Peters | Minty geht fremd! | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 120 Seiten

Peters Minty geht fremd!

3 verrückte Liebesgeschichten im weihnachtlichen Gerresheim
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7487-6914-9
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

3 verrückte Liebesgeschichten im weihnachtlichen Gerresheim

E-Book, Deutsch, 120 Seiten

ISBN: 978-3-7487-6914-9
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



3 verrückte Liebesgeschichten im weihnachtlichen Gerresheim Ein Mönch hat sich in Gerresheim im Advent in eine Nonne verliebt, was ebenso kitschig wie spannend ist. Diese und zwei andere haarsträubende Liebesgeschichten im Schatten von Sankt Margareta warten darauf, von Ihnen auf der Couch bei Glühwein und Lebkuchen, verschlungen zu werden.

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Heiligabend mit Cher
Schnee, wohn man blickte, nichts als Schnee. Der Winter hatte Gerresheim voll im Griff, und ich steuerte einer Winterdepression entgegen. Die Flocken tanzten um die Basilika herum, scheinbar ohne zu fallen. Die Bänke am Gerricusplatz waren Weiß bedeckt, und ab und zu ragte noch ein Holzarm aus dem Begräbnis hervor. Krähen krächzten ihr finsteres Lied, und ich fröstelte in der Einsamkeit. Ein düsteres Nichts, gespenstisches Leben, die Welt in grauweißer Watte eingehüllt. Der Nebeldunst hing über dem Wald, der ebenfalls in Schnee verpackt war. Der eisige Wind heulte mir um die Ohren, die im scharfen Schmerz bereits brannten. Der Historische Brunnen war natürlich auch eingeschneit und ähnelte einem riesigen Leichenfinger, der auf mich zeigte. Meine Glieder waren gelähmt, und in den Kragen tropfte eiskaltes Wasser rein. Ich schauderte wieder. Dann kam noch der Todesmonat November hinzu, und ein einsames Weihnachtsfest wartete auf mich. Niemand leidet mehr als Männer, vor allem ich. Wir können im Selbstmitleid nur so baden.   Ich hatte noch mit dem Ende einer unglücklichen Beziehung zu kämpfen, und mir fiel ein, dass Liebe nicht darin besteht, zu zweit am Strand zu liegen um den südländischen Sonnenuntergang zu betrachten. Sondern Liebe war für mich, einfach zusammen auf der Couch zu liegen, in die Glotze zu gucken und sich gegenseitig die Spaghetti vom vergammelten T-Shirt zu zupfen. Mein Hang zur Melancholie wurde durch Sarkasmus einigermaßen wett gemacht, Ironie, die mich am Leben hielt. Bei meiner Chefredakteurin galt ich als schwierig und unkooperativ, labil und eigensinnig. Vor allem machte mir damals die Hektik in der Redaktion zu schaffen, und die meisten Themen interessierten mich nicht. Meine Chefin Katinka Dragomirow, oder wie sie hieß, nervte mich am meisten. Sie hatte einen Charme wie einer schwedischen Seeküste, wenn es Winter ist. Es ist schon ein paar Jahre her, aber manchmal bekomme ich noch Alpträume aus dieser Zeit.   