Pergelt | Schau nicht zurück, Alina! | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1278, 100 Seiten

Reihe: Chefarzt Dr. Norden

Pergelt Schau nicht zurück, Alina!

Chefarzt Dr. Norden 1278 - Arztroman
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98986-660-7
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Chefarzt Dr. Norden 1278 - Arztroman

E-Book, Deutsch, Band 1278, 100 Seiten

Reihe: Chefarzt Dr. Norden

ISBN: 978-3-98986-660-7
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Jenny Behnisch, die Leiterin der gleichnamigen Klinik, kann einfach nicht mehr. Sie weiß, dass nur einer berufen ist, die Klinik in Zukunft mit seinem umfassenden, exzellenten Wissen zu lenken: Dr. Daniel Norden! So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche! Das Taxi hielt pünktlich um drei Uhr vor dem Haus. Dieter Radloff brachte die beiden Rollkoffer hinaus und seine Frau Alina beeilte sich bei ihrem letzten Rundgang durch die obere Etage. Die Fenster waren geschlossen, das Licht im Bad aus und die Betten gemacht. Es war alles in Ordnung und sie konnten sorglos ihren kleinen Urlaub antreten. Ein Urlaub, zu dem Alina sich nicht freuen konnte. Sie verreiste gern und mochte es, fremde Länder, Kulturen oder Menschen kennenzulernen. Auch einer Reise innerhalb des eigenen Landes war sie nicht abgeneigt, und gegen das Oktoberfest in München hatte sie erst recht nichts einzuwenden. Eigentlich gefielen ihr die Stadt und das größte Volksfest der Welt sogar sehr gut. Dass es sie heute trotzdem nicht dorthin zog, lag einzig und allein an ihrer Reisebegleitung: Dieters Freunde aus dem Segelverein würden mit dabei sein. Einmal im Jahr traf sich die Gruppe, die aus sechs Pärchen bestand, um zusammen Zeit zu verbringen. Für Alina hatten diese Ausflüge nichts mit Spaß zu tun. Sie war nur dabei, weil Dieter das von ihr erwartete. Er zeigte sich gern mit seiner hübschen Frau, die kaum halb so alt war wie er. Wie unwohl sie sich mit seinen Freunden fühlte, kümmerte ihn nicht. Und die unfreundlichen, abweisenden Blicke der anderen sah er nicht. Genauso wenig schien er die vielen abfälligen Kommentare zu bemerken, sobald sie den Raum betrat. Glücklicherweise dauerten diese gemeinsamen Ausflüge nie sehr lange. Zwei Tage schaffte Alina locker. Bei drei stieß sie zwar an ihre Grenzen, aber sie kam klar, ohne die Fassung zu verlieren. Doch fünf?

Pergelt Schau nicht zurück, Alina! jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Das Taxi hielt pünktlich um drei Uhr vor dem Haus. Dieter Radloff brachte die beiden Rollkoffer hinaus und seine Frau Alina beeilte sich bei ihrem letzten Rundgang durch die obere Etage. Die Fenster waren geschlossen, das Licht im Bad aus und die Betten gemacht. Es war alles in Ordnung und sie konnten sorglos ihren kleinen Urlaub antreten. Ein Urlaub, zu dem Alina sich nicht freuen konnte.

Sie verreiste gern und mochte es, fremde Länder, Kulturen oder Menschen kennenzulernen. Auch einer Reise innerhalb des eigenen Landes war sie nicht abgeneigt, und gegen das Oktoberfest in München hatte sie erst recht nichts einzuwenden. Eigentlich gefielen ihr die Stadt und das größte Volksfest der Welt sogar sehr gut. Dass es sie heute trotzdem nicht dorthin zog, lag einzig und allein an ihrer Reisebegleitung: Dieters Freunde aus dem Segelverein würden mit dabei sein.

Einmal im Jahr traf sich die Gruppe, die aus sechs Pärchen bestand, um zusammen Zeit zu verbringen. Für Alina hatten diese Ausflüge nichts mit Spaß zu tun. Sie war nur dabei, weil Dieter das von ihr erwartete. Er zeigte sich gern mit seiner hübschen Frau, die kaum halb so alt war wie er. Wie unwohl sie sich mit seinen Freunden fühlte, kümmerte ihn nicht. Und die unfreundlichen, abweisenden Blicke der anderen sah er nicht. Genauso wenig schien er die vielen abfälligen Kommentare zu bemerken, sobald sie den Raum betrat.

Glücklicherweise dauerten diese gemeinsamen Ausflüge nie sehr lange. Zwei Tage schaffte Alina locker. Bei drei stieß sie zwar an ihre Grenzen, aber sie kam klar, ohne die Fassung zu verlieren. Doch fünf?

