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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 448 Seiten

Reihe: Ein Dr. Lucas Page Thriller

Pobi Under Attack

Thriller
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-8412-2968-7
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, Band 2, 448 Seiten

Reihe: Ein Dr. Lucas Page Thriller

ISBN: 978-3-8412-2968-7
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Feuer in New York.

An einem Oktoberabend wird in dem weltberühmten Guggenheim-Museum in New York eine große Gala gefeiert. Bis eine Explosion die Nacht erschüttert und viele Menschen in den Tod reißt. Doch wo ist das Motiv? Beim FBI beschließt man, sich ungewöhnliche Hilfe zu holen. Lucas Page, genialer Astrophysiker, versteht es, einen Tatort auf besondere Weise zu lesen. Doch kaum beginnt er zu ermitteln, werden er und seine Familie bedroht ...

Ein Kriminalroman mit einem ungewöhnlichen Helden - Lucas Page ist ehemaliger Agent und ein brillanter Spurenleser.

Wall Street Journal.



Robert Pobi war Antiquitätenhändler, bis er sich entschied, freier Autor zu sein. Er lebt in einem kleinen Haus in den Bergen - ohne Telefon und Internet. Wenn er eine E-Mail scheiben will, fährt er in eine Kleinstadt acht Meilen entfernt. Im Aufbau Taschenbuch erschien von ihm bisher der erste Roman mit Lucas Page: 'Manhattan Fire'.
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1.

Solomon R. Guggenheim Museum, New York City


Dana Goldrich fragte sich, der wievielte Drink es mittlerweile war. Der fünfte? Der achte? Im Grund spielte es keine Rolle, denn dies hier war ihr letzter. Na ja, nicht unbedingt der allerletzte, aber derjenige, der sie über die Grenze von nicht beschwipst genug zu nahezu volltrunken befördern würde. Es war eine schmale Demarkationslinie, deren behutsame Überschreitung Dana dreißig Jahre lang bei Golfturnieren, Wohltätigkeitsauktionen, Galas mit fünfstelligen Beträgen pro Gedeck, endlosen Unternehmensevents und vielen Nächten allein in ihrem Haus in Connecticut perfektioniert hatte. Und sie genoss die Übung.

Aber sie wollte nicht so viel trinken, dass sie sich blamierte. Ihr Vater hatte sie gelehrt, dass es nichts Schlimmeres gab als einen Säufer, der die Kontrolle über sich selbst verlor. Also war das hier der letzte Schluck aus dem Brunnen. Doch um sicherzugehen, dass die Dinge nicht aus dem Ruder liefen, beschloss Dana, ein Gelöbnis abzulegen, und fuhr die schweren Geschütze auf: »großes Pfadfinderehrenwort«, »Kleiner-Finger-Schwur«, »Indianerehrenwort« (war dieser Ausdruck politisch noch korrekt?), »Hand aufs Herz« und »Bei meinem Leben«.

»Bei meinem Leben« erfüllte die meisten Kriterien. Schließlich wurde dieses Gelöbnis durch die romantische Vorstellung erhärtet, der Tod sei der Ehrlosigkeit vorzuziehen.

Bei meinem Leben, dachte sie inbrünstig.

Als sie zur Verstärkung ihres Schwurs zusätzlich die Hand aufs Herz legte, verschüttete sie etwas von ihrem Wodka, was sie aus irgendeinem Grund urkomisch fand. Sie leckte die Tropfen von ihrem Daumen und beschloss, die spiralförmige Rampe im Museumsinneren hinaufzugehen.

Alle Anwesenden schienen sich großartig beim Small Talk oder beim Fachsimpeln zu amüsieren, das sich an diesem Abend vorzugsweise um zwei Themen drehte: Umwelt und Aktien. Beim Thema Umwelt ging es um Recycling, Nachhaltigkeit und alternative Energien, bei den Aktientipps um Gewinnmaximierung. Für Dana war die hier versammelte Mischung aus Ökofreaks und Dotcom-Abgreifern eine explosive Melange, die nur auf einen Funken wartete, bis sie einem um die Ohren flog. Es war unvermeidlich, dass einer der Bäume-Umarmer irgendwann einen Risikokapitalgeber beleidigte, so dass sich die Lage erhitzte und jemand jemandem einen Drink ins Gesicht schüttete. Vielleicht warf man einander sogar Unflätigkeiten an den Kopf. Dass es zu Schlägereien kam, bezweifelte Dana. Die Wall-Street-Typen mochten sich für brutal halten, zogen aber eher den Schwanz ein, als sich die Fresse polieren zu lassen. Aber auch ihre Widersacher, die Anti-CO2-Ausstoß-Freaks, neigten eher zu Massenumarmungen als zu Massenschlägereien.

Danas Mann Sheldon, meist »Shelly« genannt, mischte sich irgendwo im Atrium unter seine Hedgefonds-Kumpels. Dana überflog das Meer von Abendkleidern, aber es waren bestimmt 500 Leute hier. Die Hälfte davon trug Smokings, einschließlich der Kellner. Dazu kam, dass Shelly nicht besonders groß war, also hätte Dana ebenso gut in einem Eiskübel nach einem Diamanten suchen können. Was ihr letztendlich ganz recht war. Sie hatte kein Interesse, Shelly dabei zuzuhören, wie er einen seiner Fonds anpries. Zurzeit waren ausländische Rentenfonds der Hit, meist von den Saudis abgesichert.