Katinka kam aus Bulgarien, glaube ich und war in direkter Linie mit Iwan dem Schrecklichen verwandt. Sie sagte immer, dass sie mit einem Ölmagnet verwandt sei, wobei sie natürlich Ölmagnat meinte. Sie konnte einem das Leben zur Hölle machen. Hier ein Beispiel: Chefin, ich habe ein großes Problem! Katinka: Dann bist du so gut wie gefeuert! (Mein Blick war sprachlos). Weiter sagte sie: Markus, ich fange mit der Logik an, das Wort Logik kannst du ja mal googeln. (Ihr Blick war furchterregend!). Dein Problem, lieber Mark, war ja anfangs ganz klein, denke ich. (Ich nickte verzweifelt). Sie weiter: Wenn das Problem also klein war, warum hast du das dann nicht sofort gelöst? Du bist also nicht in der Lage, ein kleines Problem zu lösen, lässt es größer werden und fällst mir damit auf den Wecker! (Blitze in den Augen in meine Richtung). Mach ‘dich vom Acker!! Ich bekam Schnappatmung, knallte die Tür hinter mir zu und hörte den Aschenbecher dagegen knallen. Es war auch nicht viel besser, als ich ihr ein Hotel in Montevideo buchen sollte. Es stellte sich aber heraus, dass Katinka dachte, Montevideo liegt in Spanien und nicht in Uruguay. Sie hat mir das Leben zur Hölle gemacht, weil der Flug einfach nicht enden wollte. Ich schrieb einmal den Satz (war es für die WZ?): „Sie passten zwar nicht zusammen, aber sie kamen gut miteinander aus.“ Viele Leser, die kurz davor waren, sich scheiden zu lassen, waren begeistert! Danach trudelten Dutzende Dankesbriefe bei mir ein. Ich hatte Ehen gerettet, vor allem hat mein Satz vielen Lesern noch mehr Kosten und Nerven erspart. Diese Worte retteten mich zumindest vor dem sofortigen Rauswurf, aber so konnte es nicht weitergehen.   Auch mein Internist riet mir damals dringend, den Beruf zu wechseln oder zu einem kleineren Blatt zu gehen. „Herr Keller, was ist Ihnen lieber? Einen Nachruf auf Sie in ihrer eigenen Zeitung zu bekommen, oder halt kürzer zu treten? Wenn Sie so weitermachen, gebe ich Ihnen nur noch höchstens zwei Jahre.“ Vor Schreck überlegte ich, dass ich vorhin vollgetankt hatte, die Hälfte hätte vielleicht auch gereicht. Ich wartete nur noch darauf, dass er sagen würde: „Nehmen Sie sich für heute nichts mehr vor – es lohnt sich nicht mehr.“ Ich habe diese Welt schon immer verachtet, aber sie ist der einzige Ort, wo man Champignonschnitzel mit Pommes essen kann. Der Appetit darauf ist mir nach der Visite schnell vergangen. Der Arzt riet mir auch, keinerlei Alkohol mehr zu trinken, ich solle mich auf grünen Tee oder Ingwerdrinks beschränken. Was nützt mir ein längeres Leben, wenn ich laufend dieses Gesöff schlucken muss?   Ich entschied mich für Schlichtheit, und dafür, meinen Alkoholkonsum von täglich zehn Korn und acht Bier in Gerresheim auf zwei zu reduzieren. Ausgerechnet kurz vor Weihnachten stellte mir der Doktor diese niederschmetternde Diagnose. So kündigte ich meine gut dotierte Stelle und verdingte mich als Freiberufler. Uppss … Gar nicht so einfach. Aber wenn ich an mein erspartes Geld ranginge, könnte ich locker zwei Jahre davon Leben! Vorausgesetzt, mein Name ist Mahatma Ghandi und ich ernähre mich täglich von einer Handvoll Reis und abgestandenem Wasser. Dann hatte ich noch mein teures Loft auf der Pfeifferstraße im Nacken, dass ich schnellstmöglich loswerden musste. Voller Entsetzen sah ich mich von Makler zu Makler und von Wohnung zu Wohnung eilen – kurz vor Weihnachten!   Oh, wie war ich am Boden zerstört! Ich habe weder Eltern noch Freunde (alle lebten noch!), aber wenn Sie mich kennen würden, wüssten Sie, warum. Ich bin in mittleren Jahren, nicht gerade groß und sehe wie ein Bücherwurm aus. Dann ständig die gebeugte unzufriedene Haltung, die Hände in den Taschen, die Halbstiefel sind viel zu groß und dick und dann noch meine schreckliche dicke Hornbrille. Ich grübele gerne, meckere über alles und jeden, sehe niemanden (es sei denn, ich arbeite als Journalist), und alle machen einen Bogen um mich. Und wenn ich mich im Spiegel sehe, möchte ich losheulen. Ich suchte eine Imageberaterin auf, nur um mich aufzupeppen. Aber nach drei Tagen habe ich sie gefeuert, weil sie nicht attraktiv genug war. Es ist hoffnungslos mit mir!   