Alina holte tief Luft, um die aufkommende Panik zu unterdrücken. Sie durfte nicht ständig daran denken, dass ihr fünf schreckliche Tage bevorstanden. Und sie musste auch Dieters Freunde aus dem Kopf verbannen und vergessen, dass sie von ihnen verachtet wurde.

Nach einigen Sekunden hatte sie sich so weit im Griff, dass sie die breite Treppe hinunter ins Erdgeschoss laufen konnte. Dort wartete Dieter bereits ungeduldig auf sie.

»Was hast du denn noch solange gemacht? Das Taxi ist da.«

»Entschuldige. Wir sind fünf Tage fort. Da habe ich schnell noch einmal nachgesehen, ob alles in Ordnung ist.«

»Das war völlig unnötig. Wir haben Personal, das dafür zuständig ist.« Er betrachtete sie kritisch von oben bis unten. »Du hättest die Zeit besser nutzen können.«

»Wofür?«, fragte sie, obwohl sie meinte, die Antwort zu kennen.

»Wofür? Zum Umziehen natürlich. Oder findest du deine Kleidung wirklich angemessen?«

»Ja, eigentlich schon«, erwiderte Alina unsicher. Sie trug eine marineblaue Leinenhose mit einer passenden Jacke und einer hellen Bluse. Das perfekte Outfit für die Reise nach München. Zumindest war das bis eben ihre Meinung gewesen. Nun war sie nicht mehr davon überzeugt.

»Du hättest dir besser ein Kleid angezogen. Ein hübsches, das deine Figur betont und einen Blick auf deine schlanken Beine gestattet. Und deine Haare …« Sein Blick wanderte nach oben. »Trag sie offen. Die anderen sollen dich ruhig um deine blonde Lockenmähne beneiden.«

Darum ging es ihm also wieder einmal. Dieter gefielen die Blicke, die die Freunde seiner jungen, schönen Frau zuwarfen. Er genoss die begehrlichen Blicke der Männer genauso wie die neidischen der Frauen. Wie unwohl sich Alina dabei fühlte, war ihm völlig egal.

»Ich ziehe kein Kleid an, nur damit ich die Aufmerksamkeit der anderen bekomme«, rutschte ihr der Widerspruch heraus, bevor sie es verhindern konnte. Und als ob das nicht schon reichen würde, streckte sie nun auch noch ihr Kinn vor und sah ihn herausfordernd an. »Und ich bin auch nicht dein Püppchen, mit dem du angeben kannst.«

»Was soll das?« Mit einer Mischung aus Erstaunen und Verärgerung sah er sie an. »Warum stellst du dich denn neuerdings so an? Früher hast du dich nicht daran gestört, dich ein bisschen herauszuputzen.«

»Es hat mich immer schon gestört. Ich habe es bloß nie so offen gezeigt.«

»Toll, dass du ausgerechnet heute damit anfangen musst!«, blaffte er sie an. Er drehte sich um und ging zur Tür. »Beeil dich! Wir können das Taxi nicht ewig warten lassen!«

Dieter marschierte hinaus und Alina folgte ihm. Kurz war sie versucht, die Spange aus ihrem Haar zu nehmen und es nun doch offen zu tragen, um ihren Mann versöhnlich zu stimmen. Aber sie tat es nicht. Sie konnte nicht ständig nachgeben und ihr Handeln nach seinen Wünschen ausrichten. Es wurde Zeit, dass sie sich wie eine erwachsene Frau benahm, die das Recht auf eigene Entscheidungen hatte.

Die Fahrt bis zum Hamburger Flughafen dauerte nur eine halbe Stunde. Während dieser Zeit sprach Dieter kein einziges Wort mit ihr. Wenn er früher auf sie sauer gewesen war und sie mit Missachtung bestraft hatte, war sie ihm immer entgegengekommen. Sie hatte dann ihr Bestes getan, um seine schlechte Laune zu vertreiben und sich sein Wohlwollen zu sichern. Doch heute tat sie nichts dergleichen. Sie saß neben ihm auf der Rückbank und sah schweigend aus dem Fenster, während die Straßen Hamburgs an ihr vorüber zogen und sie über ihr kompliziertes Leben an Dieters Seite nachdachte. Dabei fragte sie sich nicht zum ersten Mal, was eigentlich mit ihr los war. Es hatte ihr doch früher nichts ausgemacht, ein Kleid für ihn zu tragen, wenn er das von ihr verlangt hatte. Sie hatte sich gern für ihn zurechtgemacht und sich nicht daran gestört, wenn er sich ein wenig mit seiner viel jüngeren Frau brüstete.

Lag ihre schlechte Stimmung nur an diesem unleidigen Ausflug mit Dieters Freunden? Oder gingen ihre Probleme tiefer? Wann war sie eigentlich zu dieser unzufriedenen und unglücklichen Frau geworden?