Natürlich redeten alle über das Unternehmen, das die heutige Veranstaltung ausrichtete, Horizon Dynamics. Shelly war ganz aus dem Häuschen wegen eines Gerüchts, das unter seinen Kumpels kursierte. Angeblich erwartete sie alle heute Abend eine sensationelle Ankündigung, die sämtlichen Beteiligten ein Vermögen einbringen würde, wenn der Börsengang morgen früh über die Bühne ging. Offenbar war das nicht ganz aus der Luft gegriffen, denn Dana hatte bereits gehört, wie einige Gäste über Möglichkeiten diskutierten, die Steuer auszutricksen.

Dana bewegte sich mit bedächtigen Schritten die Korkenziehergalerie des Museums hinauf. Die koordinierten Bewegungen sprachen dafür, dass ihr Blutalkoholwert nahezu perfekt war. Sie hatte es mal nachgelesen, es war ein simpler biologischer Vorgang: Ethanol, das die Blut-Hirn-Schranke durchdringt, stört das Gleichgewicht, weil der Mensch sein Innenohr von den Haien geerbt hat. Es war eine so schlichte Weisheit, dass man beinahe darüber stolperte. Was Dana auch prompt tat, doch sie fing sich am Geländer ab. Und verschüttete noch mehr von ihrem Cocktail.

In Sheldons Büro stolperte sie ein zweites Mal, diesmal über die Gemahlin eines Kundenbetreuers, eine Frau mit einem dieser scheußlich-süßlichen Saccharin-Spitznamen, an die Dana sich nie erinnern konnte. Muffy oder Missy oder so ähnlich. Sie war in Begleitung einer Schickimicki-Freundin im Cruella-de-Vil-Look, komplett mit einer zweifarbigen Marmorwelle.

Als Muffy/Missy Dana sah, quietschte sie und tippte aufgeregt wie ein Zwergspitz mit den Füßen auf. »Dana! Was für eine entzückende Überraschung.« Ihre Gesichtsmuskeln bewegten sich kaum, aber sie schaffte es immerhin noch, ihre Lippen zu einer Grimasse zu formen, das die meisten Menschen mit etwas Wohlwollen als Lächeln interpretieren würden.

Dana hielt ihren Drink vorsichtig vom Körper weg und beugte sich vor, um mit Muffy/Missy Luftküsse zu tauschen. »Wie schön, Sie zu sehen …«, säuselte sie und versuchte, sich an den Namen der Frau zu erinnern.

Muffy/Missy stellte ihre Cruella-Freundin vor, aber deren Name ging im Lärm unter. Cruellas Gesicht zeigte das Ergebnis der gleichen taxidermischen Verfahren, so dass ihr Mund wie eine überbackene Pizzatasche aussah.

Noch mehr bussi, bussi.

Muffy/Missy fragte nach Danas Kindern, obwohl sie gar keine hatte, und wollte wissen, wann sie und Sheldon, den sie »Shelbon« nannte, mal wieder auf ein fabelhaftes Wochenende zum Strand kommen würden. Dabei waren sie noch nie dort gewesen.

Dana deutete vage auf eine Stelle weiter oben auf der Rampe. »Ich bin in ein paar Minuten zurück«, log sie. »Ich habe jemandem versprochen, mit ihm über ein Praktikum für eines seiner Kinder zu sprechen. Wir sehen uns später.«

Muffy/Missy schien es zufrieden, und sie und Cruella entschwebten weiter nach unten.

Während Dana sich zum Oberlicht und den Konfetti-Maschinen hocharbeitete, ignorierte sie den Großteil der ausgestellten Kunstgegenstände. Die Dekoration, denn mehr war es in Wirklichkeit nicht, war eine Mischung aus Ansel Adams’ ikonischen Fotografien von Bergen und Wäldern der USA und Andy Warhols massenproduzierten Drucken diverser Wegwerfartikel. Die Wall-Street-Typen warfen mit Begriffen wie »Juxtaposition«, »Negativraum« und »ungezügeltem Konsumverhalten« um sich, als ob sie diese Begriffe verstünden oder sich tatsächlich dafür interessierten.

Dana arbeitete in der Kunstabteilung von Christie’s und erkannte Werbung, wenn sie welche sah. Betrachtete man Warhols Konservensuppen-Drucke neben einem von Adams’ Sierra-Nevada-Panoramen, konnte man die Botschaft nicht übersehen: zu viel Müll, zu wenig ökologische Weitsicht. Genau deshalb waren sie alle hier: Horizon Dynamics würde die Welt verändern. So verkündeten es auch die siebenstöckigen Folienbanner, die von der Decke hingen, mit einem klassischen Werbeagentur-Zielgruppen-Slogan: Wir lösen schon heute die Probleme von morgen!

Die Arbeiten von Warhol sahen für Dana aus wie T-Shirt-Aufdrucke. Sicher, es war populär. Sicher, man wusste sofort, was man vor sich hatte. Sicher, es war der Zeitstempel einer bedeutenden kulturellen Epoche. Doch wenn Dana sich die Poster und Siebdruckporträts anschaute, sah sie bloß ein Albino mit verrückter Perücke vor sich, das sich aufgerafft hatte, Kunst zur Massenware zu deklarieren.

Warhol war Maßstab sowohl für den versierten Sammler wie auch für den Anleger; er war eine globale Marke, ein Logo mit hohem Wiedererkennungswert. Dabei spielte es keine Rolle, ob es sich um Brillo-Schachteln, ein mit Tarnfarbe verfremdetes Porträt von Jagger oder eine seiner frühen Schuh-Zeichnungen handelte – sie alle waren Ikonen. Es war viel einfacher, einen Warhol bei einer Auktion zu ersteigern, als sich den Kopf darüber zu zermartern, wieso ein kleines Gemälde mehr wert sein konnte als ein großes. Um eines der 250 Exemplare der »Campbell’s Soup...



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