Und nun standen die Feiertage bevor. Was tun? In Gerresheim gibt es ab neunzehn Uhr sowieso nur staatlich verordnete Langeweile, noch mehr zu Weihnachten, und das Chloroform wird gleich mitgeliefert.  Sex, Drugs und Rock `n Roll kann man nur im TV genießen. Oder man wartet auf den Schützenball im Frühjahr. Natürlich lieben wir unser wunderschönes Dörfchen, wie alle Gerresheimer, aber am frühen Abend ist es ruhig wie in einem Kurort.   Gegen fünfzehn Uhr wollte ich in die Basilika Sankt Margareta gehen – geschlossen. Nur die Orgel war zu hören, wahrscheinlich übte der Chorleiter, Herr Wallrath, schon mal die Festtagslieder für Heiligabend. Ich gehörte auch zum Chor, aber meine miesepetrige Stimmung zog alle Sänger und Sängerinnen in den Abgrund. Die Straßen waren menschenleer, sieht man von den ewigen Radfahrern ab, die in Höchstgeschwindigkeit urplötzlich an einem vorbeirasen. Lesen Sie mal im Alten Testament nach: Als Plagen werden Heuschrecken, Ameisen, Würmer und Fahrradfahrer genannt. Ach ja – auch die Laubbläser, die ganz vorne auf der Horrorliste der Bibel stehen.  Alle Wärme und alles Glück blieben in den berühmten vier Wänden eingeschlossen, und ich – ausgeschlossen. Ob mir ein Spaziergang gut tun würde? Da ich darin – wie in fast allem, ungeübt bin, wanderte ich die steile Serpentine hoch bis zum Rotthäuser Weg. Dorthin, wo die teuren Villen stehen. Der Blick ins Bachtal war atemberaubend, das musste ich schnaufend zugeben, denn die Strecke hatte mich, Ungeübten, einfach geschafft. Die Zigaretten taten ihr übriges, aber nachdem ein Bekannter von mir damit aufgehört hatte, weil er die Treppe nicht mehr hochsteigen konnte, ließ ich es bleiben. Grund:  der gute Mann kommt noch immer nicht die Treppen hoch, weil er nach dem Entzug dreißig Kilo zugenommen hatte.    Im Tal gab es Fischteiche, Bauernhäuser, jede Menge Vieh und Weiden, das indes mit Schnee überdeckt war. So ging ich zum Oberen Gerresheimer Friedhof, woran Sie sehen können, dass ich ein eingefleischter Masochist bin, der mittlerweile eine Weihnachtsdepression bekam.  Ich wollte ja Stimmung haben, und wo war ich? – auf dem Friedhof. Davor ist ein Parkplatz, aber es gab nur einen klapprigen roten Wagen, der inzwischen vereist und eingeschneit war. Ich konnte ein paar Fußstapfen erkennen, die bis zum Friedhofstor führten. Das große Gitter öffnete sich quietschend, wie es sich gehört. Sie sollten auch erfahren, dass ich mir vor einer Stunde einen Flachmann am Büdchen neben dem Ärztehaus gekauft hatte. Ich kam mir total asi vor, aber ich hatte etwas gegen die Tristesse und die Kälte.   Überall waren verschneite Gräber und Krähen, die sich stritten. Leichter Nebel lag über der düsteren Szenerie, und eine weibliche trauernde Statue beugte sich hinab zu einem Teich. Alles war mit Moos überwachsen, und es schneite schon wieder. Die Stille war absolut, sogar das Gezänk der Vögel blieb für mich stumm. Überall Zeugen von...



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