Auf keine dieser Fragen hatte sie eine Antwort gefunden, als sie den Flugplatz erreichten.

Weil sie mit einem gemieteten Privatjet flogen, konnten sie sofort einchecken und an Bord gehen. Dort wurden sie von den Segelfreunden mit einem großen Hallo begrüßt. Alina war sich sicher, dass dieser freudige Empfang ausschließlich Dieter galt, während man ihr kaum Beachtung schenkte. Nur der eine oder andere flüchtige Blick streifte sie, der genauso gut einer völlig Fremden hätte gelten können.

Eine erfreuliche Ausnahme gab es allerdings: Vera und Heinrich Vollmer, die Ältesten in der Runde, sahen ihr mit einem herzlichen Lächeln entgegen. Und als Dieter nun bei einem Paar stehen blieb, um mit ihm zu reden, ging sie zu den Vollmers.

»Es ist schön, dass ihr mit von der Partie seid«, sagte Alina und meinte es auch so.

»Wir freuen uns auch«, erwiderte Heinrich, und Alina erschrak über die Schwäche in seiner Stimme. »Vielleicht ist es ja das letzte Mal für mich.«

»Wie geht es dir?«, fragte Alina voller Mitgefühl, nachdem sie auf dem weichen Ledersitz gegenüber Platz genommen hatte. Sie wusste von Heinrichs schwerer Krebserkrankung und dass es wohl kaum noch Hoffnung für ihn gab.

Heinrich sah sie traurig an. »Wie soll es einem Einundachtzigjährigen schon gehen, in dessen Körper sich der Krebs breitmacht?«

»Es tut mir sehr leid«, sagte Alina betroffen.

»Das ist lieb von dir, aber ich habe keinen Grund, mich zu beklagen oder zu jammern. Wenn meine Zeit gekommen ist, blicke ich auf ein schönes, erfülltes Leben zurück, das ich mit der wundervollsten Frau der Welt verbringen durfte. Das kann nicht jeder von sich behaupten.«

»Ja, da hast du sicher recht.« Alina bemerkte, wie Heinrich und seine Vera liebevolle Blicke wechselten. Sie hielten einander an den Händen und es schien, als würde Heinrichs Schwäche verschwinden, weil ihm die Liebe seiner Frau Kraft gab.

»Und jetzt lasst uns nicht mehr von meiner Krankheit reden, sondern die nächsten Tage genießen.«

»Ganz genau«, stimmte Vera ihrem Mann zu. »Alina, du freust dich bestimmt schon auf die Wiesn.«

»Ja … ja, natürlich. Es wird sicher wieder sehr aufregend und interessant werden.« Weil es ihr nicht gelang, auch nur halbwegs begeistert zu klingen, sahen sie Vera und Heinrich verwundert an. Um von sich abzulenken, fragte sie schnell: »Wir sind vollzählig. Sollten wir da nicht längst in der Luft sein?«

Vera schüttelte den Kopf. »Nein, wir warten noch auf zwei Passagiere, die sich kurzfristig entschlossen haben, mitzukommen. Dieter wird wissen, wer die beiden sind und wo sie bleiben. Ich glaube, er hat die Reservierung für sie vorgenommen.« Vera verschluckte sich fast an ihren Worten, als in diesem Moment die letzten Passagiere das Flugzeug betraten.

»Wir hatten wirklich keine Ahnung gehabt«, sagte Heinrich so leise, dass nur Alina ihn hören konnte.

Alina nickte geistesabwesend, ohne die Augen von den Frauen zu lassen, die nun von allen mit herzlichen Umarmungen und Wangenküsschen begrüßt wurden. Auch von Dieter. Er war als Erster aufgesprungen und ihnen entgegengeeilt, als hätte er ihre Ankunft sehnsüchtig erwartet.

»Wirst du damit klarkommen?«, fragte Vera voller Anteilnahme.

Alina schluckte. »Ja … natürlich. Warum sollte es mich auch stören, dass Dieters Ex-Frau und ihre Schwester mitkommen?« Sie seufzte leise. »Tut mir leid, ich wollte nicht sarkastisch sein.«

»Schon gut, meine Liebe.« Vera tätschelte ihre Hand. »Du musst dich nicht entschuldigen, denn du hast nichts falsch gemacht.« Sie warf Dieter einen vorwurfsvollen Blick zu, den er allerdings nicht bemerkte. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, die Neuankömmlinge zu ihren Plätzen zu bringen und mit ihnen zu plaudern.

Das Flugzeug machte sich startklar und das Signal zum Anschnallen ertönte. Alina verließ die Vollmers, um sich zu ihrem Mann zu setzen.

»Hättest du mich nicht vorwarnen können?«, zischte sie...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.