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E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Quent / Richter / Salheiser Klimarassismus

Der Kampf der Rechten gegen die ökologische Wende
22001. Auflage 2022
ISBN: 978-3-492-60224-2
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der Kampf der Rechten gegen die ökologische Wende

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

ISBN: 978-3-492-60224-2
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Weltweit blockieren rechte Parteien und Netzwerke effektiven Klimaschutz. Das ist kein Zufall: Denn die Hauptverantwortung für den Klimawandel trägt der reiche globale Norden, aber seine Opfer sind vor allem ohnehin benachteiligte Menschen - hierzulande und im Süden. Um diesen Klimarassismus zu kaschieren, leugnen die Rechten, dass die Erderhitzung überhaupt ein Problem ist. Dieses Buch zeigt, wo die politischen Gefahren des rechten Rückschlags gegen den grünen Umbau in Deutschland und der westlichen Welt liegen und mit welchen Netzwerken und Argumentationsweisen die Rechten die ökologische Transformation angreifen.

Matthias Quent ist Professor für Soziologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Er gründete und leitete bis 2022 das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) in Jena. Quent forscht und lehrt unter anderem zu Rechtsradikalismus, Folgen der Digitalisierung, zu Demokratieförderung und zu gesellschaftspolitischen Fragen der ökologischen Transformation. Als medial gefragter Experte, Redner und Sachverständiger berät und unterstützt er Aktivitäten zur Stärkung demokratischer Kultur in unterschiedlichen Kontexten. Sein Sachbuch »Deutschland rechts außen« (Piper, 2019) stand auf der Spiegel-Bestsellerliste und wurde mit dem Preis »Das politische Buch 2020« der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgezeichnet. Quent studierte Soziologie, Politikwissenschaft und Neuere Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der University of Leicester (UK).
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Einleitung


»Verbote. Wohlstandsvernichtung. Klimasozialismus. Ökodiktatur. Enteignungsterror. Masseneinwanderung. Klimasozialismus. Vogelmord. Waldvernichtung. Totalitär. Heimatfeindlich.« – Laut einer rechten Schmutzkampagne im Bundestagswahlkampf 2021 steht die Partei der Grünen genau dafür. Die Plakate erweckten den Eindruck, es handle sich um echte Wahlwerbung der Partei. Im Internet schlugen die Schmähungen in offenen Hass, Beleidigungen und Bedrohungen um. Häufig waren und sind die Anfeindungen frauenfeindlich. Einen derart groß angelegten, aggressiven und unverschämten Wahlkampf gegen eine einzelne Partei und ihre Spitzenkandidatin hat es in Deutschland bisher noch nicht gegeben. Und diese Kampagne ist nur ein Beispiel. Anfeindungen sind für Klimaaktivist:innen und die Klimaforschung zum Alltag geworden. In einigen Regionen der Welt ist das Engagement für Umwelt- und Klimaschutz lebensbedrohlich. Längst geht es um mehr als um bloße Parteipolitik. Spurensuchen nach den Auftraggeber:innen der Schmutzkampagne im Bundestagswahlkampf führten Journalist:innen in das Milieu der radikalen Rechten – unter anderem zu David Bendels, der schon zuvor mit nebulöser Finanzierung Werbung für die AfD machte. Finanzen und Netzwerke sind dubios, doch die Absichten und Erzählungen sind eindeutig: Der Kampf gegen die ökologische Wende wird mit immer härteren Bandagen ausgetragen und ist zugleich die wichtigste Frage unserer Zeit. Tatsächlich sind die obigen Slogans keineswegs neu. Sie sind Teil einer rechten Kampagne, die seit den 1970ern als organisierte Gegenbewegung gegen gesellschaftlichen Fortschritt initiiert wurde. Im Kern geht es dabei um Verantwortungsabwehr sowie die Legitimierung sozialer und globaler Ungleichheit und klimarassistischer Zustände. Zustände, in denen der globale Norden die Schattenseiten von Wohlstand und Wachstum vor allem in den Süden auslagert. Je bewusster der Gesellschaft die Notwendigkeit einer schnellen und radikalen ökologischen Wende wird, desto aggressiver wird die Veränderung abgewehrt. Dieses Buch zeigt, welche Motive, Netzwerke, Ideologien, Muster und Strukturen dahinterstehen.

Lange Zeit waren Umwelt- und Klimapolitik für die radikale Rechte in Deutschland nur Randthemen. Doch das hat sich geändert – spätestens seit den verheerenden Überschwemmungen in Deutschland im Sommer 2021 kommt niemand mehr an diesen Themen vorbei. Der menschengemachte Klimawandel und die ökologische Wende sind das drängendste Thema unserer Zeit. Die Debatten über den ökologischen Krisenzustand und über die Notwendigkeit von Veränderungen eignen sich aus rechter Sicht perfekt für das Schüren von Angst und Hass und für die Verbreitung von Falschinformationen. Damit ist die rechte Abwehrpolitik gegen die ökologische Wende eine der größten Herausforderungen für die Rettung des Planeten und der Demokratie: Rechtsterroristen rechtfertigten ihre Morde mit klimarassistischer Propaganda; der rechtspopulistische brasilianische Präsident Jair Bolsonaro treibt mit der gleichen Zügellosigkeit wie Donald Trump während seiner vierjährigen Amtszeit die Zerstörung des Klimas und der Umwelt voran, wobei er neben Medien und Institutionen auch die Wissenschaft und Klimaschutzmaßnahmen bekämpft. Hierzulande nehmen im Internet und in Parlamenten Angriffe gegen Klimaaktivist:innen fortlaufend zu. Die Zielrichtung hatte bereits im September 2019, noch vor Ausbruch der Coronapandemie, der AfD-Spitzenpolitiker Alexander Gauland verkündet: »Die Kritik an der sogenannten Klimaschutzpolitik ist nach dem Euro und der Zuwanderung das dritte große Thema für die AfD.«[1]

