brauchte. Gelegentlich redete sie auch mit mir, wenn wir zusammengerollt auf dem Sofa lagen und sie sich unbeobachtet fühlte. Ich glaube, es gefällt ihr, dass ich ihr nicht widersprechen, sondern nur zurückbellen kann.
Trotz allem muss ich zugeben, dass Jay mein Lieblingsmensch ist.
„Komm mit, Claude, alter Junge.“ Oliver hob mich hoch und steuerte die Küchentür an. Als wir am Wohnzimmer vorbeikamen, sah ich die glitzernden Lichter am Weihnachtsbaum und hörte leise das Lieblingsspielzeug der Zwillinge, das immer wieder dieselben Geräusche von sich gab. Vermutlich spielte Jay damit. Mit ihren fünf Monaten interessierten sich die Kleinen noch nicht sonderlich für ihre Spielsachen. Jay dagegen fand sie toll. Ich hab mal an dem ein oder anderen geknabbert, aber Oliver und Daisy haben es mir immer sofort wieder weggenommen.
Was mir nichts ausmachte. So gut schmeckte das Plastikding dann doch nicht.
Draußen war es sehr viel kälter als in der Küche. Die Haustür fiel hinter uns zu, und der Kranz aus Blättern und Beeren, den Daisy zur Dekoration aufgehängt hatte, schlug mit Schwung gegen das Holz. Unser Auto parkte mit weit geöffneten Wagentüren und aufgerissener Kofferraumklappe in der Einfahrt. Vor einer Weile schon war mir aufgefallen, dass wir ein viel größeres Auto besaßen als die meisten anderen in der Straße. Vielleicht deshalb, weil in unserem Haus mehr Leute wohnten als in den anderen Häusern im Maple Drive.
Meine Box stand im Kofferraum, vor mir waren die Sitze von Jay und Bella, die sich wiederum hinter der Bank mit den Kindersitzen befanden, und die waren hinter Oliver und Daisys Plätzen. Meine rote Decke lag auf dem Boden der Box ausgebreitet und darauf entdeckte ich ein paar Kauspielzeuge, mit denen ich mir die Zeit vertreiben konnte. Ich fragte mich, wie weit wir heute wohl fahren würden.
Schließlich war es Weihnachten, und das bedeutete gewöhnlich, dass wir ein paar Tage in Omas und Opas Haus am Meer verbringen würden. Es gefiel mir dort – der Sand fühlte sich komisch unter meinen Pfoten an, und es machte großen Spaß, den Wellen hinterherzujagen, auch wenn sie sich nie fangen lassen wollten. Doch dieses Mal schien irgendetwas anders zu sein. Zunächst einmal fehlte jede Spur von guter Laune. Und manche Sachen, die ich bei Daisys Reisevorbereitungen aufgeschnappt hatte, ergaben keinen Sinn. Fähre. Frankreich. Château. Die Wörter hatte ich noch nie in meinem Leben gehört.
Aber sie sprach auch von Oma und Opa, das war also schon mal ein gutes Zeichen. Ohne die beiden wäre es kein richtiges Weihnachtsfest. Sie hatten immer Leckerlis für mich, und ihre Hündin Petal teilte gern ihre Spielzeuge mit mir. Und ihre Menschen.
Ich hingegen teilte meine Menschen überhaupt nicht gern, aber Jay hatte mich sowieso lieber als jeden anderen Hund, daher hatte ich nichts zu befürchten.
Oliver schloss die Tür meiner Box. Ich machte es mir gemütlich und wartete darauf, dass meine Familie zu mir ins Auto stieg. Vorzugsweise mit ein paar Snacks.
Ich musste mich nicht lang gedulden.
„Claude!“ Jay flüsterte meinen Namen in einer Lautstärke, in der die meisten Menschen etwas riefen. Beim Klang seiner Stimme sprang ich auf. „Tut mir leid, dass du in deiner Box festsitzt. Ich hab dir was mitgebracht, damit dir auf der Fahrt nicht langweilig wird.“ Er fummelte an der Tür herum und schob mir ein Kuscheltier zu. Ich schnaubte meinen Dank. Es war nicht irgendein Kuscheltier, sondern der besondere Plüschhund, der wie eine Französische Bulldogge aussah. Oma und Opa hatten es für Jay gekauft, weil sie fanden, dass es mir bis aufs Haar glich.
Ich sah das anders. Mein schwarz-weißes Fell glänzte viel eleganter als das des Stoffhundes.
„Jay!“, rief Daisy aus dem Haus. Ihre Stimme klang streng und ungeduldig. Der kleine Junge riss erschrocken die Augen auf.
„Bis später, Claude!“ Er schlug die Tür zu und war weg, bevor ihm auffallen konnte, dass das Schloss nicht richtig eingerastet war.
Interessant.
Aber eigentlich wollte ich nirgendwohin. Daher legte ich mich wieder auf meine Decke und schaute in Gesellschaft des Kuscheltiers zu, wie die Familie kam und ging und Kisten und Koffer ins Auto lud. Ein voluminöser Behälter wurde auf dem Dach befestigt. Oliver trat aus dem Haus und kämpfte mit einer riesigen Geschenkschachtel, die größer war als meine Box, und stopfte sie in den Kofferraum neben mich. Auf dem Geschenkpapier...