Die Coronapandemie hat die Dringlichkeit für die Rechten, gegen die ökologische Wende zu agitieren, nur aufgeschoben. Während der Pandemie gingen auch in Deutschland Zehntausende Menschen auf die Straßen, um gegen die Coronamaßnahmen der Regierung zu protestieren. Sehr häufig orchestrieren Rechtsradikale, Verschwörungsideolog:innen, Antisemit:innen und andere Antidemokrat:innen die Proteste. Und immer häufiger erheben sich auf den entsprechenden Kommunikationsplattformen, in sozialen Netzwerken und bei Demonstrationen Stimmen, die Corona und den Klimawandel miteinander verbinden. Ihnen zufolge beruhen die freiheitseinschränkenden Maßnahmen auf gezielter »Plandemie« und sind Teil eines größeren Planes zur Einführung einer »Klimadiktatur«. Sicher: Nicht alle, die gegen die Politik demonstrierten, waren von dieser Verschwörungserzählung motiviert, aber die Proteste machen erneut deutlich, wie fehlende Abgrenzungen und Desinformationen viele Menschen dazu mobilisieren können, mit Demokratiefeind:innen gemeinsame Sache zu machen. Nicht zuletzt haben Falschinformationen und Propaganda sehr viele Menschen verunsichert, Impfungen und andere Schutzmaßnahmen sabotiert und damit in Deutschland und weltweit zu unzähligen Todesfällen geführt, die hätten verhindert werden können.

Die Protestierenden inszenierten sich als Kämpfer:innen für Freiheit – ein großes und häufig missbrauchtes Wort. Freiheit kann es ohne Verantwortung nicht geben. Freiheit ohne Verantwortung ist Egoismus, Willkür, die machtvolle Durchsetzung eigener Interessen auf Kosten anderer. Doch nicht alle leiden gleich unter Egoismus und Tyrannei: Vor allem die Menschen, die ohnehin ärmer, verletzlicher oder machtschwächer sind, geraten unter die Räder. Bei der Coronapandemie handelt es sich um eine globale Umweltkatastrophe – wie beim Klimawandel. Pandemien durch Übertragung von Krankheiten von Tieren auf den Menschen könnten in Zukunft durch den Klimawandel sogar zunehmen. Und wie geht man mit denen um, die die Gefahr durch Corona und den Klimawandel leugnen? Was lässt sich aus dem Verhalten in der gegenwärtigen Pandemie für künftige Veränderungen und Konflikte lernen?

Die massiven Attacken auf Corona- und Klimaschutzmaßnahmen von rechts sind kein Zufall. Es handelt sich dabei nicht nur um einen rohen Populismus, der sich gegen die jeweilige Regierung und ihre Politik richtet – obwohl dieser Aspekt zweifellos eine Rolle spielt. Es ist auch kein Zufall, dass es sehr häufig die gleichen Stimmen sind, welche die Existenz von Rassismus und des menschengemachten Klimawandels leugnen. Der Kampf gegen die ökologische Wende folgt auch knallharten Interessen: Macht, Geld, Vorherrschaft. Diese lassen sich nicht mit einfachen Glaubenssätzen à la »Die Erderwärmung betrifft uns doch alle« beiseiteschieben. Diese Konflikte gehen nicht nur vom rechten Rand aus, sondern durchdringen unsere Geschichte und Gesellschaft mit all ihren Widersprüchen – also ihren Fortschritten ebenso wie ihren Egoismen, Ungleichheiten und Brutalitäten gegenüber Mensch und Natur. In diesem Buch zeigen wir, wie Rechtsextremismus, Rassismus und der Klimawandel zusammenhängen.

Bundespräsident Steinmeier betonte im Juni 2020, dass es nicht ausreiche, kein Rassist zu sein; vielmehr müssten wir auch Antirassisten sein. Damit zitierte er indirekt die afroamerikanische Aktivistin und Wissenschaftlerin Angela Davis: »In einer rassistischen Gesellschaft ist es nicht genug, kein Rassist zu sein. Man muss antirassistisch sein.« Diese Worte waren wohl nie aktueller als in Zeiten einer Klimakrise, in der rassistische Zustände zugleich verstärkt und verschleiert werden. Der menschengemachte Klimawandel geht vor allem auf die Kosten der Schwächeren. Die Kosten unserer Privilegien zahlen andere woanders. Die Rechten leugnen den Klimawandel und damit die strukturelle Ungleichheit, von der sie besonders profitieren. Doch diese Frage betrifft uns alle auch dann, wenn wir im Alltag irgendwie »gegen rechts« sind, die AfD doof und kulturelle Vielfalt gut finden. Kämpfe gegen den Klimawandel, gegen Rechtsextremismus und gegen Rassismus sind nicht das Gleiche, aber dennoch nicht voneinander zu trennen.

In diesem Buch decken wir Argumentationsweisen, ideologische Hintergründe, Strategien und Netzwerke des rechten Kampfs gegen die ökologische Wende auf. Wir liefern Fakten und (Gegen-)Argumente, um klimaleugnenden Antiökolog:innen und rechten Demagog:innen nicht auf den Leim zu gehen. Wir legen offen, dass die Rechte dabei direkt aus unserer Gesellschaft entspringt, und beschreiben die wichtigsten neuen Einflüsse, die die rechte Anti-Klimapolitik prägen. Und wir zeigen Schlussfolgerungen für den Umgang mit unterschiedlichen Formen der Verleugnung und Ablenkung von der Klimakrise durch die völkische und die libertäre Rechte auf.

Zwei Hauptrichtungen rechter Klimapositionen


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